Die beiden edlen Vettern. William Shakespeare

Die beiden edlen Vettern - William Shakespeare


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Söhne seiner Schwestern.

      THESEUS.

      Bei Mars' Helm,

      Ich sah die beide in der Schlacht, wie Löwen

      Vom Blut des Wildes triefend, ihren Weg

      Durch der erschreckten Krieger Reih'n sich bahnen.

      Unausgesetzt behielt ich sie im Auge,

      Es war ein Schauspiel, eines Gottes würdig!

      Wie nannte der Gefangne sie, den ich

      Nach ihrem Namen fragte?

      HEROLD.

      Hört' ich recht,

      So nannt' er sie Palämon und Arcites.

      THESEUS.

      Ganz recht, es sind dieselben. Sind sie todt?

      HEROLD.

      Nicht todt und nicht lebendig. Hätt' man sie,

      Als sie verwundet wurden, gleich gefangen,

      So wären sie vielleicht davongekommen;

      Doch athmen sie und sehn wie Männer aus!

      THESEUS.

      Und auch wie Männer soll man sie behandelt.

      Die Hefe solcher gilt unendlich mehr

      Als Millionen andrer bester Wein.

      Ruft alle unsre Aerzte für sie her,

      Spart nicht den Balsam, sei er noch so kostbar,

      Für ihre Heilung, denn ihr Leben gilt

      Mir mehr als Theben. – Lieber als in Freiheit

      Und kräftig, wie sie heute Morgen waren,

      Säh' ich sie todt, doch hunderttausendmal

      Noch lieber so gefangen hier, als todt.

      Die frische Luft möcht' ihnen schädlich sein,

      Tragt sie hinein. Was Menschenhülfe nur

      Kann leisten, leistet es um unsertwillen.

      Ich weiß, wie Schrecken, Wuth, der Freunde Drängen,

      Reizung der Liebe, Eifer, Müh' um Frau'n,

      Wie Sehnsucht nach der Freiheit, Fieber, Wahnsinn

      Uns solche Ziele setzen, daß Natur

      Sie ohne großen Zwang nicht kann erreichen,

      Wobei dann Kraft des Willens und Vernunft

      Leicht Schiffbruch leiden. Darum thut für mich

      Und um Apollo's Gnade, was Ihr könnt

      Und pflegt sie gut. Jetzt führt mich in die Stadt,

      Von wo ich, wenn ich alles dort geordnet,

      Fort eile nach Athen, dem Heer voraus.

      (Trompetenstöße. Alle ab.)

      Fünfte Scene

      (Ein anderer Theil desselben Feldes, etwas entfernter von Theben.)

      Die drei Königinnen mit den Todtenbahren ihrer Gatten, in feierlichem Zuge.

      Musik

      Erde, öffne deine Grüfte,

      Weihrauch steige in die Lüfte,

      Seufzer, Stöhnen, bittre Klag',

      Ueberflort den lichten Tag.

      Lieber Tod als solche Schmerzen!

      Leichenöl und wunde Herzen,

      Opferkrüglein, voll von Thränen,

      Bringen wir und ruhlos Sehnen.

      Was nur trüb und schwarz erscheint

      Lustbegier'gem Aug' ein Feind,

      Nahe uns, daß wir vereint

      Sei'n verbündet und befreund't.

      DRITTE KÖNIGIN.

      Auf jenem Wege dort gelanget Ihr

      Zu Eurer heimatlichen Todtenstätte.

      Mög' Freud' Euch wieder werden. Friede ihm!

      ZWEITE KÖNIGIN.

      Auf diesem ziehet Ihr!

      ERSTE KÖNIGIN.

      Auf diesem Ihr!

      So hat der Himmel wohl der Wege viel,

      Doch führen alle zu demselben Ziel.

      DRITTE KÖNIGIN.

      Die Welt ist eine Stadt mit tausend Straßen,

      Zu Marktplatz Tod bringt jed' uns gleichermaßen.

      (Alle nach verschiedenen Richtungen ab.)

      (Der Vorhang fällt.)

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