Tor für die Liebe. Elena MacKenzie

Tor für die Liebe - Elena MacKenzie


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engen Gasse war auch nicht besonders hilfreich gewesen, aber Sie müssen zugeben, die Situation wirkte ziemlich eindeutig.«

      Und ein wenig hatte auch meine klischeebehaftete Vorstellung des heißblütigen untreuen Südländers in meine Interpretation der Situation mit eingespielt. »Aber Sie haben ja auch nicht gerade dazu beigetragen, der Welt zu verraten, dass die Frau auf dem Bild ihre Adoptivschwester war.« Das hatte er wirklich nicht.

      Selbst als dieser Artikel sämtliche Reporter und Klatschpressen der Welt auf den Plan gerufen hatte, hatte Luca Rodari niemandem gesagt, dass die Frau, von der man auf dem Foto nur ihr blondes Haar gesehen hatte, seine Schwester war. Er hatte einfach geschwiegen und alle im Glauben gelassen, er hätte seine Frau betrogen.

      Luca schnaubte verächtlich. »Es wäre Ihre Aufgabe gewesen, zu recherchieren, bevor Sie solch einen Unfug über mich verbreiten. Und wie lange sollen wir hier noch rumstehen? Sind Sie endlich fertig damit, sich zu entschuldigen?«

      Jetzt war ich wütend. Es fiel mir wirklich nicht einfach, das hier durchzuziehen. Konnte er nicht wenigstens so tun, als würde er meine Entschuldigung zur Kenntnis nehmen und es anerkennen, dass ich es versuchte? Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein, bin ich nicht. Erst akzeptieren Sie meine Entschuldigung.«

      »Einen Dreck werde ich tun. Ich werde Sie hier stehenlassen und wieder fahren, wenn Sie nicht sofort Ihre Sachen holen. Nicht nur Sie können sich bei diesem Sauwetter eine Lungenentzündung holen, ich kann das auch. Und dann fällt die Weltmeisterschaft wirklich flach für mich.«

      Ich zuckte zusammen. Das hatte ich nicht bedacht. Wenn das passieren würde, und ich wäre der Grund für Lucas Ausfall, dann würde mich ein ganzes Land lynchen. Schon wieder! Dann wäre mein Skandalartikel noch mein kleinstes Problem.

      Unzufrieden mit meinem erfolglosen Versuch, uns die nächste Woche durch meine Entschuldigung zu erleichtern, wandte ich mich dem Kofferraum des Minis zu und zog meinen Koffer heraus. Ich hielt ihn so hoch es ging und angelte mit der anderen Hand noch nach dem zweiten Koffer, dann sah ich zweifelnd zum Motorrad und stöhnte. Es gab nur einen Weg, wie ich die Koffer ins Camp bekommen würde: zu Fuß. Unmöglich konnte ich sie die Fahrt über hochhalten. Selbst eine Person mit einer besseren Fitness als meiner hätte damit ihre Probleme. Frustriert schloss ich die Augen.

      »Nun kommen Sie schon endlich!«

      »Ich werde wohl laufen müssen, für die Koffer gibt es auf Ihrem Motorrad keinen Platz.«

      »Ich schnalle sie auf dem Sattel fest.«

      »Gut, dann muss ich die Koffer wenigstens nicht tragen und kann hinterherlaufen.«

      »Sie laufen nicht.« Luca stieg vom Motorrad und kam auf mich zu. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst. Er nahm mir knurrend die beiden Esquire ab und ging damit zurück zur Honda. Aus der Satteltasche zog er einen Gurt und befestigte beide Koffer damit. Ich zog eine Augenbraue hoch und trat näher.

      »Wenn Sie glauben, ich setze mich auf die Koffer, dann haben Sie sich geirrt.«

      »Keiner sagt, Sie sollen sich auf die Koffer setzen. Sie setzen sich vor mich.« Luca stieg auf und sah mich abwartend an. Ich sah ihn zweifelnd an. Vor ihm auf diesem Gefährt zu sitzen, brachte mich in noch engeren Kontakt mit seinem Körper und ich wusste nicht, ob mir das gefiel. Was ich aber sicher wusste, war, dass mir das Kribbeln in meiner Magengrube, das mich bei dieser Vorstellung überkam, sehr wohl missfiel.

      »Entweder kommen Sie jetzt oder ich werde Sie wirklich hier stehenlassen.«

      Ich trat unschlüssig an das Motorrad heran und musterte das hohe Chromlenkrad, den wirklich breiten Tank und Luca. Wie sollte ich da raufkommen? Um aufsteigen zu können, müsste ich ein Bein über Luca hinwegschwingen und das ging schon rein physiologisch nicht.

      Luca stöhnte genervt. »Drehen Sie sich um!«

      Ich wandte mich von ihm ab, so dass ich die Maschine und Luca im Rücken hatte. Plötzlich schlang sich ein Arm um meinen Bauch und ich wurde auf die Maschine gezerrt. Genau so saß ich heute schon einmal auf dem Schoß eines Mannes. Jetzt war mir nach einem frustrierten Stöhnen.

      Das Motorrad fuhr an und ich wurde gegen Lucas Oberkörper gedrückt. Mein langes Haar flatterte im Fahrtwind in Lucas Gesicht. Ich griff sofort danach und hielt es nach hinten und versuchte gleichzeitig, mich darauf zu konzentrieren, zu ignorieren, wie gut sich dieser Körper an meinem anfühlte. Das Kribbeln, das sich über meine Haut ausbreitete, kam dieses Mal nicht von der Kälte.

      Ich würde Christine den Hals umdrehen, wenn ich erst wieder in München war. Ich würde nie wieder über männliche Sportler schreiben. Vielleicht würde ich zukünftig nur noch über Katzenbabys schreiben? Irgendetwas Unverfängliches? Etwas, das mich nicht in solche Situationen bringen würde. Besaß Luca Rodari eine Katze? Dann sollte ich vielleicht besser über Handtaschen schreiben?

      Röhrend näherten wir uns dem Camp und ich war dankbar, als das Motorrad direkt vor den Füßen des Trainers und eines weiteren Mannes stehenblieb.

      »Ah, Jenny! Wir haben uns lange nicht mehr gesehen«, begrüßte mich Joachim Weller mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen. Der Trainer war derjenige gewesen, der während eines Liveinterviews im Fernsehen der ganzen Nation meinen Namen genannt hatte. Ihm verdankte ich das massive Cybermobbing, das mich dazu gebracht hatte, für mehrere Wochen nach Edinburgh zu meiner Cousine Kathrin zu fliehen, die - fragen Sie bloß nicht! - inzwischen mit einer ganzen Rockband in einem Haus wohnte.

      »Danke der Nachfrage, mir geht es fantastisch.«

      Er musterte mich grinsend und fuhr sich dabei über seine vom Regenwasser feuchte Glatze. Der Trainer war siebenundvierzig Jahre alt und wirklich noch beneidenswert gut in Form. In den Medien wurde regelmäßig behauptet, dass zumindest das faltenlose Gesicht der Verdienst eines Chirurgen war. Ich bezweifelte das ja, der ganze Körper war noch so knackig wie zu seiner Bestzeit als Spieler vor zwölf Jahren, warum nicht auch sein Gesicht? Manche waren eben mit beneidenswerten Genen ausgestattet. Genen, die auch in diesem Alter noch jeglichen Falten trotzten.

      »Das glaube ich Ihnen sofort. So eine Schlammkur kann ich nur empfehlen.«

      »Sie meinen, Ihr Geheimnis ist ein Schlammbad dann und wann? Habe ich mir notiert«, gab ich frostig zurück und unterdrückte das Kältebibbern, das sich gerade durch meinen Körper arbeiten wollte. Luca Rodari stellte meine Koffer neben mich auf die feuchte Erde und verabschiedete sich von seinem Trainer mit einem kurzen Abwinken, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Ich warf den Koffern im Schlamm einen frustrierten Blich zu und seufzte. Esquire stellt man doch nicht in den Dreck!

      »Ich habe meine ärztlich verordnete Schlammbadzeit für heute schon überschritten. Wo finde ich also mein Zimmer?«

      »Ich werde Sie auf Ihr Zimmer bringen«, sagte jetzt der etwas untersetzte Mann. »Mein Name ist Dressel, ich bin hier so was wie der Hausmeister.« Der Hausmeister musste schon fast Rentner sein, trotzdem schnappte er sich beide Koffer und schritt zügig voran. Ich folgte ihm zu einer kleinen - wirklich sehr kleinen - Hütte, die etwas abseits der anderen stand. Sie wirkte auch etwas düsterer und nicht ganz so gepflegt, aber ich wollte mich von ihrem Äußeren nicht abschrecken lassen. Allzu viel hatte ich in einem Camp wie diesem ohnehin nicht erwartet.

      Auch im Inneren wirkte die Hütte unscheinbar, aber sie hatte ein Bett und einen Tisch und einen Schrank und das war schon alles, was ich brauchte. Besonders das Bett brauchte ich. Herr Dressel stellte wortlos die Koffer ab und ging wieder. Ich suchte nach einer weiteren Lichtquelle, weil die Lampe an der Wand recht dunkel war und kaum mehr Licht als eine Kerze machte, aber es gab keine weitere Lampe.

      Ich zuckte mit den Schultern. »Macht nichts, so viel Zeit will ich sowieso nicht in dieser Hütte verbringen und zum Arbeiten reicht die Hintergrundbeleuchtung meines Laptops.«

      Ich sah mich nach einer anderen als der Eingangstür um, nur um festzustellen, dass es auch keine weitere Tür gab. »Und das Bad?«, wimmerte ich. Mein Blick fiel auf einen Plan des Camps, der an einer der Wände klebte.

      Er war stark vergilbt und die Farben waren verblasst, aber er


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