Parzival. Wolfram Von Eschenbach
Das sandt ihm eine Freundin.
Ihm brachte stäts sein Dienst Gewinn,
Der Frauen Gruß und ihre Minne;
Er ward doch selten Trostes inne.
15Urlaub nahm der Weigand.
Mutter, Bruder, beider Land
Sein Auge nimmer wiedersah;
Daran doch Manchem Leid geschah.
Die ihm je gefällig waren,
20Bis er heute sollte fahren,
Und wars mit noch so kleinen Dingen,
Groß war der Dank, den sie empfingen;
Mehr als genug gedaucht' es sie.
Sich merken ließ der Höfische nie,
25Daß sie ihm nur sein Recht gegeben;
Sein Sinn war ebner noch als eben.
Wer selber sagt, wie werth er sei,
Da steht Unglaube Jedem frei:
Zuschauer solltens melden
Und die gesehn den Helden,
[13]Wenn er in der Fremde wäre,
So fände Glauben wohl die Märe.
Gachmuret ohn Unterlaß
Blickte nach dem rechten Maß
5Unverlockt von anderm Ziel;
Seines Rühmens war nicht viel.
Große Ehre must er leidend leiden,
Uebermuth wollt er meiden.
Doch wähnte der Gefüge,
10Daß Niemand Krone trüge,
Wärs König, Kaiser, Kaiserin,
In dessen Dienst er dürfe ziehn,
Er hätte denn die höchste Macht,
Die je auf Erden ward erdacht:
15Der Will in seinem Herzen lag.
Ihm ward gesagt, zu Baldag
Wär ein so gewaltger Mann,
Daß ihm des Erdreichs unterthan
Zwei Drittel wären oder mehr.
20Er war im Heidentum so hehr,
Daß er des Baruchs Namen trug.
Seine Herschaft nahm so hohen Flug,
Mancher König war sein Mann,
Mit gekröntem Leib ihm unterthan.
25Des Baruchs Amt besteht noch heut:
Wie man Christenrecht uns beut
Zu Rom, die wir die Tauf empfingen,
Die Heiden so nach Baldag gingen,
Ihr Pabstrecht nahmen und gedachten
Schier unfehlbar sei's zu achten.
[14]Der Baruch pflegt der Sünden
Ihnen Ablaß zu verkünden.
Brüdern zwen von Babylon,4
Pompejus und Ipomidon,
5Denen nahm der Baruch Ninive,
Das ihrer Vordern war von je:
Sie thaten starken Widerstand.
Da kam der Anschewein ins Land:
Dem wurde bald der Baruch hold.
10Für Dienste nahm von ihm den Sold
Gachmuret der werthe Mann.
Nun verzeiht ihm, daß er dort gewann
Ander Wappen, als Gandein
Ihm einst verliehn, der Vater sein.
15Der Herr trug mit bescheidnen Sitten
Auf seine Kouvertür geschnitten
Anker von lichtem Härmelin:5
Diesen ähnlich führt' er ihn
Auf dem Schild und all der Tracht.
20Grüner noch als ein Smaragd
War sein Reitzeug und Gewand,
Das ganz aus Achmardi bestand:
So heißt ein Zeug von Seiden,
Daraus der Held ließ schneiden
25Korsett und Wappenrock6 gesamt,
Denn es ist beßer als der Samt;
Anker von Harm daraus genäht,
Viel goldne Fäden drum gedreht.
Seine Anker hatten niemals Land
Gefaßt an eines Ufers Rand,
[15]Sie wurden nie in Grund geschlagen.
Der Degen mußte weiter tragen
In manches Land, der werthe Gast,
Diese wappenliche Last
5Und die ankergleichen Zeichen,
Weil es nirgend in den Reichen
Ihn nur zu kurzer Ruh gelitten.
Wieviel er Länder durchritten
Und in Schiffen hab umfahren?
10Sollt ich schwörend mich verwahren,
So sagt' ich euch auf meinen Eid
Und ritterliche Sicherheit,
Nur was die Aventüre spricht,
Denn weitre Zeugen hab ich nicht.
15Sie sagt, daß seiner Mannheit Kraft
Den Preis nahm in der Heidenschaft,
In Persien und in Marokko.
Seine Hand erwarb auch anderswo,
In Aleppo und Damaskus auch,
20Und wo nur Ritterspiel Gebrauch,
In Arabien und rings umher,
Daß im Turniere Niemand mehr
Mit ihm zu streiten mocht heran:
So war der Ruf, den er gewann.
25Sein Herz rang nach dem höchsten Lob:
Aller Andern That zerstob,
Vor seiner ganz vernichtet.
So wurde stäts berichtet,
Wer gegen ihn zu streiten kam.
Zu Baldag man es auch vernahm.
[16]Aufwärts strebt' er sonder Wank.
Von dannen gegen Zaßamank
Fuhr er, in das Königreich.
Da klagte Freund und Feind zugleich
5Eisenharten, der das Leben
Einem Weibe dienend hingegeben.
Dazu zwang ihn Belakane,
Die reine, wohlgethane.
Weil sie ihm niemals Minne bot,
10Lag er um ihre Minne todt.
Da rächten ihn die Freunde bald
Offen und im Hinterhalt:
Die Frau bedrängt' ihr mächtig Heer.
Sie stellte kräftig sich zur Wehr,
15Als Gahmuret kam in ihr Land,
Das der Schotte