Das Geheimnis des Stiftes. Janine Zachariae

Das Geheimnis des Stiftes - Janine Zachariae


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Sie nickt und ich muss weiter überlegen. »Moment mal, was hat das mit dieser Organisation zu tun? Geht es da nicht um die Vergangenheit?« Nun verstehe ich wirklich nichts mehr.

      »Ja und nein. Es geht auch darum, dass man etwas in der Gegenwart verhindert, damit man in der Zukunft kein böses Erwachen hat.«

      Was? Meine Mutter scheint es ernst zu meinen, aber ich kann sie nur anstarren. Was hat sie erzählt? Das ergibt keinen Sinn. Sie muss gemerkt haben, dass mich ihre Erklärung total verwirrt hat, denn sie fügt hinzu: »Mel, es gibt sehr viel mehr, als du kennst. Die Geschichte verläuft nicht immer so, wie wir sie kennen. Manchmal muss jemand eingreifen, um das zu verhindern.«

      »Woher will man wissen, was in der Zukunft geschieht?«

      Ich muss mich setzen, mir wird das alles einfach zu viel. Ich ziehe den Stuhl vom Schreibtisch zurück und lasse mich darauf nieder. Mir fällt auf, dass ich noch nie so lange in diesem Raum war, der mir plötzlich so klein und eng vorkommt. All die Bücher strömen keine Vertrautheit mehr aus, sondern beengen mich. Sie wissen mehr, als sie zugeben und es macht mich fertig, es nicht zu erfahren. Meine Mutter weiß auch mehr, sie scheint sich dagegen wehren zu wollen.

      »Ich kann nichts weiter dazu erzählen«, gibt sie zu. Was habe ich euch gesagt?

      »Verstehe ich das richtig: Dad ist durch einen Taschenspielertrick aus dem Zimmer verschwunden, damit jeder glaubt, er habe sich einfach in Luft aufgelöst. Er hat heimlich für die ›Historical Real or Fiction Organisation‹ gearbeitet, hat einen Komplott aufgedeckt, einen Anschlag verhindert und irgendjemand fand das gar nicht so toll und er ist deshalb verschwunden? Und diese Organisation verhindert, dass in der Gegenwart etwas geschieht, was die Zukunft beeinflussen könnte?« Ich bekomme Kopfschmerzen. Ich will doch nur Antworten und erhalte noch mehr fragen. Mensch, das nervt! Während ich beginne meine Schläfen zu massieren, beobachte ich meine Mutter. »Habe ich was vergessen?«, frage ich gereizt.

      »Ach Süße, du verstehst das einfach nicht. Es steckt etwas mehr dahinter.«

      »WAS? ERKLÄR ES MIR!«, brülle ich.

      »Das kann ich nicht. Es steht mir nicht zu.«

      Ich kann diese Unterhaltung nicht mehr weiterführen. Es bringt nichts und ich würde nur etwas sagen, was ich später bereuen werde. Es ist nicht ihre Schuld. Sie scheint ebenso Angst zu haben. Ich werde es schon noch herausfinden, ganz bestimmt.

      Wortlos stehe ich energisch auf, schiebe den Stuhl dabei so weit zurück, dass er an die Wand hinter mir kracht und laufe an meiner Mutter vorbei.

      »Melanie«, höre ich sie noch sagen, aber ich ignoriere es.

      Dann muss Google herhalten. Ich setze mich an den Schreibtisch und nehme einen Stift und Zettel, um mir eventuell Notizen zu machen. Aber das ist überflüssig, wie ich schnell herausfinde.

      HRoFO

      Abgesehen von ein paar Twitter Namen, die diese oder eine ähnliche Abkürzung haben, gibt es nichts Interessantes dazu.

      Historical Real or Fiction Organisation

      Auch hier gibt es nichts zu. Jedenfalls nichts, was für mich relevant wäre. Viele Beiträge über Realität und Fiction tauchen auf, aber das, was ich wissen möchte, erfahre ich nicht.

      Gibt es diese Organisation dann doch nicht? Google weiß doch alles, oder?

      ›Bing‹ zeigt mir übrigens noch seltsamere Sachen an.

      Ich werde jetzt nicht noch ›Yahoo‹ oder andere Suchmaschinen befragen, denn es scheint eindeutig zu sein: Sie gibt es nicht.

      Oder?

      Es ist wie mit Area 51 in Nevada, USA: Man kennt es, es gibt viele Gerüchte darüber, aber es ist eigentlich nur ein militärisches Sperrgebiet. Dabei glauben viele, dass in Roswell 1947 ein UFO dort gelandet ist.

      Ich schweife schon wieder ab, dabei will ich nichts über Aliens recherchieren, auch wenn ich tatsächlich glaube, dass wir nie und nimmer alleine in den unendlichen Weiten des Universums sein können.

      Genervt klappe ich den Laptop wieder zu und schmeiße mich auf mein Bett, wo mein Handy auf mich wartet. Ich komme so nicht weiter und das ärgert mich. Ich öffne Instagram und versuche wieder etwas herunterzukommen.

      Privatnachricht von Julian.

       Juliansbookland

      *Wie geht es dir? Habe deinen Kommentar unter dem Video gesehen.

      Dein Buch gefällt mir wirklich.

      Was ich dich fragen wollte, hat deine ›Alice im

      Wunderland‹ Ausgabe im inneren, auf Seite 343

      etwas stehen, was nicht dahin gehört?*

       Marinettesbookland

      *Mir geht es ...*

      Was soll ich denn dazu schreiben? Ich schnappe mir erst einmal das Buch, was sowieso noch vor mir liegt. Schlage die Seite auf, die er mir genannt hat, und ziehe erstaunt so scharf die Luft ein, dass meine Zähne schmerzen. Verdammt.

      *... soweit ganz gut. Danke.

      Ich hab ... *

      Ich frage mich, warum er ständig auf das Buch zurückkommen muss. Was hat es damit auf sich?

      Irgendwas muss er wissen oder verbergen. Oder werde ich jetzt paranoid? Was könnte ich antworten ...?

      *Ich hab weiß nicht, was du meinst. Tut mir leid. Hab leider nichts gefunden.

      Was genau suchst du?*

       Juliansbookland

      *Danke fürs Nachsehen. Ich hab ein paar Zahlen entdeckt und dachte, bei dir könnten auch welche

      Sein. Aber vielleicht hat sie auch jemand einfach so ins Buch geschrieben. Wer weiß, woher meine Mutter

      es hat und wer es vorher schon hatte.*

      Ich fasse es nicht. Das kann kein Zufall mehr sein.

      1310

      Ob ich es vielleicht doch riskieren soll?

      

       Marinettesbookland

      *Was steht denn drin? Vielleicht gibt es ja eine Erklärung oder irgendjemand hat einen Code geschrieben. Ein Rätsel oder so.

      Das wäre doch mega spannend, oder? *

      Lange passiert nichts und ich frage mich, was er wohl macht. Überlegt er? Hat er mich vergessen oder hadert er mich sich selbst? Ich schnappe mir in der Zwischenzeit meinen Laptop und gebe die Zahl dort ein.

      Mit mir haben diese Fakten, die ich gerade lese, nichts zu tun. Mmh. Das Buch habe ich schon oft genug durchgeblättert, aber mir sind die Zahlen bisher nie aufgefallen. Hab ich sie nur übersehen oder hat mir jemand einen Hinweis dagelassen? Wie? Wer?

      Zehn Minuten später:

       Juliansbookland

      *Kein schlechter Ansatz.

      Wäre möglich.

      Bei mir steht

      1419

      Ich weiß wirklich nicht, was das zu Bedeuten hat.

      Dachte an eine Seitenzahl, vielleicht steht

      etwas dort. Aber auf der vierzehnten Seite, Zeile neunzehn steht nichts.

      Ob das ein Datum ist?*

       Marinettesbookland

      *Warte mal, ich gebe das ein ...

      Der hundertjährige Krieg war 1419 noch aktiv,


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