Faust II. Johann Wolfgang von Goethe

Faust II - Johann Wolfgang von Goethe


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ihr euch schon heut' und gestern

      In Vermummungen gefallen,

      Weiß ich doch gewiß von allen:

      Morgen wollt ihr euch enthüllen.

      Und wenn wir bei Fackelscheine

      Uns nicht sonderlich behagen,

      Werden wir in heitern Tagen

      Ganz nach unserm eignen Willen

      Bald gesellig, bald alleine

      Frei durch schöne Fluren wandeln,

      Nach Belieben ruhn und handeln

      Und in sorgenfreiem Leben

      Nie entbehren, stets erstreben;

      Überall willkommne Gäste,

      Treten wir getrost hinein:

      Sicherlich, es muß das Beste

      Irgendwo zu finden sein.

      KLUGHEIT.

      Zwei der größten Menschenfeinde,

      Furcht und Hoffnung, angekettet,

      Halt' ich ab von der Gemeinde;

      Platz gemacht! ihr seid gerettet.

      Den lebendigen Kolossen

      Führ' ich, seht ihr, turmbeladen,

      Und er wandelt unverdrossen

      Schritt vor Schritt auf steilen Pfaden.

      Droben aber auf der Zinne

      Jene Göttin, mit behenden

      Breiten Flügeln, zum Gewinne

      Allerseits sich hinzuwenden.

      Rings umgibt sie Glanz und Glorie,

      Leuchtend fern nach allen Seiten;

      Und sie nennet sich Viktorie,

      Göttin aller Tätigkeiten.

      ZOILO-THERSITES.

      Hu! Hu! da komm' ich eben recht,

      Ich schelt' euch allzusammen schlecht!

      Doch was ich mir zum Ziel ersah,

      Ist oben Frau Viktoria.

      Mit ihrem weißen Flügelpaar

      Sie dünkt sich wohl, sie sei ein Aar,

      Und wo sie sich nur hingewandt,

      Gehör' ihr alles Volk und Land;

      Doch, wo was Rühmliches gelingt,

      Es mich sogleich in Harnisch bringt.

      Das Tiefe hoch, das Hohe tief,

      Das Schiefe grad, das Grade schief,

      Das ganz allein macht mich gesund,

      So will ich's auf dem Erdenrund.

      HEROLD.

      So treffe dich, du Lumpenhund,

      Des frommen Stabes Meisterstreich!

      Da krümm und winde dich sogleich! –

      Wie sich die Doppelzwerggestalt

      So schnell zum eklen Klumpen ballt! –

      – Doch Wunder! – Klumpen wird zum Ei,

      Das bläht sich auf und platzt entzwei.

      Nun fällt ein Zwillingspaar heraus,

      Die Otter und die Fledermaus;

      Die eine fort im Staube kriecht,

      Die andre schwarz zur Decke fliegt.

      Sie eilen draußen zum Verein;

      Da möcht' ich nicht der dritte sein.

      GEMURMEL.

      Frisch! dahinten tanzt man schon –

      Nein! Ich wollt', ich wär' davon –

      Fühlst du, wie uns das umflicht,

      Das gespenstische Gezücht? –

      Saust es mir doch übers Haar –

      Ward ich's doch am Fuß gewahr –

      Keiner ist von uns verletzt –

      Alle doch in Furcht gesetzt –

      Ganz verdorben ist der Spaß –

      Und die Bestien wollten das.

      HEROLD.

      Seit mir sind bei Maskeraden

      Heroldspflichten aufgeladen,

      Wach' ich ernstlich an der Pforte,

      Daß euch hier am lustigen Orte

      Nichts Verderbliches erschleiche,

      Weder wanke, weder weiche.

      Doch ich fürchte, durch die Fenster

      Ziehen luftige Gespenster,

      Und von Spuk und Zaubereien

      Wüßt' ich euch nicht zu befreien.

      Machte sich der Zwerg verdächtig,

      Nun! dort hinten strömt es mächtig.

      Die Bedeutung der Gestalten

      Möcht' ich amtsgemäß entfalten.

      Aber was nicht zu begreifen,

      Wüßt' ich auch nicht zu erklären;

      Helfet alle mich belehren! –

      Seht ihr's durch die Menge schweifen?

      Vierbespannt ein prächtiger Wagen

      Wird durch alles durchgetragen;

      Doch er teilet nicht die Menge,

      Nirgend seh' ich ein Gedränge.

      Farbig glitzert's in der Ferne,

      Irrend leuchten bunte Sterne

      Wie von magischer Laterne,

      Schnaubt heran mit Sturmgewalt.

      Platz gemacht! Mich schaudert's!

      KNABE WAGENLENKER.

      Halt!

      Rosse, hemmet eure Flügel,

      Fühlet den gewohnten Zügel,

      Meistert euch, wie ich euch meistre,

      Rauschet hin, wenn ich begeistre –

      Diese Räume laßt uns ehren!

      Schaut umher, wie sie sich mehren,

      Die Bewundrer, Kreis um Kreise.

      Herold auf! nach deiner Weise,

      Ehe wir von euch entfliehen,

      Uns zu schildern, uns zu nennen;

      Denn wir sind Allegorien,

      Und so solltest du uns kennen.

      HEROLD.

      Wüßte nicht, dich zu benennen;

      Eher könnt' ich dich beschreiben.

      KNABE LENKER.

      So probier's!

      HEROLD.

      Man muß gestehn:

      Erstlich bist du jung und schön.

      Halbwüchsiger Knabe bist du; doch die Frauen,

      Sie möchten dich ganz ausgewachsen schauen.

      Du scheinest mir ein künftiger Sponsierer,

      Recht


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