Kein Duke zum Verlieben!. Katherine Collins

Kein Duke zum Verlieben! - Katherine Collins


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Geheimnis. Madeline hatte beteuert, dass etwas Rätselhaftes Bell genügend Aufmerksamkeit bescherte, um bemerkt zu werden, sich die Neugierde aber schnell befriedigen ließe durch sorgsam gestreute Informationen. Annabell war nicht glücklich damit.

      Zwar schätzte sie die Möglichkeit, in die Gesellschaft eingeführt zu werden, aber eigentlich wollte sie lediglich die Sache beenden, derentwegen sie nach London gekommen war und dann nach Bath zurückkehren, wo sie auf dem Landsitz ihres Schwagers in Ruhe ihr Leben verbringen wollte. Abgeschieden von der Welt, gerade so, wie sie die letzten sieben Jahre verbracht hatte. Annabell senkte den Blick zu Boden und drehte etwas von dem Taft ihres Kleides um die darin vergrabenen Finger. Sie wusste, dass sie bereits mit ihrem Kleid Aufsehen erregt hatte.

      Madeleine war es nicht müde geworden, sie ob ihrer Schlichtheit und der viel zu biederen Aufmachung in den Ohren zu liegen. Sie müsse hervorstechen, hatte die Cousine gemahnt, ganz so, als galt es, für Annabell einen Galan zu finden. Einen Gatten. Allein der Gedanke brachte sie zum Erschauern. Sie war nicht deswegen nach London gekommen, schließlich war sie bereits verheiratet, und zwar mit einem Duke der britischen Krone. Leider. Lediglich, dass Annabell auf Schmuck verzichtet hatte, war gebilligt worden, schließlich trug ein unverheiratetes Mädchen keine Juwelen. Stattdessen trug sie nur ein kleines perlenbesetztes Medaillon um ihren Hals und einige Perlen in ihrem goldenen Haar, das von Annabells Zofe zu einem lockeren Arrangement aus dicken Locken hochgesteckt worden war. Die Schlichtheit ihres Auftretens unterstrich ihren makellosen Teint und den saphirklaren Glanz ihrer von dichten Wimpern umkränzten Augen.

      »Miss Beaufort …«

      Leise seufzend drehte sich die Angesprochene um und sah sich ihrem nächsten Tanzpartner gegenüber. Der schüchterne dritte Sohn des Earls of Bloomfield, Honorable Mr. James Norton, verbeugte sich tief und reichte ihr, sie atemlos anstarrend, den Arm.

      »Mr. Norton«, begann Annabell und versagte sich ein Seufzen. »Ich muss gestehen, mir ist nicht nach Tanzen zumute, es ist so schrecklich warm hier drin …«

      »Oh!«, stammelte Norton, die Hand fallenlassend, die er gehoben hatte, um ihre auf seinem Arm zu platzieren. »Ich … vielleicht … Punsch?«

      Annabell schenkte ihm ein dankbares Lächeln. »Das wäre wirklich zauberhaft, Mr. Norton.«

      Schnell verschwand der junge Mann gehetzt in der Menge. Annabell seufzte und runzelte die Stirn. Hinter ihnen brach jemand in spöttisches Lachen aus.

      »Der tapsige Norton macht sich hervorragend als Schoßhündchen!«

      Annabell drehte sich ärgerlich um. Mr. Norton mochte kein eloquenter Gesellschafter sein, aber er besaß offenkundig ein gutes Herz. Es war niederträchtig von dem Kerl, den anderen Herrn so zu verunglimpfen. Besagter Jemand sah mit heißen Augen an ihr herab und verzog die Lippen zu einem zufriedenen Grinsen.

      Annabell presste ihre aufeinander bei der unverschämten Musterung. Es bedurfte kaum eines Blickes, um in ihm den notorischen Frauenheld zu erkennen und da sie selbst mit einem solchen Exemplar der Gattung Mensch verheiratet war, hatte sie keinen Bedarf an der Bekanntschaft mit einem weiteren. Sie beschloss, ihn einfach zu ignorieren.

      Der Herr allerdings hatte anderes im Sinn, schlenderte nonchalant zu den Damen und verbeugte sich formvollendet.

      »Euer Gnaden!«, murmelte er und ließ damit Annabells Herz fast zum Stehen kommen. Dass er dabei die Cousine ansah, rettete ihr das Leben.

      »Sie sehen hinreißend aus, wie stets.«

      Er sah mit einem Blick auf Madeleine herab, der nicht nur Besagte erröten ließ, bevor er sich vor Sarah verbeugte und einen viel zu interessierten Blick zu Annabell warf. Er entließ die Hand der Schwester nach einem nicht gerade dezenten Kuss darauf und hob in Erwartung, Annabells Hand aufzunehmen, die seine.

      Madeleine riss die Augen auf und zuckte entschuldigend die Schulter.

      »Lord Argyll, darf ich Ihnen … Lord Suffolks Cousine zweiten Grades vorstellen? Miss Bell Beaufort. Bell, dies ist Viscount Argyll, ein Freund meines Schwagers, seiner Gnaden, der Duke of Kent.«

      Das machte Annabell keineswegs geneigter, war ihr doch jeder Freund ihres Gatten ebenso zuwider wie selbiger. Sie wollte ihm die Hand verweigern, aber die Not in den Augen der Cousine ließ sie sich besinnen. Als namenloser Niemand vom Lande sollte man einen Adeligen nicht vor den Kopf schlagen, indem man es an gutem Benehmen missen ließ. So machte Annabell einen Knicks und murmelte einen Gruß. Noch immer hielt Argyll ihre Hand und grinste mit einem Blick auf sie nieder, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie kannte diesen Blick, hatte ihn an ihrem Gatten kennengelernt, obwohl er nicht sie so angesehen hatte. In Erinnerung daran entriss sie ihm die Hand mit einem Ruck und wendete ihm demonstrativ die kalte Schulter zu, als sie sich zu ihrer Schwester umdrehte.

      »Lady Suffolk, sagten Sie nicht, Sie wollen …«

      Argyll lächelte amüsiert und unterbrach sie, indem er erklärte: »Miss Beaufort, ich glaube, ich bin verliebt.«

      Annabell erstarrte unversehens. Ihre Nackenhaare richteten sich auf, und sie musste die Fäuste ballen, um ihre Wut zu beherrschen. Sie war noch immer ganz starr, als sie sich wieder zu dem Viscount umdrehte und verärgert feststellte: »Und ich glaube, Mylord, dass Sie gar nicht wissen, was es bedeutet zu lieben, also langweilen Sie mich nicht mit Ihren Unwahrheiten!«

      Neben ihr kicherte Sarah hinter ihrem eilig aufgeklappten Fächer unterdrückt. Bell ignorierte es, war sie doch dabei, den unverschämten Mann mit bloßem Willen niederzustarren. Sie sollte sich nicht aufbringen lassen, ging ihr flüchtig durch den Kopf. Keine zusätzliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber sie konnte eine so dumme Behauptung nicht hinnehmen.

      »Sie irren fürchterlich, Miss Bell, aber sagen Sie mir, was wissen Sie von der Liebe?«

      Annabell schluckte, mit dem Wunsch beseelt, es einfach bewenden lassen zu können. Leider traf sie gerade dieses Thema mitten ins Herz. Verächtlich sah sie zu ihm auf, in seine dunklen, braunen Augen, die ihren Blick keineswegs belustigt erwiderten. Irritation flackerte in ihnen und ernsthaftes Interesse. Mit Gänsehaut erklärte sie knapp: »Liebe ist, wenn einem das Glück des Anderen mehr am Herzen liegt als das eigene. Liebe ist, wenn der bloße Gedanken an den Geliebten einem die Tränen in die Augen treibt. Liebe ist, wenn man weiß, dass der Geliebte fehlbar ist und ihn trotzdem liebt …« In Annabells Augen blitzte es gefährlich, als sie leise hinzusetzte: »Ich kenne Männer Ihres Schlages. Für Sie ist es Liebe, wenn es Sie im Schritt juckt!«

      Sie presste die Lippen aufeinander, sich durchaus bewusst, wie unangebracht ihre Worte waren. Wie anzüglich und offenbarend. Madeleines ersticktes Stöhnen war dafür ein guter Indikator. Mit einer Entschuldigung auf den Lippen fuhr Annabell zu ihr herum. Noch in der Bewegung gefror sie zu Eis. Madeleines Laut war keine Reaktion auf Bells unverblümte Rede gewesen, sondern eine Warnung, dass sie einen unerwarteten Zuhörer hatten. Schnell brachte sich Bell wieder unter Kontrolle und versank vor dem Duke, wie die anderen beiden Frauen, in einen graziösen Knicks. Ihr Herz schlug ihr bis in den Hals, und sie war sich nicht sicher, ob sie eine Begrüßung über die Lippen bekommen würde. Wäre Suffolk doch nur geblieben, anstatt nach Ninette zu sehen, obwohl die Cousine einen Tugendwächter durchaus benötigte.

      »Madeleine, ich wusste nicht, dass du vor hattest, diese Veranstaltung aufzusuchen«, murmelte der Duke, wobei er der Schwägerin einen Kuss auf die Wange drückte und ihr versicherte, dass sie hübsch anzusehen war. Annabell schlotterten die Knie. Gott sei Dank spürte sie eine leichte Berührung an ihrem Ellenbogen und wusste, ohne sich umsehen zu müssen, dass ihr Schwager ihr zur Hilfe geeilt war. Dankbar schenkte sie ihm ein schwaches Lächeln, als er ihr leise ins Ohr flüsterte: »Dich kann man keinen Augenblick allein lassen, ohne dass du in Schwierigkeiten gerätst!«

      Suffolk verbeugte sich angedeutet vor dem Schwager und begrüßte ihn ohne große Freude: »Westbrook, darf ich Ihnen meine Cousine zweiten Grades, Bell Beaufort, vorstellen?«

      Noch einmal knickste Annabell und hielt den Blick gesenkt. Es erforderte eine schier undenkbare Menge an Kraft, nicht in unkontrolliertes Zittern auszubrechen, ein nur zu verräterisches Zittern. Sie hielt sich vor, dass eine Begegnung unausweichlich


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