Parzival. Wolfram Von Eschenbach
25Bei einem Schild ins grüne Feld
Gestoßen vor sein Prachtgezelt;
Die Fähnlein alle grüne.
Endlich hat der Kühne
Von Harm drei Anker licht und schön
Auf jeglichem Zindal stehn.«
[65]»Ist er unterm Helme hie?
Avoi! so soll man schauen, wie
Er die Scharen weiß zu mengen
Und im Sturm einher zu sprengen!
5Der stolze König Hardeiß
Hat mit Zorn seinen Fleiß
Nun lang genug auf mich gewandt;
Den soll hier Gachmuretens Hand
Mit seinen Tjosten neigen.
10Nun will mein Glück sich zeigen!«
Seine Boten sandt er gleich hindann,
Wo Gaschier der Normann
Mit großem Ingesinde lag,
Und der lichte Killirjakag:
15Die waren da, von ihm erbeten.
Zum Pavillone mit Kaileten
Gingen die zwei Helden gut.
Da empfingen sie mit frohem Muth
Den werthen König von Zaßamank.
20Die Weile dauchte sie zu lang,
Bis sie ihn wiedersahen:
Das gestanden sie beim Nahen.
Da fragte sie der Held um Märe,
Wer zum Turnier zugegen wäre.
25Da sprach seiner Muhme Kind:
»Aus fernem Land gekommen sind
Ritter, die die Minne jagt,
Viel kühner Helden unverzagt.
Hier hat manchen Breton21
Roi Utepandragon.
[66]Diesen sticht es wie ein Dorn,
Daß er sein Weib hat verlorn,
Die Artusen ihm gebar.
Ein Pfaffe, der ein Zaubrer war,
5Hat die Frau ihm entwandt;
Dem ist Artus nachgerannt.
Es geht ins dritte Jahr nun schon,
Daß er Weib vermisst und Sohn.
Hier ist auch seiner Tochter Mann,
10Der Waffenspiel wohl spielen kann,
Lot von Norwäge,
Zu falscher That der träge,
Geschwind jedoch zum Preise,
Der kühne Degen weise.
15Hier ist auch sein Sohn Gawan,
So schwach noch, daß er nie gethan
Ritterschaft im Ehrenfeld.
Er war bei mir, der kleine Held:
Er sagte, könnt er einen Schaft
20Zerbrechen, fehlt' ihm nicht die Kraft,
So thät' er gerne Rittersthat.
Wie es früh sein Muth begonnen hat!
Auch der König hat von Patrigalt
Von Speren einen ganzen Wald;
25Doch heißt noch nichts ihr Wesen all
Gegen die von Portugal.
Die nennen wir die Frechen,
Die durch Schilde wollen stechen.
Hier laßen Provenzalen
Schilde von Helle stralen.
[67]Hier sind endlich die Waleise,
Die da reiten ihre Kreise
Durch die Haufen nach Gelüsten,
Mit ihres Landes Kraft sich brüsten.
5Noch Viel sind hier um Weibesgruß,
Deren Namen ich verschweigen muß.
Von denen ich sie kund gethan,
Wir alle liegen sonder Wahn
Mit großem Aufwand in der Stadt,
10Wie die Königin geboten hat.
»Nun hör auch, wer im Felde liegt
Und unsre Stärke leicht besiegt.
Der werthe König Askalons
Und der stolze König Arragons,
15Cidegast von Logrois
Und der König auch von Punturtois;
Der heißt Brandelidelein;
Da ist auch der kühne Lähelein;
Da ist Morhold von Irland:
20Der raubt uns hier gar manches Pfand.
Drüben liegen auf dem Plane
Auch die stolzen Allemane:
Der Herzog von Brabant
Kam gefahren in dieß Land
25Für den König Hardeiß.
Seine Schwester Aleiß
Gab ihm der König von Gaskon:
Sein Dienst empfing voraus den Lohn.
»Die stehn mit Zorn entgegen mir;
Jedoch vertrauen will ich dir.
[68]Gedenke nun der Sippe dein;
Bei Lieb und Treue, warte mein.«
Da sprach der Held von Zaßamank:
»Von dir begehr ich keinen Dank,
5Was dir mein Dienst zu Ehren thut:
Wir haben billig Einen Muth.
Steht dein Strauß noch sonder Nest?
Du sollst dein Sarapandratest
Wider seinen halben Greifen tragen.
10Mein Anker wird in Grund geschlagen
Bei seines Antritts schnellstem Hurt:
Er selber suche die Furt
Hinterm Ross auf dem Grieße.
Wenn man uns zusammen ließe,
15Ich fällt' ihn, oder er mich,
Bei meiner Treu versichr ich dich.«
Heim ritt da Kailet erfreut;
Bei seiner Freude war kein Leid.
Jetzt erhob sich Kampfgeschrei
20Von erlauchter Helden zwei:
Von Poitou Schiolarz
Und Gurnemans de Graharz,
Die tiostierten auf dem Plan.
Da hob das Vesperspiel sich an:
25Hier ritten sechse, dorten drei;
Da gesellten leicht sich Haufen bei.
Sie begannen rechte Rittersthat;
Es gab nun auch nicht andern Rath.
Noch war es um den mitten Tag;
Der Held in seinem Zelte lag:
[69]Da erfuhr der König von Zaßamank,