Blutkrieg. Andrea Appelfelder

Blutkrieg - Andrea Appelfelder


Скачать книгу
erwachte, in wunderbar flauschiger Bettwäsche, aus einem seiner seltenen, schönen Träume. Er hatte gerade die Augen aufgeschlagen, blickte neben sich und stellte mit Schrecken fest, dass sein Freund Sakuya nicht neben ihm lag. Er schreckte hoch und blickte sich ängstlich um. Sakuya hatte ihm nicht gesagt, dass er heute einen Auftrag hatte, allerdings spitzte er die Ohren und machte Geräusche unter der Dusche aus. Der junge Mann beruhigte sich sofort wieder, stand auf und schritt dem Geräusch entgegen.

      Er konnte seinen Freund in seiner nackten Silhouette hinter der Duschkabine ausmachen und starrte ihn einige Sekunden an. Der schwarzhaarige Vampir mit den eisblauen Augen dachte bei sich, was er doch mit diesem hübschen und einfühlsamen Mann für ein Glück hatte.

      Der junge Vampir klopfe von außen gegen die Scheibe der Duschkabine und sie öffnete sich prompt.

      Ein nasser, schwarzer Schopf wurde hinausgestreckt. „Ich bin gleich fertig. Dann kannst du oder willst du mit rein?“

      Angel lächelte nur, zog seine Pyjamahose nebst Unterhose aus und ging zu seinen Freund in die Duschkabine.

      Einige Minuten später waren die beiden auch schon wieder fertig angezogen, in einfachen Freizeitsachen im Schlafzimmer. Dort umfasste Sakuya seinen Freund erneut, zog ihn an sich und gab ihm einen langen Kuss auf den geschlossenen Mund. „Na, bist du bereit für Japanausflug Nummer zwei? Und wenn wir uns alles noch einmal angesehen haben, versuchen wir dich von der Knechtschaft des Schwert zu befreien.“

      Angel nickte zögernd, umarmte ihn aber und erwiderte den Kuss. „Sakuya ich bin...

      Sakuya brachte ihn mit einem noch innigeren Kuss erneut zum Schweigen. „Ich kenne deine Bedenken, aber wisch sie weg. Du brauchst das Schwert nicht. Du bist auch so stark genug, besonders nach unserem letzten Auftrag. Du hast nun das Blut eines Reinblutes in dir. Außerdem benutzt du es nur selten und auch ungern und in letzter Zeit auch gar nicht mehr. Es redet auch nicht mehr mit dir. Es scheint sich ebenfalls damit abgefunden zu haben, dass es deinen Körper verlassen wird. Schließlich kennt es unsere Pläne und es schweigt weiter.“

      Angel nickte und versank in Gedanken. Es stimmte. Er war durch ihren letzten Auftrag noch stärker geworden und auch, dass er die Waffe nicht mehr brauchte, stimmte. Er versankt tief in seinen Gedanken und dachte an den vergangenen Auftrag.

       Rückblick: Ägypten, Jahre zuvor

      Sakuya und Angel waren zusammen durch einen Hilferuf der Regierung, nach Ägypten gerufen worden. Sie hatten nicht mal ahnen können, dass ihr Ruf, Hilfe spenden zu können, ohne den Vatikan, so weit vorgedrungen war.

      Man hatte direkt mit ihnen persönlich Kontakt aufgenommen und auch speziell nach Angel gefragt und sie gebeten, zu kommen, um einen Vampir, den man den Pharao nannte und der von Jahr zu Jahr wahnsinniger wurde, zu töten.

      Die Regierung hatte immer schon von dem Vampir gewusst, aber da er stark und in ihren Augen ein Gott war, war er, solange er keinen Schaden angerichtet hatte, geduldet und sogar benutzt worden. Dies war nun schon seit Jahren vorbei, aber er war zu stark um gegen ihn selbst vorzugehen.

      Angel hatte sich damals schon gefragt, warum so viele Vampire mit dem Alter stets wahnsinnig wurden und ob ihm, da er schon so viel gesehen hatte, das auch irgendwann passieren könnte.

      Aber er war immer der Meinung gewesen, solange er seine Freunde und seine Familie hatte und nicht allein war, würde ihm das nicht passieren.

      Die beiden Vampire hatten schon etwas Bedenken bei dem Auftrag gehabt. Dies war schließlich das erste Mal gewesen, dass die beiden Verliebten einen Auftrag allein und auch noch zusammen erledigen würden, nicht dass die beiden es so wollten, sondern mehr, weil nur die beiden gerade vor Ort waren. Grundlegend hatte Angel allein gehen wollen, allerdings hatte sein Freund etwas dagegen gehabt, dass er auf sich gestellt den Feind infiltrierte.

      Der Vampir, der verlangte, der Pharao genannt zu werden, unterhielt einen riesigen Hausstand in einem abgelegenen Teil von Kairo und duldete unter seinen Untertanen keine Widersprüche oder Ungehorsamkeiten. Dies bestrafte er in der Regel mit dem Tod oder Auspeitschungen, schließlich waren die Vampire auch sein Eigentum und er hatte sie allesamt selbst gewandelt oder auf einem der Sklavenmärkten gekauft. Es gab nur wenige Ausnahmen, die er sich selbst rekrutiert hatte, wenn er wichtige Aufgaben zu vergeben hatte.

      Im Domizil des Pharao schlichen sich die beiden Jäger mit Hilfe der Regierung als privater Sekretär und Barkeeper ein um den Gegner erst einmal kennenzulernen und dann auszuschalten. Außerdem hatten sich die beiden als Brüder ausgegeben um möglichst viel Zeit miteinander verbringen zu können, ohne verdächtig zu wirken.

      Nachdem Angel der vertraute Sekretär des Pharaos geworden war, stellte er fest, dass dieser Vampir sogar stärker war als es Arvato jemals gewesen war.

      Der Vampir mit den eisblauen Augen war schon am ersten Abend als neuer Mitarbeiter eingeführt worden und hatte Unglaubliches erfahren.

      Der Mann, der halb Ägypten tyrannisierte, war niemand anderes als der Kindspharao Tutanchamun selbst, der, nachdem er mit 19 Jahren einem als Kutschunfall getarnten Attentat zum Opfer gefallen war, einen Pakt mit einem bluttrinkenden Dämon geschlossen hatte um der erste und reinste Vampir von allen zu werden.

      Angel war davon so beeindruckt, dass er ihn ausgefragt hatte, besonders da er sich sehr für das antike Ägypten interessierte. Unter anderem erfuhr er, dass der Vampir, der seine Haare bis auf einen kleinen Zopf abrasiert hatte um wie die Abbildungen des Tutenchamun auszusehen, in seinem königlichen Grab von Jahr zweihundert bis neunzehnhundertzweiundzwanzig geschlafen hatte, bis Howard Carter seine Stätte geplündert und ihn mit einem Tropfen seines Blutes aus Versehen wieder ins Leben zurückgeholt hatte.

      Eigentlich hatte er gar nicht aufwachen wollen, da er vom Leben zu sehr enttäuscht gewesen war. Aus Wut hatte er dann den Fluch seines Grabes inszeniert und so viele Menschen getötet. Er hatte nur den Plünderer am Leben gelassen.

      Er konnte ebenfalls in Erfahrung bringen, dass er seine älteste und liebste Schwester, mit der er auch ein Verhältnis hatte, ebenfalls gewandelt hatte. Sie hatte von seinem unverfälschten Blut getrunken und war selbst zu einer Art Reinblut geworden. Sie hatte ihn aber kurz darauf verlassen und war nach Rom gegangen. Das letzte, was er von ihr gehört hatte, war, dass sie etwas mit einem Leiter einer Gladiatorenschule angefangen und ihn gewandelt hatte, und seine ganze Familie zerstört hatte und schließlich höchstwahrscheinlich gestorben war und ihr Blut auch noch weitergegeben hatte.

      Auch wenn er soviel erfuhr, blieb Angel das Ziel des Mannes, so er eines hatte, doch verborgen. Er konnte am ersten Tag seiner Anstellung nichts Weiteres erfahren.

      Er tauschte sich an dem Abend mit Sakuya aus, der ihm nur sagen konnte, dass er von den anderen Angestellten, die auch alle Vampire waren, erfahren hatte, dass Tut ein richtiger Diktator war und er sogar tötete, wenn er seinen Willen nicht bekam oder etwas nicht nach seinem Kopf ging.

      Da die beiden Vampire sich auch hier nicht trennen wollten, schliefen sie, schon allein um sich gegenseitig zu schützen, falls sie enttarnt werden würden, in einem Zimmer. Allerdings hielten sie sich mit allem, was sie nicht als Brüder ausweisen konnte, zurück.

      An zweiten Tag hatten die Vampire wie selbstverständlich ihre Jobs angetreten und Angel, der sich hier unter seinem richtigen Namen Will ausgegeben hatte, erfuhr noch mehr über seinen neuen Herren, unter anderen, dass er einen großen Harem mit Männern und Frauen hatte, die ihm jederzeit zu Diensten waren.

      Sakuya erfuhr wiederum noch, dass er dem Alkohol und auch den menschlichen, synthetischen Drogen sehr zugetan war.

      Nachdem beide sich immer mehr eingelebt hatten, erfuhren sie immer mehr Einzelheiten über den Vampir, Angel mehr als Sakuya, der sich hier Nick nannte. Allerdings verstand er sich recht gut mit der Dienerin Cloudine. Diese war augenscheinlich sehr an ihm interessiert und dies nutzte er um an Infos zu kommen. Jedoch bekam er daraufhin Ärger mit Angel, da dieser sehr eifersüchtig wurde. Sakuya ließ sich dies aber nicht gefallen, da er sie nur als Informantin nutzen wollte, so wie Angel es auch schon oft getan hatte. Angel schien dies zu denken zu geben und er versprach ihm, dies nach


Скачать книгу