Faust II. Johann Wolfgang von Goethe

Faust II - Johann Wolfgang von Goethe


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Magie betätigen.

      Lustgarten.

      Morgensonne.

      Der Kaiser, Hofleute · Faust, Mephistopheles, anständig, nicht auffallend, nach Sitte gekleidet; beide knieen.

      FAUST.

      Verzeihst du, Herr, das Flammengaukelspiel?

      KAISER zum Aufstehn winkend.

      Ich wünsche mir dergleichen Scherze viel. –

      Auf einmal sah ich mich in glühnder Sphäre,

      Es schien mir fast, als ob ich Pluto wäre.

      Aus Nacht und Kohlen lag ein Felsengrund,

      Von Flämmchen glühend. Dem und jenem Schlund

      Aufwirbelten viel tausend wilde Flammen

      Und flackerten in ein Gewölb' zusammen.

      Zum höchsten Dome züngelt' es empor,

      Der immer ward und immer sich verlor.

      Durch fernen Raum gewundner Feuersäulen

      Sah ich bewegt der Völker lange Zeilen,

      Sie drängten sich im weiten Kreis heran

      Und huldigten, wie sie es stets getan.

      Von meinem Hof erkannt' ich ein und andern,

      Ich schien ein Fürst von tausend Salamandern.

      MEPHISTOPHELES.

      Das bist du, Herr! weil jedes Element

      Die Majestät als unbedingt erkennt.

      Gehorsam Feuer hast du nun erprobt;

      Wirf dich ins Meer, wo es am wildsten tobt,

      Und kaum betrittst du perlenreichen Grund,

      So bildet wallend sich ein herrlich Rund;

      Siehst auf und ab lichtgrüne schwanke Wellen,

      Mit Purpursaum, zur schönsten Wohnung schwellen

      Um dich, den Mittelpunkt. Bei jedem Schritt,

      Wohin du gehst, gehn die Paläste mit.

      Die Wände selbst erfreuen sich des Lebens,

      Pfeilschnellen Wimmlens, Hin- und Widerstrebens.

      Meerwunder drängen sich zum neuen milden Schein,

      Sie schießen an, und keines darf herein.

      Da spielen farbig goldbeschuppte Drachen,

      Der Haifisch klafft, du lachst ihm in den Rachen.

      Wie sich auch jetzt der Hof um dich entzückt,

      Hast du doch nie ein solch Gedräng' erblickt

      Doch bleibst du nicht vom Lieblichsten geschieden:

      Es nahen sich neugierige Nereiden

      Der prächt'gen Wohnung in der ew'gen Frische,

      Die jüngsten scheu und lüstern wie die Fische,

      Die spätern klug. Schon wird es Thetis kund,

      Dem zweiten Peleus reicht sie Hand und Mund. –

      Den Sitz alsdann auf des Olymps Revier ...

      KAISER.

      Die luft'gen Räume, die erlass' ich dir:

      Noch früh genug besteigt man jenen Thron.

      MEPHISTOPHELES.

      Und, höchster Herr! die Erde hast du schon.

      KAISER.

      Welch gut Geschick hat dich hieher gebracht,

      Unmittelbar aus Tausend Einer Nacht?

      Gleichst du an Fruchtbarkeit Scheherazaden,

      Versichr' ich dich der höchsten aller Gnaden.

      Sei stets bereit, wenn eure Tageswelt,

      Wie's oft geschieht, mir widerlichst mißfällt.

      MARSCHALK tritt eilig auf.

      Durchlauchtigster, ich dacht' in meinem Leben

      Vom schönsten Glück Verkündung nicht zu geben

      Als diese, die mich hoch beglückt,

      In deiner Gegenwart entzückt:

      Rechnung für Rechnung ist berichtigt,

      Die Wucherklauen sind beschwichtigt,

      Los bin ich solcher Höllenpein;

      Im Himmel kann's nicht heitrer sein.

      HEERMEISTER folgt eilig.

      Abschläglich ist der Sold entrichtet,

      Das ganze Heer aufs neu' verpflichtet,

      Der Landsknecht fühlt sich frisches Blut,

      Und Wirt und Dirnen haben's gut.

      KAISER.

      Wie atmet eure Brust erweitert!

      Das faltige Gesicht erheitert!

      Wie eilig tretet ihr heran!

      SCHATZMEISTER der sich einfindet.

      Befrage diese, die das Werk getan.

      FAUST.

      Dem Kanzler ziemt's, die Sache vorzutragen.

      KANZLER der langsam herankommt.

      Beglückt genug in meinen alten Tagen. –

      So hört und schaut das schicksalschwere Blatt,

      Das alles Weh in Wohl verwandelt hat.

      Er liest. »Zu wissen sei es jedem, der's begehrt:

      Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.

      Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,

      Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.

      Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz,

      Sogleich gehoben, diene zum Ersatz.«

      KAISER.

      Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug!

      Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug?

      Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?

      SCHATZMEISTER.

      Erinnre dich! hast selbst es unterschrieben;

      Erst heute nacht. Du standst als großer Pan,

      Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran:

      »Gewähre dir das hohe Festvergnügen,

      Des Volkes Heil, mit wenig Federzügen.«

      Du zogst sie rein, dann ward's in dieser Nacht

      Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht.

      Damit die Wohltat allen gleich gedeihe,

      So stempelten wir gleich die ganze Reihe,

      Zehn, Dreißig, Funfzig, Hundert sind parat.

      Ihr denkt euch nicht, wie wohl's dem Volke tat.

      Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt,

      Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt!

      Obschon dein Name längst die Welt beglückt,

      Man hat ihn nie so freundlich angeblickt.

      Das Alphabet ist nun erst überzählig,

      In diesem Zeichen wird nun jeder selig.

      KAISER.


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