RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson


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al Medina y Nayran war, wurden sie auf einmal lebhaft. Fast jede kannte eine Geschichte von ihm und alle waren der Meinung, dass er der mit Abstand am besten aussehende Mann im Zelt war. Sie wollten wissen, wie das Leben mit ihm war und wahrheitsgemäß gestand sie, dass sie seine „neueste Errungenschaft“ war und daher noch nicht viel sagen konnte. Sie seien auf dem Weg nach Zarifa. Nein, vorher sei sie noch nie dort gewesen. Ob er denn wirklich so gut im Bett sei, wie man sagte? Carina fühlte ihre Wangen brennen und begann einfach aufs Geratewohl die Fragen zu beantworten. Da wo sie die Antwort nicht kannte, begann sie Geschichten zu erzählen, unter anderem, dass er natürlich weitere Ehefrauen in Zarifa hatte. Ja mehrere. Mindestens drei weitere. Nein, kennen würde sie keine von ihnen.

      Einmal sah Rayan zu ihr herüber und als er sie so im Mittelpunkt der weiblichen Aufmerksamkeit sah, wusste er nicht, ob er erleichtert oder beunruhigt sein sollte und wieder beschlich ihn das Gefühl, dass er sie besser mit seinen Männern direkt nach Zarifa geschickt hätte.

      Bereits am frühen Abend wurde Essen gereicht, danach wurden die Frauen in ihre Zelte gebracht. Die Abendgeschichten der Männer gingen sie nichts an. Aus diesem Grund holte auch Nihat Carina in das Zelt, das sie sich mit Rayan teilen sollte.

      Sie hatte die anderen Frauen nach den Ehefrauen von Tarek gefragt, doch man sagte ihr, er ließe sie nicht aus ihrem Zelt heraus, in dem sie gemeinsam wohnten. Carina war geschockt. Wie Gefangene! Aber sie sagte nichts.

      Aufgrund des Getratsches mit den Frauen war der Tag doch noch einigermaßen herumgegangen, aber sie war froh, dass sie nun ihre Ruhe hatte. Bald schlief sie ein.

      Nachts hörte sie Rayan ins Zelt kommen, doch sie stellte sich weiter schlafend und als sie morgens erwachte, war er bereits wieder weg. Kurz darauf brachte ihr Nihat eine Schüssel und ein Handtuch zum Waschen und frisch machen.

      Dann kam Hanif und reichte ihr ein neues Gewand – ein Kleid, das in grün und blau gehalten war und somit wunderbar zu ihrer Kette von Zarifa passte, aber auch ihre grünen Augen betonte. Er schien überhaupt einen guten Geschmack zu haben, was Frauen anging.

      Er begrüßt sie gut gelaunt und bevor er das Zelt verließ, drehte er sich noch einmal um und sah sie an: „Drei weitere Ehefrauen, was? Sie haben ja keine Ahnung!“ Und er schien sich vor Lachen ausschütten zu wollen. Kopfschüttelnd ging er hinaus.

      Carina stand wie vom Donner gerührt – woher zum Teufel wusste Hanif das? Und: Wenn er es wusste, wusste sein Herr es auch! Fieberhaft überlegte sie, was sie noch alles für Geschichten erfunden hatte. Auweia! Sie hoffe bloß, dass Rayan Spaß verstand, schließlich hatte sie ja allenfalls seine Männlichkeit unterstrichen, oder?

      Wieder war es Nihat, der sie abholte, um sie für die Feierlichkeit in ihrer Ecke des Zeltes unterzubringen.

      Rayan drehte sich zu ihr um und der Blick, den er ihr zuwarf, verriet, dass er genau Bescheid wusste und offenbar keinen Humor verstand. Trotzig blickte sie zurück: „Selber schuld, wenn du mich hier so absetzt, was hätte ich tun sollen“, sagte ihr Blick. „Darüber reden wir noch“, sagt der seine.

      Dann mussten sie sich der Zeremonie widmen, die aber weniger aus einem Hochzeitsfest, wie Carina es aus Europa kannte, bestand. Sondern eher aus Ehrerbietung der vielen Besucher an Fürst Tarek.

      Carina schaltete ab und hing ihren Gedanken nach. Sie überlegte, wie sie Rayan die Geschichten erklären sollte, dann beschloss sie, dass sie sich ihm gegenüber überhaupt nicht rechtfertigen musste. Das wäre ja noch schöner.

      Der Tag zog sich wie Kaugummi hin und Carina sehnte sich nach dem Abend und der Ruhe in ihrem Zelt. Das Einzige, was sie schön fand war, dass die Tochter von Tarek offenbar tatsächlich mit dem Mann, den sie heiratete, glücklich zu sein schien. Die beiden wirkten so harmonisch, dass Carina ehrlich überrascht war. Bei so einem Ekel von Vater hatte sie erwartet, dass er sie zu einem Ehemann zwingen würde.

      Auf einmal gab es ein Raunen, doch Carina, die nicht zugehört hatte, hatte nicht mitbekommen, was die Aufmerksamkeit der Gäste erregt hatte. Zuletzt hatte Tarek eine Rede gehalten. Bestimmt hatte er sich wieder selbst beweihräuchert.

      Dann hörte sie Rayan antworten: „Natürlich nehme ich diese Ehre sehr gerne an.“ Seine Miene war undurchdringlich und verriet nicht, was er dachte.

      Carina wurde hellhörig. Ehre? Was für eine Ehre? Sie mussten doch hoffentlich nicht noch länger bleiben? Auf einmal merkte sie, dass ausnahmslos alle Frauen in ihrer Ecke sie mitleidig ansahen. Verdammt, was hatte sie da verpasst?

      Ihr Blick fiel auf den Bräutigam, der mit geballten Fäusten dastand, mühsam beherrscht, als wollte er auf der Stelle einen Mord begehen. Die Braut dagegen war aschfahl geworden und schien kurz vor einer Ohnmacht zu stehen.

      In diesem Moment errettete Nihat sie aus dieser Situation, indem er sie ins Zelt brachte. Vor dem Zelt hatte er die beiden jungen Männer aus Zarifa postiert. Warum? Er sagte ihr, er würde ihr etwas zu essen bringen, doch sie hielt ihn auf: „Nihat, bitte – was ist los?“

      Der sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. Erst als sie zugab, dass sie nicht zugehört hatte, erklärte er ihr unbehaglich: „Tarek behält es sich vor, hier in seinem Fürstentum das „Recht der ersten Nacht“ auszuüben. Er liebt wohl Bücher aus alten Zeiten und so – Mittelalter … passt zu ihm … naja, und da es sich hier um seine Tochter handelt, kann er ja wohl kaum selber …Also hat er die „Ehre“ auf unseren Herrn übertragen.“ Damit verschwand er so schnell, dass Carina erst begriff, was er da gemeint hatte, als er schon wieder zum Zelt hinaus war.

      Mittelalter? Recht der ersten Nacht?

      Es dauerte eine ganze Weile, bis der Groschen bei ihr fiel, denn der Gedanke war so ungeheuerlich, dass sie selbst einem abscheulichen Mann wie Tarek so etwas nicht zutraute. Dann ordneten sich die Puzzleteile zu einem Bild und sie dachte: „Dieses Schwein, das passt zu ihm! Er, der große Fürst kann sich wohl alles erlauben?“

      Und auf einmal hatte sie das Bild von Rayan vor Augen, wie er sagte, er würde die große Ehre annehmen – oh mein Gott! Nun verstand sie, warum die anderen Frauen sie so angestarrt und mitleidig gelächelt hatten.

      Sie musste sich setzen. Das konnte doch nicht sein Ernst sein, oder? Dass er diese Spielchen mitmachte?

      Wie versteinert saß sie am Boden und merkte nicht einmal als Nihat ihr einen Teller mit Brot und Obst hinstellte.

      Jetzt war ihr auch klar, warum die beiden Jungen heute vor dem Zelt Wache standen – denn Rayan würde diese Nacht nicht kommen. Auch Jassim, der sonst als Leibwächter des Scheichs vor dessen Unterkunft war, würde für ihn heute an einer anderen Stelle bereitstehen: vor Jamilas Zelt.

      Auf einmal drehte sich ihr Magen um und sie hätte sich beinahe ins Zelt erbrochen. Schnell trank sie ein wenig Wasser, dann brütete sie, ob und was sie tun konnte.

      2014 - Oase von Tayma - Problemlösung

      Als Rayan in Jamilas Zelt kam, saß sie wie erstarrt da, noch immer in ihrem Hochzeitskleid aus schwarzem Tuch, das mit vielen kleinen Perlen bestickt war. Sie schien einen Schock erlitten zu haben. Diese Anordnung ihres eigenen Vaters traf sie völlig unvorbereitet.

      Jemand hatte ihr Tee und Geschirr hingestellt, denn es gehörte zur Gastfreundschaft, dass die Frau dem Mann Tee servierte.

      Rayan war nicht geschockt, aber wütend. Dass der Mann seinen Untergebenen wegen seiner Ehefrau bestrafte, war ihm gleichgültig. Es ging ihn nichts an und schließlich war der Fürst im Recht, es war ja immerhin seine Ehefrau. Wollte er also sein Gesicht nicht verlieren, musste er etwas tun.

      Auch dass Tarek als fetter hässlicher Gnom nicht viel Glück bei den Frauen haben konnte und aus diesem Grund uralte Rechte einführte, war ihm relativ egal. Aber dass dieser ihn nun in seine Machenschaften mit hineinzog, das ärgerte ihn. Wenn, dann hätte Tarek ihn vorher fragen müssen und ihn nicht vor all den Leuten vor vollendete Tatsachen stellen sollen. So hatte er gar nichts anderes tun können als annehmen. Hätte er abgelehnt, hätte er Tarek samt Tochter öffentlich beleidigt und wäre obendrein womöglich als Schlappschwanz


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