Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов

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zueinander gesetzt werden. Dieses Vorgehen dient jedoch weder der Validierung noch der Vertiefung von Erkenntnissen, sondern der Erforschung von Prozessen (s. auch Aguado 2015: 207–208).

      Im Unterschied zu Denzins Verwendung des Begriffs Datentriangulation als Oberbegriff gehen andere Klassifizierungen von Datentriangulation (bezogen auf Personen als verschiedene Informationsquellen) von zeitlicher und örtlicher Triangulation als nebeneinander stehende Triangulationstypen aus (Brown/Rodgers 2002; Cohen/Manion/Morrison 2017).

      Denzin plädiert in Anlehnung an das theoretical samplingtheoretical sampling der Grounded Theory dafür, innerhalb einer Studie nach möglichst vielen auf den Forschungsgegenstand bezogenen Datenquellen zu suchen, um durch Vergleiche möglichst kontrastiver Settings entsprechende theoretische Konzepte sukzessive herausarbeiten zu können (Denzin 1970: 301). Dem Prinzip von Replikationsstudien (s. Kap. 4.5) liegt ein ähnlicher Gedanke zugrunde, doch spricht man von Triangulation nur in den Fällen, in denen Daten bei der Analyse direkt zueinander in Beziehung gesetzt werden; dies ist in der Regel nur im Rahmen jeweils einer Studie der Fall, da Replikationsstudien zwar die Befunde, in der Regel aber nicht die Daten von Vorgängerstudien mit den eigenen Daten in Beziehung setzen (s. auch Kap. 4.5 zu Metaanalysen).

      4.4.3 MethodentriangulationMethodentriangulation

      Die Kombination mehrerer Methoden zur Erforschung eines Gegenstands ist die wohl am häufigsten durchgeführte Art der Triangulation. Denzin (1970: 308–309) unterscheidet hier zwei Formen: zum einen die Triangulation innerhalb einer Methode (within-methodwithin-method) und zum anderen die Verwendung verschiedener Methoden zur Beantwortung einer Forschungsfrage (between-methodbetween-method). Wenn z.B. in den Referenzarbeiten von Schart (2003) und Gödecke (2020) innerhalb eines Fragebogens offene und geschlossene Fragen gestellt werden, kann hier von methodeninterner TriangulationTriangulationmethodeninterne gesprochen werden. Schwab (2009) arbeitete in seiner Untersuchung methodenübergreifendmethodenübergreifend und triangulierte das Verfahren der videografischen Unterrichtsbeobachtung mit anschließenden retrospektiven Interviews mit den an der Studie teilnehmenden Lehrenden; außerdem wurden die Schülerinnen und Schüler leitfadengestützt interviewt (between-method triangulation). Diese Referenzarbeit illustriert somit das Potential einer Kombination von Beobachtungen zur Erfassung der sozialen Dimension mit Befragungen zur Erfassung der mentalen Dimension. Vergleichsweise selten findet der methodentriangulatorische Fall Erwähnung, dass derselbe Datensatz mit unterschiedlichen Auswertungsverfahren bearbeitet wird wie beispielsweise von Knorr (2015), die Planungsgespräche von angehenden Lehrpersonen sowohl inhaltsanalytisch als auch gesprächsanalytisch auswertete. Werden jedoch unterschiedliche Variablen mit unterschiedlichen Methoden erhoben, wie dies u.a. die Referenzarbeit von Biebricher (2008) illustriert, so handelt es sich nicht um ein triangulatorisches, sondern um ein mehrmethodisches Vorgehen.

      Eine spezielle Form der methodologischen Triangulation stellt die Verbindung quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden dar, die auch als mixed methodsmixed methods oder mixed methodologiesmixed methodologies bezeichnet wird (s. Kap. 3.3). Diese Mischung von Methoden, die ehemals nahezu unvereinbare Paradigmen verknüpft, wird gegenwärtig nicht mehr in Frage gestellt; es werden jedoch Diskussionen nach dem Verhältnis beider Positionen innerhalb eines Forschungsdesigns, nach der Gewichtung der Ergebnisse, der Abfolge des Einsatzes der jeweiligen Methode und nach dem Umgang mit Divergenzen geführt (z.B. Flick 2011: 75–96; Kelle/Erzberger 2008; Kuckartz 2014; Lamnek 2010: 245–265; Mayring 2001; Schründer-Lenzen 2014). Gerade divergierende Ergebnisse werden eher als Chance betrachtet, da die Suche nach alternativen Erklärungen zur Modifikation von Theorien führen kann (Lamnek 2010: 259).

      4.4.4 Forscher*innentriangulation

      Als Forscher*innentriangulationForscher*innentriangulation wird der Fall bezeichnet, bei dem „das gleiche Phänomen von unterschiedlichen Forschern (Beobachtern) untersucht und interpretiert [wird]; die Ergebnisse werden trianguliert, man erhofft sich so, den Einfluss von Forschern auf den Forschungsgegenstand ermitteln zu können“ (Kuckartz 2014: 46). Es ist damit also kein arbeitsteiliges Vorgehen, sondern der Prozess der Zusammenführung von gemeinsam oder unabhängig voneinander durchgeführten Erhebungs-, Aufbereitungs- und/oder Auswertungsschritten gemeint. Dieser Prozess dient zumeist der Erhöhung der ReliabilitätReliabilität, in einigen Fällen auch der Komplementarität von individuell bedingten Herangehensweisen.

      Die Erhebung von Messwerten und deren statistische Auswertung im Rahmen des quantitativen Forschungsparadigmas erfordern in der Regel keine Forscher*innentriangulation, doch bei der Quantifizierung qualitativer Daten (also beispielsweise bei der Überführung von Video- und Videotranskriptdaten in Zahlenwerte) empfiehlt es sich, die Inter-Coder- bzw. die Inter-Rater-ReliabilitätInter-Coder- bzw. Inter-Rater-Reliabilität zu überprüfen (vgl. Hugener et al. 2006). Bei niedrig-inferentenniedrig-inferent Kodier- und Beurteilungsvorgängen (z.B. Welches Objekt hat die im Morgenkreis erzählende Person in der Hand? Wie ruhig verhalten sich die Zuhörenden im Erzählkreis?) ist dies möglicherweise unnötig, während es bei hoch-inferentenhoch-inferent Kodier- und Beurteilungsprozessen (z.B. Welche Art von Geschichte erzählt die Person? Inwieweit wirkt sie motiviert?) jedoch sehr relevant erscheint.

      Im Rahmen des qualitativen Forschungsparadigmas handelt es sich fast durchgängig um hoch-inferente interpretative Analyseprozesse, die den Gütekriterien der Transparenz und der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit gerecht werden sollen (s. Kap. 2). Dementsprechende Beispiele für Forscher*innentriangulation reichen von der Präsentation und Diskussion eigener interpretativer Analysen in einer Forschungsgruppe über interaktionsanalytische Datensitzungen bis zur Gegenkodierung von Teil- oder Gesamtdatenkorpora wie beispielsweise in der Referenzarbeit von Hochstetter (2011), in der das gesamte Material von zwei Kodiererinnen getrennt voneinander bearbeitet wurde. Aufgrund begrenzter Ressourcen ist eine wünschenswerte Forscher*innentriangulation jedoch häufig unmöglich; in solchen Fällen erscheint die Überprüfung der Intra-Intra-Coder-Reliabilität (im Gegensatz zur Inter-) Coder- bzw. der Intra-RaterIntra-Rater-Reliabilität-ReliabilitätInter-Coder-Reliabilität als mögliche Lösung. So wurde in der Referenzarbeit von Arras (2007) zur Erhöhung der ReliabilitätReliabilität beispielsweise eine Zweitkodierung im zeitlichen Abstand von drei Monaten von derselben Forscherin durchgeführt.

      Forscher*innentriangulation spielt im Rahmen qualitativer Forschung jedoch nicht nur bei der interpretativen Auswertung eine wichtige Rolle: Auch der Einfluss der forschenden Person(en) in der Erhebungsphase ist bei nicht-standardisierten Verfahren, beispielsweise bei Interviews oder bei teilnehmender Beobachtung, von großem Interesse (vgl. auch Schründer-Lenzen 2014 zur epistemologischen Funktion von Triangulation in der Ethnographie). Darüber hinaus ist es bei der Aufbereitung von Audio- und Videodaten im Rahmen interaktionsanalytischer Forschung üblich, die dabei entstehenden detailreichen Transkripte von einer zweiten Person korrigieren zu lassen und das entsprechende Transkriptions- und Korrekturverhältnis zu erfassen, um die Reliabilität der Analysegrundlage zu erhöhen bzw. für die Leser*innenschaft einschätzbar zu machen.

      4.4.5 Theorientriangulation

      Unter TheorientriangulationTheorientriangulation versteht man in Anlehnung an Denzin (1970: 303) in der Regel die Annäherung an Daten aus verschiedenen theoretischen Perspektiven und mit unterschiedlichen Hypothesen, um auf diese Weise ggf. Hypothesen zu widerlegen und die Nützlichkeit und Stärke verschiedener Theorien zu überprüfen. Laut Flick (2011: 14) „sollen hier aber auch die Erkenntnismöglichkeiten fundiert und verbreitert werden“.

      Aguado (2014: 50) stellt fest, dass Theorientriangulation „in der Forschungsrealität kaum vor[kommt]“, und vertritt die Auffassung, dass es „weder sonderlich zielführend noch sehr ökonomisch [ist], mehrere theoretische Ansätze gleichzeitig in Anwendung zu bringen.“ Konzept und Potential der Theorientriangulation lassen sich jedoch an der zweitsprachendidaktischen Dissertation von Gadow (2016) illustrieren, die mit Blick auf das bildungssprachliche Handeln von Viertklässler*innen bei Berichten über Experimente zum Sinken und Schwimmen systematisch Theorien aus der Naturwissenschaftsdidaktik und aus der Linguistik zusammenführt. Sie arbeitet u.a. heraus,


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