Fire&Ice 13 - Alex Altera. Allie Kinsley
Auch nicht, wenn sie ihn jetzt wiedersehen musste.
"Willst du noch lange hier draußen rumstehen?" Die Stimme ließ sie zusammenfahren. Es kostete sie all ihre Willenskraft, ein unbeteiligtes Gesicht aufzusetzen, als sie sich zu Alex umwandte.
Auf seinen Anblick, der ihr absolut den Atem verschlug, war sie nicht gefasst.
Der Anzug saß so perfekt an seinem breiten Körper, dass er aussah, als sei er direkt aus einer Werbetafel gestiegen.
Die dunklen Augen und die hohen Wangenknochen waren ihr noch immer im Gedächtnis. Nur sein Blick war härter geworden und seine früher schön geschwungenen Lippen hatte er zu einen dünnen Strich zusammengepresst.
Das krampfhafte Schlucken konnte sie nicht verhindern, so sehr schmerzte sein Anblick sie.
"Hallo Alex." Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren rau und voller Schmerz.
Er schien davon nichts mitzubekommen. Oder er wollte es nicht hören, wie damals, als er sie und ihr Leid ignoriert hatte.
Er nickte ihr nur knapp zu und wandte sich dann so abrupt ab, als hätte sie ihn geschlagen. Noch immer wollte er nichts von ihr hören, nicht mit ihren Problemen belastet werden.
Wut kochte in ihr hoch, während sie den breiten Rücken dabei beobachtete, wie er zum Eingang des Restaurants schlenderte. Er bewegte sich noch immer mit derselben Selbstsicherheit und Arroganz wie damals. Jeder einzelne Schritt machte klar, dass er sich allen anderen überlegen fühlte.
Er hatte es damals nicht für nötig empfunden, sich um die verletzten Gefühle anderer zu scheren, und tat es auch bis zu diesem Tag nicht.
So gut es ging streifte sie sämtliche Empfindungen ab und hüllte sich in die Eisschicht, die niemand durchdringen konnte.
Sie würde ihm nicht die Genugtuung gönnen, sich über ihre Gefühle lustig machen zu können.
Alex war es nicht wert, auch nur die kleinste Regung von ihr zu sehen zu bekommen.
Sie klemmte sich die Clutch unter den Arm und ging ihm mit sicheren Schritten nach, bis sie ihn am Eingang eingeholt hatte.
Das Klacken ihrer hohen Absätze gab ihr ein gutes Gefühl. Es klang genauso aggressiv wie die Wut, die in ihr schwelte.
Sie würdigte ihn keines Blickes, als er ihr die Tür zum Restaurant aufhielt und bremste erst ab, als sie am Empfang ankam.
"Guten Abend, ich habe reserviert. Cathrin Black", sagte sie in der Hoffnung, dass der Kellner englisch verstand, damit sie nicht auf Alex' Hilfe beim Übersetzen angewiesen war.
Er tat es und führte sie dann zu einem kleinen Tisch an der Fensterfront des Raumes.
Das Plätzchen war ihr ein wenig zu intim, zu gemütlich, zu sehr darauf aus, eine romantische Atmosphäre zu schaffen, die Cat überhaupt nicht haben wollte.
Da Alex ihr aber bereits auffordernd den Stuhl zurechtrückte, wollte sie nicht um einen anderen Tisch bitten.
Sie spürte seine Präsenz in ihrem Rücken, seinen Blick auf ihrer Haut. Die Empfindungen ihres Körpers glichen dabei so sehr jenen von vor sieben Jahren, dass sie für einen Moment die Augen schließen musste.
Er stand noch, als sie die Augen wieder öffnete, und musterte sie forschend. Sie wusste, dass sie den alten Schmerz in diesem Moment nicht verbergen konnte, deshalb wandte sie den Blick ab und beobachtete die vorbeifahrenden Autos auf dem Parkplatz vor dem Gebäude.
Erst als sie sich sicher war, dass nichts mehr in ihren Augen zu lesen war, wandte sie sich ihm wieder zu.
Sein Blick war nicht mehr ganz so kalt, eher neugierig, aber das machte es für Cat nur noch schlimmer. Sie wollte nicht über alte Zeiten reden, oder über ihre Gefühle, sie wollte das alles einfach hinter sich lassen.
"Du wolltest mich sprechen?", fragte er.
Cat konnte sich nicht davon abhalten, mit dem Stil ihres leeren Weinglases zu spielen. Seine Präsenz nahm ihr jegliche Selbstsicherheit, die sie sich in den vergangenen Jahren so hart erkämpft hatte.
Sie suchte nach Worten, aber alles, was sie sich zuvor mühsam zurechtgelegt hatte, war aus ihrem Kopf verschwunden.
Das unwillige Geräusch, das Alex auf ihr Zögern hin ausstieß, machte es nicht besser. Daher war sie mehr als dankbar, als der Kellner kam, um ihre Getränkewünsche aufzunehmen.
Alex bestellte einen Weißwein, Pichler Smaragd. Cat kannte den Wein, da sie ihn selbst auch in ihrem Hotel anbot.
Es war ein guter Wein und sie konnte sich ein anerkennendes Lächeln nicht verkneifen.
Seine Miene verfinsterte sich sofort. "Jetzt rück schon raus mit der Sprache, Cat. Was willst du von mir?"
Sie richtete sich auf und funkelte genauso wütend zurück.
"Ich will nichts von dir. Ich bin hier, um Ryan einen Gefallen zu tun, mehr nicht."
Alex hob eine Augenbraue. "Ich denke, Ryan ist durchaus in der Lage dazu, seine Kämpfe selbst auszutragen."
Beinahe hätte sie frustriert aufgestöhnt.
Wie zum Teufel konnte dieser Mann so arrogant und herablassend mit ihr reden?
Nach allem, was er ihr angetan hatte, müsste er doch zumindest so viel Anstand besitzen und eine geheuchelte Entschuldigung vorbringen.
Cat richtete sich auf und sah ihn kalt an. "Du weißt genauso gut wie ich, dass nicht Ryan das Problem ist. Ich will nur nicht länger dabei zusehen, wie mein Bruder leidet, weil du ein Arschloch bist."
Seine Kiefer spannten sich an. Es war deutlich sichtbar, wie sehr er versuchte, sich zu beherrschen.
"Weil ich ein Arschloch bin, also … nun ja, es sei mir verziehen, dass ich es einfach nicht mehr ertrage, dich anzusehen", knurrte er.
Der Schmerz, der sich bei seinen Worten in ihrem Herzen ausbreitete, war kaum mit etwas zu vergleichen. Sie war sich bewusst gewesen, dass er sie nicht mehr sehen wollte, aber nicht, wie sehr er sie verabscheute. Sie hatte keine Ahnung, womit sie das verdient hatte, aber sie war nicht hier, um sich mit ihm zu streiten. Sie hatte ein Versprechen einzulösen, mehr nicht.
Seufzend rieb sie sich über die Stirn. "Hör zu, Alex. Es ist mir egal. Ich habe dich aus meinem Leben gestrichen …"
"Ja, ist mir aufgefallen", unterbrach er sie und Cat konnte nicht anders, als ihn wütend anzufunkeln.
Nur leider ließ Alex sich davon überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, er musterte sie nur durch die schmalen Schlitze, zu denen sich seine Augen verengt hatten.
Der Kellner kam und goss Alex einen Schluck des Weines ein.
Als Alex zustimmend nickte, befüllte er beide Gläser und überreichte ihnen die Speisekarten.
Aber Cat hatte keine Geduld, sich etwas auszusuchen und beobachtete lieber weiter den Mann ihr gegenüber. "Was ich sagen wollte, es geht hier um Ryan. Ich will dich nicht sehen und ich will mich auch nicht mit dir unterhalten. Wenn du kommst, um Ryan und Sky zu besuchen, werde ich mich nicht einmal blicken lassen."
Alex sah von seiner Speisekarte auf und fixierte sie mit seinem stählernen Blick.
"Ich will noch nicht einmal auf dem gleichen Kontinent sein wie du!"
ALEX
Er hatte es sich also nicht nur eingebildet. Cat war schon wieder zusammengezuckt. Warum zum Teufel machte es ihr etwas aus, ob er sie verabscheute oder nicht? Er hatte sie die vergangenen sieben Jahre verabscheut, was war also auf einmal anders?
Woher der Schmerz kam, der so tief in ihren Augen lag, konnte er ebenfalls nicht verstehen. Bereute sie etwa, wie sie damals mit ihm umgegangen war? Wie sehr sie ihn verarscht und verletzt hatte?
Gut so, er bereute nicht ein Wort, das er an diesem Abend zu ihr gesagt hatte.
Wieder kam der Kellner. Alex bestellte