Sky-Navy 19 - Konfrontation. Michael Schenk

Sky-Navy 19 - Konfrontation - Michael Schenk


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des jeweiligen „Tellerrandes“. Dank der künstlichen Schwerkraft durch die Shriever-Platten konnte man unter normalen Bedingungen oder auch in Schwerelosigkeit arbeiten.

      Derzeit wurden hier zwei beschädigte Trägerschlachtschiffe, die D.C.S. Clavijo und die D.C.S. Lepanto repariert.

      Die Clavijo hatte im Gefecht ihre vordere Manöverbrücke, die wie eine Glaskuppel am Bug klebte, und zwei der vorderen Raketentorpedoabschussrohre eingebüßt, zudem war ein Teil der Bugpanzerung dermaßen demoliert worden, dass der Schutz des Schiffes hier um dreißig Prozent reduziert war. Ihre Schäden waren fast behoben und das Schiff sollte die Werft in zwei Wochen verlassen können.

      Die Lepanto hatte schwere Schäden im Inneren erlitten. Das Schiff war an seiner rechten Seite, oberhalb des Äquators, auf einer Länge von über hundertfünfzig Meter und über drei Decks aufgerissen. Die Druckwelle hatte einen Teil der Innenschotts, Decken und Wände zerstört und den kleinen Wald, der tief im Rumpf erheblich zur Lufterneuerung beitrug, dem Vakuum ausgesetzt. So würde das Trägerschlachtschiff noch fast neun Monate im Dock verbringen, da das Interstellar Transportation- and Safety Board es erst freigeben würde, wenn unabhängige die Luftversorgung garantiert war.

      Über dreitausend Konstrukteure, Ingenieure und Arbeiter lebten für einen Monat in Werft 1 und verbrachten anschließend zwei Wochen Freizeit auf dem Mars. Ihre Aufgaben waren anspruchsvoll und verlangten äußerste Präzision. Ein Teil von ihnen konnte relativ bequem innerhalb des jeweiligen Docks vollzogen werden, die an die Lebenserhaltung der Werft angeschlossen waren, doch ein wesentlicher Teil geschah mit angelegtem Raumanzug und ohne die Bequemlichkeit künstlicher Schwerkraft.

      Die Arbeitsschicht und die beiden Freischichten wurden von dem Alarm vollkommen überrascht. Kaum wurden die Schallgeber und Signalleuchten ausgelöst, als die Werft auch schon von mehreren Projektilen getroffen wurde.

      Mehr als tausend Männer und Frauen starben durch explosive Dekompression, als gleich drei Raumtorpedos der Negaruyen den riesigen Hauptdiskus zwischen den drei Dockelementen trafen und auseinanderrissen. Trümmer wirbelten umher, während an vielen Stellen blitzartig Brände aufflammten, die ebenso rasch erloschen, als der Sauerstoff verbraucht oder ins All entwichen war. Die Explosionswelle ließ die drei Docks auseinandertreiben.

      Auf den Trägerschlachtschiffen befanden sich nur Rumpfmannschaften, welche die Arbeiten in ihrem Schiff überwacht und unterstützt hatten. Sie wurden ebenso unvorbereitet mit dem Angriff konfrontiert wie die zivilen Arbeiter der Werft.

      Die D.C.S. Clavijo war während ihrer Liegezeit an die Versorgung der Werft angeschlossen, die nun schlagartig ausfiel. Nicht ahnend, was überhaupt vor sich ging, tappte die kleine Besatzung durch die Dunkelheit, bis sich die Notbeleuchtung aktivierte. Nun ging man mit verzweifelter Hast daran, die Maschinenanlagen zu starten und das Schiff manövrierfähig zu machen.

      Die D.C.S. Lepanto hatte mehr Glück. Ihre Eigenversorgung war für einen Testlauf aktiviert und ihre Schwerkraftanlage fing die meisten Erschütterungen ab, die von Einschlägen in der Werftkonstruktion herrührten. Als weitere Torpedos ihr Dock trafen und große Segmente aus diesem heraussprengten, gelang es, die Manövertriebwerke des riesigen Trägerschlachtschiffes in Betrieb zu nehmen. Während das Dock auseinanderfiel, trieb die Lepanto gemächlich zwischen den Trümmern hervor.

      Ein Torpedo traf ihre Flanke und sprengte ein weiteres gewaltiges Loch in den Rumpf, dann konnte ein Teil der Schiffsverteidigung aktiviert werden. Drei der Waffentürme fuhren aus dem Rumpf, ihre Tetroniken suchten nach Bedrohungen und die schweren Gatling-Kanonen und HE-Lasergeschütze vernichteten vier weitere anfliegende Geschosse.

      Nun wurde die D.C.S. Clavijo ebenfalls direkt getroffen. Eine ihrer Railgun-Kuppeln zerbarst, ihre Energiespeicher entluden sich ins Schiffsinnere und verbrannten eine ganze Sektion und die darin befindlichen Menschen. Der inzwischen reparierte Bug erhielt erneut Treffer. Die neue Manöverbrücke am Bug explodierte und ein guter Teil der frischen Bugpanzerung wurde durch die Detonationen aufgerissen. Aber auch der Clavijo gelang es, sich aus den Trümmern zu lösen. Kaum war sie von der Werft frei, schlug ein weiterer Torpedo in einen der offen stehenden Steuerbordhangars, in dem eine Reihe flugbereiter FLVs stand. Eine ganze Serie der Vernichtung zerstörte die Beiboote und riss die Flanke des Riesen auf über zweihundert Metern Länge und hundert Metern Tiefe auf. Die Erschütterungen hatten eine Notschaltung zur Folge, in der ein Teil der Energieerzeuger heruntergefahren wurde. Einige Gefechtstürme, die gerade aktiv wurden, verloren ihre Energie und schalteten ab. Nur zwei der Türme begannen damit, weitere Feindtorpedos abzuwehren. Dennoch musste das Schiff einen weiteren schweren Treffer in den Aufbauten hinnehmen, bis die erste Angriffswelle vorüber war.

      Für die Menschen im dritten Dock gab es hingegen keine Rettung. Als die Werft auseinandergerissen wurde, trieb die Druckwelle diesen Bereich direkt in die Marsatmosphäre. Für die Arbeiter und das Navy-Personal begann der tödliche Sturz zur Oberfläche. Mit ihnen gingen zwei in Reparatur befindliche und drei fast fertig gestellte APS-Kreuzer verloren.

       Mars, Museumsanlage, Abwehrfestung Fort Nummer 12

      Als sich die einstige „Solare Föderation“ in den Weltraum ausbreitete und immer mehr Kolonien gegründet wurden, war es wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis einige von diesen ihre Unabhängigkeit anstrebten. Die Dauer interstellarer Flüge, die zu jener Zeit noch Monate und Jahre in Anspruch nahmen, bestärkte die Siedler in ihrem Bestreben und so kam es schließlich zum kolonialen Krieg, der, aufgrund einer Teilmeuterei der damaligen solaren Flotte, mit dem Sieg der Kolonisten und der Gründung des Direktorats endete.

      In jener Zeit hatten die Kriegsparteien militärische Raumschiffe gebaut und zivile Frachter mit Waffen nachgerüstet. Die Bedrohung eines Angriffes aus dem Weltraum führte auch zum Bau von orbitalen Waffenplattformen und sogar zu der Errichtung von Festungsanlagen, deren überschwere Geschütze Feindschiffe im Orbit vernichten sollten.

      Mit Ende des Krieges waren die meisten dieser Verteidigungsanlagen abgerissen oder dem Verfall überlassen worden. Nach fast zweihundert Jahren war vielerorts keine Spur mehr von ihnen zu finden. Nicht so auf dem Mars, wo man, in Gedenken an die Vergangenheit, eine der Anlagen erhalten hatte. Eine Reihe ziviler Angestellter und Veteranen der Sky-Cavalry bemühten sich darum, die Erinnerungen wach und die Systeme funktionsbereit zu halten.

      Rein äußerlich bot Fort Nummer 12 kein sonderlich beeindruckendes Bild. Eine flache Kuppel aus Plas-Beton, mit Verstärkungen aus dem damals üblichen Durastahl, von zweihundert Metern Durchmesser und vierzig Metern Höhe, die im unteren Bereich größtenteils von Marsmoos bewachsen war. Lediglich im Bereich der Zufahrt und des dortigen Panzertores waren die Pflanzen entfernt worden.

      Innerhalb der Kuppel gab es die üblichen Räume zur Unterbringung und Versorgung der Soldaten, die Anlagen der Lebenserhaltung, einen Funkraum sowie die Räumlichkeiten für Besprechungen, Lager und den Kommandostab. Alles entsprach, wie zu Kriegszeiten üblich, den notwendigsten Anforderungen. Bei Weitem überdimensioniert wurde es im Zentrum der Kuppel: ein zusätzlich gepanzerter Hohlzylinder, der zwölf Ebenen in den Marsboden hinabreichte und der die riesigen Energieerzeuger für ein ebenso riesiges Geschütz aufnahm.

      Es war eine zweiläufige Waffe, deren Bestimmung genauso hässlich war, wie ihr Äußeres vermuten ließ. Eine Kombination aus Raketengeschütz und einem der ersten Hochenergie-Laser.

      Die zehn Meter langen und einen Meter durchmessenden Raketen trugen an ihrer Spitze einen sogenannten Fragmentkopf, der dicht vor dem Ziel in zwanzig kleinere Sprengköpfe zerfiel. Die Streuung dieser Projektile sollte die Chance erhöhen, das anvisierte Ziel auch tatsächlich zu vernichten oder zumindest kampfunfähig zu machen. Durch ein ausgeklügeltes System konnte die Waffe innerhalb von zehn Minuten nachgeladen werden.

      Der Hochenergie-Laser war zur Zeit des kolonialen Krieges eine Weiterentwicklung der bis dahin üblichen Lichtenergiewaffen gewesen und besaß die tausendfache Stärke der vorherigen Lasergeschütze. Die damalige Konstruktion war, aufgrund ihres hohen Energiebedarfs und der relativ schwachen Energiequellen, plump und eine Art Kompromiss gewesen. Der HE-Laser wurde nicht nur direkt, sondern auch über Speicherbänke mit Energie versorgt. Ein Dutzend armdicker Kabel führte


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