Emma Wilks und der Saphir der Weisheit. J. C. Jones
beginnen nun herzlich zu lachen, was Lucy aber auch entgeht.
Dann kommen sie an ihrer Schule an und betreten diese.
Auf den ersten Blick ist alles wie immer. Es tollen ein paar Schüler auf den Fluren herum, einige Pauker hasten zum Lehrerzimmer und trotzdem ist irgendetwas anders als sonst. Während Emma und Lucy einige ihrer Mitschülerinnen mit „Küsschen links - Küsschen rechts“ begrüßen, bemerkt Emma, dass sie einige Lehrer anzustarren scheinen. Verunsichert sieht sie an sich herunter und prüft ihre Erscheinung, kann aber nichts entdecken.
Dann brüllt Benjamin plötzlich:
»Da! Da ist es schon wieder!«, und zeigt auf das Medaillon unter Emmas Kleid.
»Was?«, erschreckt sich Emma und greift sich das Schmuckstück.
»Es hat schon wieder geleuchtet! Diesmal habe ich es ganz genau gesehen!«
Emma zieht es hervor und kann nichts erkennen. Benjamin schaut überrascht. Er ist sich so sicher gewesen. Zur selben Zeit kommt ihre Klassen-lehrerin Frau Miller an den Dreien vorbei und bleibt stehen. Sie beobachtet Emma und ihr Medaillon. Emma wendet ihren Blick Frau Miller zu und kann ein freundliches Lächeln im Gesicht der brünetten 45-jährigen erkennen.
Nach einem kurzen Augenblick, indem alle wie versteinerte Statuen dastehen, gehen sie wieder ihrer Wege.
»Was ist denn heute los mit dir, Ben?«, fragt Emma besorgt.
»Ach - - - ich weiß es nicht – aber ich war mir so sicher!«, erklärt er erneut und stiert immer weiter auf das Schmuckstück, bis Emma ihn mit einem strengen Blick dazu zwingt, sich wieder mit etwas anderem zu beschäftigen.
Trotzdem ist Emma aufgefallen, dass heute irgendetwas anders ist als sonst. Sie ertappt sich nun dabei, dass sie selbst immer wieder auf den hellen Stein in ihrer Kette schaut. Weiterhin sind es die Lehrer, die sich heute anders verhalten. Jeder Einzelne, der an der Dreiergruppe vorbei schreitet, grüßt explizit Emma und sieht sie lächelnd an.
Verunsichert durchquert sie die langen Gänge und das Treppenhaus, bis sie schließlich an ihrem Klassenzimmer ankommt und sich auf ihren Platz setzt. Sie schaut sich um – alles wie immer. Lucy spielt mit ihrem Handy, Markus bewirft Benjamin mit Papierkügelchen aus einem Spuckrohr und auch sonst, macht keiner etwas Ungewöhnliches. Vielleicht hat sie sich das eben auch nur eingebildet.
Dann aber fällt ihr etwas bei Markus auf. Im ersten Augenblick kann sie nicht genau sagen, was es ist, aber etwas ist anders an ihm. Ihr Blick fällt auf dessen Brustbereich, wo sich unter seinem dunklen T-Shirt ein heller Fleck abzeichnet. Erschrocken sieht sie erneut zu ihrem Medaillon, da sie aber genau im Licht der Sonne sitzt, kann sie nicht erkennen, ob ihr Stein leuchtet oder nicht. Sie blickt wieder zu Markus, der sie in diesem Moment ebenfalls in Augenschein nimmt. Emma freut sich darüber, dass ihr Schwarm sie ansieht und lächelt ihn etwas verlegen, mit leicht geröteten Wangen, an. Er quittiert ihren Blick mit einem Spuckebällchen, das ganz genau auf ihrer Nasenspitze landet.
Während Markus von seinen Freunden für diesen „100-Punkte-Treffer“ gefeiert wird, wischt sich Emma angeekelt das nasse Papier von der Nase ab, schaut Markus böse an und sieht sich heftigem Gelächter ausgesetzt. Dann betritt Frau Miller das Klassenzimmer und es kehrt erst einmal Ruhe ein.
Sie wünscht ihren Schülern einen guten Morgen und die erwidern ihren Gruß. Dann bittet sie die Klasse, die Geschichtsbücher auf Seite 233 aufzuschlagen. Währenddessen schaut sie sich um, damit sie feststellen kann, dass alle Schülerinnen und Schüler vollzählig anwesend sind. Hierbei bemerkt sie, dass Tammy-Sue fehlt.
Tammy-Sue gehört zu den unbeliebtesten Schülerinnen der gesamten Schule. Sogar die Streber und Sience-Fiction-Nerds machen sich über sie lustig. Dies liegt hauptsächlich daran, dass sie zu den wenigen Schülerinnen der Schule gehört, die am Rande der Stadt, im Trailer-Park, leben, wo man eigentlich nur Arbeitslose und Nichtsnutze findet – so ist jedenfalls die weit verbreitete Meinung der restlichen Bevölkerung der Stadt. Man erzählt sich, dass hier nur diejenigen leben, die sich keine Miete für eine Wohnung oder ein Haus leisten können.
Weiterhin kommt im Falle von Tammy-Sue hinzu, dass sie sehr dicke Brillengläser trägt, die ihre grünen Augen wie kleine Äpfel aussehen lassen. Das Gestell ihrer Brille stammt noch von ihrem Opa und hat entsprechend ein dickes Horngestell. Ihre sehr dünnen, schwarzen Haare sind zumeist sehr fettig. Und da sie etwas frühreifer ist, als ihre Mitschüler, trägt sie schon einige Pickel in ihrem Gesicht, was zusammen mit den aufgetragenen Kleidern ihrer vier Jahre älteren, eher dünnen Schwester, Wanda-Mae, ein grausiges Erscheinungsbild abgibt.
Aber nicht nur Tammy-Sue fehlt, sondern auch das einzige Mädchen, das mit ihr befreundet ist. Hierbei handelt es sich um die ebenfalls dicke Mandy.
Mandy lebt alleine mit ihrer geistig behinderten Mutter am Stadtrand, direkt neben dem Trailer-Park. Sie hat kurzes, blondes Haar, ist schon zwei Jahre älter als ihre Mitschüler, da sie später eingeschult und einmal sitzen geblieben ist.
Emma findet, dass Mandy eigentlich ein sehr hübsches Mädchen wäre, wenn sie nur weniger wiegen würde.
Als sich Frau Miller nun erkundigt, ob jemand in der Klasse wüsste, wo sich die beiden Mädchen aufhalten würden, oder ob sie heute schon jemand gesehen hätte, äußert Markus:
»Ich habe gehört, dass eine Straße weiter ein neuer Burgerladen geöffnet hat ...«
Frau Miller unterbricht ihn:
»MARKUS!«
»Wobei es auch gut sein kann, dass sie bei „Mister Shrimp“ vorbeigegangen sind, er sie gesehen und zurück in eines seiner vielen Wasserbecken gesteckt hat!«, verbreitet Markus, der sichtlich stolz auf seine Aussagen ist und hierfür auch eine Menge Gelächter und Beifall aus der Klasse erntet.
»MARKUS - sei jetzt still, oder du wirst den Rest der Woche ...«, beginnt Frau Miller energisch, als sie dann aber die helle Stelle auf seiner Brust erkennt, verstummt ihre Stimme.
Sie öffnet ihre Augen weit und man kann erkennen, dass sie am Grübeln ist.
»Was findest du bloß an diesem Ekel!?«, will Benjamin erneut wissen und bekommt von Emma nur ein freches Grinsen zurück.
Währenddessen wandert der Blick der Lehrerin durch die Klasse und Ben kann sehen, dass ihre Augen eine kurze Weile bei Emma verweilen. Dann schaut sie in ihr Buch und bittet eine Schülerin aus der ersten Reihe, anzufangen, das Kapitel über die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus vorzulesen.
Auch Benjamin beobachtet Emma erneut und ist sich nach wie vor sicher, dass er ein Leuchten unter ihrem hellen Kleid erkennen kann. Als Emma bemerkt, dass sie erneut angestarrt wird, schaut sie mit ihrem bösesten Blick zu ihrem Beobachter, der sie mittels Fingerzeig auf ihr Medaillon aufmerksam macht. Zum wiederholten Male greift sie es sich und kann jetzt auch feststellen, dass der Stein, den sie, seitdem sie denken kann, mit sich herumträgt, heller erstrahlt, als sonst. Gerade als sie leise etwas dazu sagen möchte, flüstert Lucy, die einen Tisch neben Emma sitzt:
»Wenn sie so hübsch ist, kannst du ja vielleicht mal zum Abendessen bei ihr vorbei-schauen!«
»LUCY!«, fährt Frau Miller dazwischen. »Wenn es etwas zu sagen gibt, sag es doch bitte so, dass es alle hören!«
Als Lucy nichts erwidert, bittet sie die Schülerin weiterzulesen.
In diesem Moment betreten Tammy-Sue und Mandy die Klasse. Um ihre Münder ist eindeutig Ketchup zu erkennen und auf Mandys T-Shirt ist ein ebensolcher Fleck zu sehen. Streng blickt Frau Miller zu Markus, der gerade ein sehr verschmitztes und überhebliches Lächeln, gepaart mit einem rechthaberischen Schulterzucken, präsentiert, damit dieser ja seinen Mund hält.
Frau Miller schüttelt verzweifelt mit dem Kopf, bittet die Nachkömmlinge sich hinzusetzen und am Ende der Stunde, zu ihr zu kommen. Dann wird der Unterricht ohne weitere Störungen fortgesetzt.
Als es zur Mittagspause läutet, greift sich Lucy sofort ihr Handy und schreibt ein paar Nachrichten. Währenddessen marschieren Ben und Emma neben hier her und fragen sich, was es