Sky-Troopers. Michael Schenk
in den Fächern seines Tellers herum. „Du bist so ziemlich der einzige Lichtblick in dieser Kantine. Himmel, ist das eine Pampe! Gelber Brei, grüner Brei und dazwischen etwas rosa Brei …“
„Oh, dann hast du dir Püree, Spinat und Fleisch ausgesucht?“
Boris Amassov schnaubte leise. „Ah, das ist es also? Danke für die Info.“ Er sah sie an und deutete mit der Gabel auf sie. „Man sollte uns wirklich etwas Besseres auftischen als diesen gefriergetrockneten und dehydrierten Mist.“
„Was beschwerst du dich?“ Sie lächelte ihn beschwichtigend an. „Warte ab, bis wir unten auf Roald sind. Dann bekommen wir leckere Nahrungsriegel und Pillen.“
„Ich frage mich, was man den Mannschaften vorsetzt“, brummte er und nahm lustlos einen Mund voll.
„Genau dasselbe.“ Sie probierte und fand, dass Boris ein wenig übertrieb. „Du musst einfach sehen, welche Probleme die Versorgung so vieler Menschen hervorruft. Und die Vorräte sind auch sehr begrenzt. Während des Kryo-Schlafes brauchten wir ja nur Nährlösung, aber in den Wochen des Wachseins ist das anders. Hast du eine Vorstellung, welche Menge an Nahrungsmitteln da für uns alle mitgeführt oder in den Hydro-Kulturen gezogen werden muss?“
„Schon klar, dass du das verteidigst.“
Sie sah ihn überrascht an. „Was soll das denn heißen?“
„Na ja, als Tochter des Hoch-Admirals ist es ja klar, dass du auf seiner Seite bist.“
Joana Redfeather spürte, wie Ärger in ihr aufstieg. „Das ist Unsinn und das weißt du auch. Außerdem ist die Hoch-Koordinatorin für die Versorgung zuständig und nicht der Hoch-Admiral. Meine Verwandtschaft mit dem Oberbefehlshaber spielt im Übrigen keinerlei Rolle. Ich bin genauso wie du ein Lieutenant der Sky-Trooper – nicht mehr und auch nicht weniger.“
„Sky-Trooper – ja.“ Er schluckte, spülte mit seinem Getränk nach und schob den Teller von sich. „Vielleicht war es ein Fehler, unsere Truppen zu mischen.“
„Ich weiß, du gehörst zu den Freiwilligen, aber ich dachte immer du wärst stolz darauf, bei den Sky-Troopern zu dienen.“
Boris Amassov lächelte halbherzig. „Manche von den Troopern lassen uns sehr genau spüren, dass sie nicht viel von uns halten. Es heißt, ein Freiwilliger könne niemals einen echten Trooper ersetzen.“
„Du solltest dir das nicht zu Herzen nehmen“, riet sie ihm. „Das sind nur die üblichen Macho-Sprüche unter Soldaten. Die meisten Sky-Trooper haben ja selbst noch keine echte Kampferfahrung“, sie lachte leise, „und mit einer Invasion hat die wohl gar keiner. Mensch Boris, du solltest Stolz empfinden, bei dieser großen Sache dabeizusein.“
Er nickte zögernd. „Verstehe mich nicht falsch, Joana. Ich bin froh, jetzt hier zu sein. Ich denke, jeder von uns ist das wohl. Vielleicht ist es einfach nur die Unsicherheit, die mich so frustriert, und das elende Warten, bis es endlich in die Landungsboote geht.“
„Ja, ein paar Tage dauert es noch“, seufzte sie. „Ich kann es auch kaum erwarten.“
Kapitel 4
Hanari-Siedlung Grünwasser, nordwestlich der Hauptstadt Harinagar
Barek 17 Grünwasser warf immer wieder einen misstrauischen Blick zu den Kragenechsen am Rand des Ackers. Es waren nur zwei, die scheinbar gelangweilt auf ihren Hinterläufen saßen und sich ausgiebig putzten, aber Barek kannte diese räuberischen Wesen gut genug, um Gefahr zu ahnen. Nicht für sich, denn die Kragenechsen waren kaum unterarmlang und viel zu feige, doch sie schätzten die Fruchtpflanzen-Setzlinge, die er seit dem Sonnenaufgang in die vorbereiteten Furchen steckte.
Barek rieb sich über die Schnauze und hechelte. Es war heiß und sein Körper wurde nur schwer mit der Wärme fertig. Immer wieder trank er aus der Wasserflasche und benetzte seinen Nacken. Auch wenn das kurzfristig Linderung brachte, so schrumpfte sein Vorrat doch bedenklich. Sicherlich – der Bach, der vom See durch Grünwasser führte, war nahe, aber die beiden Kragenechsen waren noch sehr viel näher und konnten Bareks bisherige Arbeit rasch zunichte machen. Es war immer wieder erstaunlich, wie flink sich diese Räuber bewegten und wie gekonnt sie frische Setzlinge in einer einzigen Bewegung aus dem Boden reißen und in ihren Rachen stopfen konnten. Zudem musste der Jungmann befürchten, dass jene beiden nur die Vorboten eines ganzen Rudels waren.
„Wenn man selber einmal von einer Stechfrucht nascht, ist immer sofort ein Feldwächter da“, knurrte er missmutig, „aber wenn man sie wirklich braucht, ist keiner in der Nähe.“
Er warf einen Klumpen Erde in Richtung der Echsen, doch diese hüpften nur ein Stück zur Seite, stellten ihre Panzerkragen für einen Moment auf und schienen Barek dann wieder vollständig zu ignorieren und sich der Körperpflege hinzugeben.
„Verdammte Brut!“, fluchte er.
Die kleinen Plagegeister waren als Einzelwesen recht harmlos, auch wenn sie eine diebische Veranlagung hatten, wenn es um Essbares ging. Im Rudel wurden sie jedoch zum wirklichen Ärgernis. Dann fanden sie sogar den Mut, durch das Dorf zu jagen und dort jede Menge Unruhe zu stiften. Dann gingen immer ein paar Sachen zu Bruch, weil die Kragenechsen nicht darauf zu achten schienen, was in ihrem Weg lag. Zudem nutzte mancher Hanari, was ihm gerade in die Hände fiel, um nach den kleinen Plünderern zu werfen.
Wenn es ja nur ein paar Früchte, Setzlinge oder dergleichen gewesen wären … Der Ertrag des Dorfes war gut und das hätte man verschmerzen können. Aber ein Rudel Kragenechsen, das gute Nahrungsgründe fand, konnte sich rasend schnell vermehren und dann wurde ihr Kot zu einer Gefahr. Während der Paarungszeit sonderten die Wesen eine Substanz ab, die den Boden eines Feldes vergiftete und den Acker auf Jahre hinaus unbenutzbar machte. Das Einzige, was dann noch half war, die Anbaufläche für viele Wochen unter Wasser zu setzen. Die Wissenden behaupteten, das schwemme das Gift aus dem Boden heraus oder verdünne es so sehr, dass man wieder Früchte setzen könne. Das war mit viel Arbeit verbunden und das betroffene Feld fiel für eine ganze Ernteperiode aus. Barek hoffte inbrünstig, dass es nicht dazu kommen werde, denn dieses Feld war ganz neu angelegt.
Die letzten zwei Tage waren voller harter Arbeit gewesen.
Ganz Grünwasser hatte geholfen, dieses Feld zu roden. Es hatte eine Menge Schweiß gekostet, die Pfahlwurzeln der gefällten Bäume auszugraben. Diese würde man in den kommenden Wochen zermahlen und dann als Dünger wieder auf dem Acker ausbringen. Dann hatte man alles nach Steinen abgesucht und ein paar beeindruckende Brocken gefunden. Auch diese mussten entfernt werden, damit der Pflug keinen Schaden nahm. Hartholz und gutes Eisen sorgten dann für die zahlreichen Furchen.
Die Ältesten waren davon überzeugt, dass der Boden hier sehr gut sei und eine ausgezeichnete Ernte bringen würde. Aber bevor man die kostbaren Fruchtpflanzen in langen Reihen ausbrachte, wurde immer erst eine Probereihe gepflanzt. Immerhin konnten im Boden Substanzen verborgen sein, die den Setzlingen nicht bekamen, obwohl die Wissenden von Grünwasser die Erde ausgiebig beschnüffelt und sogar gekostet hatten.
Barek war die Aufgabe zugefallen, einen kleinen Bereich des Feldes mit Setzlingen zu versehen. Er konnte sich durchaus denken, warum man ausgerechnet ihn dafür auswählte. Am Tag nach der Bildervorführung waren ein Ältester und ein Gewissensbewahrer bei seinen Eltern erschienen und hatten mit diesen gesprochen. Er vermutete, dass seine Bemerkungen während der Vorführung der Grund dafür waren. Wahrscheinlich war es einer der alten Kämpfer aus dem Vereinigungskrieg gewesen, der sich über ihn beschwerte. Die waren ja sehr empfindlich, wenn man nicht sofort auf den Bauch rutschte, sobald von ihren früheren Verdiensten die Rede war.
Jedenfalls hatte Barek 17 Grünwasser die durchaus zweifelhafte Ehre, nun alleine auf dem neuen Feld zu stehen und die Probesetzlinge auszubringen – eine einfache und zugleich mühevolle Arbeit: ein Stoß mit dem Rundholz (der ein passendes Loch schuf), dann das Setzen der Jungpflanze, die Erde mit nicht zu großem Druck anpressen und wieder einen Schritt weiter für die nächste Pflanze.
Normalerweise würden andere dabei helfen. Barek fluchte