Faust II. Johann Wolfgang von Goethe

Faust II - Johann Wolfgang von Goethe


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ihr bei Lust und Tänzen

      Allzu üppig euch erweisen,

      Denkt an dieses Fadens Grenzen,

      Hütet euch! Er möchte reißen.

      KLOTHO.

      Wißt, in diesen letzten Tagen

      Ward die Schere mir vertraut;

      Denn man war von dem Betragen

      Unsrer Alten nicht erbaut.

      Zerrt unnützeste Gespinste

      Lange sie an Licht und Luft,

      Hoffnung herrlichster Gewinste

      Schleppt sie schneidend zu der Gruft.

      Doch auch ich im Jugendwalten

      Irrte mich schon hundertmal;

      Heute mich im Zaum zu halten,

      Schere steckt im Futteral.

      Und so bin ich gern gebunden,

      Blicke freundlich diesem Ort;

      Ihr in diesen freien Stunden

      Schwärmt nur immer fort und fort.

      LACHESIS.

      Mir, die ich allein verständig,

      Blieb das Ordnen zugeteilt;

      Meine Weife, stets lebendig,

      Hat noch nie sich übereilt.

      Fäden kommen, Fäden weifen,

      Jeden lenk' ich seine Bahn,

      Keinen lass' ich überschweifen,

      Füg' er sich im Kreis heran.

      Könnt' ich einmal mich vergessen,

      Wär' es um die Welt mir bang;

      Stunden zählen, Jahre messen,

      Und der Weber nimmt den Strang.

      HEROLD.

      Die jetzo kommen, werdet ihr nicht kennen,

      Wärt ihr noch so gelehrt in alten Schriften;

      Sie anzusehn, die so viel Übel stiften,

      Ihr würdet sie willkommne Gäste nennen.

      Die Furien sind es, niemand wird uns glauben,

      Hübsch, wohlgestaltet, freundlich, jung von Jahren;

      Laßt euch mit ihnen ein, ihr sollt erfahren,

      Wie schlangenhaft verletzen solche Tauben.

      Zwar sind sie tückisch, doch am heutigen Tage,

      Wo jeder Narr sich rühmet seiner Mängel,

      Auch sie verlangen nicht den Ruhm als Engel,

      Bekennen sich als Stadt- und Landesplage.

      Die Furien.

      ALEKTO.

      Was hilft es euch? ihr werdet uns vertrauen,

      Denn wir sind hübsch und jung und Schmeichelkätzchen;

      Hat einer unter euch ein Liebeschätzchen,

      Wir werden ihm so lang die Ohren krauen,

      Bis wir ihm sagen dürfen, Aug' in Auge:

      Daß sie zugleich auch dem und jenem winke,

      Im Kopfe dumm, im Rücken krumm, und hinke

      Und, wenn sie seine Braut ist, gar nichts tauge.

      So wissen wir die Braut auch zu bedrängen:

      Es hat sogar der Freund, vor wenig Wochen,

      Verächtliches von ihr zu der gesprochen! –

      Versöhnt man sich, so bleibt doch etwas hängen.

      MEGÄRA.

      Das ist nur Spaß! denn, sind sie erst verbunden,

      Ich nehm' es auf und weiß, in allen Fällen,

      Das schönste Glück durch Grille zu vergällen;

      Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stunden.

      Und niemand hat Erwünschtes fest in Armen,

      Der sich nicht nach Erwünschterem törig sehnte,

      Vom höchsten Glück, woran er sich gewöhnte;

      Die Sonne flieht er, will den Frost erwarmen.

      Mit diesem allen weiß ich zu gebaren

      Und führe her Asmodi, den Getreuen,

      Zu rechter Zeit Unseliges auszustreuen,

      Verderbe so das Menschenvolk in Paaren.

      TISIPHONE.

      Gift und Dolch statt böser Zungen

      Misch' ich, schärf' ich dem Verräter;

      Liebst du andre, früher, später

      Hat Verderben dich durchdrungen.

      Muß der Augenblicke Süßtes

      Sich zu Gischt und Galle wandeln!

      Hier kein Markten, hier kein Handeln –

      Wie er es beging', er büßt es.

      Singe keiner vom Vergeben!

      Felsen klag' ich meine Sache,

      Echo! horch! erwidert: Rache!

      Und wer wechselt, soll nicht leben.

      HEROLD.

      Belieb' es euch, zur Seite wegzuweichen,

      Denn was jetzt kommt, ist nicht von euresgleichen.

      Ihr seht, wie sich ein Berg herangedrängt,

      Mit bunten Teppichen die Weichen stolz behängt,

      Ein Haupt mit langen Zähnen, Schlangenrüssel,

      Geheimnisvoll, doch zeig' ich euch den Schlüssel.

      Im Nacken sitzt ihm zierlich-zarte Frau,

      Mit feinem Stäbchen lenkt sie ihn genau;

      Die andre, droben stehend herrlich-hehr,

      Umgibt ein Glanz, der blendet mich zu sehr.

      Zur Seite gehn gekettet edle Frauen,

      Die eine bang, die andre froh zu schauen;

      Die eine wünscht, die andre fühlt sich frei.

      Verkünde jede, wer sie sei.

      FURCHT.

      Dunstige Fackeln, Lampen, Lichter

      Dämmern durchs verworrne Fest;

      Zwischen diese Truggesichter

      Bannt mich, ach! die Kette fest.

      Fort, ihr lächerlichen Lacher!

      Euer Grinsen gibt Verdacht;

      Alle meine Widersacher

      Drängen mich in dieser Nacht.

      Hier! ein Freund ist Feind geworden,

      Seine Maske kenn' ich schon;

      Jener wollte mich ermorden,

      Nun entdeckt schleicht er davon.

      Ach wie gern in jeder Richtung

      Flöh' ich zu der Welt hinaus;

      Doch von drüben droht Vernichtung,

      Hält mich zwischen Dunst und Graus.

      HOFFNUNG.

      Seid


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