Schlag auf Schlag. Christoph Wagner
Table of Contents
Zur Serie
Heidelbergkrimi
Der Chef der Mordkommission Heidelberg, Hauptkommissar Joseph Travniczek, ist ein sehr ungewöhnlicher Kriminalist. In seiner Ermittlungsarbeit geht er zusammen mit seinen Mitarbeitern Martina Lange und Michael Brombach eher wie ein Profiler vor als wie ein klassischer Kriminalkommissar. Er will die Psyche von Täter und Opfer verstehen, will wissen, wie sie ticken. Das sieht er als unabdingbare Voraussetzung, um einen Fall lösen zu können.
Aufgewachsen ist er in einer Musikerfamilie und wollte als Jugendlicher eigentlich Konzertpianist werden, ging dann aber nach prägenden Erlebnissen als Zivildienstleistender in einer Jugendstrafanstalt zur Polizei. In der Polizeidirektion Heidelberg hat er ein elektronisches Klavier in ein kleines Zimmerchen gestellt. Dorthin verschwindet er immer, wenn die Ermittlungsarbeit besonders angreifend wird, spielt Bach, um „sein Gehirn zu reinigen“.
Das Ermittlerteam wird bei seiner Arbeit auch immer wieder zu den markanten Plätzen Heidelbergs geführt. Dabei sind die Texte so konzipiert, dass sie nicht nur für Einheimische, sondern gerade auch für Menschen interessant sind, die Heidelberg gar nicht oder nur wenig kennen. Hauptkommissar Travniczek war, bevor er seinen Dienst bei der Heidelberger Kripo antrat, noch nie in dieser Stadt. Der Leser wird Zeuge, wie er sich die Stadt allmählich aneignet und sie kennen und lieben lernt. Darüber hinaus gibt es über alle mit *) bezeichneten Orte und Sehenswürdigkeiten im Heidelberg-Glossar auf www.heidelbergkrimi.de Erläuterungen, Bilder und oft auch weiterführende Links.
Diese Serie will nicht nur spannende und aufwühlende Kriminalgeschichten bieten, sondern ausdrücklich auch Lust auf Heidelberg machen.
Impressum
Alle Rechte vorbehalten
Copyright©2012 Christoph Wagner
Druck: Verlag Lindemann, 63075 Offenbach
ISBN 978-3-00-040668-3
Cover-Foto: Pulverturm, Schloss Heidelberg
Copyright©2012 Christoph Wagner
Christoph Wagner
Schlag auf Schlag
Hauptkommissar Joseph Travniczek:
der erster Fall
Der Autor
Christoph Wagner wurde 1953 in Jever (Norddeutschland) geboren. Er lebte von 1959 bis 1983 in Heidelberg, besuchte dort die Grundschule, von 1964 bis 1972 das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium und studierte danach Musik und Mathematik. Seit 1983 arbeitete er bis Ende des Schuljahrs 2015/16 als Musik- und Mathematiklehrer in Frankfurt am Main. Der Kontakt zu Heidelberg blieb immer bestehen.
Zu der Reihe „Heidelbergkrimi“ sagt er:
Ich will hier meine Liebe zu Heidelberg, das ich für eine der schönsten und interessantesten Städte überhaupt halte, verbinden mit der Frage nach der Psychologie des Bösen. In diesem ersten Roman habe ich meine Grundfrage Hauptkommissar Joseph Travniczek in den Mund gelegt. Angesichts eines brutal erschlagenen Mannes sagt er: "Wie unendlich viel muss in der Seele eines Menschen zerstört worden sein, damit er zu so einer Tat fähig wird? ... Kein Kind wird als Mörder geboren."
Dabei interessieren mich vor allem Menschen, die nicht einfach nach den Kategorien Gut und Böse eingeordnet werden können, und Themen, die politische, gesellschaftliche oder ethische Bedeutung haben.
Als Motto über die ganze Reihe diene ein Ausspruch von Robert Louis Stevenson:
„Im Schlechtesten der Menschen steckt noch so viel Gutes
und im Besten noch so viel Böses,
dass keiner befugt ist zu urteilen und zu verurteilen.“
Motto:
Das eben ist der Fluch der bösen Tat,
daß sie, fortzeugend,
immer Böses muß gebären.
Friedrich Schiller, „Wallenstein“
1. Teil: die Piccolomini: 5. Akt, 1. Auftritt
MITTERNACHT
1
Er muss sterben – unbedingt sterben – schweigen muss er für immer – denn wenn er redet – ist alles verloren – gescheitert der Kampf – gegen Dämonen der Kindheit –
die Menschen – denen das Kind vertraute – gedemütigt – erniedrigt – und um das eigene Leben betrogen – zerstörten sie seine kindliche Seele – aber sie merkten es nicht –
lange ist das jetzt her …
Zwar konnte ich vieles erreichen – um die Dämonen zu bannen – doch noch ist der Kampf nicht entschieden –
Dämonen der Kindheit – sie zwingen mich immer wieder – zu handeln, wie ich nicht will – und bleibe im Ekel zurück – vor meinen ruchlosen Taten –
Dämonen der Kindheit – sie will ich für immer besiegen –
es wird mir gelingen – doch vorher darf niemand erfahren – wozu sie mich immer noch zwingen …
*
Es war kurz vor Mitternacht an einem Sonntag im Oktober. Dichte Nebelschleier hatten die Stadt eingehüllt. Es war vollkommen windstill. Da hastete ein stattlicher Mann mit langem braunem, leicht gelocktem Haar und klassisch ebenmäßigen Zügen auf der Hauptstraße*1 an Heiliggeistkirche*, Rathaus*, Kornmarkt* und Karlsplatz* vorbei und bog mit schnellen, hämmernden Schritten in den Friesenberg* ein, um noch rechtzeitig den Schlosspark zu erreichen. Seinen Blick starr auf die feucht glänzenden Pflastersteine geheftet, nahm er seine Umgebung kaum wahr und hielt krampfhaft mit der linken Hand den