Dämonentreue. Dagny Kraas

Dämonentreue - Dagny Kraas


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»Vielleicht hätte Esracan auch mit der Wahrheit leben können. Wir werden es nie erfahren. Wenn du bis heute davon überzeugt bist, den für dich einzig möglichen Weg gegangen zu sein, gibt es keinen Grund für Vorwürfe.«

      Er seufzte, legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie mit sanfter Gewalt, ihn anzusehen.

      »Entschuldige. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen. Und ich bin mir sicher, Esracan hätte Verständnis für dein Handeln. Er würde Ajula so oder so lieben, wie es alle tun, die sie kennen. Selbst ich mag sie, obwohl sie ein ungestümer, schlecht erzogener Wildfang ist.«

      »Obwohl?« Béo runzelte die Stirn und lachte. »Du meinst wohl eher weil

      Cridan grinste nur.

      »Nun gut«, wechselte sie schließlich achselzuckend das Thema, »wir behalten Korlikon im Auge, und ansonsten werde ich mein Bestes tun, Llegar zu unterhalten und eine Entscheidung von ihm zu bekommen – allerdings ohne mit ihm ins Bett zu gehen oder ihm auch nur vorzumachen, dass er diese Gelegenheit bekommen könnte«, setzte sie mit einem Seitenblick auf Cridan hinzu.

      »Was für ein Pech für Llegar«, bemerkte er unbekümmert. »Und nun geh schlafen. Du wirst einen wachen Kopf brauchen morgen, und es war wirklich ein anstrengender Tag.«

      Es wunderte ihn nicht, dass Korlikon vor den Räumen auf ihn wartete, als er aus der Tür trat. Er stützte sich auf einen hölzernen Stuhl, dessen mit Stoff bezogene Sitzfläche das scheußlichste Muster aufwies, das Cridan je gesehen hatte.

      In den Augen des Soldaten glitzerte Bösartigkeit und Heimtücke.

      »Ihr scheint Eurer Königin sehr nahe zu stehen«, bemerkte er. Er gab sich nicht einmal Mühe, den Hohn in seiner Stimme zu verbergen.

      Cridan blieb gelassen.

      »Selbstverständlich«, erwiderte er ruhig und so geringschätzig, wie es ihm möglich war. »Ein Leibwächter sollte seinen Schutzbefohlenen immer nahe sein.«

      Korlikon grinste.

      »Die Frage ist nur, wie nahe«, kommentierte er. »Und ob noch Kleidungsstücke dazwischen sind.«

      Cridan spürte den Wunsch in sich aufwallen, das Grinsen von Korlikons Gesicht zu fegen und statt dessen ein paar blutige Furchen zu hinterlassen – vorzugsweise auch gleich auf der Kehle des Kommandanten. Er beherrschte sich jedoch.

      »Wisst Ihr, Korlikon, Ihr solltet nicht immer von Euch auf andere schließen«, antwortete er verächtlich, schob den Soldaten mit dem Handrücken zur Seite und wollte an ihm vorbei treten. Doch Korlikon packte ihn am Unterarm und hielt ihn fest.

      »So schnell kommt Ihr mir nicht davon, Dämon!«

      Cridan blieb stehen. Er wandte den Kopf, sah Korlikon an und senkte dann den Blick auf Korlikons Finger, die seinen Arm mitsamt der metallenen Schiene umklammerten.

      »Es heißt T‘han T‘hau«, sagte er, gezwungen ruhig und sehr leise. »Und wenn Euch Eure Finger lieb sind, lasst Ihr auf der Stelle los.«

      »Und wenn nicht?« höhnte Korlikon mit einem hinterhältigen Lächeln. »Wollt Ihr mich etwa angreifen? Hier? In der Burg, in der Eure Herrin als Gast weilt?«

      Cridan schüttelte leicht den Kopf. Korlikon suchte offensichtlich die Konfrontation, doch er würde ihm diesen Gefallen nicht tun.

      »Natürlich nicht. Warum sollte ich das?«

      Er zog seinen Arm zurück. Korlikon versuchte, seiner Kraft standzuhalten, doch dann musste er die Finger öffnen. Er machte einen halben Schritt rückwärts.

      »Ich warne Euch«, sagte er. In seiner Stimme vibrierte Hass. »Ich behalte Euch im Auge. Und ich habe keine Angst vor Euch, Dämon.«

      Cridan lächelte ein ganz klein wenig und ließ die Spitzen seiner Reißzähne durch die Lippen blitzen.

      »Ich kann mich irren, Korlikon«, entgegnete er. »Aber ich denke, das ist ein Fehler.«

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