Sky-Navy 14 - Vorposten im Rylon-System. Michael Schenk

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Medien über Jahre verfolgt und sich sicherlich auch ein paar andere Quellen eröffnet haben. Wir wissen ja nicht, wer von den vielen vermissten Raumfahrern in den vergangenen Jahren in ihre Hände gefallen ist.“

      „Diese Infiltratoren der Negaruyen sind eine immense Gefahr“, meinte Kenduke. „Sie gleichen uns so sehr, dass sie sogar in die Sicherheitsbereiche der Streitkräfte vordringen konnten. Wer weiß, wie viele von ihnen es noch gibt …“

      „Dem muss ich zustimmen, Hochherr Kenduke. Die Streitkräfte arbeiten eng mit dem Sky-Marshal-Service des Direktorats zusammen, um neue Sicherheitsüberprüfungen zu erarbeiten. Doch ich möchte Ihr Augenmerk auf das derzeitige Hauptproblem richten: Mit den Negaruyen der verborgenen Welt liegen wir in einem unerklärten Krieg und mit dem großen Reich der insektoiden Norsun in einem unsicheren Frieden.“

      „Der Hohe Rat des Direktorats ist bemüht, mit den Norsun in Friedensverhandlungen zu treten“, versicherte Sangales.

      „Das ist sehr erfreulich, Hochherr“, versicherte der Hoch-Admiral. „Der derzeitige Waffenstillstand basierte auf der Bedrohung durch die vom Feind eroberte Nanjing, die ja nun nicht mehr existiert. Wir können leider noch nicht von einem Vertrauensverhältnis zwischen unseren Völkern ausgehen, so wünschenswert dies auch wäre. Das Misstrauen ist da. Ein kleiner Anlass kann ausreichen, um uns in einen verheerenden Konflikt mit den Ei-Geborenen zu stürzen. Das gilt es unbedingt zu vermeiden und wir alle hoffen sicherlich, das der geplante diplomatische Weg zum Frieden führt.“ Redfeather seufzte leise. „Unglücklicherweise gibt es bislang keine Möglichkeit für Verhandlungen zu einem Frieden mit den Negaruyen der verborgenen Welt.“

      „Sie betonen stets diese verborgene Welt, Redfeather“, brummte Kenduke. „Warum?“

      „Nun, Hochherr, weil wir mit dem Stammvolk der Negaruyen auf deren alter Heimatwelt in friedlichem Kontakt und Handel stehen. Das Volk des Sandes hat absolut nichts mit den Aktivitäten seiner aggressiven Artgenossen zu tun.“

      „Nun, das mag so sein, aber warum helfen sie uns dann nicht gegen ihre, äh, Artgenossen?“

      „Hochherr, die Negaruyen der alten Heimat befahren die Wüstengebiete mit ihren Sandschiffen. Sie nutzen die Raumfahrt nicht mehr, denn diese hat einmal fast zur Vernichtung ihres Volkes geführt.“

      „Ich verstehe es richtig, John, dass die Norsun und die Negaruyen eine unversöhnliche Feindschaft verbindet, nicht wahr?“

      „Ja, Hochherr, das kann man wohl so sagen.“

      „Was hindert dann die Norsun daran, diese Sandwelt endgültig zu vernichten? Schließlich kennen sie doch deren Position.“

      „Auch das ist zutreffend, Hochherr Sangales. Wir wissen nicht, warum die Norsun keinen neuen Angriff durchführen. Eigentlich sind für sie alle Flachschlitznasen – so nennen die Norsun die Negaruyen, Gentlemen – der Feind. Möglicherweise liegt es daran, dass das Direktorat nun ein wachsames Auge auf das Sandvolk hat.“

      „Wobei diese Insektenabkömmlinge uns sicherlich nicht fürchten.“

      „Wohl kaum, obwohl wir ihnen im Kampf um Regan III. ordentlich zugesetzt haben. Andererseits sehen die Norsun vielleicht auch die Gefahr, dass uns die Negaruyen der verborgenen Welt plötzlich als ihre unfreiwilligen Verbündeten betrachten könnten, sollten die Norsun gegen uns aktiv werden. Wenn die Norsun uns angreifen, dann nutzen die Negaruyen sicherlich die Gelegenheit, um sie in einen Zwei-Fronten-Krieg zu verwickeln. Das möchten die Norsun nicht riskieren. Immerhin haben die Negaruyen bisher einen Krieg überlebt, der nun schon etliche Jahrhunderte währt. Es ist halt ein wenig … kompliziert, Hochherren.“

      Mbuto Sangales kannte die Verbundenheit von Redfeather und Faso. Er sah den Adjutanten fragend an. „Nun, was halten Sie davon, Lieutenant?“

      „Das wir auf jeden Fall vorbereitet sein müssen, wenn wir im Spiel fremder Mächte bestehen wollen, Sir.“

      Sangales lachte leise. „Gut geantwortet, Lieutenant, gut geantwortet.“

      „Sicherlich ganz im Sinne des Admirals“, fügte Kenduke spöttisch hinzu.

      Fasos Blick wirkte treuherzig. „Ganz im Sinne des Direktorats, Hochherr. Ich gehe davon aus, dass kein Mensch es begrüßen würde, am Morgen vor den Kanonen eines Alienschiffes aufzuwachen.“

      Kenduke verzog das Gesicht, während Ratsmitglied Lambert schmunzelte. „Und wie stellen Sie sich eine entsprechende Vorbereitung vor, Lieutenant?“

      „Die diplomatischen Fähigkeiten des Hohen Rates, Hochherr Lambert, und die Wehrhaftigkeit von Navy und Cav. Vor allem Schiffe und Besatzungen.“

      „So, so, Schiffe und Besatzungen“, knurrte Kenduke verdrießlich. „Das Lieblingsthema von Redfeather.“

      „Hochherr Kenduke, wir wollen den gegenseitigen Respekt wahren“, mahnte Mbuto Sangales. Er nippte an der Schale Tee, die er dem Robotautomaten entnommen hatte. „Wir sind hier zusammengetroffen, um einige wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen. Die Ausstattung von Navy und Cav gehört in diesen besonders schwierigen Zeiten fraglos dazu.“ Er wandte sich dem Befehlshaber der Streitkräfte zu. „John, ich dachte, Projekt Anni würde dieses Problem lösen. Gibt es Schwierigkeiten, von denen …“

      Redfeather räusperte sich vernehmlich. „Keine Probleme, Hochherr.“

      Sangales Hautfarbe wurde ein wenig dunkler, als er begriff, dass er einen Fehler begangen hatte. Lambert und Kenduke gehörten nicht zu jenen, die in das geheime Projekt Anni eingeweiht waren, doch nun hatte er sie durch eine Unachtsamkeit darauf hingewiesen.

      „Anni?“ Lambert runzelte die Stirn. „Was für ein Projekt Anni? Von so einem Projekt ist mir nichts bekannt. Dir etwa, Ken?“

      Kenduke schüttelte den Kopf und die Blicke, die er Sangales und den beiden Militärs zuwarf, waren ausgesprochen düster. „Nein. Ich habe das Gefühl, da wird hinter dem Rücken des ausführenden Rates eine ganz besondere Suppe gekocht. Ich denke, werter Kollege Sangales, es ist höchste Zeit, uns da einzuweihen.“

      Vor Jahren hatte Mbuto Sangales seine außergewöhnlichen Vollmachten genutzt, um John Redfeather die Mittel für ein ebenso außergewöhnliches und absolut geheimes Projekt zu bewilligen. Fernab des Direktorats war eine Werftanlage errichtet worden, auf der ein vollkommen neuer Schiffstyp gebaut wurde. Offiziell handelte es sich um eine kleine Minenkolonie, die die reichlich vorhandenen Rohstoffe nutzte, um alle erforderlichen Materialien und Werkzeuge selbst herzustellen. Hunderte von ungebundenen Angehörigen der Navy und der Cavalry dienten dort und hatten sich verpflichtet, jedweden Kontakt zum Direktorat abzubrechen. Das Projekt war unter dem Eindruck der Terroraktionen von „Human Rights“ und der schwarzen Bruderschaft der Piraten entstanden und sollte dem Direktorat eine geheime Eingreifreserve zur Verfügung stellen.

      „Es geht um die Konstruktion neuer Schiffe und die Verbesserung der bestehenden Typen“, sagte Redfeather rasch, bevor Sangales die Beantwortung übernehmen konnte. Als Hoch-Admiral war John Redfeather dem Hohen Rat unterstellt und durfte dementsprechend nicht lügen, doch jeder gute Politiker wusste, dass dies nicht bedeutete, unbedingt die Wahrheit sagen zu müssen. „Wir sind in der Planung schon weit fortgeschritten.“

      „Neuer Schiffstyp und Umbauten der bestehenden Schiffe?“ Während Lambert durchaus interessiert blickte, lehnte sich Kenduke in den Polstern zurück und legte die Arme auf die Rückenlehne. „Haben Sie eine Vorstellung, Redfeather, was so etwas kostet?“

      „Solche Planungen gehören zur Berufsbeschreibung jedes Ingenieurs und Konstrukteurs“, entgegnete Redfeather. „Und ich habe durchaus eine Vorstellung von den Kosten. Die Absicht dahinter ist es aber, Schiffe künftig so zu bauen, dass sie mit weniger Material und Personal auskommen. Letztlich mehr Schiffe, bei gleichbleibendem Personal und verhältnismäßig geringfügigem Mehraufwand an Material.“

      Kendukes Blick verriet seine Skepsis, doch nun schaltete sich Lambert ein. „Können Sie das etwas präzisieren, Hoch-Admiral?“

      „Zum Beispiel ein neuer APS-Typ, nämlich Modell B, Hochherr. Etwas kleiner als


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