Seeschlachten des 1. Weltkriegs: Die Schlacht am Skagerrak. Jürgen Prommersberger

Seeschlachten des 1. Weltkriegs: Die Schlacht am Skagerrak - Jürgen Prommersberger


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direkten Einfluss auf den Ausgang der Skagerrak Schlacht, da keines der englischen Schiffe diesen Minen zum Opfer fiel. Allerdings geriet am 5. Juni der Kreuzer Hampshire in das Minenfeld. Er sollte den Chef der Armee Lord Kitchener nach Russland bringen. Der Kreuzer sank mit schweren Verlusten nach einem Minentreffer. Das letzte Minen U-Boot U-72 war gezwungen, seine Mission abzubrechen, ohne Minen verlegt zu haben, denn infolge eines Öl Lecks zog das Boot eine deutlich sichtbare Spur an der Oberfläche hinter sich her und musste wie U 74 zum Hafen zurückkehren.

      Zeppeline

      Die Deutschen besaßen eine Flotte von Zeppelinen, die sie für die Luftaufklärung und gelegentliche Bombenangriffe einsetzten. Beim geplanten Angriff auf Sunderland sollten Zeppeline zum Einsatz kommen, die die Aufgabe hatten Luftaufklärung nach Norden hin zu betreiben um zu verhindern, dass die Royal Navy die Hochseeflotte überraschen konnte. In der ganzen Zeit bis zum 28. Mai führten starke nordöstliche Winde dazu, dass es nicht möglich war, die Luftschiffe starten zu lassen. Auch aus diesem Grund wurde der Überfall wieder verschoben. Allerdings saß die deutsche Marineleitung nun in der Zwickmühle. Die U-Boote waren ja schon seit längerem auf See und ihre Vorräte reichten nur noch bis etwa 1. Juni. Dann würden sie gezwungen sein, ihre Positionen aufzugeben und den Rückmarsch anzutreten. Eine schnelle Entscheidung über das weitere Vorgehen wurde daher dringlich.

      Es wurde nun ein Alternativplan diskutiert. Hierbei sollte der Angriff auf Sunderland abgeblasen und stattdessen eine groß angelegte Aufklärung in das Skagerrak durchgeführt werden. Dort hoffte man auf britische Versorgungsschiffe und auf die Einheiten der britischen Kreuzer Patrouille zu treffen, die die Fernblockade der deutschen Küste aufrechterhielten. Dies hätte den Vorteil, dass man auf die Unterstützung aus der Luft leichter verzichten konnte, da man ja näher an den deutschen Heimatgewässern war. Stattdessen würde man sich zur Aufklärung auf Kreuzer und Torpedoboote verlassen müssen. Die Befehle für den Alternativplan wurden am 28. Mai ausgegeben, obwohl man immer noch hoffte, dass sich das Wetter in letzter Minute verbessern würde und man sich dadurch an den ursprünglichen Plan halten konnte. Die deutsche Flotte wurde daraufhin in der Jade-Mündung und in Wilhelmshaven zusammen gezogen und wurde angewiesen, Dampf auf zu machen, um von Mitternacht am 28. Mai an gefechtsbereit zu sein. Am Nachmittag 14:00 h des 30. Mai war der Wind aber immer noch zu stark für einen Einsatz der Luftschiffe und so wurde die endgültige Entscheidung getroffen, den Alternativplan zu verwenden. Mittels codierten Signal "31. Mai G.G.2490" wurde die Flotte informiert, dass der Angriff auf das Skagerrak am 31. Mai beginnen würde. Das vorbereitete Signal an die wartenden U-Boote wurde im Laufe des Tages vom E-Dienst Radiosender in Brügge weiter gegeben. Allerdings empfingen nur zwei der wartenden U-Boote, das U-66 und das U-32, diese Meldung.

      Kapitel 7 Britische Lagebeurteilung

      Die deutsche Marineleitung war bei den ganzen Operationsplanungen davon ausgegangen, die Briten überraschen zu können. Allerdings besaßen die Engländer einen entscheidenden nachrichtentechnischen Vorteil, der den Deutschen während des gesamten Krieges verborgen blieb. Denn seit Oktober 1914 war der britische Geheimdienst in der Lage, die deutschen Funksprüche mitzulesen. Bereits Ende August 1914 war der russischen Marine das Hauptcodebuch des Leichten Kreuzers SMS Magdeburg in die Hände gefallen, der in der Ostsee auf Grund gelaufen war. Der deutsche Kreuzer war von den Russen geentert worden, wobei die Vernichtung der Code-Unterlagen misslang. Die Russen hatten daraufhin eine Kopie dieser Beute an ihre englischen Verbündeten weiter gereicht, so dass diese ab dem Herbst 1914 den deutschen Funkverkehr entschlüsseln konnten. Daher wusste die britische Admiralität relativ frühzeitig über die deutschen Planungen und Aktivitäten Bescheid.

      Der sogenannte Room 40 hatte die Aufgabe durch Funkpeilung und Abhören des deutschen Marinefunkverkehrs die jeweiligen Positionen des Gegners festzustellen. So wurde am 28. Mai ein Funkspruch abgefangen und entschlüsselt, der einen deutlichen Hinweis auf eine bevorstehende deutsche Operation in der Nordsee gab. An den Tagen danach wurden noch weitere Meldungen abgefangen, die obwohl noch nicht entschlüsselt, durch ihre Anzahl darauf hindeuteten, dass eine größere Operation der Deutschen bevorstand. Am 30. Mai um 11:00 Uhr mittags erhielt Admiral Jellicoe die Warnung, dass die deutsche Flotte sich bereit machte, am folgenden Tag in See zu gehen. Und um 17.00 Uhr desselben Tages hatte die Admiralität dann das Signal von Scheer "31. Mai G.G.2490" vorliegen, das endgültig bestätigte, das in kürzester Zeit mit dem Beginn einer wichtigen Operation zu rechnen sei.

      Da das Ziel der Deutschen noch im Dunklen lag, beschlossen Jellicoe und sein Stab die Flotte so zu positionieren, dass sie jeden Durchbruchsversuch in den offenen Atlantik abwehren konnte. Außerdem sollte gleichzeitig die britische Handelsschifffahrt von und nach Skandinavien geschützt werden. Die ideale Warteposition war daher südwestlich der norwegischen Küste. Folglich liefen um 22:30 Uhr am 30. Mai unter dem Kommando von Admiral Jellicoe die sechzehn Dreadnought Schlachtschiffe des 1. und 4. Schlachtschiff Geschwaders der Grand Fleet und die drei Schlachtkreuzer des 3. Schlachtkreuzer Geschwaders mit Kurs Ost aus Scapa Flow aus. Seine Einheiten vereinigten sich mit dem 2. Schlachtschiff Geschwader mit weiteren acht Dreadnought Schlachtschiffen, die von Vizeadmiral Martyn Jerram kommandiert wurden und die in Cromarty ihre Basis hatten. Die Schlachtkreuzerflotte der Briten, die von Admiral Beatty befehligt wurde, bestand aus den sechs Schiffen des 1. und 2. Schlachtkreuzer Geschwaders. Sie verließen den Firth of Forth mit ihren Begleitschiffen erst am nächsten Tag. Jellicoes Absicht war, mit Beatty etwa 90 Meilen westlich der Mündung des Skagerrak vor der Küste von Jütland zusammen zu treffen und dann zu warten, bis die Deutschen erschienen oder es klar war, welche Pläne sie verfolgten. Die geplante Position würde ihm das breiteste Spektrum an Reaktionen auf wahrscheinlich Bewegungen der deutschen Flotte geben.

      Die deutsche Flotte lief erst einige Stunden später aus. Die schnellen Aufklärungsstreitkräfte unter Admiral Hipper verließen am 31. Mai die Jade gegen 01:00 Uhr nachts mit Kurs Richtung Helgoland durch einen Zwangsweg wegen der Minenfelder vor der deutschen Bucht. Schließlich ging er mit 16 Knoten Fahrt auf Kurs Nord. Die deutsche Hochseeflotte unter Admiral Scheer folgte ihm wenig später mit insgesamt sechzehn Dreadnought Schlachtschiffen des 1. und 3. Schlachtgeschwaders. Sie verließ die Jade um 02:30 Uhr und vereinigte sich bei Helgoland um 4.00 Uhr mit den sechs Pre-Dreadnought Linienschiffen des 2. Geschwaders. Dann steuerte auch die Hochseeflotte nach Norden.

      Kapitel 8 Marinetaktik 1916

      Das Prinzip der Konzentration der Kräfte war von grundlegender Bedeutung für die Flottentaktik dieser Zeit (das war aber auch schon früher so gewesen). Gemäß der geltenden Marinedoktrin sollte sich eine ins Gefecht gehende Flotte in mehreren parallelen Schlachtlinien dem Feind nähern. Dies hatte den Vorteil, dass innerhalb der Formation ein relativ einfaches Manövrieren möglich war und Vorteile für die Befehlsübermittlung durch verkürzte Sichtlinien bestanden. Damals wurden nämlich viele Befehle noch per Flaggen- oder Lichtsignal weiter gegeben. Es war also definitiv von Vorteil, die Flotte in mehreren kurzen Säulen aufzustellen, um Positionsänderungen und Kurswechsel schneller durchführen zu können. Bei nur einer einzigen langen Schlachtreihe hätte dies auf jeden Fall wesentlich länger gedauert. Da die meisten Befehlssignale mit Flaggen oder Signallampen zwischen Schiffen gemacht wurden, wurde das Flaggschiff in der Regel an der Spitze der Mittelsäule so angeordnet, dass seine Signale leichter durch die vielen Schiffe der Flotte gesehen werden konnten. Drahtlose Telegraphie war zwar bereits im Einsatz, aber Sicherheit (Funkpeilung) und Verschlüsselung machten die Nutzung von Schiff zu Schiff - Funk weiterhin problematisch. Die Führung und Kontrolle solcher riesigen Flotten blieb nach wie vor sehr schwierig und war eine der großen Herausforderungen in einer Seeschlacht.

      Aus beschriebenen Gründen war es daher manchmal recht zeitaufwändig, bis ein Befehl des Flaggschiffes alle übrigen Schiffe der Flotte erreicht hatte. Denn es war in der Regel erforderlich, dass ein Signal von jedem Schiff bestätigt werden musste, bevor das Signal an andere Schiffe weitergegeben werden konnte. Ein Befehl zu einem Kurswechsel musste also von jedem einzelnen Schiff empfangen und rückbestätigt werden, bevor der Befehl des Flaggschiffs umgesetzt werden konnte. Bei einer langen einzelnen Schlachtreihe konnte es also gut 10 Minuten dauern, bis die letzten Bestätigungen vorlagen. Hier lag der große Vorteil der Formation in mehreren parallelen Schlachtreihen. Die Signale konnten schneller weitergegeben werden und die Rückbestätigungen erfolgten deutlich zügiger.


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