Faust II. Johann Wolfgang von Goethe

Faust II - Johann Wolfgang von Goethe


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soll es, daß der eine witzelt,

      Ein andrer Zauberei verklagt,

      Wenn ihm doch auch einmal die Sohle kitzelt,

      Wenn ihm der sichre Schritt versagt.

      Ihr alle fühlt geheimes Wirken

      Der ewig waltenden Natur,

      Und aus den untersten Bezirken

      Schmiegt sich herauf lebend'ge Spur.

      Wenn es in allen Gliedern zwackt,

      Wenn es unheimlich wird am Platz,

      Nur gleich entschlossen grabt und hackt,

      Da liegt der Spielmann, liegt der Schatz!

      GEMURMEL.

      Mir liegt's im Fuß wie Bleigewicht –

      Mir krampft's im Arme – Das ist Gicht –

      Mir krabbelt's an der großen Zeh' –

      Mir tut der ganze Rücken weh –

      Nach solchen Zeichen wäre hier

      Das allerreichste Schatzrevier.

      KAISER.

      Nur eilig! du entschlüpfst nicht wieder,

      Erprobe deine Lügenschäume

      Und zeig uns gleich die edlen Räume.

      Ich lege Schwert und Zepter nieder

      Und will mit eignen hohen Händen,

      Wenn du nicht lügst, das Werk vollenden,

      Dich, wenn du lügst, zur Hölle senden!

      MEPHISTOPHELES.

      Den Weg dahin wüßt' allenfalls zu finden –

      Doch kann ich nicht genug verkünden,

      Was überall besitzlos harrend liegt.

      Der Bauer, der die Furche pflügt,

      Hebt einen Goldtopf mit der Scholle,

      Salpeter hofft er von der Leimenwand

      Und findet golden-goldne Rolle

      Erschreckt, erfreut in kümmerlicher Hand.

      Was für Gewölbe sind zu sprengen,

      In welchen Klüften, welchen Gängen

      Muß sich der Schatzbewußte drängen,

      Zur Nachbarschaft der Unterwelt!

      In weiten, altverwahrten Kellern

      Von goldnen Humpen, Schüsseln, Tellern

      Sieht er sich Reihen aufgestellt;

      Pokale stehen aus Rubinen,

      Und will er deren sich bedienen,

      Daneben liegt uraltes Naß.

      Doch – werdet ihr dem Kundigen glauben –

      Verfault ist längst das Holz der Dauben,

      Der Weinstein schuf dem Wein ein Faß.

      Essenzen solcher edlen Weine,

      Gold und Juwelen nicht alleine

      Umhüllen sich mit Nacht und Graus.

      Der Weise forscht hier unverdrossen;

      Am Tag erkennen, das sind Possen,

      Im Finstern sind Mysterien zu Haus.

      KAISER.

      Die lass' ich dir! Was will das Düstre frommen?

      Hat etwas Wert, es muß zu Tage kommen.

      Wer kennt den Schelm in tiefer Nacht genau?

      Schwarz sind die Kühe, so die Katzen grau.

      Die Töpfe drunten, voll von Goldgewicht –

      Zieh deinen Pflug und ackre sie ans Licht.

      MEPHISTOPHELES.

      Nimm Hack' und Spaten, grabe selber,

      Die Bauernarbeit macht dich groß,

      Und eine Herde goldner Kälber,

      Sie reißen sich vom Boden los.

      Dann ohne Zaudern, mit Entzücken

      Kannst du dich selbst, wirst die Geliebte schmücken;

      Ein leuchtend Farb- und Glanzgestein erhöht

      Die Schönheit wie die Majestät.

      KAISER.

      Nur gleich, nur gleich! Wie lange soll es währen!

      ASTROLOG wie oben.

      Herr, mäßige solch dringendes Begehren,

      Laß erst vorbei das bunte Freudenspiel;

      Zerstreutes Wesen führt uns nicht zum Ziel.

      Erst müssen wir in Fassung uns versühnen,

      Das Untre durch das Obere verdienen.

      Wer Gutes will, der sei erst gut;

      Wer Freude will, besänftige sein Blut;

      Wer Wein verlangt, der keltre reife Trauben;

      Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben.

      KAISER.

      So sei die Zeit in Fröhlichkeit vertan!

      Und ganz erwünscht kommt Aschermittwoch an.

      Indessen feiern wir, auf jeden Fall,

      Nur lustiger das wilde Karneval.

      Trompeten. Exeunt.

      MEPHISTOPHELES.

      Wie sich Verdienst und Glück verketten,

      Das fällt den Toren niemals ein;

      Wenn sie den Stein der Weisen hätten,

      Der Weise mangelte dem Stein.

      Weitläufiger Saal mit Nebengemächern

      Verziert und aufgeputzt zur Mummenschanz.

      HEROLD.

      Denkt nicht, ihr seid in deutschen Grenzen

      Von Teufels-, Narren- und Totentänzen;

      Ein heitres Fest erwartet euch.

      Der Herr, auf seinen Römerzügen,

      Hat, sich zu Nutz, euch zum Vergnügen,

      Die hohen Alpen überstiegen,

      Gewonnen sich ein heitres Reich.

      Der Kaiser, er, an heiligen Sohlen

      Erbat sich erst das Recht zur Macht,

      Und als er ging, die Krone sich zu holen,

      Hat er uns auch die Kappe mitgebracht.

      Nun sind wir alle neugeboren;

      Ein jeder weltgewandte Mann

      Zieht sie behaglich über Kopf und Ohren;

      Sie ähnelt ihn verrückten Toren,

      Er ist darunter weise, wie er kann.

      Ich sehe schon, wie sie sich scharen,

      Sich schwankend sondern, traulich paaren;

      Zudringlich schließt sich Chor an Chor.

      Herein, hinaus, nur unverdrossen;

      Es bleibt doch endlich nach wie vor

      Mit ihren hunderttausend Possen

      Die


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