FCKNG New Year. Vivian Valentine

FCKNG New Year - Vivian Valentine


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ich ducke mich und schlage instinktiv zurück. Meine geballte Hand landet direkt in seiner Fresse und ich setze einen nach. Dann schnappe ich ihn mir und bringe ihn zu Boden. Gerade will ich ihm einen weiteren Kinnhaken verpassen, da fällt mir ein, wen ich da gerade aufmische. Ich spucke auf den Boden und lasse von ihm ab. Adrenalin jagt durch meinen Körper und ich muss meine ganze Willenskraft einsetzen, um mich nicht wieder auf ihn zu stürzen.

      Perplex rappelt Ice sich auf und greift sich an seine nunmehr blutige Nase. Eigentlich würde ich ihm gern sein dummes Grinsen aus der Visage hauen, doch noch immer halte ich mich zurück. Sich zu verteidigen ist die eine Sache, dem President des MC die Fresse einzuschlagen, eine andere.

      Die Atmosphäre ist zum Zerreißen gespannt und jeder anwesende Mann hält die Luft an. Eine unheimliche Stille liegt auf dem Clubhaus und mein Blick bohrt sich fest in den von Ice.

      Snow, wie ich im Augenwinkel beobachte, kratzt sich seelenruhig mit seinem eigenen Messer den Dreck unter den Fingernägeln weg und beachtet uns scheinbar nicht. Das ist gut für mich. Denn meine Brüder würden Hackfleisch aus mir machen, wenn er ein Zeichen dazu geben würde. Doch ich würde sogar wagen, zu behaupten, dass Snow gefällt, was er sieht.

      Ice berappelt sich und fuchtelt wild mit seinem Zeigefinger auf und ab. Er weiß, dass ich ihn fertigmachen könnte, daher ändert er scheinbar seine Strategie.

      »Alle Achtung!«, brüllt er vermeintlich lässig und versucht so, sein Gesicht zu wahren. »Du hast den Test bestanden, Paul!« Er lacht dreckig und sieht dann Beifall erhaschend in die Runde.

      Snow sieht kurz auf. Offenbar war es nicht das, was Ice mir ursprünglich sagen wollte, wenn ich Snows Gesichtsausdruck richtig interpretiere.

      Ice lacht und kommt zu mir.

      Verblüfft registriere ich, dass er mir die Hand reicht. Ich ergreife sie und kann nicht verhindern, dass ich ebenfalls ein Lächeln auf den Lippen verspüre.

      »Wer die Eier hat, mir Paroli zu bieten, seine Cousine vor dem irren Reed verteidigt und trotzdem behauptet, den MC mehr als sein Leben zu lieben, der hat sich einen Platz bei uns verdient.« Ice lässt meine Hand los und sieht erneut in die Runde. »Ich denke, jetzt wo du endlich Eier zeigst, bist du bereit für die wirklich wichtigen Aufträge.« Ich fixiere meinen Anführer und bin gespannt, was nun kommt. »Wenn du das nicht verkackst, werden wir Ende des Monats darüber abstimmen, ob du aufgenommen wirst. Einverstanden?«

      Dankbar, dass er fair ist und nicht etwa beleidigt, nicke ich. Wenn ich eher gewusst hätte, dass er nicht auf eine gewisse Unterwürfigkeit steht, hätte ich mich schon viel früher behauptet.

      »Was soll ich tun?«

      »Komm mit!«, fordert er mich auf und winkt in Richtung unseres Sitzungsraums, den ich eigentlich nicht betreten darf. Begleitet von Snow, Reed sowie ein paar bekannten Gesichtern mit bedeutenden Patches auf den Kutten betrete ich das Herzstück des MCs und setze mich an den Tisch. Ice zündet sich eine Zigarette an und spricht, als der Letzte die Tür fest verschlossen hat.

      »Du wirst zusammen mit Bono und Stitch zu ›McLane, Tremblay & Bloomberg LLP‹ fahren und dort unsere Ware abholen. An Neujahr wird keiner von den Wichsern im Büro sein und ihr solltet unsere Ware ungesehen dingfest machen können.«

      Ich nicke. So weit, so gut. Denn immerhin ist Xavier ein alter Bekannter von mir.

      Ice pustet Rauch aus. Er wirkt viel entspannter als noch vor ein paar Minuten. Trotz seines Friedensangebotes ist er mir immer noch zuwider.

      Als ich vor Jahren, während der Schulzeit, in einer Autowerkstatt meines Onkels gearbeitet habe, war mein Boss auch ein unerträglicher Choleriker. Damit muss man sich anfreunden, solange man nicht selbst der Chef ist. Dass er mein Onkel war, hat es nicht besser gemacht.

      Mit fünfundzwanzig bin ich ohnehin zu jung für eine Führungsposition, muss noch viel lernen, sodass ich mich wohl noch eine Weile fügen muss, bis ich genug Erfahrung habe, um selbst Verantwortung übernehmen zu können.

      Zunächst werde ich also jeden Job annehmen, den sie mir auftragen.

      »Wenn ihr das Zeug habt, werdet ihr es aufteilen und verkaufen. Vergesst nicht, dass der Penner Thorne seinen Anteil bekommt, den ihr in der Kanzlei deponieren werdet. Immerhin hat er seinen Job bisher ganz gutgemacht.« Ice schnaubt angepisst und drückt die Kippe so fest aus, dass er sie komplett zermatscht. Mike Thorne ist sein ehemaliger Boss. Und genau so ein psychopathisches Arschloch wie er. Er war Kommandant in seinem SEAL Team und ist nicht der netteste Zeitgenosse, soweit ich es mitbekommen habe.

      Scheiße regnet immer von oben nach unten, kein Wunder, dass Ice so ätzend ist. Er hat es selbst nie anders erfahren und offenbar kein Interesse daran, ein besserer Mensch zu sein. Ich sehe das anders und würde mich nie auf das Niveau meines cholerischen Bosses herablassen, wenn ich selbst mal dran bin, die Führung zu übernehmen.

      Ice erklärt uns die Details, wie der Drogenumschlag ablaufen soll, und ich präge mir alles so gut, wie möglich ein. Ich will keinen Fehler machen, auch wenn es mir widerstrebt, was man mir aufträgt. Ich weiß allerdings von Carly, wie es abläuft und auch, dass der MC vorerst auf diese Einnahmequelle angewiesen ist. Dennoch kann mich niemand davon abbringen, dass ich Drogen und auch Alkohol hasse wie die Pest. Der Scheiß zerstört Leben.

      Äußerlich cool, höre ich zu, nicke an den richtigen Stellen und träume von der Street Bob und dem besseren Leben, welches ich bald durch diese Aktion haben werde. Ich werde ordentlich beteiligt, was mich auf jeden Fall motiviert, über meine Prinzipien hinweg zu sehen.

      Und warum auch immer, schiebt sich ein süßes Gesicht, umrahmt von blonden Haaren und mit lindgrünen Iriden, die von perfekt gezupften Brauen umrandet werden, vor mein inneres Auge.

      Was Jasmine in meinen Tagträumen zu suchen hat, verstehe ich nicht, aber fuck, immerhin hat sie ein heißes Fahrgestell, und mein Schwanz vergisst nun mal ebenso wenig, wie mein viel zu wenig ausgelastetes Gehirn.

      Nachdem die Sitzung beendet ist, fahren Bono, Stitch und ich zu ›McLane, Tremblay & Bloomberg LLP‹. Der verrückte Strafverteidiger mit der Automacke und seine schnöseligen Kollegen liegen sicher in einer teuren Hotelsuite, um ihren Champagner-Rausch auszuschlafen, und so können wir unsere Ware in aller Ruhe dort ausräumen. Soweit ich weiß, wissen die anderen beiden Clowns nichts von Xaviers kleinem Nebenverdienst, daher nutzen wir deren Abwesenheit. Zum Glück konnten wir ihm einen Schlüssel abnehmen, das macht alles einfacher.

      Bono, als das ranghöchste Mitglied, kümmert sich darum, den Anteil für Thornes letzte Begleitfahrt im Aktenschrank zu deponieren. Außerdem teilt er die Drogen auf. Ein Teil geht an einen Michael Heat von der Highlights-Escort-Agentur.

      Ächzend verstaue ich kiloweise Koks in unserem Van. Ich weiß gar nicht, was mich mehr ankotzt: Die Tatsache, dass ich den Scheiß zusammen mit den Dealern verkaufen muss, oder dass Carly da irgendwie mit drinhängt. Sie erzählt oft von den Proben, die auf diversen Partys an die Kunden verteilt werden.

      Bisher war ich nicht wirklich ins Drogengeschäft involviert, weil das normalerweise Chefsache ist. Zwar war ich zu Beginn mit Ice bei Xavier, aber da ging es im Prinzip nur um … sagen wir, Formalitäten. Doch ich muss sagen, dass ich das eigentlich gut fand. Dieser Thorne, der plötzlich ständig seine Pfoten im Spiel hat, ist ein riesiges Arschloch und ich brauche wirklich nicht noch mehr davon in meinem Leben. Aber es nützt nichts. Auf meinem Weg mit meinem Ziel vor Augen, tue ich, was Bono sagt, und nicke alle Anweisungen bezüglich der Verkaufsstrategie ab.

      Je schneller wir fertig sind, desto eher komme ich ins Bett. Mein Schädel dröhnt und ich könnte im Stehen einschlafen. Dank der Tabletten von Jasmine geht es, aber ich will diese blöde Erkältung so schnell wie möglich loswerden, um wieder voll einsatzfähig zu sein. Und Schlaf ist einfach die beste Medizin.

      Es dauert bis in den frühen Nachmittag, als ich endlich die Kurve kratzen und nach Hause fahren kann. Und das auch nur, weil gestern alle kräftig Silvester gefeiert haben und damit heute einen höllischen


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