Tabu Liebe zum Quadrat. Ute Dombrowski

Tabu Liebe zum Quadrat - Ute Dombrowski


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      Katja zog Christian wortlos hinter sich her. Dieser unglaubliche Mann, der dazu noch ihr Schulleiter war, war ihr tatsächlich zu Tante Marie nach Südfrankreich nachgereist, obwohl sie ihn mit seinem besten Freund Benjamin „betrogen“ hatte. Naja, dachte sie, ich habe ihn nicht direkt betrogen, aber mich nicht für den richtigen Mann entschieden und somit zwei Menschen wehgetan.

      Sie wischte sich die Tränen ab, griff nach einer Jacke und dann stiegen sie die Stufen zum Meer hinunter. Ein leichter Wind wehte ihr die Haare ins Gesicht. Christian griff lächelnd nach ihrer Hand.

      „Was willst du hier?“, wiederholte Katja ihre Frage.

      Ihr Ton war sanfter geworden. Sie begann, sich über seinen Besuch zu freuen. Er war zu ihr gekommen! War das ein Zeichen?

      Sie waren stehengeblieben. Christian schaute Katja ernst an. Wie kam sie auf die Idee, ihm so eine dumme Frage zu stellen?

      „Ich glaube es nicht, dass du das tatsächlich fragst! Warum bist du eigentlich auf den blödsinnigen Plan gekommen, mich einfach mitten im Schuljahr im Stich zu lassen? Man schreibt doch als erwachsene Frau nicht irgendwelche Briefchen zum Schlussmachen. Du kannst froh sein, dass ich nicht gekommen bin, um dich zum Teufel zu jagen. Im ersten Moment hatte ich das vor, doch dann sagte Justin, wenn ich dich wirklich liebe, soll ich losfliegen und dich zurückholen. Manchmal sagen Kinder genau das Richtige.“

      Katja hatte ihm schweigend und mit schlechtem Gewissen zugehört. Sie nickte nur. Christian schien keine Antwort zu erwarten, also sprach er weiter.

      „Und obwohl du manchmal echt blöd bist, liebe ich dich. Ich wollte es nicht wahrhaben. Selbst Benjamin wusste, dass wir beide eher zusammengehören als ihr beide. Er will, dass wir glücklich werden. Und jetzt sag mir eines: Liebst du mich?“

      Heiser kam ein Ja über ihre Lippen.

      „Ich habe dich von Anfang an geliebt. Aber ich habe mich dagegen gewehrt, weil ich mich nie wieder verlieben wollte nach Daniels Tod. Und dann war ich bereit und du warst weg, um auch noch ausgerechnet fliegen zu lernen.“

      Christian lachte böse auf.

      „Hallo! Ich war gerade mal fünf Wochen weg, als du mit Benni ins Bett gegangen bist. Du hättest ja warten können.“

      „Oh Mann“, rief Katja entsetzt, „ich weiß, ich habe wieder einmal alles falsch gemacht. Ich bin erwachsen und stehe mit beiden Beinen im Leben, aber was Gefühle und Beziehungen betrifft, bin ich einfach unfähig, richtig zu handeln. Ich liebe dich. Kannst du mir verzeihen? Ich wollte niemanden verletzen und habe euch beide vor den Kopf gestoßen. Das Weglaufen hielt ich für eine gute Idee, damit ihr wieder Freunde sein könnt. Es tut mir alles so leid. Du hast recht, ich bin so blöd. Und kindisch. Und naiv.“

      Sie schaute Christian so traurig und enttäuscht an, dass er zu lachen begann. Er schüttelte den Kopf und nahm Katja auf den Arm. Er begann sich zu drehen, bis sie auch lachen musste. Sanft ließ er sie wieder auf den Boden sinken, schloss die Arme um sie und küsste sie innig.

      „Wenn du jetzt heimkommst, mit mir die Ferien verbringst und im Januar wieder arbeiten gehst, dann überlege ich mir, ob ich dir verzeihe.“

      Sie liefen noch ein Stück den Strand entlang. Zurück in der Villa aßen sie zu Abend. Marie hatte die beiden nach dem Essen erwartungsvoll angesehen. Katja kam ihrer Frage zuvor.

      „Liebe Marie, ich glaube, ich gehe wieder heim. Mit Christian. Meinst du, du kommst ohne mich klar?“

      „Aber natürlich, Kind. Du weißt, ich bin lieber unterwegs. Aber tut mir einen Gefallen und bleibt wenigstens über Weihnachten hier. Herr Lauterbach, Sie sind herzlich willkommen und haben hoffentlich nichts anderes zu den Festtagen geplant?“

      „Bitte sagen Sie doch Du und Christian. Es wäre mir eine große Freude, wenn ich Weihnachten hier mit euch zusammen sein könnte.“

      Marie umarmte ihn herzlich und nahm das Du gerne an. Sie erklärte, dass er einfach Marie sagen sollte. Er würde ja jetzt zur Familie gehören. Danach küsste sie Katja auf die Wange und zwinkerte ihr zu.

      Sie hatte in dem Augenblick, als Christian mit ins Wohnzimmer kam, gewusst, dass er der Richtige für Katja war. Sie freute sich, dass er sie heimholte, und er gefiel ihr ausgesprochen gut. Marie hoffte insgeheim, dass er ihr ordentlich den Kopf gewaschen hatte.

      Sie ging bald darauf schlafen. Katja und Christian waren noch ein bisschen auf der Couch sitzengeblieben.

      „Ist Benjamin sehr sauer auf mich?“

      Christian schüttelte den Kopf.

      „Sauer auf dich? Das ist das falsche Wort. Wir waren beide sehr wütend und enttäuscht. Ich denke mal, das muss ich dir nicht weiter erklären. Ich hoffe, in Zukunft denkst du mal nach, ehe du irgendetwas Dummes machst. Sonst kündigen wir dir beide die Freundschaft.“

      Katja hatte immer noch ein schlechtes Gewissen.

      „Ich wollte halt einmal das Richtige tun. Als du und Benjamin in der Küche gesagt habt, dass ich dabei bin, eure Freundschaft zu zerstören, war ich völlig fertig. Mit Bea und Cora habe ich auch nicht darüber geredet. Die hätten mich von meiner Flucht abgehalten. Früher hat mein bester Freund Karim aufgepasst. Warum mache ich denn immer alles falsch?“

      Sie erzählte von Daniel und Karim und Maurizio. Nick ließ sie vorsichtshalber weg. Christian hörte zu und schwieg. Dann gähnte er herzhaft.

      „Ich muss jetzt schlafen. Die letzten Tage waren an­strengend, denke nicht, dass du dich jetzt gemütlich in meinen Arm kuscheln kannst. Ich gehe in mein Bett und du in deins.“

      Katja nickte schuldbewusst. Sie war sich sicher: Christian liebte sie, nur das war wichtig. Sie wollte auch im Moment gar nicht mit ihm schlafen. Das eilte nicht. Dieses Mal wollte sie nichts überstürzen.

      *

      Die Weihnachtstage verliefen ruhig und harmonisch. Den Heiligen Abend verbrachten sie daheim, am ersten Feiertag liefen sie am Strand und aßen abends im Restaurant, am zweiten Feiertag begann Katja zu packen. Sie war einerseits froh, wieder nach Deutschland zu fahren, aber andererseits hatte sie Angst vor der Begegnung mit Benjamin. Was würde passieren, wenn er noch Gefühle für sie hatte?

      Schnell schob sie den Gedanken beiseite. Sie setzte sich zu Christian auf den Schoß und schlang die Arme um seinen Hals. Zärtlich fanden sich ihre Lippen zum Kuss.

      Am Morgen nach Weihnachten verabschiedeten sich die beiden von Marie, die ihnen alles erdenklich Gute wünschte. Nach zwölf Stunden Fahrt bog Katja, die sich beim Fahren mit Christian abgewechselt hatte, in die Einfahrt ihres kleinen Hauses ein.

      Sie streckten und reckten sich, dann lud Christian die Sachen aus. Den Rest würde Marie nachschicken. Sie bestellten Pizza und aßen im Wohnzimmer.

      „Können wir erst morgen ins Weingut gehen? Ich muss mir noch genau überlegen, wie ich mich bei Benjamin entschuldige.“

      Christian nickte kauend. Er wollte sie nicht drängen, denn er ahnte, wie schwer es ihr fiel, einen Fehler einzugestehen. Bis jetzt hatten die beiden Männer um sie gekämpft, aber es war einiges falsch gelaufen. Jedoch hielt sich sein Mitleid in Grenzen. Katja musste lernen, dass nicht immer alles gut ging und weder Christian noch Benjamin ihr nachliefen.

      Nach dem Essen verabschiedete er sich mit einem Kuss und ging zu seinem Haus. Katja fiel in ihr Bett und schlief gleich ein.

      Am nächsten Morgen klingelte es ganz früh und Christian stand mit Brötchen vor der Tür. Er hatte auch Marmelade, Butter und Kaffee mitgebracht. Katja schlich verschlafen ins Bad und Christian deckte den Tisch. Es duftete herrlich, als sie sich zu ihm setzte.

      „Hast du gut geschlafen? Ich muss nach dem Früh­stück zu Benni, wir müssen ja das Silvesterfest vorbereiten. Komm doch zum Mittag rüber, dann essen wir zusammen. Bis dahin habe ich auch mit ihm geredet.“

      „Ja, ich komme später und helfe euch“,


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