Lykanta. Oliver Speier

Lykanta - Oliver Speier


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Papiere sind fertig und wir können losziehen um dich neu einzukleiden. "

      Aufgeregt zog ich sie in die Wohnung. Lachend folgte sie mir und legte den Umschlag auf den Tisch. Nun gab es kein Halten mehr für mich. Aufgeregt öffnete ich ihn und leerte den Inhalt heraus. Ich entdeckte allerhand Schriftstücke und Papiere. Doch das Wichtigste war wohl ein Personalausweis, ein Reisepass, sowie eine Scheck- und Mastercard.

      Auf dem Ausweis stand neben meinem richtigen Namen, als Pseudonym, doch tatsächlich Lykanta. Sogar auf den Scheckkarten prangte mein neuer Name. Katana drängte mich, beide gleich zu unterschreiben und hielt mir einen Stift hin. Nachdem ich das erledigt hatte, klatschte sie begeistert in die Hände.

      " Super, dann kann es ja losgehen. Wir gehen shoppen Lyk! "

      Ich wollte sie in ihrer Begeisterung zwar nicht bremsen, doch meine zehntausend Euro Strafe, die ich an die Blutsäufer abdrücken musste, lagen mir schwer im Magen. Katana wischte meine Bedenken zur Seite.

      " Pah, ist alles schon bezahlt Lyk und ich kann dir sagen, du hast noch genug auf dem Konto, um es richtig Krachen zu lassen. "

      Mit einem Kopfschütteln gab ich mich geschlagen. Ich brauchte sowieso neue Klamotten und wenn ich dafür meine letzten Kröten auf den Kopf hauen musste, dann sollte es eben so sein. Katana ließ mir kaum Zeit, alles was ich brauchte einzustecken. Aufgeregt zog sie mich durchs Gebäude hinaus zu den Parkplätzen.

      " Wo gehen wir überhaupt hin? ", fragte ich neugierig.

      Sie grinste schelmisch.

      " Nur in ein bis zwei Läden, wo wir anständige Kleidung für dich finden. "

      Drei Stunden später, saßen wir erschöpft in einem kleinen seltsamen Straßencafé. Unzählige Tüten stapelten sich um uns herum. Mein Aussehen hatte sich extrem verändert. Ich trug nun eine Lederhose, kniehohe Stiefel und eine schwarze Bluse. Meinen Ledermantel hatte ich auf einen Stuhl neben mir gelegt. Katana war ähnlich gekleidet und wir wirkten als wären wir direkt aus "Matrix" oder "Underworld" entsprungen. Eigentlich hätten wir wie bunte Hunde auffallen müssen, doch keiner schenkte uns groß Beachtung. Dies lag wohl zum großen Teil daran, dass wir in einem Gothcafé saßen. Sowohl Katana, als auch ich gehörten hier eher zu den normaleren Gästen. Es gab allerhand skurrile Dinge zu entdecken, was Aussehen, Körperschmuck und Verhalten betraf.

      Die Bedienung kam erneut an unseren Tisch, um zu fragen, ob wir nochmal etwas bestellen wollten. Dabei lächelte sie uns freundlich an und präsentierte ihre Fangzähne. Nicht das wir uns falsch verstehen. Sie war ein Mensch, doch nicht wenige der Leute hier im Café, liefen mit falschen Fängen herum. Noch immer konnte ich nicht ganz fassen, was hier um uns herum alles abging.

      Beim Betreten des Cafés, hatte ich erst mal große Augen bekommen. Katana hatte sich nur mit Mühe ein Lachen über meine Reaktion verkneifen können. Als sie danach auch noch ihre eigenen Fänge bedenkenlos zeigte, war ich Anfangs recht nervös geworden. Doch scheinbar war Katana nicht zum ersten Mal hier. Viele der Gäste grüßten sie mit einem Kopfnicken oder wechselten kurz einige Worte mit ihr.

      Neugierige Blicke wurden mir zugeworfen und Katana stellte mich als alte Freundin vor, die eben in die Stadt gezogen war. Ich musste mehrfach meine Einkäufe und meine " Zahnimplantate " vorzeigen. Diese wurden mit eigenen verglichen und beurteilt. Nicht wenige der Gäste hatten längere Fangzähne im Mund als ich und Katana. Ich fragte mich, wie sie mit diesen Zähnen überhaupt essen konnten.

      Nach allerhand Tratsch saßen wir endlich alleine an unserem Tisch. Unsicher beugte ich mich zu Kati und flüsterte.

      " Ist das nicht riskant was wir hier machen? "

      Sie blickte mich erstaunt an.

      " Quatsch, ganz im Gegenteil. Wir sitzen hier in einem Stadtbekannten Gothcafé, haben Sandwiches gegessen und trinken soeben Bier und Tee. Wer kommt da auf die Idee uns nicht als normale Menschen abzustempeln? "

      Sie deutete auf die Tüten um uns herum und grinste diabolisch.

      " Spätestens wenn sie unsere Einkäufe sehen, werden sie uns für ganz normale, typisch Frauen halten. "

      Bei ihrem Satz musste ich laut auflachen und alle blickten neugierig in unsere Richtung. Erschrocken hob ich die Hand vor meinen Mund um meine Zähne zu verstecken, ehe mir die Sinnlosigkeit meiner Aktion bewusst wurde. Wir saßen noch einige Zeit, ehe die Bedienung erneut zu uns kam, um abzukassieren. Katana gab noch ein dickes Trinkgeld, ehe wir unsere Tüten einsammelten und uns auf den Weg nach draußen machten. Von überall her wurden Abschiedsworte gerufen und nicht wenige frotzelten uns mit Sätzen wie...

      " Leer geräumte Geschäfte..." und " überzogene Kreditkarten... "

      Was die Kreditkarten betraf, konnten sie durchaus recht haben. Kati hatte mich sozusagen im Alleingang eingekleidet. Bei vielen Sachen hatte sie mir nicht mal den Preis genannt, sondern sie einfach nach der Anprobe auf einen Stapel gelegt und gekauft. Einige der Verkäufer hatten dabei regelrecht Freudentränen in den Augen und ich vermutete, ich hatte wohl Geld im vierstelligen Bereich ausgegeben.

      Meine Finanzen lagen mir doch schwer im Magen und ich sprach sie beim Rückweg zum Auto darauf an. Spöttisch hob sie ihre Augenbrauen und wechselte wortlos die Richtung. Wohl oder übel musste ich ihr folgen und kurz darauf standen wir vor einem Geldautomaten.

      Gutgelaunt drehte sie sich zu mir.

      " So du armes Würstchen, jetzt steckst du mal deine Karte in den Schlitz und machst eine Kontoabfrage. "

      Durch den exzessiven Einkaufsbummel war mir meine neue PIN schon in Fleisch und Blut übergegangen. Ich gab die Nummer ein und drückte mit Herzklopfen auf die Bestätigungstaste.

      Mein Kontostand erschien auf dem Schirm und ich sog erschrocken die Luft ein, ehe ich mich aufgeregt an Katana wandte.

      " Da ist etwas schief gegangen Kati. "

      Sie schüttelte lachend den Kopf, was mich auf den Schirm deuten ließ.

      " Und ob, ich hab noch nie im Leben soviel Geld besessen und sogar wenn die Wohnung verkauft wurde, kann das nicht stimmen. "

      Erneut blickte ich die Zahl an. 732118,23€ prangten auf dem Schirm. Fast eine dreiviertel Million.

      Kati klopfte mir gutgelaunt auf die Schulter.

      " Süße das passt. Nimm deine Karte, ich erkläre dir alles beim Laufen. "

      Noch immer total überrumpelt von meinem neuen Reichtum, verstaute ich die Karte in meinem Geldbeutel, sammelte meine Taschen ein und folgte ihr. Aufgeregt marschierte ich neben ihr durch die Dunkelheit, doch Katana schwieg. Schließlich hielt ich es nicht mehr länger aus und bohrte nach.

      " Jetzt sag schon, wo kommt das ganze Geld her? "

      Grinsend meinte sie.

      " Ist eigentlich schnell erklärt. Dein Geld wurde über verschiedene Kanäle überall abgezogen und auf das neue Konto übertragen. Doch das meiste Geld stammt von Bertrams Vermögen. Der Rat hat sich darauf geeinigt, dir 10% seines Vermögens zu überlassen, weil du an der Aufdeckung seiner Machenschaften beteiligt warst. Der Rest ging an die Enklave. "

      Beeindruckt schluckte ich. Meine Laune stieg schlagartig.

      " Mensch Kati, ich bin reich! Mit dem Geld kann ich auf Jahre haushalten. "

      Sie lachte auf.

      " Du bist sogar noch reicher. Was du da auf dem Konto hast, ist für die Spesen. Dein eigentliches Vermögen dürfte zehnmal höher liegen, ist jedoch in Wertpapieren und Fonts angelegt, um die sich die Enklave kümmert. "

      Fassungslos lief ich neben ihr her und überschlug den Betrag. Sieben Millionen. Wenn das nur 10% von Bertrams Vermögen war, hatte er fast siebzig Millionen besessen. Bei der Zahl wurde mir ganz anders. Doch schon nach kurzer Zeit lachte ich befreit auf. Egal was meine Wohnung und all die Dinge in der Enklave kosteten. Mit soviel Geld im Rücken war ich auf der sicheren Seite und hatte finanziell ausgesorgt. Ich spürte wie mir eine große Last von den Schultern genommen wurde. Wir waren am Auto angekommen und verstauten unsere Einkäufe


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