Parzival. Wolfram Von Eschenbach

Parzival - Wolfram Von Eschenbach


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Volke ließ er sagen,

      15Er brächt es nur gen Aßagog:

      Mit der Red er sie betrog.

      Diesen kühnen stolzen Mann

      Fiel nun bald das Heimweh an.

      Seine Freude war der Sorgen Pfand,

      20Als er nicht mehr zu kämpfen fand.

      Jedoch war ihm das schwarze Weib

      Lieber als sein eigner Leib.

      Nie war ein Weib so rein wie sie:

      Vergeßen mocht ihr Herz es nie:

      25Keuschheit und zarte Weiblichkeit

      War ihr das wertheste Geleit.

      Aus Sevilla der Stadt

      War geboren, den er bat,

      Daß er mit ihm enteile.

      Er hatt ihn manche Meile

      [55]Gefahren schon, ihn auch zuvor

      Hieher gebracht; er war kein Mohr.

      Der Steurer sprach, der weise:

      »Hehlt es vor ihnen leise,

      5Die so schwarze Haut hier tragen.

      Meine Schiffe können jagen:

      Nimmer holen sie uns ein,

      Wir wollen bald von dannen sein.«

      Er ließ sein Gold zu Schiffe tragen.

      10Nun muß ich euch von Scheiden sagen.

      Bei Nacht fuhr ab der werthe Mann;

      Das ward verstohlen gethan.

      Als er entrann vom Weibe,

      Trug sie schon im Mutterleibe

      15Ein zwölf Wochen altes Kind.

      Ihn entführte rasch der Wind.

      Die Frau in ihrem Beutel fand

      Einen Brief von ihres Mannes Hand.

      Auf Französisch, das sie konnte,

      20Zu sagen ihr die Schrift begonnte:

      »Hier entbeut ein Lieb dem andern Lieb:

      Wohl bin ich dieser Fahrt ein Dieb;

      Ich muß sie Jammer fürchtend stehlen.

      Ich kann dir, Frau, nicht verhehlen,

      25Wär dein Glaube gleich dem meinen,

      Immer müst' ich um dich weinen;

      Und hab schon immer nach dir Pein.

      Wird unser beider Kindelein

      Von Anblick einem Manne gleich,

      Fürwahr, so wird er tugendreich.

      [56]Er ist von Anschau geboren;

      Minn ist ihm zur Frau erkoren.

      Er wird ein Blitz in Streit und Fahr,

      Dem Feind ein übler Nachbar.

      5Wißen soll der Sohn mein,

      Sein Ahnherr war genannt Gandein

      Und fand im Ritterstreit den Tod.

      Des Vater litt die gleiche Noth;

      Er war geheißen Addanz;

      10Sein Schild verblieb gar selten ganz.

      Addanz war ein Breton;

      Er und Utepandragon

      Waren zweier Brüder Kind,

      Die beide hier geschrieben sind:

      15Der Eine war Laßaließ;

      Brikus der Andre hieß,

      Und beider Vater Maßadan.

      Ihn führt' eine Fee gen Fehmorgan,17

      Die Terre de la joie hieß,

      20Und ganz ihr Herz ihm überließ.

      Mein Geschlecht entsprang von diesen zwein,

      Und immer giebt es lichten Schein.

      Jeglicher noch die Krone trug

      Und hatte Würdigkeit genug.

      25Herrin, läßt du taufen dich,

      Wohl noch erwerben magst du mich.«

      Seinem Glauben trug sie keinen Haß:

      »O wie bald geschähe das!

      Käm er gleich zurückgeeilt,

      Ich vollbrächt' es unverweilt.

      [57]Wem hat hier seine edle Zucht

      Gelaßen seiner Minne Frucht?

      Weh liebliche Genoßenschaft!

      Soll mir nun der Trauer Kraft

      5Immer zwingen Seel und Leib?

      Seinem Gott zu Ehren,« sprach das Weib,

      »Ich gern mich taufen wollte

      Und leben wie ich sollte.«

      Ihr gab dieß Leid manch harten Streich;

      10Ihre Treue fand den dürren Zweig,

      Wie noch die Turteltaube thut;

      Die hatte stäts den gleichen Muth:

      Trug sie um Minne Kummers Last,

      Ihre Treue kor den dürren Ast.

      15Die Frau zu rechter Zeit gebar

      Einen Sohn, der zweier Farben war.

      Ein Wunder legte Gott an ihn;

      Weiß und schwarzer Farb er schien.

      Die Königin küsst ihn tausend Male

      20Alsbald auf seine blanken Male.

      Die Mutter hieß ihr Kindelein

      Feirefiss Anschewein.

      Der ward ein Waldschwende,18

      Da die Tjoste seiner Hände

      25Manches Speres Schaft zerbrachen,

      Der Schilde viel durchstachen.

      Wie die Elster ganz und gar19

      Trug ihm Farbe Haut und Haar.

      Nun war es über Jahres Ziel,

      Seit Gahmureten man so viel

      [58]Gepriesen dort in Zaßamank,

      Wo seine Hand den Sieg errang.

      Noch immer schwebt' er auf der See:

      Ihm thaten schnelle Winde weh.

      5Ein seiden Segel sah er fern:

      Das trug ein Schiff und auch die Herrn,

      Die als Boten Friedebrand

      Frau Belakanen zugesandt.

      Er bat sie, daß sie ihm verzeihe,

      10Wie auch sein Freund erschlagen seie,

      Daß sein Heer je ihre Stadt umsaß.

      Da brachten sie den Adamas,

      Halsberg, Schwert und Hosenpaar.

      Ein großes Wunder wars fürwahr,

      15Daß ihm das Schiff entgegenfuhr,

      Wie mir die Aventüre schwur.

      Sie gabens ihm: er gab sein Wort,

      Daß er ihre Botschaft dort

      Vermelde, kam er heim


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