Himmelsfrost. Linda V. Kasten

Himmelsfrost - Linda V. Kasten


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es uns noch schwerer macht an Wild zu kommen. Das Wetter, welches immer mehr außer Kontrolle gerät, ist nicht nur hier im Norden ein Problem. Das Gleichgewicht ist verschoben. Im Reich der Feuerwächter klagen sie über extrem heiße Sandstürme und Vulkanausbrüche, die bis in die Windberge reichen.«

      Alice nickte. »Es gibt sogar Gerüchte, dass es in Aveen geschneit hat.«

      »Die Hauptstadt der Naturwächter?«, fragte ich erschrocken.

      »Ja.« Alice‘ grüne Augen waren trüb vor Sorge geworden. »Die Elemente sind aus dem Gleichgewicht geraten, als die Linie des Eises unterbrochen wurde. Die Menschen haben all ihre Hoffnung in jemanden gesetzt, der kommen und sie retten wird. Und wer wäre dafür besser als das die zukünftige Königin des Eises?«

      Panik machte sich in meiner Brust breit. »Aber das bin ich nicht. Ich wusste ja nicht einmal, dass ich Wächtermagie besitze, geschweige denn wie ich sie einsetze.«

      Alice zuckte mit den Schultern und legte beruhigend ihre Hand auf meine. »Das wirst du noch lernen. Außerdem bist du ja nicht alleine.«

      Eric nickte zustimmend. »Erst einmal musst du eh nach Nerehliea reisen und den Test hinter dich bringen.«

      Ich sank ein Stück in meinem Stuhl zurück. Bei dem Gedanken einen Test durchzuführen, der meine Magie auf die Probe stellen sollte, wurde mir schlecht.

      »Könnt ihr mir etwas darüber erzählen?«, fragte ich die beiden.

      Diese blickten sich zögerlich an. »Man darf eigentlich nicht darüber sprechen. Zumindest nicht mit Personen, die ihn noch vor sich haben.«, erklärte Eric.

      »Es ist auch fast unmöglich, darüber zu sprechen. Dir werden die wesentlichen Erinnerungen daran genommen.«, fügte Alice hinzu.

      »Naja, genommen ist das falsche Wort dafür.«, korrigierte sie Eric. »Man selber erinnert sich schon noch daran, nur ist man nicht in der Lage darüber zu sprechen.«

      »Streng geheim und total überdramatisiert.«, fügte Alice mit einem Anflug von Sarkasmus hinzu.

      Ich seufzte Na toll …

      »Mit elf Jahren kommt ein normales Wächterkind nach Loralliea, die Wächterakademie in Elianya, und du bist schon neunzehn …

      Die erste drei Jahre lernt man alles Grundlegende. Danach wird man einem Test unterzogen, der bestimmt, welcher Wächtergruppe man angehört. Die nächsten vier Jahre lernt man dann alles über sein Element. Am Ende wir dann noch eine Abschlussprüfung durchgeführt, die dich zu einem vollwertigen Wächter erklärt.«, begann Eric zu erklären.

      »Ja, das Meiste weiß ich, ich verstehe nur nicht, wozu der Test dient, wenn doch klar ist zu welchem Element man gehört?«, fragte ich.

      »Naja, nicht zwingend.«, warf Alice ein. »Du wusstest ja bis vor ein paar Tagen nicht einmal, dass du eine Wächterin bist. Magie ist nicht eindeutig und hält sich auch an keine Regeln. Sie bildet sich meistens mit dem elften Lebensjahr richtig aus, kann aber auch verborgen bleiben, wenn man sie ruhen lässt.«

      »Außerdem musst du nicht zwingend eine Dillian sein, nur weil deine Eltern Eiswächter waren.«, fügte Eric hinzu. »Natürlich ist das sehr wahrscheinlich, jedoch gibt es auch die ein oder andere Ausnahme. Und wir leben ja schon lange nicht mehr im Krieg und die Ehe zwischen verschiedenen Wächtern oder mit Menschen ist auch nicht mehr verboten.«

      Alice nickte. »Anibatera nicht zu vergessen.«

      »In meinem Dorf gab es einen Halbdämon.«, erinnerte ich mich. »Ein Mann mit Adlerflügeln.«

      »Ziemlich beeindruckend.«, meinte Eric.

      Ich nickte. »Leider sehen das nicht alle so.«

      Wir schwiegen eine Weile bedrückt, bis Mrs. Lowbuck erneut an unseren Tisch trat. Diesmal mit drei dampfenden Tassen Kaffee und drei Tellern Honigwaffeln.

      »Das riecht köstlich, vielen Dank.«, sagte ich und lächelte sie an.

      »Es ist mir eine Freude, meine Liebe. Lasst es euch schmecken.« Mit diesen Worten eilte sie zurück hinter die Theke.

      »Ich bin am Verhungern.«, verkündete Alice und nahm einen großen Bissen von der Waffel. Ich tat es ihr gleich und verzog entzückt das Gesicht, als der süße Honig auf meiner Zunge zerfloss.

      »Bei den Sternen schmeckt das gut!«

      Alice kicherte. »Die beste Konditorei in ganz Dyllis.«

      Eric murmelte irgendwas Zustimmendes mit vollem Mund. Die nächsten Minuten schwiegen wir und genossen unsere Waffeln.

      »Was ist mit euch?«, fragte ich nach einer Weile.

      »Was meinst du?«, Eric nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

      »Ich meine, was macht ihr hier? Wo kommt ihr her? Ich hab das Gefühl, ihr wisst alles über mich, aber ich nichts über euch.«

      »Es sind noch ein paar Wochen, bis das letzte Halbjahr beginnt.«, erklärte Eric.

      »Und damit die Abschlussprüfungen.«, fügte Alice hinzu.

      »Alice und ich sind beide im letzten Jahr. Meine Eltern sind wie ich Eiswächter und gehören zum Adel in Dyllis, weshalb wir auch im Schloss leben. Naja, genau genommen leben meine Eltern getrennt. Meine Vater wohnt hier im Schloss und meine Mutter in Nerehliea.«

      »Meine Eltern hingegen sind Wächter der Natur. Sie leben in der Hauptstadt.«, erklärte Alice. »Sie haben zugestimmt, dass ich die Ferien bei Eric und seinem Vater verbringen darf, damit wir gemeinsam lernen können.«

      Ich blickte überrascht auf. »Jetzt wo ich so darüber nachdenke, siehst du tatsächlich auch ein bisschen so aus wie eine Wächterin der Natur. Aber anders als Cora bist du so gar nicht… sanftmütig.«

      Alice schmunzelte. »Tja wie gesagt, Magie und ihre Wege sind unergründlich.«

      Eric bedachte sie mit einem amüsierten Ausdruck im Gesicht. »Ich konnte mir Alice früher auch nur schwer als Naturwächterin vorstellen. Dafür ist sie viel zu… impulsiv.«

      Alice schnaubte, stimmte ihm jedoch zu. »Wo er Recht hat, hat er Recht.«

      Wir lachten.

      »Gibt es Nublia in euren Familien?«, fragte ich weiter.

      »Meine Großmutter ist eine. Natur und Wasser.«, erzählte Alice. »Ich meine irgendwer väterlicherseits hatte auch mal was mit Eis zu tun gehabt, aber ich erinnere mich nicht so richtig daran.«

      Ich nickte interessiert und blickte zu Eric. »Und bei dir?«

      Der zuckte nur mit den Schultern. »Alles Eiswächter soweit das Auge reicht.«

      Alice verdrehte die Augen. »Die Clivtons sind eine dieser steinalten, stolzen Adelsfamilien hier in Dyllis.«

      »Tja, bis meine Mutter meinen Vater verlassen hat. Das hat den Adeligen so gar nicht gefallen.«, fügte Eric hinzu und schaute dabei ziemlich grimmig drein.

      »Das tut mir leid für dich.«, erwiderte ich, doch Eric zuckte nur mit den Schultern. »Muss es nicht. Meine Eltern waren nie glücklich zusammen. Zumindest kann meine Mutter jetzt ihren Traum verfolgen.«

      Ich musterte Eric etwas genauer. Mit seinem verstrubbelten Haar und den warmen, herzlichen Augen, sah er gar nicht aus wie ein Adeliger. Auch seine Gesichtszüge waren sanft und unscheinbar, auch wenn man nicht leugnen konnte, dass er durchaus attraktiv war.

      »Wenn du seine Gesichtszüge auf Anzeichen blauen Blutes zu untersuchen versuchst, muss ich dich leider enttäuschen. Eric hat mehr Ähnlichkeiten mit einem liebevollen Wolfsbaby als mit einem stolzen Herrscher.«, kicherte Alice.

      Ich lachte, während Eric neben mir ein beleidigtes Schnaufen ausstieß, ein Grinsen jedoch nicht ganz unterdrücken konnte. »Pass bloß auf, McRian.«

      Wir verbrachten den restlichen Tag im Dorf und kehrten gegen Abend ins Schloss zurück. Meine Wangen


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