Menschenseelen Teil 4 - Ker -. S. N. Stone
vorbeischaut, also was willst du?“
„Ich will, dass du mit mir nach Berlin kommst, dass du nach Hause kommst!“
„Also erst einmal bin ich hier zu Hause und dann, was glaubst du eigentlich? Dass du nur mit dem Finger schnippen musst und alle machen was du willst?“ Sie schaute ihn an.
Er hatte den Kopf schief gelegt und die Augenbrauen hochgezogen. Ja, O. K., diese Frage war in seinem Fall wohl irgendwie blöd.
„Johannes braucht dich und ich brauche dich auch.“
„Johannes ist mir egal und du brauchst mich nicht! Suche dir eine andere Auserwählte, die du dann überredest, dir zu helfen.“
„Es gibt zur Zeit keine anderen Auserwählten und du weißt genau, dass das nicht der Grund ist.“
Wusste sie das?
„Danjal, ich habe jetzt hier mein Leben. Ich habe einen Job, eine Wohnung in Aussicht, ich habe einen Freund-“
„Einen Freund?“
Jenna richtete sich ein wenig auf. „Ja! Sascha und ich sind wieder zusammen.“
Er runzelte die Stirn. „War er nicht irgendwie ein Arschloch oder so?“
„Mehr Arschloch als du kann er kaum sein!“
„Autsch, das war gemein“, sagte er und jetzt war das Grinsen da. „Hab ich irgendetwas verpasst? Sind wir im Bösen auseinandergegangen?“
„Nicht so richtig, aber ich habe die Nase voll und keine Lust mehr auf das alles, auf deine Spielchen, auf die Toten, darauf andauernd Freunde zu verlieren. Und jetzt geh!“
Als sie zum verabredeten Zeitpunkt das Haus verließ, um zu Sascha ins Auto zu steigen, sah sie Danjal, an seinen Wagen gelehnt, der zu ihr herüberstarrte. Er war auch noch da, als Sascha sie Stunden später wieder absetzte. Jen war bemüht, ihn zu ignorieren.
„Ich hole dich morgen gegen elf Uhr ab, dann sind wir pünktlich bei Finn-Ole und Christiane.“
Eigentlich hatte sie keine Lust die beiden zu besuchen, sie mochte sie nicht. Sie wollte Sascha aber nicht enttäuschen, immerhin waren es seine Freunde, und so nickte sie und ließ sich von ihm einen Kuss geben.
Einen klitzekleinen Blick warf sie dann doch auf Danjal, als sie ins Haus ging.
Er war auch noch am nächsten Morgen und auch um Viertel nach Elf da, als sie mit Sascha zum Auto lief.
„Auf jeden Fall habe ich gesagt, dass ich es unerhört finde, dass sie mir einen Termin für Dienstag gegeben haben. Sie hätten den Wagen doch gleich machen können, ich hasse es, wenn irgendetwas klappert. Ich kann ihn auch woanders hinbringen, in eine große Werkstatt, so wie sonst in meine Porsche Werkstatt in Lübeck oder so.“ Er hielt ihr die Beifahrertür auf, damit sie einsteigen konnte. „Da will man die kleinen Unternehmen unterstützen und dann wird man so behandelt.“
Jenna ließ sich auf dem ledernen Sitz nieder und schaute durch die Frontscheibe zu Danjal.
„Wie findest du mein neues Hemd? Hat Unsummen gekostet, aber ich denke es lohnt sich.“
Jen ließ von IHM ab und sah zu Sascha, der den Wagen startete.
„Hmmm, sehr schön“, antwortete sie abwesend.
„Wenn ich am Montag den Zuschlag nicht bekomme, dann werde ich übrigens zu meinem Boss gehen und ihm unmissverständlich klar machen, dass das so nicht geht. Stimmt doch Jen, oder?“
„Nein, äh ich meine ja, das geht so nicht.“
„Ach du kannst froh sein, dass du nur in einem Labor rumsitzt und dich nicht mit so wichtigen Dingen beschäftigen musst wie Aktienmärkte und unzufriedene Anleger.“
Danjals hellgraue Augen verfolgten sie, während sie die Straße entlang fuhren.
***
„Findest du nicht auch, dass die neue Einrichtung von Finn-Ole und Christiane ein wenig zu eloquent ist?“
Jenna schloss die Augen. Sie hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Wusste Sascha eigentlich, was er da gerade gesagt hatte? Sicher nicht. Sollte sie ihn verbessern? Besser nicht. Sie hatte heute schon so viel 'ich' und 'mir' und 'meins' und abgefahrene Fremdwörter gehört, dass es auf ein falsch benutztes mehr oder weniger auch nicht ankam.
„Ich fand es eigentlich ganz hübsch“, antwortete sie.
Sie waren wieder vor ihrem Elternhaus. Sascha machte den Wagen aus und beugte sich zu ihr herüber.
„Liebling, wann wirst du bei mir einziehen?“ Seine Stimme war ganz warm und sanft.
„Wir haben uns doch darüber unterhalten.“
„Ich weiß, aber ich will es nicht akzeptieren. Du bist die Frau meines Lebens. Deine Eltern sind ganz wundervolle Menschen, aber du kannst nicht ewig hier wohnen. Meine Wohnung ist groß genug.“ Er streichelte ihr zärtlich über die Wange.
„Ich habe was in Aussicht.“
„Hattest du schon ein paar Mal und nie war es das Richtige. Vielleicht weil eine innere Stimme dir sagt, dass es bei mir das Richtige sein wird.“
Vielleicht eher, weil eine innere Stimme ihr sagte, dass das alles hier nicht das Richtige war. Ihr Blick ging wieder zu Danjal, der nun in seinem Wagen saß.
ER hat deine Schwester getötet …
Jen stieg aus und Sascha kam eilig um seinen heiß geliebten Porsche herumgelaufen. Er schloss für sie die Wagentür, nicht, weil er so höflich war, sondern, weil er es nicht mochte, wenn man sie zu heftig zuschlug.
Demonstrativ legte sie einen Arm um ihn und küsste ihn leidenschaftlich.
„Darf ich dich morgen zu einem Strandspaziergang abholen?“
Innerlich seufzte Jen. Eigentlich wollte sie morgen viel lieber auf der Couch faulenzen, sich ausruhen.
„Darfst du, aber bitte erst gegen Nachmittag. Ich muss noch was für die Arbeit erledigen.“ Sie wollte wenigstens den Vormittag für sich haben.
„15 Uhr?“, schlug er vor und sie nickte.
Er brachte sie zur Tür, noch ein Kuss und dann war er auch schon verschwunden und Jenna ging hinein.
Er hatte sehr wohl beobachtet, wie Jenna diesen Kerl geküsst und dabei zu ihm herüber geschaut hatte. Er wusste, was sie damit bezwecken wollte, aber es machte ihn nur sauer und brachte ihn keineswegs dazu zu verschwinden, im Gegenteil.
Danjal stellte die Rückenlehne nach hinten und bemühte sich eine einigermaßen angenehme Schlafposition einzunehmen. Das Licht in dem Zimmer in der ersten Etage erlosch. Er schloss die Augen und hoffte auf ein paar Stunden Schlaf.
***
Wütend schloss Jenna das Fenster, Danjal war immer noch da. Sie ging hinunter in die Küche, wo Vater und Mutter bereits beim Frühstück saßen.
Sie wünschte ihnen einen guten Morgen und goss sich Kaffee ein.
„Du bist aber schon früh wach“, ertönte die brummige Stimme ihres Vaters hinter der Sonntagsausgabe der Tageszeitung. „Wolltest du nicht ausschlafen?“
„Habe ich.“
„Das ist gut.“ Er legte die Zeitung beiseite. „Nun sind sie doch pleitegegangen.“
„Wer denn?“, fragte ihre Mutter.
„Na die Firma von diesem Thomas Garrison, der, der sich vor ein paar Monaten vom Dach gestürzt hat. Paul hat mal für die deutsche Niederlassung in Hamburg gearbeitet. Nach Garrison Tod lief es einfach nicht mehr, es gab Differenzen in der neuen Führungsebene und sie haben das Ding gegen die Wand gefahren. Die schreiben, dass 270 Leute ihren Job verlieren werden.“
„Oh das ist aber gar nicht schön.“
„Dein