"Gedankeninferno". Andreas Meyer
Je früher der Krebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Hodenkrebs ist mittels moderner Chemotherapie und Bestrahlung sehr gut behandelbar. Für Hodenkrebs gibt es keine spezielle Vorsorgeuntersuchung.
Die Verantwortung liegt daher bei jedem selbst: Bereits in der Pubertät ist das Abtasten der Hoden auf Verhärtungen oder Vergrößerungen, die auf Krebs hindeuten, wichtig. Spätestens ab dem 18. Lebensjahr sollte man sich einmal pro Monat die Hoden untersuchen. Bei Auffälligkeiten sollte man sich nicht scheuen, gleich zu einem Urologen zu gehen. Am besten ist es, wenn man frühzeitig einen Vorsorgetermin ausmacht.
Mein Körper
Ich hatte schon früh als Kind und Jugendlicher alles, was man an Kinderkrankheiten haben konnte. Von Mumps über Masern bis hin zum rheumatischen Fieber. Das letztere wurde mit einer Penicillin-Kur über mehrere Jahre behandelt. In dieser Zeit und noch Jahre später hatte ich das Glück, keine grippalen Infekte zu bekommen, da ich so viel Rest-Penizillin in meinem Körper hatte. Viele Jahre später war ich auf einer Wehrübung bei der Bundeswehr in Stetten am Kalten Markt bei Sigmaringen. Es war sehr heiß und staubig auf dem Truppen-Übungsplatz. Meine damalige Aufgabe war es, alte schrottreife Autos vom Abstellplatz zum Sprengplatz mit einem großen Bagger zu fahren. Ich muss dazu sagen, während der Fahrten auf den Übungsplatz hatte ich die Fenster aufgeschoben und der Staub konnte in die Kabine eindringen.
So weit, so gut, zwei Tage später bekam ich grippeähnliche Symptome und ging zum Truppenarzt am Standort Stetten. Er gab mir Grippetabletten und hat mich dann übers Wochenende krankgeschrieben. In der Nacht von Freitag auf Samstag wachte ich schweißgebadet auf, mein Körper glühte und ich wusste nicht, was mir geschah. Ich hatte Fieber, erst 38,5, später dann über 40 Grad. Ich fühlte mich wie durch ein Sieb gedrückt. Hatte zwar Durst, bekam aber nichts herunter, mein Körper fühlte sich an, wie wenn ich von innen heraus austrocknen würde. Nach vielem Hin und Her mit einem Bundeswehrarzt wurde ich dann von einem Krankenwagen abgeholt und ins naheliegende Krankenhaus gebracht. Die Ärzte versuchten mit kalten Wickeln das Fieber zu senken, aber es gelang ihnen nicht. Eine Infusion nach der anderen lief durch meine Adern, um den Wasserhaushalt auszugleichen.
Durch einen dummen Zufall wurde herausgefunden, was ich haben könnte. Eine Krankenschwester, die auf der Station, auf der ich lag, arbeitete, hatte gehört, dass in Stetten am Kalten Mark wieder das Q- Fieber ausgebrochen war. Q-Fieber? Was ist denn das, dachte ich mir. Das Q-Fieber (Query Fieber, Ziegengrippe) ist eine Erkrankung, die insbesondere bei Rindern, Schafen und Ziegen vorkommt. Sie wird durch das Bakterium Coxiella burnetii verursacht. Dieser Erreger kann auch auf Menschen übertragen werden. Jetzt war mir einiges klar geworden: Schafe, Truppenübungsplatz, Staub - das passte alles zusammen. Ich bekam ein Antibiotikum und ein paar Tage später ging es mir schon wieder richtig gut. Das Dumme an der Krankheit ist, man trocknet von innen heraus aus. Das Ganze kann, wenn man es nicht rechtzeitig behandelt, zum Tode führen. Einziges Manko ist, ich darf seitdem nie wieder Blut Spenden auf Grund der Ziegengrippe, oder auch Q-Fieber genannt. Klar, hatte ich auch andere Wehwehchen in meiner Jugend und auch später. Aber ich rannte nicht gleich zum Arzt. Man ist doch ein Mann, der muss das aushalten können. Kennt ihr auch so Sprüche? Oder: Ein Mann weint doch nicht, oder: Was nicht zum Tode führt, härtet ab. Über solche Sprüche kann ich nur lachen und mit dem Kopf schütteln. Eine schmerzhafte Geschichte fällt mir da noch ein. März 2010, ich war mit der Bundeswehr im Auslandeinsatz in Afghanistan. Eines Tages bekam ich Zahnschmerzen, und klar, man geht nicht gleich zum Zahnarzt, schluckt lieber Schmerzmittel und arbeitet weiter. Am Anfang halfen die Schmerzmittel noch, aber irgendwann halfen auch die besten Tabletten nichts mehr. Meine Backe wurde auch immer dicker. Spät am Abend konnte ich es fast nicht mehr aushalten vor Schmerzen. Ich ging ins Lazarett, es war mir schon peinlich, da gerade an diesem Abend die deutsche Fußballnationalmannschaft
ein WM-Spiel hatte. Ich lief in den Rosengarten, den Ruhebereich der Ärzte und Pfleger. Zum Glück war der Zahnarzt auch noch da und schaute zusammen mit den anderen das Spiel. Ich entschuldigte mich bei ihm, dass ich gerade jetzt auftauche während des Spieles. Er lachte und meinte: Halb so schlimm, komm einfach mit. Er schaute sich das Ganze an, machte ein Röntgenbild vom ganzen Kiefer und meinte nur: Das müssen wir aufmachen. Er gab mir eine Spritze. Nach fünf Minuten fragte er mich, ob ich schon etwas spüren würde. Ich meinte nur: Nö. Komisch, normalerweise müsste ich doch merken, dass es pelzig wird an der Stelle, wo ich gespritzt wurde. Er klopfte mit seinem kleinen Hacken an den Zahn, den ich vorher als Schmerzzahn lokalisiert hatte. Ich dachte, mich trifft ein Stromschlag, als er an den Zahn klopfte. WOW, das waren Schmerzen. Das Spielchen machten wir noch zweimal, dann war es dem Zahnarzt zu blöde. Er meinte: Jetzt lege ich Dich kurz schlafen, und als ich wieder zu mir kam, war der Zahn draußen. Ich fühlte mich um einiges besser als zuvor. Er zeigte mir das, was übrig war vom Zahn und der Wurzel. Es roch alles streng nach Eiter und war komplett schwarz, wie verfault. Er meinte nur, so etwas hat er noch nie gesehen, jetzt würde er verstehen, was für Schmerzen es gewesen sein müssen und wieso die Spritzen nicht gewirkt haben. Er meinte, die Wurzel wurde nicht ganz bei einer Wurzelspitzenresektion entfernt. Der Rest der Wurzel hatte sich entzündet und ist dann abgestorben. Die Gase, die sich dann gebildet hatten, verursachten diese Höllenschmerzen. In dem Moment hätte ich am liebsten den anderen Zahnarzt in Deutschland in der Luft zerrissen. Heute habe ich an der Stelle ein Implantat drin und alles ist gut. So, jetzt habe ich Euch einen kleinen Einblick in meine Krankenakte gegeben.
Und je älter man wird, um so mehr Zipperlein bekommt man.
Aber ich denke, das ist ganz normal im Leben, als junger Spund ist man kerngesund und nach vielen Arbeitsjahren geht es dann los. Der eine hat weniger Beschwerden als der andere.
Aber was erzähle ich Euch, dass wisst ihr ja bestimmt aus eigener Erfahrung. Ja, und ab Fünfzig spricht man dann nicht mehr darüber, was einem so alles weh tut. Aber Spaß beiseite, was sind denn die sogenannten Krankheitsbilder ab Fünfzig? Menschen im Alter ab fünfzig Jahren – die sogenannten „Best Ager“- sind besonders anfällig für drei Krankheiten. Diese Menschen sind meistens von Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Jedoch wird der menschliche Organismus mit zunehmendem Alter anfälliger für Krankheiten, die manchmal auch chronisch werden können. Typische Krankheiten, die vor allem ältere Menschen betreffen, sind: Demenz, Inkontinenz, Schlaganfall, Parkinson oder Arthrose. Das sind schöne Aussichten, wir sind ja alle positiv eingestellt, und somit bleiben wir alle gesund und werden schön alt. Oder nicht? Das wünscht sich doch jeder Mensch.
Die ersten Schmerzen
Was für ein komisches Gefühl! Anfang Oktober fing das ganze Dilemma an. Ich stand wie jeden Morgen gegen 4:30 Uhr auf, um mich für den Dienst fertig zu machen. Mein erster Weg ist morgens immer ins Bad auf die Toilette. Ich merkte gleich, dass ich beim Urinlassen leichte Schmerzen in der Harnröhre spürte. Ich dachte mir nichts dabei und beließ es. Der einzige Gedanke war: Was von allein kommt, geht auch von allein wieder. Auf den Gedanken, zum Arzt zu gehen, kam ich nicht, es brannte ja nur ein bisschen. Nachdem es nicht besser wurde, dachte ich mir: Das wird nur eine Blasenentzündung sein, trink einfach einen Blasentee und alles wird wieder gut. Gesagt, getan. Ich besorgte mir einen Blasentee und trank diesen einige Tage mehrmals am Tag. Wie heißt es so schön: Der Glaube versetzt Berge, und vielleicht auch Schmerzen beim Wasserlassen. In der Zwischenzeit hatten wir schon den 12. Oktober und ich hatte nicht nur das Brennen beim Wasserlassen, sondern der Druck auf die Blase wurde auch stärker. Immer noch kein Warnzeichen für: Hallo, ab zum Arzt, nein, da geht man lieber ins Internet und bestellt sich eine Packung Granu Fink Kürbiskerne. Sie versprechen die Stärkung der Blase oder die Linderung von Prostatabeschwerden, so der Beipackzettel. Betroffene hoffen durch ihre Einnahme auf eine „sanfte“ Therapie ohne Nebenwirkungen. Na ja, das hört sich doch schon mal gut an, besser als zum Urologen zu gehen. Nach einer weiteren Woche bemerkte ich trotz Blasentee und den Kapseln keine Verbesserung. Das Einzige, was blieb, waren die noch erträglichen Schmerzen beim Wasserlassen. Am darauffolgenden Wochenende bekam ich besuch von Anne aus der Schweiz.