Der Wüstensklave. J. D. Möckli

Der Wüstensklave - J. D. Möckli


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atmet Yusaku auf. »Gut, dann können wir den Abend ja ab jetzt genießen.« Nun wieder breit grinsend schnappt er sich von Ajas Teller das Häppchen und schiebt es sich in den Mund. »Lecker!«, stellt er kauend fest und nimmt sich diesmal ein Häppchen vom Tisch. Auf einmal fällt sein Blick auf Jamon, der es sich möglichst weit vom Feuer entfernt auf dem Sofa bequem gemacht hat und sich an Kai lehnt. »Sag mal. Du bist doch immer so ein schlauer Kerl. Warum feiern wir überhaupt dieses Weihnachten?«

      Erstaunt blickt Jamon auf und überlegt. »Also die Christen feiern heute die Geburt von Jesus, jedoch geht das Fest an sich viel weiter zurück. Es ist einfach von den Christen vereinnahmt worden.«

      Mit großen Augen sieht Yusaku ihn an. »Erzähl!«, verlangt er und setzt sich doch tatsächlich vor Jamon auf den Boden.

      »Also«, beginnt Jamon und lehnt sich zurück, »im ägyptischen Großreich feiern wir zur Wintersonnenwende den Geburtstag unseres Sonnengottes. Das ist aber am 21. Dezember. Weihnachten feiern wir in dem Sinne nicht. Im römischen Großreich ist es unterschiedlich. Diejenigen, die die römischen Götter verehren, feiern auch am 21. Dezember, während die Christen an den Tagen vom 24. bis zum 26. Dezember feiern, weil ihre Kirche ihnen das so vorgibt. Lange gab es darum auch Spannungen zwischen den einzelnen Religionen und auch heute noch kommt es zu Konflikten, aber Kaiser Hadrian hat die Situation ziemlich gut geklärt und greift auch hart durch, wenn sich die Menschen nicht an die Gesetze halten, die er wegen der unterschiedlichen Religionen in seinem Reich erlassen hat. Denn die Juden feiern wieder ganz anders als die Christen oder die anderen Religionen.«

      Nachdenklich sieht Yusaku ins Feuer. »Verstehe. Also haben die Christen das Fest einfach übernommen und angepasst. So was von verrückt.«

      Daraufhin zuckt Jamon nur mit den Schultern. »So funktioniert Religion. Gib den Menschen etwas, was sie verstehen können und kennen, und dann hast du es nicht mehr allzu schwer, sie für den Glauben zu gewinnen und so in die gewünschte Richtung zu lenken. Kaiser Hadrian hat das größte Reich, nur darum hat er so viele von Grund auf verschiedene Glaubensvorstellungen, die er irgendwie unter einen Hut bringen muss.«

      »Ich kann mir vorstellen, dass das ziemlich kompliziert ist. Zum Glück haben wir ja damit nichts zu tun. Danke für die interessante Geschichte.« Yusaku steht wieder auf und geht zurück zu Aja, die er nun sanft auf die Lippen küsst.

      Mit einem schiefen Grinsen sieht Kai ihm nach. »Wenn er nur wüsste«, raunt er Jamon zu, der jetzt den Arm um ihn legt.

      »Wieso? Er hat recht. Ich habe nichts mehr damit zu tun. Also lass uns den Abend weiter genießen.«

      Kapitel 3: Silvester

      Gähnend setzt sich Jamon im Bett auf, nur um gleich darauf fröstelnd die Arme um sich zu schlingen und sich wieder unter die Decke zu verkriechen. »Kai, wir müssen anfangen zu heizen, es ist einfach zu kalt geworden«, beschwert er sich, als er sich an ihn kuschelt.

      »Hm?« Kai dreht sich noch halb schlafend zu seinem Liebsten um und schlingt die Arme um ihn.

      »Wir müssen auch hier oben anfangen zu heizen. Es ist eiskalt im Zimmer.« Jamon erwidert die Umarmung seines Shariks. Dass er eigentlich aufstehen sollte, ist ihm egal.

      Langsam wird Kai wacher und realisiert, was die Worte zu bedeuten haben. »Liebster, wir heizen hier oben immer nur sehr sparsam. Darum haben wir ja so warme Decken.« Erst jetzt öffnet er die Augen und lächelt Jamon warm an. »Wir können aber am Abend schon ein wenig anfeuern, wenn es dir zu kalt ist.«

      »Ja, das wäre wirklich toll«, erwidert Jamon und löst sich nach einem Blick zum Fenster widerstrebend von seinem Sharik. »Ich muss in den Stall«, murrt er und steigt aus dem Bett. Bibbernd rennt er zu seinen Kleidern und schnappt sie sich, ehe er aus dem Zimmer läuft.

      Schmunzelnd hat Kai seinen Liebsten beobachtet und kuschelt sich noch für einen Moment unter der warmen Decke ein. Er muss ja jetzt sowieso warten, bis das Bad wieder frei ist. »Du bist richtig verwöhnt geworden«, murmelt er amüsiert ins Kissen.

      Als er nach einem Blick zum Fenster der Meinung ist, dass sein Liebster so langsam fertig sein sollte, steht Kai auf und geht mit der Decke um die Schultern seine Sachen holen, dann erst legt er die Decke zurück aufs Bett.

      Auf der Treppe läuft er seinem Liebsten über den Weg. »Moment«, raunt er ihm zu und zieht ihn an sich. Sanft küsst er ihn, bis er sich atemlos von ihm lösen muss. »Guten Morgen nachträglich.«

      »Guten Morgen, Sharik.« Jamon zieht ihn noch einmal an sich und küsst ihn voller Liebe. »Nun aber ab mit dir unter die Dusche. Sonst musst du wieder im Laden frühstücken«, neckt er ihn und schiebt seinen Sharik sanft die Treppe runter.

      Lachend lässt Kai es zu. »Was gar nicht mehr so schlimm ist, seit du mir das Frühstück bringst und für Feuerholz sorgst.« Grinsend sieht er über die Schulter in das geliebte Gesicht und quiekt dann erschrocken auf, als er einen kleinen Klaps auf den Hintern bekommt.

      »Du kleiner Frechdachs, nun aber ab mit dir.« Streng hebt Jamon den Finger. »Ich habe auch noch anderes zu tun.« Mit diesen Worten wendet er sich kichernd zur Treppe um und bringt den Schlafanzug nach oben ins Schlafzimmer.

      Seinem Liebsten verliebt nachblickend, seufzt Kai auf. »Du hast dich so sehr verändert«, murmelt er vor sich hin, als er die Badezimmertür öffnet und das Schild umdreht.

      Im Bad ist es herrlich warm, was Kai für einen Moment genießerisch die Augen schließen lässt.

      Als er seine Kleidung neben dem Ofen auf den Hocker gelegt hat, wirft er zur Sicherheit noch ein Holzscheit in die Flammen.

      Unterdessen ist Jamon im Heulager und stopft noch etwas mehr Heu in die vorbereiteten Netze. Er hat in den letzten Tagen bemerkt, dass die Pferde mehr als sonst fressen. Die jetzt deutlich volleren Heunetze schleppt er aus dem Lager und wird schon von einem ungeduldigen Schnauben empfangen, als er den Stall betritt.

      »Ja, ich beeile mich ja schon.« Lachend hängt er die Netze in die Boxen und kontrolliert die Tränken. »Hmmm, ich denke, ich hole drinnen warmes Wasser für euch, oder was meint ihr?«

      Nur zufriedenes Kauen antwortet ihm.

      »Ich werte das mal als ein Ja.« Grinsend geht Jamon aus Blackys Box und schließt sorgfältig die Tür, ehe er den Eimer nimmt und zum Haus geht. Dabei bemerkt er zum ersten Mal, dass es unter dem Schnee ziemlich glatt ist, was ihn leise stöhnen lässt.

      Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat, zieht sich Jamon die Schuhe aus und geht mit dem Eimer in die Küche. »Guten Morgen, Großvater. Ich hole für die Jungs nur warmes Wasser und brauche dann später die Asche. Der Hinterhof wird glatt.«

      »Guten Morgen. Ach, darum holst du das Wasser hier und nicht im Bad. Du kannst den Ascheeimer sonst gleich mitnehmen. Die Asche ist noch von gestern und ich müsste ihn sowieso leeren.« Ren deutet lächelnd auf den Ascheeimer. »Kai ist übrigens schon im Laden. Heute haben wir nur bis Mittag geöffnet, da wir nach dem Mittagessen gleich zu Yu gehen und uns dort um das Silvesteressen kümmern werden. Was ich dich noch fragen wollte: Wir gehen bei Sonnenuntergang immer in den Shinto-Tempel, um um Glück im neuen Jahr zu bitten. Willst du auch mitkommen oder in Yus Haus bleiben?«

      Nachdenklich blickt Jamon auf das in den Eimer fließende Wasser. »Ich bleibe im Haus. Es würde sich falsch anfühlen. Tut mir leid.«

      Lächelnd legt Ren eine Hand auf die Schulter seines Enkels. »Du musst dich nicht entschuldigen. Wir gehen auch mehr aus Gewohnheit da hin.«

      Dankbar sieht Jamon den alten Mann an. »Danke für dein Verständnis.«

      »Das ist doch selbstverständlich.« Lächelnd schüttelt Ren den Kopf und wendet sich nun dem Ofen zu, um die Brötchen herauszunehmen.

      Endlich ist der Eimer voll und Jamon stellt das Wasser ab.

      Da er vor dem Frühstück nicht unbedingt noch einmal in die Küche kommen will, nimmt er auch gleich den Ascheeimer mit nach draußen und stellt


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