Sommerliebe. Lucy van Geldern

Sommerliebe - Lucy van Geldern


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      Warum fragte er noch?

      Zustimmend nickte sie und fühlte voller Freude seine Entschlossenheit. Sie schloss die Augen und gab sich ganz seinen Bewegungen hin. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, bis sie erschöpft nebeneinanderlagen. Glücklich kuschelte sie sich an ihn und streichelte sein stoppeliges Kinn.

      Nur flüchtig dachte sie an ihren heftigen Streit. Heute erschien ihr die Auseinandersetzung als etwas ganz Lächerliches. Wie hatten sie sich nur so verkrachen können?

      »Frieden?«, fragte sie dennoch.

      »Ach Mausi, natürlich. Schon, nachdem ich die Haustür zugeknallt hatte, war mein Zorn verraucht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie verdattert ich war, als du dich nicht mehr gemeldet hast.« Er küsste sie sachte auf die Stirn. »Wusstest du eigentlich, was für eine tolle Schwester du hast? Sie gab mir die Anschrift vom Hotel und da war es nicht schwer, dir zu folgen.«

      »Schön, dass du da bist.« Sie richtete sich ein wenig auf und suchte nach seinen Lippen. Dieser Kuss, der so sehr nach süßem Glück schmeckte, entschädigte sie für die unglücklichen Tage.

      Zufrieden schaute sie ihr Spiegelbild an. Ihr Kleid, welches sie an diesem Abend trug, bestand aus einem hauchdünnen Stoff mit einem frechen Ausschnitt am Rücken. Sehr zu ihrer Überraschung hatte Matthias ihr es gekauft. Er schien endlich eingesehen zu haben, dass hochgeschlossene Kleider der Vergangenheit angehören. Sie steckte noch eine Hibiskusblüte in ihr Haar und lächelte ihrem Spiegelbild zu. Perfekt. Sarah freute sich auf ein paar unbeschwerte Stunden.

      Dieses Mal konnte sie sich ebenfalls zu den Glücklichen schätzen, die mit Partner auf der Tanzfläche erschienen.

      Die gute Stimmung in der Disco übertrug sich auf Matthias und Sarah. Die flotten Rhythmen gingen ihnen regelrecht ins Blut über und sie tanzten ausgelassen miteinander.

      Doch da, Sarah zuckte erschrocken zusammen. Ramires schlenderte durch den gut gefüllten Saal. Suchte er sie? Mit klopfendem Herzen beobachtete sie ihn. Gerade jetzt wollte sie ihre Beziehung nicht durch den abendlichen Fehltritt belasten. Sie drückte sich eng an ihren Freund, schmiegte ihr Gesicht in seine Wölbung am Hals. Dennoch war ihr Versteckspiel vergeblich. Ramires erblickte sie und lächelte ihr zu. Seine Zunge strich langsam über seine Oberlippe. Sarah spürte, wie ihre Knie nachgaben. Aber zum Glück erblickte Ramires in dem Augenblick eine einsame Schönheit und verschwand im Gedränge. Aber einmal drehte er sich noch zu ihr um und seine Lippen formten ein »Viel Glück«.

      2Zartbitter – eine Liebesgeschichte

      Sollte sie, oder lieber doch nicht? Abschätzend betrachtete Anita die Tafel Schokolade. Iss mich, schien der Inhalt dieser Verpackung sie anzuflehen.

      Länger konnte sie der Versuchung nicht widerstehen. Die Silberfolie knisterte, als sie die Schokolade auszog und in Stücke brach. Zart und süß, wie ein liebevoller Kuss, schmolz die Leckerei in ihrem Munde.

      »Hallo Anita.« Ihre Arbeitskollegin Sophia stürmte herein und warf schwungvoll die Dokumentenmappe auf den Tisch. »Die Briefe sollten noch heute Abend hinausgehen. Schaffst du das?« Dabei wechselte ihr Blick ständig zwischen den Unterlagen und der angebrochenen Tafel Schokolade hin und her. »Schon wieder vom »Naschgespenst« befallen?« Sie strich über ihre schlanken Hüften, die von einem teuren Designerkleid in Form gebracht wurden.

      »Möchtest du auch ein Stück?« Anita hielt ihr die Schokoladentafel direkt unter die Nase.

      »Nein, lieber nicht. Das Kleid kneift eh schon. Habe in den letzten Tagen ein Pfund zugenommen.« Sophia seufzte gekonnt und warf mit einer lässigen Bewegung ihre Haare nach hinten. »Morgen Abend ist unser Sommerfest und ich will den Männern den Kopf verdrehen. Sei froh, dass du diese Probleme nicht hast. Obwohl, es ist schon interessant - unser Unternehmen verkauft Sportmode und du ...«

      Genauso stürmisch, wie sie hereingekommen war, verließ Sophia das Büro wieder. Der Seitenhieb saß. Im spiegelnden Fenster betrachtete sich Anita. Stimmte schon, schlank war sie wirklich nicht. Unter ihrem T-Shirt zeichneten sich mehrere Fettringe ab und die Oberschenkel erinnerten in der Jeans an prall gefüllte Würste. Als Mollige musste man damit leben, seine Zeit als Single zu verbringen. Wer mochte schon ein Moppelchen in seinem Bett? Und so war es für Anita selbstverständlich, nur von einer Beziehung zu träumen.

      In dieser Firma gab es zwar mehrere einsame Männerherzen, aber nur Frank, dem Chefdesigner fand Eingang in ihre Träume. Der Gedanke an Frank zauberte auf ihre Lippen ein Lächeln und sorgte für Herzklopfen. Doch außer kurzen geschäftlichen Gesprächen herrschte zwischen ihnen Funkstille. Gegen komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen war ein Stück Schokolade wirklich handlich. Sie schmolz süß wie ein Kuss dahin; hinterließ aber keinen bitteren Nachgeschmack. Es tröstete sie darüber hinweg, dass sie nicht den Mut fand, ihn einmal anzusprechen.

      »Was, du willst nicht zum Fest?« Sophia warf ihr einen entrüsteten Blick zu. »Warum denn nicht?«

      »Ach, jedes Jahr das Gleiche. Es wird die neueste Sport-Kollektion vorgeführt und über den grünen Klee gelobt. Lauter schlanke Frauen die tolle, figurbetonte Mode vorführen und zeigen, wie sportlich man damit ist. Stell dir vor, wie ich darin aussehen würde. Und anschließend wird getanzt, gelacht und nochmals getanzt. Du glaubst doch nicht, dass ich mich auf dem Tanzparkett wohlfühle? Der Blamagefaktor ist hoch! Nein, da verbringe ich lieber einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher.«

      »Nun stell dich nicht so an! Schließlich bist du nicht die Einzige, die ein paar Pfunde zuviel herumträgt. Schau dich um: Hannes unser Chef, oder auch Frank - sie glänzen wahrlich nicht durch eine sportliche Figur. Der Firmenphilosophie zum Trotz. Ganz zu schweigen davon, was du später auf dem Tanzboden sehen wirst. Einfach grauenhaft, so als ob es keine Tanzschulen gibt! Keine Müdigkeit vorschützen. Heute Abend unternehmen wir einen Einkaufsbummel und kaufen dir ein schickes Kleid! Eines, das deine Formen umschmeichelt. Keine Wiederrede – wir sehen uns nach Feierabend.«

      Gesagt, getan. Sophias Fröhlichkeit war ansteckend und bald standen sie kichernd im Modegeschäft. »Hier, das Kleid. Lauter schöne farbenfrohe Blümchen und an der Hüfte weit geschnitten. Der weich fallende Rock versteckt die kräftigen Oberschenkel. Also, hinein mit dir!«

      Anita verschwand in der Umkleide und staunte über sich selbst, als sie sich im Spiegel sah. Gut, die Pfunde waren nicht verschwunden, aber das luftige Kleid zeigte wenigstens nicht, wo sie saßen. Beschwingt machte sie ein paar Tanzschritte und das Kleid umschmeichelte ihren Körper.

      »Hei Sophia, du hast einen guten Blick! Das Kleid ist umwerfend. Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas stehen würde!« Noch einmal drehte sie sich um ihre eigene Achse. »Ob du es mir glaubst oder nicht, jetzt bekomme ich richtig Lust auf das Sommerfest.«

      Die Modenschau entwickelte sich zu einem großen Erfolg. Anita, die die meisten der Geschäftskunden gut kannte, sah in deren Gesichtern helle Begeisterung und dass sie immer wieder Notizen in den Katalogen machten. In zwei bis drei Tagen konnten sie mit den ersten Bestellungen rechnen. Wie immer, denn schließlich war die Mode ihres Unternehmens bei vielen beliebt.

      Am leckeren Büffet hielt sich Anita nicht zurück. Dazu lockten das Rostbeef, die gefüllten Eier und die Lachsschnittchen zu sehr.

      »Hallo, darf ich mich zu dir setzen?« Frank, der Chefdesigner des Hauses hielt ebenfalls einen Teller mit Delikatessen in der Hand. »Jetzt, wo die Anspannung vorbei ist, habe ich großen Hunger.«

      Anitas Herz klopfte einen Takt schneller und sie fühlte, wie ihre Hände feucht wurden. Mit diesem Glück hatte sie nicht gerechnet. Unauffällig musterte sie Frank im schummerigen Licht des Saals. Sein Gesicht war freundlich und ein paar Lachfalten zierten seine Wangenpartie. Deutlich erkannte Anita seine Erleichterung über die gelungene Modeschau. Er wirkte mit seinen knapp 190 cm nicht gerade klein und der maßgeschneiderte Anzug saß perfekt. Die paar Pfunde zuviel ahnte man nur.

      »Ja, gern.« Sie rückte ein Stück zur Seite. »Die heutige Vorstellung war wieder allererste Sahne. Den zufriedenen Gesichtern der


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