Parzival. Wolfram Von Eschenbach
den Schiffen aus verbrannte,
Eh er hinweg sich wandte.
Nun hört von unsers Ritters Fahrt.
20Vom Sturm er her verschlagen ward;
Er büßt' es mit dem Leben fast.
Vor der Königin Palast
Kam er gesegelt in den Hafen,
Wo ihn viel Gafferblicke trafen.
25Nun sah er um sich: dort im Feld
War aufgeschlagen manch Gezelt
Rings um die Stadt bis zu dem Meere:
Da lagen zwei gewaltge Heere.
Er fragte nach der Märe,
Wem Burg und Herschaft wäre;
[17]Vernommen hatt ers nie bis heute,
Noch Einer seiner Schiffleute.
Sie thaten seinen Boten kund,
Es wäre Patelamunt.
5Das entboten sie ihm minniglich,
Bei ihren Göttern flehentlich
Um Hülf ihn bittend: die wär Noth:
Sie rängen nur noch um den Tod.
Als der junge Anschewein
10Vernahm von ihres Kummers Pein,
Da bot er seinen Dienst um Gut,
Wie es oft ein Ritter thut,
Daß er wißen möcht um was
Er dulden sollte Feindeshaß.
15Da sprach aus Einem Munde
Der Sieche, der Gesunde,
Es sollt ihm unverweigert sein,
All ihr Gold und ihr Gestein:
Darüber möcht er schalten
20Und froh bei ihnen alten.
Doch bedurft er nicht des Soldes:
Arabischen Goldes
Hat er manchen Knollen mitgebracht.
Leute finster wie die Nacht
Waren die von Zaßamank:
25Bei denen ward die Zeit ihm lang.
Doch ließ er Herberg nehmen:
Da müsten sie sich schämen,
Wenn sie ihm nicht die beste gaben.
Noch immer in den Fenstern lagen
[18]Mägdelein und Frauen:
Sie musten Alles schauen,
Seine Knappen, sein Gewaffen
Wie das bestellt war und beschaffen.
5Sie sahn, es trug der Degen mild
Auf einem hermelinen Schild
Wer weiß wie manchen Zobelbalg.
Das Wappenbild dem Marschalk
Der Königin ein Anker schien.
10Gar unverdroßen blickt' er hin:
Da musten ihm die Augen sagen,
Er habe schon gesehn vor Tagen
Diesen Ritter oder seinen Schein.
Zu Alexandrien must es sein,
15Als der Baruch lag davor:
Da that es Niemand ihm zuvor.
So fuhr der Hochgemuthe
In die Stadt mit Volk und Gute;
Zehn Säumer ließ ers faßen;
20Die keuchten durch die Gaßen,
Und zwanzig Knappen ritten nach.
Sein Volk voraus zu reiten pflag:
Lakaien, Köche, Küchenjungen,
Die kamen vorn einher gesprungen.
25Stolz war sein Ingesinde:
Zwölf hochgeborner Kinde
Hinter seinen Knappen ritten
Mit guter Zucht und süßen Sitten:
Darunter waren Sarazenen.
Acht Rosse zog man hinter denen
[19]An den Zäumen, allzumal
Verdeckt mit gutem Zindal;
Das neunte seinen Sattel trug.
Seinen Schild, der euch bekannt genug,
5Führt' ein muntrer Knapp herbei.
Nach diesem ritten in der Reih
Posauner, die man auch bedarf.
Ein Tambour schritt und schlug und warf
Seine Trommel hoch empor.
10Dem Herren kam es spärlich vor,
Ritten Flötenspieler nicht dabei
Und der guten Fiedler drei.
Sie eilten alle nicht zu sehr.
Er selbst ritt hinter ihnen her.
15Den Schiffmann zu der linken Hand,
Den weisen, weithin wohlbekannt.
Soviel Volks auch war darinnen,
Mohren und Möhrinnen
Waren beide, Weib und Mann.
20Auch sah der Degen wohlgethan
Viel Schilde da zerbrochen
Und von Speren ganz durchstochen.
Man sah sie aufgehangen
An Wand und Thüren prangen.
25Sie hatten Angst und Jammer da.
In die Fenster, kühlen Lüften nah,
War gebettet manchem Wunden:
Hätt er den Arzt gefunden,
So konnt er doch nicht mehr genesen.
Die waren vor dem Feind gewesen.
[20]So ergeht es uns, die ungern fliehn.
Sich entgegen sah er Rosse ziehn
Durchstochen und zerhauen;
Auch viel dunkelfarbge Frauen
5Zu beiden Seiten neben sich:
Ihr Schein der Rabenschwärze glich.
Gar freundlich nahm ihn auf sein Wirth,
Der bald noch mehr sich freuen wird.
Er war ein kraftreicher Mann:
10Mit seiner Hand hatt er gethan
Manchen Stich und manchen Schlag,
Da er einer Pforte hütend pflag.
Viel Ritter, die er bei ihm fand,
Hängten die Hände in ein Band,
15Die Häupter voller Schrunden.
So stands mit ihren Wunden,
Sie übten dennoch Ritterschaft;
Unverkürzt war ihre Kraft.
Sein Wirth, der Burggraf der Stadt,
20Den Gast mit holden Worten bat,
Sich für daheim zu halten
Und nach freier Lust zu schalten
Ueber sein Gut und über ihn.
Er