Sommerliebe. Lucy van Geldern

Sommerliebe - Lucy van Geldern


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Es gehört noch sehr viel mehr dazu. Es ist im Prinzip der Erfolg der gesamten Firma!«

      Leise spielte die Musik auf und nach und nach strömten die ersten Tänzer auf die Fläche.

      »Hast du auch Lust?« Frank schob seinen Teller beiseite und lächelte sie fragend an.

      »Nein, lieber nicht. Es ist Ewigkeiten her, dass ich mal getanzt habe. Und außerdem habe ich mir meinen Knöchel verstaucht«, flunkerte Anita. Die Blamage dort oben, das wollte sie sich nicht antun. Ganz besonders nicht mit Frank, wo er ihr doch ausnehmend gut gefiel.

      »Oh, treibst du Sport oder woher kommt die Verletzung?« Frank musterte sie mit großen Augen. Fast schien Anita es so, als ob sein Bedauern echt wäre und er es nicht nur aus Höflichkeit sagte. Wenn sie sich vorstellte, sich an Franks Brust anzulehnen, bekam sie feuchte Hände. Halt Stopp, bremste sie ihr Inneres ich. Als dicker Mensch hat man keine Chancen. Der Widerspruch des anderen ich’s »aber er ist ja auch dick« ging im Gefühlschaos unter.

      »Nein, ich und Sport – alle unsere Anzüge würden aus den Nähten platzen. Es gibt ja keine ansprechenden oder gar schönen Anzüge für rundliche Menschen. Die ganze Kollektion ist doch total am Markt vorbei! Genial wäre es, wenn die Sachen figurbetont aber gleichzeitig Problemzonen `wegzaubern´ würden.« Anita stockte und erschrak über ihre Worte. Das kam ja fast einer Kritik an Frank und seiner Arbeit gleich! »Nein, ich bin nur das Tragen von Pumps nicht mehr gewöhnt. So selten, wie ich ein Kleid trage.«

      »Ach, so ist das.« Dabei nahm sein Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck an und er reagierte nicht mehr auf ihre vorsichtigen Kontaktversuche.

      Sehr geknickt und enttäuscht über den unbefriedigten Verlauf des Abends ging sie frühzeitig. Zum Glück hatte sie in ihrer Handtasche noch eine Notration Schokolade. Für die paar lächerlichen Kilometer reichte die Tafel gerade mit Müh und Not.

      »Anita, du sollst zum Chef kommen!« Sophia stürmte wie gewohnt in ihr Büro. »Was ist denn passiert? Alle tun so geheimnisvoll. Hast du eine Ahnung?«

      »Nein«, Anita schüttelte den Kopf. »Am Sommerfest hatte ich mich mit Frank unterhalten und offensichtlich habe ich etwas Verkehrtes gesagt.«

      Anitas Kopf sank ein Stückchen tiefer. »Wahrscheinlich hat er sich beim Chef beschwert. Von wegen unfähige Mitarbeiterin oder so ...«

      Sophia lachte auf. »He, so schnell kann man Frank normalerweise nicht beleidigen. Er wirkte eben sehr zufrieden und stolz. Ich hatte eher das Gefühl, als ob die beiden etwas Neues aushecken. Nun aber los mit dir!«

      Der Weg bis zum Chef kam Anita wie ein Spießrutenlauf vor. Ihre Finger gingen in ihren Taschen auf Wanderschaft und suchten verzweifelt nach einer Tafel Schokolade. Vergeblich, diese ruhten sicher verwahrt in der Schreibtischschublade.

      Zaghaft klopfte sie an der Tür des Chefs. Keine Reaktion, nur das Lachen der beiden klang gedämpft an ihr Ohr. Notgedrungen klopfte sie noch einmal.

      Diesmal ertönte umgehend ein »Herein!«

      Mit gesenktem Kopf trat Anita ein. Maren hatte recht gehabt. Die Gesichter der beiden waren in keinster Weise ernst. Vielmehr sahen sie sehr zufrieden aus.

      »Hallo Anita, schön, dass Sie gekommen sind. Wir wollten nämlich Ihre Meinung hören.«

      »Ja, genau. Du hast mich während unseres Betriebsfestes auf eine geniale Idee gebracht. Sportmode für Mollige!« Frank sah sie mit einem gewinnenden Lächeln an. Anita spürte, wie ihre Knie anfingen zu zittern. »Hier, schau dir die Entwürfe an. Sportlich-bequem, aber gleichzeitig durch geschickten Schnitt und Farbauswahl die Problemzonen kaschierend.«

      Frank hielt ihr die Zeichnungen hin. Das Erste, was sie bemerkte, war ihre Person auf dem Skizzenblock. Es gab keine Zweifel – die kurzen, braunen Haare, die zierliche goldgefasste Brille. Anita spürte, wie es eiskalt ihren Rücken hinunterlief. Ihr Herz schlug einen Trommelwirbel und eine innere Stimme rief voller Freude: Er mag dich!

      Eindeutig. Frank hatte Sportmode für sie entworfen! Und was sie sah, das gefiel ihr. Sogar ausgesprochen gut. Ohne Mühe konnte sie sich vorstellen, darin im Fitnesscenter zu erscheinen.

      »Genau, das ist genial! Unter solchen Umständen könnte auch ich noch Lust bekommen, Sport zu betreiben!«

      Ihr Chef nickte zustimmend. »Wir haben eine Marktlücke entdeckt. Ihr Hinweis hat Frank auf neue Ideen gebracht.« Fast schien es so, als ob ihr Chef gleich aus dem Sessel springen würde, um sie zu umarmen. »Nun meine Frage – Anita, möchten Sie für Frank Modell stehen und unsere Kollektion der sehr verehrten Kundschaft vorführen? Selbstverständlich mit angepasstem Honorar und Freistellung von der Arbeit.«

      Anita brauchte nicht lange zu überlegen. Die Welle der Begeisterung, die die beiden vor sich hertrugen, hatte auch sie erfasst. »Ja, klar! Da gibt es überhaupt kein Nachdenken für mich.«

      »Hallo Anita, das war aber eine lange Besprechung. Um was ging es denn?« Sophia stand bei der Kaffeemaschine und griff nach einem Diät-Keks.

      »Während wir ein paar Kekse knabbern, kannst du mir ja erzählen. Also ...«

      Anita lachte glücklich und schenkte sich ebenfalls eine Tasse ein. »Also, unser Chef plant eine neue Kollektion und Frank und ich, wir heiraten.«

      Anita und Sophia husteten im gleichen Augenblick los. »Nein, nein! Ich habe mich versprochen. Frank und ich, wir arbeiten zusammen an der neuen Kollektion und führen sie auch gemeinsam vor. Mode für Mollige.«

      Nach Feierabend bummelte Anita langsam zum Parkplatz. Die warme Sommerluft empfand sie wie einen vielversprechenden Anfang. Sie lockte die farbenprächtigsten Blüten hervor und weckte bei ihr ein ungeahntes Gefühl von Glück. Glück darüber, dass es jemanden gab, der sie liebte und der ihre Gefühle erwiderte.

      Vogelstimmen erklangen im Busch und Anita entdeckte eine Amsel, die fröhlich ihr Lied sang. Sie schloss ihren Wagen auf und stieg ein. Dabei schweifte ihr Blick an den gegenüberliegenden Häuserfassaden entlang. `Sportcenterエ stand in riesigen Buchstaben an der Wand. Früher war ihr das nie aufgefallen. Ohne lange zu überlegen, stieg sie wieder aus und ging hinüber. Kurz darauf hielt sie zwei Karten in den Händen. Genau so zielstrebig ging sie zurück in Franks Büro.

      »Hallo Frank, ich habe eine Überraschung für dich!« Dabei hielt sie die zwei Karten hoch. »Seit fünf Minuten sind wir Mitglieder im Fitnesscenter. Damit wir unsere Mode auch gleich stilvoll ausführen können.«

      Frank ging auf sie zu und umarmte sie erfreut. »Eine tolle Idee. Aber wir müssen aufpassen, sonst passt uns die neue Kollektion schon bald nicht mehr. Wäre doch schade oder?«

      Sein gehauchtes »ich liebe dich«, ging in seinem zärtlichen Kuss unter, der irgendwie nach Zartbitterschokolade schmeckte.

      3Geliebter Dariell

      »Flowers, flowers for you ...« dieser Song ging Susi unter die Haut. Spürte sie doch deutlich die Sehnsucht, die darin lag. Dariell, der große Star verneigte sich, als der letzte Akkord verklang. Die johlende Menge lag ihm regelrecht zu Füßen. Dutzende von Blumensträußen und eine Horde Plüschtiere purzelte auf die Bühne. Vorne, an der Abtrennung, standen die nicht nur berauschten Teenies, sondern auch ihre Mütter und baten voller Sehnsucht um ein Autogramm.

      Da, auf diesen Augenblick hatte Susi gewartet. Dariell führte die offenen Handflächen an seine Lippen und verteilte großzügig Küsschen an die aufseufzende Menge. Seine strahlend blauen Augen fanden einen Punkt in der Ferne und ein ganz besonderer Gruß ging an sie – an Susi.

      Genau in der richtigen Sekunde stoppte sie die Videoaufnahme und betrachtete ihren Schwarm in aller Ruhe. Sie liebte ihn und wusste genau, dass er ihre Gefühle erwiderte. Warum sonst hatte er die vielen Geschenke der anderen weiblichen Konkurrentinnen auf der Bühne nicht beachtet?

      Wohlig kuschelte sich Susi in die warme Wolldecke und nahm die Autogrammkarte, die stets in Reichweite lag.

      »Für


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