Make me Beg. Melody Adams
mich aus meinen Gedanken.
Ich wende mich um, und starre die junge Frau mit den blonden Locken und blauen Augen an. Sie ist hübsch genug. Vielleicht sollte ich die Kleine mit in mein Motelzimmer nehmen und zumindest EIN Biest in mir zufriedenstellen. Seit Madison habe ich keinen Sex mehr gehabt. Möglich, dass mein Kopf wieder etwas klarer wird, wenn ich zumindest etwas gegen meine blauen Bälle unternehme.
„Hey“, erwidere ich, meinen Charme anschaltend, und ihr ein breites Lächeln schenkend.
„Ich höre, du suchst nach Naomi?“
„Naomi?“, frage ich verwirrt. Dann dämmert es mir verspätet. Natürlich. Das muss der Name sein, unter dem Madison jetzt bekannt ist.
„Ja. Das Mädchen von Applewood House?“
„Oh, ja. Natürlich. Ich suche seit einer Weile nach ihr. Sie ist meine Schwester. Wir wurden beide als Kind getrennt, nachdem unsere Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Wir sind bei unterschiedlichen Familien aufgewachsen“, sage ich, meine Cover-Story benutzend, die ich mir zusammen gelegt hab. „Weißt du, wohin sie gezogen ist?“
Die Blonde zuckt mit den Schultern.
„Sie hat mir keine genaue Adresse gegeben, doch sie hat mir ihre Telefonnummer da gelassen.“
Mein Herz macht einen aufgeregten Sprung, und ich unterdrücke einen Jubel. Eine Telefonnummer ist beinahe so gut wie eine Adresse.
„Oh, das ist ja wunderbar. Kannst du sie mir aufschreiben?“
„Bist du wirklich ihr Bruder?“, fragt die Blonde misstrauisch. „Naomi hat nie erwähnt, dass sie einen Bruder hat.“
„Ich sagte dir doch. Wir sind als Kinder getrennt worden. Naomi war noch ein Baby. Sie wird sich nicht an mich erinnern.“
Ich kann meinen Unmut kaum verbergen. Ich würde der Kleinen am Liebsten den Hals umdrehen. Ich brauche die verdammte Telefonnummer. Doch ich darf sie nicht noch misstrauischer machen.
„Sie sagte auch nichts von Pflegefamilien“ sagt die dumme Schlampe.
Erneut rufe ich all meinen Charme hervor, und lächle sie bittend an. Es kostet mich große Mühe, die Charade aufrecht zu erhalten. Mein sadistisches Biest will Blut, und diese kleine Schlampe hier ist auf dem besten Wege, als mein nächstes Opfer zu enden, wenn sie mich weiter so wütend macht.
„Es ist gut, zu wissen, dass meine Schwester eine Freundin hat, die so beschützend ist“, sage ich freundlich. Oh, wie gerne ich dir die Haut abziehen würde, du mieses Stück Scheiße. „Doch ich bin wirklich ihr Bruder. Ich kann es beweisen. Ich habe die Papiere in meinem Motelzimmer. Wie wäre es damit – wir gehen zum Motel. Ich zeige dir die Papiere. Dann gehen wir beide irgendwo nett was essen, und DU rufst sie an und erklärst ihr alles, ehe du sie an mich weiter reichst? Auf die Weise kannst du auf Nummer sicher gehen, dass ich ihr nichts Böses will.“
Nur kannst du nicht sichergehen, dass ich DIR nichts Böses will, denke ich mit teuflischer Vorfreude darauf, die Schlampe dafür bezahlen zu lassen, dass sie mir die Dinge kompliziert macht.
Madison
Ich schaue auf meine schlafende Tochter hinab, und wie stets, wenn ich sie ansehe, verspüre ich eine Mischung aus Liebe und Schmerz. Maya sieht ihrem Vater mit jedem Tag ähnlicher. Es scheint, als wenn sie mehr Gene von ihrem Vater bekommen hat als von mir. Doch egal wie sehr ich ihren Vater hasse, ich kann nicht anders als meine Tochter abgöttisch zu lieben. Sie ist alles was ich im Leben noch habe, nachdem ich alle Kontakte zu meiner alten Welt abgebrochen habe. Das ständige Umziehen macht es unmöglich, Freundschaften aufzubauen. Doch ich wage es nicht, zu lange an einem Ort zu bleiben. Ich habe noch immer Angst, dass ER mich findet. UNS findet. Vielleicht werde ich irgendwann weniger Angst haben. Wenn mehr Zeit vergangen ist. Wenn ich das Gefühl habe, dass Tristan nicht mehr auf der Suche nach mir ist. Ich weiß, dass es durchaus möglich ist, dass der Mann der mich gefangen gehalten und gequält hat, längst tot ist. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass er noch lebt. Ja, sein Körper ist vom Tatort verschwunden. Jemand muss ihn entfernt haben. Doch er war schwer verletzt. Es könnte sein, dass er irgendwo seinen Verletzungen erlegen ist. Es scheint sogar wahrscheinlicher als die Befürchtung dass er überlebt haben könnte. Ich bin kein Arzt, doch die Stichwunde, wenn auch nicht sofort tödlich, hat verdammt stark geblutet. Dazu die angeschnittene Hand. Je nachdem wie lange es gedauert hat, bis er gefunden wurde, muss er eine Menge Blut verloren haben. Wer immer ihn geholfen hat, hat ihn in keines der umliegenden Krankenhäuser geschafft. Die Polizei hat das natürlich als Erstes geprüft. Tristan ist in keiner Patientenliste. Auch nicht unter falschen Namen, denn im ganzen Umkreis ist kein Patient mit Stichwunde und abgetrennter Hand eingeliefert worden. Das bedeutet, er kann nur irgendwo privat versorgt worden sein. Und bei den schweren Verletzungen ist es unwahrscheinlich, dass er bei irgendeinem Hinterhofsarzt überlebt haben könnte. Warum also habe ich das Gefühl, dass er noch lebt? Bin ich verrückt, mir solche Sorgen zu machen? Auf der anderen Seite hat selbst das FBI die Möglichkeit, dass Tristan noch leben könnte, nicht verworfen. Ansonsten hätten sie mich nicht ins Zeugenschutzprogramm gesteckt. Soweit ich weiß, haben sie die Suche nach ihm noch nicht aufgegeben.
Mein Handy klingelt, und ich wende mich rasch vom Bett meiner Tochter ab. Ich eile aus dem Raum, damit das Klingeln sie nicht aufweckt. Es gibt nicht viele Leute, die mich anrufen könnten. Nur Agent Tyler vom FBI oder Kelly, meine ehemalige Kollegin aus dem Diner, in dem ich zuletzt gearbeitet habe. Das Display zeigt an, dass es Kelly ist. Ich nehme das Gespräch an.
„Hey, Kelly, was gibt es?“, frage ich.
Am anderen Ende der Leitung ist Stille.
„Kelly?“
Niemand antwortet. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Angestrengt versuche ich zu lauschen, ob ich jemanden atmen hören kann oder irgendwelche Hintergrundgeräusche die anzeigen, dass Kelly mich vielleicht aus Versehen angerufen hat. Sie trägt ihr Handy stets in der Hosentasche und es könnte sein, dass der Anruf durch Zufall ausgelöst wurde. Doch ich kann nichts hören.
„Kelly! Antworte. Bist du es?“, versuche ich es erneut, doch noch immer ist alles still.
Mir wird schwindelig und die Kehle schnürt sich mir zu. Panik kriecht wie Gift durch meinen Körper, lähmt mich. Wenn das nicht Kelly am anderen Ende der Leitung ist, dann gibt es nur eine mögliche Erklärung. Tristan. Er hat Kelly gefunden, und er ist mir auf den Fersen. Maya und ich sind hier nicht mehr länger sicher. Kelly weiß nicht, wo ich bin, doch Tristan kann wahrscheinlich mein Handy benutzen, um mich zu finden. Das bedeutet, ich muss das Handy loswerden. Benommen registriere ich, dass ich den Anruf noch immer nicht beendet habe. Hastig drücke ich den ‚Anruf-beenden’ Knopf und lasse das Handy fallen, als hätte es mich verbrannt. Ich zittere am ganzen Körper. Meine Knie sind so weich, dass ich auf meinen Beinen schwanke. Da ist kein Spiegel in meiner Nähe, doch ich weiß auch so, dass mein Gesicht wahrscheinlich weiß wie die Wand ist.
Oh mein Gott! Oh mein Gott! Was mach ich? Ich muss hier weg! Ich brauche ein neues Handy. Ich muss weit – weit – weg. Raus aus Florida. Und ich hab nicht viel Zeit. Oh Gott! Was mach ich nur?
Kostbare Minuten verstreichen, als ich mich meiner kleinen Panikattacke hingebe. Dann zwinge ich mich dazu, mich zusammen zu reißen. Ich denke an Maya und daran, dass ich für sie jetzt sehr stark sein muss.
Du kannst das! Mache ich mir Mut. Reiß dich zusammen und denk nach. Okay! Ruhig. Ganz ruhig. Packen! Du musst schnell packen. Schreib die Nummer von Agent Tyler auf und zerstöre das Handy. Ein neues kannst du unterwegs kaufen. Dann fahr einfach los. Wohin ist erst mal egal. Hauptsache weit weg von hier.
Entschlossen bücke ich mich, um mein Handy aufzuheben, und gehe in die Küche. Nachdem ich die Nummer von Agent Tyler aufgeschrieben habe, entferne ich meine Sim-Card und meine Memory-Card, und bearbeite beide mit einem Hammer. Ich bin kein Technikexperte, also zerstöre ich auch das Handy selbst. Besser ist besser. Nachdem alles in Stücke zerschlagen ist, fange ich an, hastig meine und Mayas Sachen zusammen zu packen. Die Möbel und andere größere Dinge kann