Tor für die Liebe. Elena MacKenzie

Tor für die Liebe - Elena MacKenzie


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Tor für die Liebe

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

      Kapitel Eins

      Mein geliebter Mini brachte jeden Meter nur schlingernd hinter sich. Was hatte sich meine Chefin nur dabei gedacht, mich hier raus an den Arsch der Welt zu schicken, wo bei diesem Wetter Straßen zu reißenden Lehmflüssen wurden? Fluchend umklammerte ich das Lenkrad. Mein Herz raste nicht nur vor Anstrengung, das Auto auf dem schmalen unbefestigten Weg zu halten, sondern auch vor Angst, denn ich kam dem kleinen Bachlauf, der neben der Straße entlangfloss, mit jedem Schlingern näher.

      Ich war es einfach nicht gewohnt, mich weit ab von der Zivilisation zu befinden. Und mein Auto auch nicht. »Ich will zurück nach München«, wimmerte ich der Kuhherde zu, die interessiert beobachtete, wie mein Mini und ich uns durch den bayrischen Starkregen und Dreck wühlten.

      »Wieso muss ein Frauenmagazin wie My Style einen Artikel über eine Fußballmannschaft in einem Trainingscamp schreiben?«, hatte ich meine Chefin Christine gefragt. Dass ich sie noch als meine Freundin bezeichnen würde, wenn ich hier je wieder wegkam, das bezweifelte ich.

      »Weil die Weltmeisterschaft vor der Tür steht, und es da draußen Millionen von Frauen gibt, die jederzeit mit dir tauschen würden«, hatte sie lächelnd geantwortet und sich eins der Kleider angesehen, das ein Modedesigner in die Redaktion geschickt hatte, in der Hoffnung, wir würden es in der nächsten Ausgabe bewerben. Sie legte den Kopf schief und fuhr mit ihren dunkelroten Nägeln über den gold glitzernden Stoff. »Und weil diese millionen Frauen dort draußen, alles über ihre Lieblingsknackärsche wissen möchten. Ganz besonders die Dinge, die sie sonst nie erfahren.«

      »Du meinst die schmutzigen Details über Groupies, die sich nachts heimlich in das Camp schleichen, während die Fußballerehefrauen zu Hause die Kinder hüten?«, warf ich giftig in den Raum.

      »Genau diese Details.« Sie wandte sich zu mir um und warf ihr glattes, glänzend schwarzes Haar über die Schulter zurück. Christine war eine wandelnde Reklametafel für unser Magazin. Wie immer trug sie eins der Kleider, die wir von Designern zugeschickt bekommen hatten, hohe High Heels und perfektes Make-up. An ihrem schlanken Körper brachte sie Mode zur Vollendung.

      Bevor ich bei My Style angefangen hatte, hatte ich wenig Wert auf teure Kleidung gelegt. Aber man gewöhnt sich schnell an diesen Luxus, die perfekt gestylten Frauen und all das Bling Bling. Ich war also hineingewachsen in dieses Leben, in dem perfektes Aussehen das wichtigste war. Nur mein Körper hatte sich den Standards bisher nicht beugen wollen. Eine Größe 42 sieht nicht ganz so perfekt in den meisten Designerentwürfen aus wie eine Size Zero.

      »Ich hätte gerne Beweise für all diese Gerüchte um die Trainingscamps«, sagte Christine. »Und du hast das Näschen für alles, was schmutzig ist, Jenny.«

      Ja, dieses Näschen hatte ich wohl. Beim letzten Mal, als dieses Näschen auf Schmutz gestoßen war, hatte es einen unglaublichen Skandal gegeben. »Du weißt, dass ich dort auf Luca Rodari treffen werde?«

      Christine lehnte sich an ihren Schreibtisch und schlug die Unterschenkel übereinander. »Ja, das wird die ganze Sache noch interessanter machen.«

      »Das macht die ganze Sache zum Spießrutenlauf für mich«, knurrte ich.

      Christine beugte sich zu mir runter und stützte sich mit einer Hand auf der Lehne des Clubsessels ab, in dem ich saß. Mit der anderen Hand griff sie sich eine Strähne meines hellblonden Haares. »Du bist nun mal die Beste, wenn es darum geht, den Männern ihre Geheimnisse zu entlocken.«

      »Ja, weil sie in mir immer nur die vollbusige, etwas rundliche Blondine sehen.«

      »Fast«, meinte Christine. »Sie sehen dich an und sämtliches Blut rutscht ihnen nach da unten.«

      Ich stieß einen Protestlaut aus. »Genau, deswegen bin ich ja auch noch Single«, sagte ich sarkastisch, weil ich ganz anderer Meinung war als meine Chefin, deren Freundinnenstatus gerade anfing zu wackeln. »Wie lange?«

      »Eine Woche.«

      »Eine Woche?«, keuchte ich entrüstet auf. »Ich soll eine Woche irgendwo im Busch verbringen?«

      »Nicht im Busch, im Wald.«

      »Das ist das Gleiche.«

      »Wahrscheinlich. Trotzdem.«

      Ich hatte Christine giftig angesehen und mich ergeben. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Sie darauf hinzuweisen, dass ich Schuld am Ende der Ehe von Luca Rodari war, würde gar nichts bringen. Was Christine sich in den Kopf gesetzt hatte, würde sie nicht wegen einer Kleinigkeit wie einer Scheidung aufgeben.

      Das Auto rutschte, ich riss das Lenkrad herum und landete mit dem rechten Vorderrad im Bachlauf. »Verdammt«, fluchte ich mit hämmerndem Herzen. »Als hätte ich es nicht geahnt.« Ich legte den Rückwärtsgang ein und schluckte die Tränen herunter, die sich in meine Augen drängten. Ich gab erst vorsichtig Gas, das Auto ruckte an und rutschte tiefer. Jetzt versuchte ich es mit durchgetretenem Gaspedal und wieder machte ich es nur noch schlimmer. Wütend und verzweifelt schlug ich auf das Lenkrad ein. Ein erneutes Rutschen riss mich aus meiner Lethargie. Ich fischte mein Handy aus meiner Handtasche – nur nicht zu viel bewegen – und wählte die Nummer des ADAC. Was anderes fiel mir gerade nicht ein, und wozu bezahlte ich diesen Verein, wenn nicht genau für solche Augenblicke? Nichts. Mein Telefon blieb stumm.

      Ich nahm das Handy vom Ohr und starrte fassungslos auf das Display. Kein Empfang? Nicht mal ein kleiner winziger Balken? Außer mir vor Wut knurrte ich das Telefon an. Ich hätte wirklich auf Christine hören sollen. Seit Monaten riet sie mir, den Anbieter zu wechseln, weil auf meinen einfach kein Verlass war. Aber ich war einfach zu faul, ... nennen wir es lieber: zu beschäftigt ... mich mit diesem Tarifdschungel da draußen zu befassen.

      Vielleicht musste ich ja nur aus dem Auto aussteigen? Mir würde ja schon ein Schimmer von Empfang reichen. Ich sah zum Fenster raus auf die tiefen braunen Matschspuren,


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