Schattenwald II. Roman Koszalka

Schattenwald II - Roman Koszalka


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neuen Lehrer zu. „Ich möchte an dieser Stelle ganz ehrlich sein. Dieser Ort ist beeindruckend und vermutlich ist es auch der Ort wo ich viele Antworten bekomme, auf meine Fragen.“

      „Aber?“ Thomas saß entspannt vor ihm. Er war nur etwas kleiner als Chris, dafür bedeutend fülliger und mit kurzen, bereits angegrauten, Seitenhaaren eher ein Sinnbild von Geselligkeit als das von strenger Autorität.

      „Sollten meine Freunde nicht bald zu uns stoßen. Werde ich zu deinem größten Alptraum, den du je hier gesehen hast.“ Chris nahm einen Schluck und stellte sein Glas dann vor sich ab. „Solange dies aber noch nicht eingetroffen ist, tue ich einfach so als würden ich dir vertrauen.“

      „Woher kommt dies Misstrauen, du bist doch ein Rudelmitglied. Wir sind verbündete, das solltest du doch eigentlich wissen.“ Thomas nahm ebenfalls einen Schluck.

      „Viel Wissen ging verloren. Es war schon bereits ein Akt für sich, bis hierher zu kommen. Ich könnte glatt ein Buch darüber schreiben.“ Chris nahm nun ebenfalls eine entspannt Köperhaltung ein „Fangen wir doch leicht an. Wer bist du, beziehungsweise wer seid ihr?“ Mit seinen unterschiedlich gefärbten Augen fixierte Chris Thomas.

      „Nun in dem Fall muss man deiner Unwissenheit Abhilfe schaffen“ mit einem weiteren Schluck leerte Thomas das Glas „Wir sind das Nebelvolk. Wir können Einzelne Persönlichkeiten herauskristallisieren, allerdings sind wir sonst ein großes zusammenhängendes Konstrukt. Viele Stimmen ein Gedanke. Es ist am Anfang nicht so einfach das zu verstehen, aber du wirst dich daran gewöhnen.“

      „Ok, soweit kann ich folgen. Wenn deine Aufgabe beendet ist, gehst du wieder zurück in den Nebel?“

      „Das ist eine Möglichkeit. Bei mir scheint, dass aber höchst unwahrscheinlich. Denn du bevorzugst einen Lehrer der deinen Sinn für Freiheit teilt.“ Er grinste ihn an „Daher schon mal Danke dafür.“

      Christoph stutze, schaute sich um „Dann wirst du hier doch ganz schön einsam sein oder? “

      „Fürsorge! Interessant, diese Eigenschaft scheinst du mit deinem gesuchten Alpha zu teilen. Keine Sorge, auch dafür finden wir hier bestimmt Lösungen.“

      „Du kennst das Alpha? Woher? War er auch hier?“ Chris seine Neugier war nun Vollendens geweckt.

      Thomas winkte aber bereits ab. „Ganz ruhig. Ja ich kenne ihn, obwohl es schon sehr lang her ist. Er war es, der damals veranlasst, dass wir hier leben konnten. Ursprünglich stammten wir aus einer etwas anderen Welt.“ Er drückte den Kopf des Replikators, „Zwei Stücke Käsekuchen nach russischer Art.“ Wieder erschien das gewünschte vor ihnen. Thomas nahm sie ein Gäbelchen und sprach beim Essen weiter. „Wir wurden auf unsere Heimatwelt überrannt, von den Horden der Hölle. Dein Alpha war es der sich ihnen in den Weg stellte und uns die Flucht hierher ermöglichte.“ Er seufzte kurz auf „Es war ein brutaler Kampf. Alle zwölf Stämme waren vereint unter dem Banner der Dämonen, die sie anführten. Du kannst die nicht vorstellen wie viele Teile unser selbst wir dabei verloren haben. Der große Vorteil von uns ist, dass wir alle Erfahrungen und Erinnerungen von allen die wir einst waren in uns tragen. Der große Nachteil ist das wir nur sehr langsam regenerieren, im Gegensatz zu dir. Wie dem auch sei. Dein Alpha sah unsere Verletzlichkeit und kam auf die Idee uns ein solches neues Heim zu erbauen. Als Dank, verpflichteten wir uns deinem Völkchen in Freundschaft.“

      Chris hatte in der Zwischenzeit seinen eigenen Kuchen verschlungen, der köstlich schmeckte.

      „Wo sind wir denn hier eigentlich?“, fragte er mit halb vollem Mund und legte schnell ein Hand davor „Entschuldigung, ich habe sonst bessere Manieren.“ Ein lautes Lachen dröhnte nun von Thomas aus.

      „Entschuldige dich doch nicht dafür. Glaub mir, dem du nacheiferst, der hatte bedeutend schlechter Manieren. Was ihn in keinster Weise behinderte oder schadete. Wo wir sind, das ist eine gute Frage. Ich verstand es so, dass der Foliant ein Tor, in eine andere Zeit ist. Diese Zeit war noch nicht also können wir hier in Ruhe zu uns selbst finden, wenn dann die Zeit angebrochen ist werden wir in deiner Welt erscheinen. Dein Alpha meinte, keiner würde in der Zukunft nach uns suchen. War schon ein pfiffiges Kerlchen.“

      Chris machte nun ein verständnisloses Gesicht, nickte aber resignierend. „Das wird wohl etwas sein, was ich erst noch lernen werde oder?“

      „Wenn du möchtest? Klar! Aber mir erscheint es eher so , als wenn du mehr über dich und deine Feinde lernen solltest. Wo das Alpha ist weiß ich auch nicht, aber wir bekommen bestimmt raus was passiert ist.“

      „Kennst du zufällig seinen Namen? Alle reden immer nur vom Alpha, aber niemand weiß mehr wie er hieß.“

      Wieder dröhnte das Lachen von Thomas „Aber sicher doch er heißt Tim.“

      „Tim?“

      „Tim!“

      „Du nimmst mich doch auf den Arm oder?“

      „Jo!“ wieder erklang das Lachen „Wir haben die Anweisung, das nicht zu verraten. Von ihm selbst, daher kann ich dir darauf keine Antwort geben.“

      „Habt ihr denn Aufzeichnungen von und über ihn?“

      „Ja, das haben wir.“ Thomas schmunzelte etwas „Bevor wir anfangen, wollen wir nach deinen Freunden sehen, bevor du noch mein größter Alptraum wirst?“

      „Sind sie denn soweit?“ Chris stand auf und reckte sich. „Und ich dachte du wärst nun ein gelöstes Individuum?“

      „Ja sie sind fertig und solange ich hier bin, bin ich auch immer etwas verbunden mit den anderen. Schwierig zu erklären.“

      „Du bist der Lehrer, zumindest sagst du das. Erklär es mir.“ Mit einem spitzbübischen Grinsen ging Chris vor Richtung des großen Eingangstors.

      „Ah und ein kleiner Klugscheißer sind wir auch noch, herrlich“ Thomas schloss zu ihm gut Gelaut auf, „Stell dir es dir am besten so vor. Du bist ein Hall der nicht vergeht, solange du in einer Schlucht bist. Solange du dort bist, bist du auch ein Teil dieses Halls. Erst wenn du aus der Schlucht gehst, wirst du getrennt.“

      „Und du meinst, dass verstehe ich?“

       3

      Beide betraten die Wiesenlichtung, der Mond schien immer noch auf sie herab. Der Duft hier erinnerte Chris allerdings mehr an einen schönen Sommertag. Vor seinen Freunden stand jeweils eine Person. Die persönlichen Lehrer, schienen wirklich auf jeden abgestimmt zu sein. Kiras Lehrerin war ein hochgewachsene, dürre Frau mit einem spitzen Kinn und sehr langen schwarzen Haaren. Ihr Blick zeugte von Disziplin. Sie trug ein schlichtes graues Kleid, welches zwar eng an ihr anlag aber nicht im Geringsten eine verführerische Aura besaß. Als besonders warmherzig, hätte Chris sie nun gerade nicht beschrieben.

      Karolins Lehrer stand Chris im Körperbau nichts nach. Im Gegensatz zu ihm, hatte er eine glänzende Glatze auf seinem Kopf. Zur Überraschung von Chris, hatte dieser Lehrer ebenfalls wie er ein gelbes leuchtendes Auge. Er hatte nur eine kurze, schon etwas verschlissene schwarze Hose an. Er stand mit nacktem Oberkörper vor Karo, auf dem wiederrum viele Tätowierungen zu sehen waren. Verschiedenste mystisch wirkende Muster schlangen sich vom Oberkörper auf die Arme runter. Auch hier fehlte Chris, ein gewisses Maß an Freundlichkeit in der Ausstrahlung.

      Zu guter Letzt besah Chris die alte, gebeugt stehende Frau vor Einar. Sie stütze sich auf einen alten Stock ab, der sie um gut einen Meter übertraf. Ihre langen grauen Haare vielen ihr offen auf den Rücken. Sie gab Einar, gerade einen kleinen Kopfstoß mit ihrem Stab. Sie erinnerte Chris sofort an seine Großmutter die sowas auch immer gern tat, wenn er ihren Anweisungen nicht Folge leistete. Unwillkürlich musste er grinsen, als er sah wie auch Einar sich den Kopf grinsend kratze.

      „Du siehst, es geht allen gut. Es hat nur etwas gedauert. “ Thomas hat leise mit ihm gesprochen, nun nahm er den ernsten Ausdruck in den Augen seines Schülers war. „Du kannst ganz beruhigt sein.“

      „Ich bin nie ohne Sorge. Ich frage mich, was sie nun lernen werden? Wir hatten eine gänzlich andere Vorstellung von diesem Ort.“

      Sie gingen gemeinsam auf die Gruppe zu. Als Kira, Chris erblickte lief sie sofort auf ihn zu und nahm ihn in die Arme.

      „Wo


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