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bei der Mutter und dem Vater? Frage 4: Wie ist Gregors Ende zu beurteilen?Die äußerst zurückhaltende Beschreibung von Gregors Tod hat uns an das Ende von Effi Briest in Fontanes gleichnamigem Roman erinnert. Auch sie verzeiht ihrem Ehemann, der ihr nach einer kurzen Liebesgeschichte mit einem anderen Mann sogar den weiteren Umgang mit der gemeinsamen Tochter unmöglich macht, am Ende alles. Wie ist das bei Gregors Einstellung und Verhalten gegenüber seiner Familie? Frage 5: Wo gibt es Möglichkeiten, sich mit der Erzählung kreativ auseinanderzusetzen?Besonders das scheinbare Happy End für die Familie am Ende verlangt nach einer genaueren Prüfung, die dann möglicherweise schnell in die Gestaltung eines alternativen Endes mündet. Dies mag erst mal reichen, um ein sehr spezielles, aber doch weitreichendes Interesse an Kafkas Erzählung zu erklären. Uns wird sicher noch mehr einfallen – vor allem, wenn wir versuchen, auf diese und weitere Fragen auch Antworten zu finden. Nach diesen eher persönlichen Überlegungen nun ein paar sachliche Hinweise. Die kann man gerne überspringen. Wenn aber bei der späteren Lektüre Fragen zur technischen Gestaltung der Darstellung auftauchen, kann man im nächsten Kapitel hoffentlich Antworten finden.
Infos zu diesem E-Book
1. Ziel ist ein schneller Überblick über den Inhalt und besonders die Entwicklung der „Verwandlung“ Gregors in Kafkas gleichnamiger Erzählung.
Streng genommen geht es aber weniger um eine Verwandlung als vielmehr den Umgang mit einem Prozess, der schon vorher stattgefunden hat und jetzt nur offenbar geworden ist.
2. Parallel dazu entwickeln wir fortlaufend ein Schaubild, zu dem es auch ein Video auf Youtube geben soll.
3. Um die schnelle Orientierung im Übergang zwischen E-Book und Schaubild zu ermöglichen, gehen wir von der Projekt-Gutenberg-Einteilung der Erzählung aus
und versehen diese Grundnummern (z.B. Abschnitt 7) noch mit fortlaufenden Nummern entsprechend dem Erzählverlauf (Nr. 3).
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** SB 7.3 **
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Im Schaubild sähe es so aus (links) – im E-Book so (rechts)
Die „@@@“Einfügung zeigt jeweils Anfang und Ende einer Belegstelle aus dem Text der Erzählung.
4. Textbasis ist die Reclam-XL-Ausgabe in der E-Book-Fassung: ISBN: 9783159603032 5. Wir freuen uns über Fragen und Anregungen zu diesem E-Book: https://www.schnell-durchblicken.de/kontakt/ -----
Abschnitt 1: Gregor in ein „Ungeziefer verwandelt“ – berufliche Probleme
************ ** SB 1.1 ** ************ Nicht „Verwandlung“ – sondern „Sich-verwandelt-vorfinden“Im ersten Abschnitt der Erzählung geht es darum, dass Gregor Samsa sich beim Erwachen „zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt“ sieht. Achtung: Er wird nicht verwandelt, er findet sich schon verwandelt vor – es geht hier also eher darum, dass er wahrnimmt, was schon vorher mit ihm passiert ist.Er fragt sich dann, was mit ihm geschehen ist, ist aber mehr mit oberflächlicher Wahrnehmung seiner Umgebung beschäftigt. Eine wichtige Textstelle ist: @@@„Über dem Tisch, auf dem eine auseinandergepackte Musterkollektion von Tuchwaren ausgebreitet war – Samsa war Reisender – hing das Bild, das er vor kurzem aus einer illustrierten Zeitschrift ausgeschnitten und in einem hübschen, vergoldeten Rahmen untergebracht hatte. Es stellte eine Dame dar, die mit einem Pelzhut und einer Pelzboa versehen, aufrecht dasaß und einen schweren Pelzmuff, in dem ihr ganzer Unterarm verschwunden war, dem Beschauer entgegenhob.“@@@************ ** SB 1.2 ** ************ Das schon unglückliche Vor-LebenHier zeigt sich der Gegensatz zwischen Gregors normaler Arbeitstätigkeit und seinen wohl geheimen Wünschen. Dann gibt es noch eine deutlichere Stelle, was seine eigentlich negative Sicht auf seine berufliche Tätigkeit angeht:@@@ „‘Ach Gott‘, dachte er, ‚was für einen anstrengenden Beruf habe ich gewählt! Tag aus, Tag ein auf der Reise. Die geschäftlichen Aufregungen sind viel größer, als im eigentlichen Geschäft zu Hause, und außerdem ist mir noch diese Plage des Reisens auferlegt, die Sorgen um die Zuganschlüsse, das unregelmäßige, schlechte Essen, ein immer wechselnder, nie andauernder, nie herzlich werdender menschlicher Verkehr. Der Teufel soll das alles holen!‘“@@@************ ** SB 1.3 ** ************ Zwischen Belastung und Hoffnung auf Befreiung Noch wichtiger ist dann eine Stelle, die deutlich macht, wie sehr er sich zum einen diskriminiert fühlt, zum anderen aber unter dem Druck steht, für die Schuld der Eltern aufkommen zu müssen. Interessant, dass am Ende aber noch Hoffnung steht.@@@[Gregors Klage über Reisestress] ‘Dies frühzeitige Aufstehen’, dachte er, ‚macht einen ganz blödsinnig. Der Mensch muss seinen Schlaf haben. Andere Reisende leben wie Haremsfrauen. Wenn ich zum Beispiel im Laufe des Vormittags ins Gasthaus zurückgehe, um die erlangten Aufträge zu überschreiben, sitzen diese Herren erst beim Frühstück. Das sollte ich bei meinem Chef versuchen; ich würde auf der Stelle hinausfliegen.[Gregors Lust auf Kündigung, aber Rücksicht auf die Eltern]Wer weiß übrigens, ob das nicht sehr gut für mich wäre. Wenn ich mich nicht wegen meiner Eltern zurückhielte, ich hätte längst gekündigt, ich wäre vor den Chef hin getreten und hätte ihm meine Meinung von Grund des Herzens aus gesagt. Vom Pult hätte er fallen müssen! Es ist auch eine sonderbare Art, sich auf das Pult zu setzen und von der Höhe herab mit dem Angestellten zu reden, der überdies wegen der Schwerhörigkeit des Chefs ganz nahe herantreten muss.[Sehnsucht nach dem „großen Schnitt“ in 5 bis 6 Jahren]Nun, die Hoffnung ist noch nicht gänzlich aufgegeben; habe ich einmal das Geld beisammen, um die Schuld der Eltern an ihn abzuzahlen – es dürfte noch fünf bis sechs Jahre dauern – , mache ich die Sache unbedingt. Dann wird der große Schnitt gemacht. Vorläufig allerdings muss ich aufstehen, denn mein Zug fährt um fünf.‘“@@@Wenn man sich in der Erzählung ein bisschen besser auskennt, merkt man schon hier, dass die „Verwandlung“ Gregor Samsas eigentlich darin besteht, dass jetzt bildhaft in diesem „Ungeziefer“ zum Ausdruck kommt, was vorher schon nicht in Ordnung war.
Abschnitt 2: Gregor muss aufstehen, kann aber nicht, hofft noch
Der inhaltliche Kern des AbschnittsIn diesem Abschnitt geht es um drei Dinge: 1. Die Mutter ermahnt ihn, weil er längst beruflich unterwegs sein müsste – dem schließen sich Vater und Schwester an. 2. Gregor versucht, aufzustehen, um in Ruhe zu frühstücken – d.h. er hat immer noch nicht begriffen, was passiert ist oder hofft gegen alle Vernunft, das werde schon irgendwie wieder in Ordnung kommen. 3. Praktisch gelingt ihm das aber nicht, weil er sich noch nicht an seinen neuen Körper gewöhnt hat – und so bleibt er lieber erst mal im Bett. Veränderung in Gregors Stimme************ ** SB 2.1 ** ************ @@@[Mahnung der Mutter] „‘Gregor‘, rief es – es war die Mutter – , ‚es ist dreiviertel sieben. Wolltest du nicht wegfahren?‘ Die sanfte Stimme!************ ** SB 2.2 ** ************ [Gregors Erschrecken über seine Stimme] Gregor erschrak, als er seine antwortende Stimme hörte, die wohl unverkennbar seine frühere war, in die sich aber, wie von unten her, ein nicht zu unterdrückendes, schmerzliches Piepsen mischte, das die Worte förmlich nur im ersten Augenblick in ihrer Deutlichkeit beließ, um sie im Nachklang derart zu zerstören, dass man nicht wusste, ob man recht gehört hatte. Gregor hatte ausführlich antworten und alles erklären wollen, beschränkte sich aber bei diesen Umständen darauf, zu sagen: ‚Ja, ja, danke Mutter, ich stehe schon auf‘. Infolge der Holztür war die Veränderung in Gregors Stimme draußen wohl nicht zu merken, denn die Mutter beruhigte sich mit dieser Erklärung und schlürfte davon.“@@@ Gregor ist froh, dass