Desert Winds - Die Gefangene der Wüste. Alexa Kim

Desert Winds - Die Gefangene der Wüste - Alexa Kim


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Ladla anzusehen, als ich sie vom Sattel ihres Pferdes losbinde. Aber ich weiß, dass ich sie fesseln muss, während ich die Pferde versorge. Ich kann ihr nicht trauen … jetzt nicht mehr. Wahai liegt nicht weit entfernt, und sie würde noch einmal versuchen zu fliehen. Denk nicht mal daran …, ermahne ich mich noch einmal und führe Ladla in die Höhle.

      „Hinsetzen ...“, weise ich sie an, nachdem ich eine Decke auf den Boden gelegt habe.

      Sie gehorcht schweigend, aber in ihren Augen kann ich ihren Widerwillen und ihre Rebellion sehen. Allein ihre Blicke haben etwas ungemein Provozierendes … Ich kann mich nicht zurückhalten, ihre Handfesseln noch etwas fester zu ziehen. Das Ende des Seiles binde ich um einen großen Felsen, den Ladla hinter sich herziehen müsste, sollte sie versuchen zu fliehen. „Bequem, Prinzesschen?“, frage ich und versuche erst gar nicht, mein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken.

      Ladlas Augen sprühen wütende Funken. „Meinetwegen kannst du Sand fressen … Barbar!“

      Ich kneife die Augen zusammen und starre sie an. Spätestens jetzt würde jede andere Frau den Blick senken. Nicht Ladla! Ich bin sicher, dass sie Angst vor mir hat, aber sie zeigt es nicht. Sie ist eine seltsame Frau … hart, aber auf eine unerklärliche Art anziehend – wie ein Pferd das man nach langem Kräftemessen zu Fall bringt und dessen Muskeln sich noch immer aufzulehnen versuchen, während man ihm die Läufe zusammenbindet. Man spürt seine Kraft und den Stolz, es sich gefügig gemacht zu haben.

      Ich schüttele den Kopf. Was sind denn das für absurde Gedanken? Ohne Ladla weiter Beachtung zu schenken, mache ich mich daran, die Pferde zu versorgen. Die Quelle in der Höhle gibt nicht viel Wasser her und ist nicht viel mehr ein Rinnsaal, das in ein natürliches Becken tropft. Für zwei Tage haben wir genug Wasser, aber dann muss sich das Becken erneut füllen. Wir müssen also trotz allem sparsam sein.

      Soll Ladla ruhig vor sich hin grollen, während ich mich um die Pferde kümmere. Ich glaube es ist gut, wenn wir beide eine Weile für uns allein sind, um auf andere Gedanken zu kommen.

      Ladla

      Ich starre die Wände der Höhle an. Das war es also! Mein einziger Versuch zu fliehen, ist gescheitert. Noch einmal wird Altor mich nicht unterschätzen. Du hast einfach kein Glück … verhöhnt mich eine innere Stimme. Selbst den Göttern bist du egal … nicht einmal jetzt wollten sie dir zur Hilfe kommen …

      Meine Hüfte schmerzt von dem Tritt, den Altor mir verpasst hat. Ich schätze, dass er nicht härter hätte zutreten können, wäre ich ein Mann gewesen. Altor ist ein Barbar … grob und gefühllos. Von den Wüstenbarbaren, die ich bisher kennengelernt habe, ist Altor bei Weitem der Schlimmste. Doch ich habe mir angewöhnt, vom Leben nicht viel zu erwarten. In dem Sinne kann auch Altor mich nicht allzu sehr erschrecken. Ich weiß, dass er mich nicht töten wird. Sein Bruder Rafai würde es nicht erlauben. Immerhin bin ich die Schwester seiner Frau – wie wenig das auch in seinen Augen bedeuten mag.

      Immerhin hat er mir die Hände nicht auf den Rücken gefesselt. Ein paarmal versuche ich, an dem Seil zu ziehen, das Altor um den Felsen gebunden hat – keine Chance. Wenn ich das Seil nicht wie eine Ratte mit den Zähnen durchnagen will, komme ich hier nicht weg. Und ich bezweifle ohnehin, dass ich genug Zeit dafür hätte, bevor Altor zurückkommt.

      Ich versuche, eine einigermaßen bequeme Stellung auf der Decke zu finden. Als ich mich zur Seite drehe, rast ein kurzer Schmerz durch meinen Bauch. Ich halte die Luft an und warte. Er vergeht so schnell, wie er gekommen ist.

      Langsam atme ich ein und wieder aus, um mich zu beruhigen. Seit Altor mich durch diese verdammte Wüste schleppt, habe ich mir angewöhnt, auf diese Art zur Ruhe zu kommen. Das war vor allem in den ersten Nächten wichtig, sonst hätte ich neben Altor kein Auge zugetan.

      Ich muss nicht lange darauf warten, dass meine Lider schwer werden. Jeder Tag in der Wüste ist anstrengend und kräftezehrend. Nach kurzer Zeit bin ich eingeschlafen.

      Ein scharfer Schmerz lässt mich aufwachen. Irritiert öffne ich die Augen. Wie lange habe ich geschlafen? Ein Blick zum Eingang der Höhle zeigt mir, dass die Sonne noch immer hoch steht. Es muss früher Nachmittag sein. Ich bin durchgeschwitzt … meine mittlerweile an vielen Stellen eingerissene Hose und das Hemd sind nass. Wenigstens konnte ich beides zwischendurch waschen, als wir in einer Oase gerastet haben. Aber bald hängt meine Kleidung nur noch in Fetzen von meinem Körper.

      Als ich versuche, mich aufzusetzen, schießt die nächste Schmerzwelle durch meinen Unterleib. Sie fühlt sich an wie ein glühend heißer Dolch.

      Ich erschrecke, als ich den Kopf anhebe und den Blutfleck sehe, der sich auf dem Stoff meiner Hose ausgebreitet hat. Zuerst bin ich zu erschrocken, um zu denken, dann jedoch wird mir klar, was passiert ist. Mein Kind …, ist der einzige Gedanke, der mir durch den Kopf rast; dann schreie ich. Ich habe noch nie so geschrien in meinem Leben … ich kann noch nicht einmal aufhören, als Altor mit finsterer Miene in die Höhle gestürmt kommt.

      „Was ist jetzt schon wieder? Drückt ein Stein in deinen hochwohlgeborenen Hintern?“

      Er verstummt, als er den Blutfleck auf meiner Hose sieht. Ohne Eile kommt er zu mir, geht in die Hocke und schneidet meine Handfesseln durch. „Wann wolltest du mir davon erzählen?“ Seine Stimme klingt ruhig … zu ruhig, aber das ist mir in diesem Moment egal.

      Es ist seine Schuld! „Hättest du mich einfach entkommen lassen, hätte ich mein Kind nicht verloren!“

      Er presst die Kiefer zusammen. „Es wäre nicht passiert, wenn du mir davon erzählt hättest.“

      Ich funkele ihn an. „Als ob das etwas geändert hätte.“

      „Es hätte etwas geändert … ich bin kein Frauenschänder“, presst er wütend hervor. Fast kommt es mir vor, als hätte Altor das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.

      „Wer war der Vater?“

      Ich denke gar nicht daran, ihm zu antworten. Altor packt mein Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen. „Der Vater!“, fordert er zu wissen.

      „Darjan ...“, fauche ich unwillig.

      Er sieht mich mit einem Ausdruck im Gesicht an, als könne er kaum glauben, dass Darjan mich auch nur angerührt hätte. „Schwache Väter zeugen schwache Kinder.“

      Er lässt mein Kinn los und greift stattdessen unter meinen Arm. Überraschend sanft hilft er mir auf. „Zieh die Sachen aus.“

      Ich starre ihn an. Dieser Barbar erwartet doch nicht wirklich, dass ich mich vor ihm ausziehe?

      Altor verzieht ungeduldig die Mundwinkel. „Du kannst dich in die Decke wickeln und deine Sachen nach draußen werfen.“ Ohne meine Antwort abzuwarten, lässt er mich allein in der Höhle.

       Altor

      Das darf nicht wahr sein! Was für Überraschungen werde ich mit dieser Fürstentochter noch erleben? Zuerst versucht sie zu fliehen und dann das! Hätte ich bemerken müssen, dass sie schwanger ist? Wahrscheinlich schon, aber ich kümmere mich nicht um die Belange von Frauen. Warum auch? Ich habe keine Frau.

      Aber ganz sicher hätte ich Ladla nicht vom Pferd getreten, wenn ich es gewusst hätte! Sie hält mich für einen Barbaren und bringt mich auch noch dazu, mich vor ihr zu rechtfertigen. Aber die Wahrheit ist, dass Ladla nicht die erste Frau ist, die so über mich denkt. Wenn auch aus anderen Gründen.

      Ich lehne neben der Höhle im Schatten an einem Felsen. Zuerst glaube ich, dass Ladla sich weigert, ihre Sachen auszuziehen. Es dauert eine Weile, bis zuerst ihr Hemd und dann die Hose aus dem Eingang der Höhle geflogen kommen. Ich schnappe mir die Sachen und stelle fest, dass sie nicht nur blutig und durchgeschwitzt, sondern auch zerfetzt sind.

      Kurzerhand suche ich meine Feuersteine und Brennmaterial aus meinen Satteltaschen. Der Geruch des Blutes in der Kleidung könnte wilde Tiere anlocken. Außerdem lohnt es sich nicht, diese Flicken zu waschen, und wir sollten zwei oder drei Tage hierbleiben, bis Ladla sich erholt hat – wobei ich schätze, dass sich mehr ihr Gemüt beruhigen


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