Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
das Dach. Eine drei Meter lange Rampe führte nach Osten hinauf zur Plaza.
Der Boden bestand aus einer geglätteten Adobeschicht über dem Kiesuntergrund. Der Raum selbst wurde von 0,3 bis 0,6 m dicken Wänden umschlossen. Bis in den Kiesuntergrund war eine Feuerstelle (94 x 112 cm) 18 cm eingetieft, des Weiteren gab es eine Sipapu von 7 cm Durchmesser. Die in diesem Raum unter dem Fußboden angelegten Ablagebehälter enthielten Zeremonialobjekte wie ausgeschnittene Figuren aus Molluskenschalen, Perlen, Kristalle, Muschelhalsketten, Perlen und Anhänger aus Türkis, Molluskenschale und Stein. Einer der Kommunalräume von Galaz enthielt ein Papageienskelett, umwickelt mit Strängen aus Türkis, Muschel- und Steinperlen und anderen exotischen Gütern. Durch professionelle Grabungen konnten vor der Bulldozer-Zerstörung dieser Stätte aus über 1.000 Bestattungen über 800 Mimbres-Schalen und eine Fülle von Informationen über das Leben in der Gemeinschaft gesammelt werden.
Swarts Ruin (975 bis 1150 u.Z.)
Die Swarts Ruin (117 Räume) im Mimbres Valley entstand um 975 u.Z. als eine kleine Grubenhausniederlassung. Im 11. Jahrhundert u.Z. wurden sechs kleine Mauerwerkraumblöcke über den früheren Grubenbauten errichtet, die, im nächsten Jahrhundert durch Anbauten erweitert, letztendlich zwei große Raumblöcke bildeten. Der nördliche besteht aus 68 mehr oder weniger rechteckigen Räumen, der südliche aus 49 Räumen. Es gab einen oder mehrere Zeremonialräume analog den Kivas in jedem Raumblock. Die Räume waren weitgehend planlos aneinandergebaut worden. Es wurde eine große Anzahl von Bestattungen unter dem Fußboden und in unmittelbarer Nähe der Raumblöcke gefunden. Durchschnittlich gibt es 5 Bestattungen/Raum in den Mimbres Hauptniederlassungen im Mimbres Valley. Die Grabbeigaben belegen weitgefächerte Interaktionsbeziehungen über ein großes geographisches Gebiet (Muscheln vom Golf von Kalifornien, Türkise und Papageienfedern).
Mattocks Site (915 bis 1120 u.Z.)
Die Mattocks Site liegt im Mimbres Valley und besteht aus 200 Räumen in sechs Raumblöcken.
NAN Ranch Site (600 bis 1140 u.Z.)
Die NAN Ranch Site (ca. 0,65 ha) auf einer 4 m über dem Mimbres River liegenden Terrasse besteht wie viele andere Mimbres Niederlassungen aus einem Grubenhausweiler, der im Laufe der Zeit von 600 bis 1000 u.Z. ca. 50 Grubenhäuser, davon 16 aus der Zeit nach 850 u.Z. umfasste und übertägigen Bauten in Form des Ostraumblocks (49 Räume), des Südraumblocks (10 Räume) und des Westraumblocks (ca. 50 Räume) und zwei weiteren Räumen im Südosten der Stätte. Mindestens 100 Räume existierten zeitgleich. Der grundsätzliche Aufbau der Niederlassung ähnelt der der 2,5 km entfernten Swarts Site.
Bemerkenswert ist der im, im 11. Jahrhundert u.Z. errichteten Ostraumblock in der Mitte der Ostseite befindliche große, um 1110 u.Z. erbaute Raum (9,5 x 10 m = 95 m²), der als Gemeinschafts- aber auch als Vorratslagerraum gedient haben kann. Drei Wacholderstamm-Dachsäulen entlang der Mittellinie unterteilen den Raum. Die Räume des Ostraumblocks dienten Wohn- und Lagerzwecken und waren eventuell von einer geschlossenen Gruppe der Gemeinschaft bewohnt. Die Lagerräume waren durch das Fehlen von Feuerstellen gekennzeichnet und hatten meist eine Größe um 11,5 m². Lagerräume und Wohnräume waren durch Türen verbunden und stellten wahrscheinlich eine Familiensuite dar, die selbst nur durch einen Dachlukeneingang über Leitern in den Wohnraum betreten werden konnte.
Der Südraumblock, erbaut zwischen 1066 und 1114 u.Z., weist die höchste Konzentration an Gräbern in der NAN Ranch Site auf. Die erste von einigen Bauphasen begann mit dem Zentralraum und erweiterte den Block nach Süden. Die Bestattungen im Boden des Zentralraumes umfassten die Leichen von ca. 40 bis 50 Personen, die größte Anzahl von Bestattungen in einem Einzelraum im Mimbres Valley. Im Nordwesten enthält der Südraumblock einen kleinen Kommunalraum (6 x 6 m = 36 m²). Im Zentrum des Raumes standen in rechteckiger Anordnung vier Dachstützsäulen und unterteilten den Raum in drei gleichgroße Abschnitte. Die Nordwand des Südraumblocks bestand aus zwei Wandreihen, denen später noch eine dritte hinzugefügt wurde und ist die stärkste Wand im Mimbres Valley. Der große Raum (39,2 m²) mit zwei oder drei Dachstützenpfosten auf seiner Mittellinie aus der Zeit von 1096 und 1114 u.Z. an der Ostseite des Südraumblocks war der letzte Anbau an diesen Block und diente wahrscheinlich als Lagerraum. Drei mit Adobe ausgekleidete Feuerstellen lagen dicht an der südlichen Außenwand.
Die zwei Räume südöstlich des Hauptblocks hatten einen ausgedehnten Abfallhaufen, zwei Grubenhäuser, zwei äußere Feuergruben und 10 Bestattungen. Die teilweise ausgegrabene Ost-Plaza erbrachte Beweise für viele adobeverkleidete, flache Feuergruben, mindestens ein Grubenhaus und mehrere mit Außenaktivitäten verbundene Ramadas, zahlreiche Bestattungen (auch im Abfall) und ein Kremationsgebiet aus den späten 900er Jahren u.Z. Vogelbestattungen wurden im Ostraumblock und an weiteren Stellen der NAN Ranch gefunden. Die Überreste von Falken, Truthühnern und auch Adlern wurden in mit Steinplatten abgedeckten Gruben gefunden analog den menschlichen Bestattungen in der Stätte. Dies deutet auf eine wichtige Rolle der Vögel im Glaubenssystem der Mimbres.
Mit Beginn des 12. Jahrhunderts u.Z. gab es eine spürbare Verminderung der Mauerwerksqualität. Auch die Grundrisse der Räume wurden unregelmäßig, offensichtlich eine Widerspiegelung der durch Nahrungsstofferwerbsstress verursachten gesellschaftlichen Probleme.
TJ Ruin (900 bis 1150 u.Z./1300er Jahre u.Z.)
Die TJ Ruin (ca. 280 Räume) ist liegt im östlichen Teil des Gila Cliff Dwelling N.M. im Zentrum der Mogollon Mountains entlang des Laufes des oberen Gila River. Das National Monument besteht aus zwei separaten Einheiten, die ca. 2,5 km voneinander entfernt sind. Der westliche Trakt enthält die berühmten und häufig besuchten Gila Cliff Dwellings, im östlichen Teil, der sich flussabwärts gerade unterhalb des Zusammenflusses des West und des Middle Fork des Gila River befindet, liegt die große offene, noch weitgehend unerforschte/ nicht ausgegrabene "Heart-Bar Site" oder TJ Ruin.
Diese Stätte erstreckt sich entlang der Kliffkante des West Fork des Gila River. Sie besteht neben Grubenhäusern, die wahrscheinlich teilweise auch nach der Errichtung der übertägigen Pueblobauten genutzt wurden, aus fünf Raumblöcken mit ca. 245 Erdgeschossräumen und 36 Räumen in einer zweiten Etage. Zu dieser Stätte zählen auch sieben Kivas und eine große Zentral-Plaza mit teilweise sichtbaren Umschließungsmauern entlang seiner Nordseite. Vier Raumblöcke erstrecken sich über ca. 150 m an der Südwestkante der Mesa, von wo aus man einen spektakulären Überblick über die umliegende Landschaft hat. Der Standort auf einer Mesa ist für die sonst in dieser Zeit meist auf Flussterrassen bauenden Mimbres der Klassischen Zeit ungewöhnlich. Die am Verlauf der Bergkante orientierte Ausrichtung der Raumblöcke ergab als Landmarke aus dem Tal kommenden Besuchern einen imponierenden Anblick.
Die Plaza-Umfassungswand hat, vom Nordwestraumblock ausgehend, eine nach Osten weisende Erstreckung von 105 m. Sein östlichstes Ende definiert die Westseite eines ca. 5,5 m breiten Einganges; die Reste einer möglichen Großkiva von 16 m Durchmesser markieren die östliche Seite des Einganges. Die größten drei runden Einsenkungen (Kivas?) haben Durchmesser von 8 bis 16 m und sind mit übertägigen Räumen verbunden wie dem ungewöhnlich großen Raum nordwestlich der nördlichen Großkiva. Die Reste der vier weiteren Kivas weisen Durchmesser von 5 bis 5,5 m auf. Die runden, freistehenden Kivas (Anasazi-Einflüsse?) weichen auffällig von den rechteckigen Kivas von Galaz, NAN Ranch, Swarts und Cameron Creek Site ab, die in den Raumblöcken eingeschlossen waren.
Grubenhäuser befinden/erstrecken sich außerhalb der TJ Ruine entlang der Mesa-Kante nach Südost und Nordwest. Der nicht ausgegrabene Zentralmound dieser Stätte erreicht Höhen von mehr als 2 m über der ursprünglichen Erdoberfläche und hatte mindestens im östlichen Bereich eine zweite Etage. Die südlichen zwei Raumblöcke hatten relativ große Räume von durchschnittlich 20 m² (typisch für die späten Mimbres Räume). Der zentrale Raumblock hatte kleinere Räume von durchschnittlich 12,7 m² Grundfläche, ungefähr so wie die Räume in der Swarts Site. Die dickeren Wände trugen wahrscheinlich eine zweite Etage und waren besser ausgeprägt rechteckig als die einetagigen