Kurzgeschichtchen. Thomas Häring
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Thomas Häring
Kurzgeschichtchen
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Inhaltsverzeichnis
War Hellmut Kohlateral ein Dicktator?
The Blasphemic Symphony Orchestra
Statt Erdkunde lieber kleine Berufskunde - Der Fensterputzer
Lexikon Valley - Kleine Religionskunde - Der Buddhist
Der Moslem, Muselmann oder Islamist
Wenn Träume einen fahren lassen
Im Neandertal der Ahnungslosen
Sieben Seiten leer können uns nicht gefährlich sein
War Hellmut Kohlateral ein Dicktator?
Die Kleiderhakenkreuze hingen nicht mehr an den Steigbügelhaltern der Macht und die Rente war noch so sicher wie Kanthers weiße Weste fleckenfrei war, doch die Jagd nach RAF-Terroristen in Bad Kleinen hatte jede Menge Staublungen durcheinandergewirbelt. Auch das war der Nachlaß der Regierung Schmidt gewesen, zu allem entschlossene Staatsfeinde, die ausnahmsweise nicht die höchsten Ämter des bekämpften Systems besetzten. Die Hausbesetzerszene war ergraut und verhaut, die Linken waren noch ziemlich grün hinter den Ohren und die gute alte Tante SPD hatte sich allmählich mit ihrer Rolle als ewige Oppositionspartei abgefunden. Deutschland schnarchte vor sich hin und der dicke Tor im Bundeskanzleramt hatte nichts Besseres zu tun, als alles auszusitzen und gemeinsam mit Sauna- und Sanatoriumfreund Jelzin auszuschwitzen. „Wer nichts tut, der macht auch nichts falsch“, lautete das Motto des dicken Großtors und er hielt sich dran. „Der tut nichts, der will nur regieren“, hatte die CDU ihren Wählern 1983 versprochen und Recht behalten. Die Folge war, daß der deutsche Sozialstaat überaus kuschelig blieb und die soziale Hängematte gut gespannt war, denn so gewann man jede Wahl und sollte dem mal nicht der Fall sein, dann würden die Nachfolger in der Regierung so einen großen Scherbenhaufen vorfinden, daß sie daran zerbrächen und in ein paar Jahren wieder abgewählt werden würden. Eine geniale Strategie, die, wie wir heute wissen, tatsächlich funktioniert hat. „Zeit ist Geld und Geld ist Macht“, das hatte Don Kohleone schon früh begriffen und so öffnete er immer wieder die schwarzen Kassen, um daraus die eigenen Leute zu schmieren. Das System funktionierte und flog erst auf, als es eh schon egal war, so daß der Pfälzer Bub inzwischen wieder als großer deutscher Kanzler von seinem Anhang gefeiert werden kann, bei dem das Ehrenwort noch etwas gilt. Daß die Politik eine Unterabteilung des organisierten Verbrechens ist, wissen wir seit der unseligen Verbindung zwischen John F. Kennedy und Al Capone, doch das verdrängen wir lieber und empfinden die Berufslügner als harmlosere Zeitgenossen, obwohl sie womöglich die größeren Gauner sind, denn sie hinterziehen Milliarden von Steuergeldern. Aber was soll das Lamento? 16 Jahre Helmut Kohl haben Deutschland zwar weniger geprägt als zwölf Jahre Adolf Hitler, aber im Gegensatz zum damaligen Führer hat Kohl Gebiete zurückgewonnen statt verloren. Auch die Scheckbuchdiplomatie des heutigen Altkanzlers wird in die Geschichte eingehen, seine Großzügigkeit war grenzenlos, denn es war ja schließlich nicht sein Geld. Als Sammler hatte sich der starke Mann auch bewährt, Millionen waren im Nu beisammen, nachdem er sich von seiner Schuld freikaufen hatte wollen. Die „geistige und moralische Wende“, die er uns versprochen hatte, ist geglückt. Doch seine größten Leistungen sind ohne Frage seine Biographien, mit denen er sich unsterblich gemacht hat. Helmuts Welt ist ein gigantischer Kosmos, in dem der großartigste Kanzler aller Zeiten alles richtig gemacht hat. Ich verneige mich in tiefer Ehrfurcht vor dem Denkmal, das den Ratschlag „Denk mal!“ viel zu selten beherzigt hat. Ohne diesen Mann hätte Deutschland die Zukunft verschlafen und sieben Jahre Rot-Grün niemals zugelassen. Er war der Wegweiser des Chaos, der Oggersheimer Buddha.
Pfingsten Town
Sie waren so besoffen wie noch nie zuvor in ihrem Leben und sie sprachen in fremden Zungen. „Donnerwetter, dieser heilige Flaschengeist zieht ganz schön rein“, meinte Andreas. „Das kann man wohl sagen. War echt eine coole Idee, geweihtes Bier zu kaufen und zu saufen“, lobte Thomas. „Und um zu taufen, das wollen wir schließlich auch nicht vergessen“, fiel Johannes ein und er schüttete Jakobus eine Flasche Bier über den Kopf. Die Stimmung war ausgelassen und das war auch gut so, denn die jungen Männer hatten viel zu vergessen. Ihren Anführer hatte man gekreuzigt und sie hatten Angst vor der Verfolgung durch die Juden. Petrus, der Besoffenste von allen, stellte sich wankend auf einen Tisch und lallte: „So, jetzt habe ich keine Angst mehr. Diese Gottesmörder können mich mal kreuzweise. Wir gehen jetzt da raus, Jungs, und halten den Leuten eine Moralpredigt, die sich gewaschen hat. Ich habe bereits einen tollen Text vorbereitet und ihn in zwölf verschiedene Sprachen übersetzen lassen. Jeder von Euch nimmt sich einen Zettel und liest laut vor, was darauf steht. Macht Euch keine Sorgen darüber, was passiert. Denn wir sind so besoffen und unzurechnungsfähig, daß wir höchstens in die Ausnüchterungszelle kommen.“ Daraufhin torkelten die zwölf Apostel, für Judas hatte man inzwischen einen Ersatzmann gefunden, nach draußen, stellten sich auf und begannen, ihren jeweiligen