Parzival. Wolfram Von Eschenbach
Frau war ihres Gastes froh.
Da bot sie ihm sein Trinken dar
Und pflag sein gut; wohl nahm er wahr
15Ihr Geberden wie ihr Wort.
Unten an dem Tische dort
Saß ihm mancher Spielmann
Und gegenüber sein Kaplan.
Beschämt empor zur Herrin sah
20Der Degen: schüchtern sprach er da:
»So hofft ichs nicht zu finden hier,
Wie Ihr es, Frau, erbietet mir,
Mit also hohen Ehren:
Wenn ich euch dürfte lehren,
25So hätt ich nur von euch begehrt
Eine Pflege, der ich wäre werth:
Dann kamt ihr nicht herabgeritten.
Darf ich, Königin, euch bitten,
So laßt mich in der Maße leben:
Zu viel Ehre habt ihr mir gegeben.«
[34]Sie wollt auch das nicht laßen,
Seine Kinde, die dort saßen,
Bat sie freundlich: »Eßet doch.«
So ehrte sie den Fremdling noch.
5Die Herrlein alle, wie es schien,
Waren hold der Königin.
Noch eins die Herrin nicht vergaß:
Sie ging auch, wo der Wirth saß
Und sein Weib die Burggräfin.
10Den Becher hob die Königin
Und sprach: »Laß dir befohlen sein
Unsern Gast: die Ehr ist dein.
Ich bitt euch beide höchlich drum.«
So nahm sie Urlaub, wiederum,
15Ging sie hin zu ihrem Gast.
Schon trug sein Herz der Minne Last;
Ein Gleiches ihr von ihm geschah,
Ihr Herz, ihr Auge sagt' es ja:
Die mustens mit ihr eingestehn.
20Mit Züchten sprach die Herrin schön:
»Gebietet, Herr: was ihr begehrt,
Das schaff ich, denn ihr seid es werth;
Und laßt mich Urlaub haben:
Wenn sie euch fleißig laben,
25So bin ich ihnen herzlich hold.«
Ihre Leuchter waren Gold:
Vier Kerzen trug man drauf entbrannt.
Hin ritt sie, wo sie Ruhe fand.
Sie saßen auch nicht länger so;
Der Held war traurig und doch froh.
[35]Ihn freute, daß man Ehr ihm bot;
Doch zwang ihn wieder andre Noth:
Das war die strenge Minne,
Die da neiget hohe Sinne.
5Die Wirthin kam zu ihrer Ruh;
Viel Zeit gehörte nicht dazu.
Man bettete dem kühnen Mann;
Das ward mit allem Fleiß gethan.
Der Wirth sprach zu seinem Gast:
10»Schlafet nun in guter Rast
Und ruht die Nacht: das ist euch Noth.«
Den Platz zu räumen gebot
Der Wirth dem Ingesinde.
Des Gastes edle Kinde,
15Ihr Bett rings um das seine lag,
Ihr Haupt daran, wie er es pflag.
Da standen Kerzen schön und groß
Und brannten hell. Den Held verdroß,
Daß so lang war die Nacht.
20Ihn bracht oft in Ohnmacht
Diese schwarze Möhrin,
Des Mohrenlandes Königin.
Er wand sich oft wie Weidenholz;
Da erkrachten ihm die Glieder stolz.
25Minn und Kampf war sein Begehren;
Nun wünscht, man mög es ihm gewähren.
Sein Herz von lauten Stößen scholl,
Weil es nach Ritterthaten schwoll.
Das begann dem kühnen Recken
Beide Brüste weit zu strecken
[36]Wie die Sehne streckt die Armbrust;
Zu heftig war da sein Gelust.
Der Herr ohn alles Schlafen lag,
Bis er grauen sah den Tag.
5Der gab noch keinen lichten Schein,
Da stellte sein Kaplan sich ein
Zur Messe nach des Herrn Gebot:
Er sang sie ihm zugleich und Gott.
Den Harnisch trug man ihm zuhand:
10Hin ritt er, wo er Tjoste fand.
Der Degen säumte sich nicht lang:
Das Ross, darauf er schnell sich schwang,
Das konnte ruckweis springen
Und geschwinde vorwärts dringen,
15Bekehrig wenn mans rückwärts zog.
Seinen Anker auf dem Helme hoch
Man zum Thore führen sah.
Weib und Mann gestand ihm da,
Kein schönrer sei in allen Reichen:
20Ihm sollten ihre Götter gleichen.
Man trug ihm manchen starken Sper;
Wie der Held gerüstet wär?
Von Eisen trug sein Ross ein Dach,
Das gab vor Schlägen ihm Gemach.
25Eine andre Decke überzog
Es leicht, weil sie nur wenig wog;
Die war ganz von grünem Samt.
Korsett und Wappenrock gesamt
War auch ein grüner Achmardi;
In Arabien wirkt man die.
[37]Lug will mir nicht geziemen;
Seine Schildriemen
Waren unverblichne Borten
Mit Gestein aller Orten
5Besetzt, das war theuer.
Geläutert in Feuer
War sein Schild von rothem Gold.
Sein Dienst erwarb der Minne Sold,
Weil scharfer Streit nur Spiel ihm schien.
10Am Fenster lag die Königin;
Der Frauen saßen da noch mehr.
Nun seht, da hielt auch Heuteger,
Der hier oft den Preis genommen.
Als der den Herrn sah kommen
15Galoppierend auf sich an,
Gedacht er: »Wie oder wann
Kam