Das Geheimnis des Stiftes. Janine Zachariae

Das Geheimnis des Stiftes - Janine Zachariae


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klang sehr erfreut und neugierig. Instagram ist ein wirklich fabelhafter Ort für mich und ich bin froh, so gut aufgenommen worden zu sein. Ich hatte etwas Angst, als ich mein Buch angekündigt habe, doch brauchte ich das gar nicht haben.

      Denn viele wirkten sehr interessiert. Natürlich heißt das noch nicht viel, aber vielleicht hilft es wenigstens etwas.

      Plötzlich bekomme ich den Vermerk, dass mich jemand in einer Nachricht markiert hat, und entdecke mein Buch auf einem Foto. Nanu?

       @juliansbookland

      *Schaut mal, was für ein tolles Rezensionsexemplar mir der Verlag *JZ* zugeschickt hat.

      Es ist das Buch von der lieben @marinettesbookland und ich bin wirklich sehr neugierig darauf.*

       @marinettesbookland

      *Wow, vielen Dank Julian. Ich wusste gar nicht, dass der Verlag welche verschickt. Ich hoffe, es wird dir gefallen.*

       @juliansbookland

      *Ich habe schon die ersten Seiten gelesen und werde mich nun auch in den Garten verkrümeln und die Sonne genießen. Mach du das auch, liebe @Marinettesbookland ;-) *

      Das kann ich leider nicht, da ich im Blumenladen arbeiten werde, aber das ist sogar gut so. Ich würde sonst eine Delle in mein Zimmer laufen, so nervös bin ich. Es wird also ernst.

      Julians Videos habe ich alle geschaut und mir ist irgendwann bewusst geworden, dass ich mehr für ihn empfinde. Was absoluter Quatsch ist, wenn man bedenkt, dass ich ihn gar nicht kenne. Aber wir schreiben wirklich viel und ich frage mich, ob ich ihm mal meine Handynummer geben sollte, damit wir nicht immer nur über Instagram schreiben müssen. Aber vielleicht ginge das dann doch zu weit? Was meint ihr?

      *

      Nach der Arbeit gehe ich noch in die Stadt, um neues Dekorationsmaterial zu finden, und schlendere etwas durch die Straßen, bis ich plötzlich jemanden sehe, der irgendwie meine Aufmerksamkeit gewonnen hat, weil er mich an jemanden erinnert. Wie hypnotisiert gehe ich näher an ihn ran, und versuche, ihn besser zu sehen. Er spricht in sein Mobiltelefon und trägt eine Basecap. Ich weiß nicht mal, wieso er mich so fasziniert, …

      Könnte es sein, dass es ... Nein, das ist unmöglich.

      Nun bin ich ganz nah und ich muss leider feststellen, dass er jünger ist als, ich mir Juliansbookland vorstelle. 19 oder 20, aber trotzdem scheint er irgendwas an sich zu haben.

      »Nein, das werde ich nicht machen«, höre ich ihn wütend ins Handy sprechen. Die Stimme ist auch etwas heller als die von Julian. »Julian, ich muss jetzt los«, höre ich ihn sagen und schaue ihn verblüfft an. Zufall?

      Ich versuche, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten und, ... laufe direkt in ihn hinein. Gut gemacht, Mel, rüge ich mich selbst. Ich tauge wohl nicht als Sherlock Holmes, geschweige denn als Doctor Watson.

      »Entschuldige«, sage ich verlegen und muss mich zwingen, ihn anzuschauen.

      »Schon okay, nichts passiert«, sagt er und strahlt mich an.

      Das hätte der Beginn einer wunderbaren ersten Begegnung sein können, aber leider ist er so gar nicht mein Typ. Obwohl ich nicht mal weiß, was mein ›Typ‹ eigentlich ist. Ich lächle ihn an und versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich enttäuscht bin. Er ist nicht Julian, hat aber mit einem Jungen gesprochen, der so heißt.

      Die frische Luft scheint mir gar nicht gutzutun, wenn ich annehme, jemand wie Julian würde in diesem Ort wohnen oder einkaufen. Schließlich liegt er gerade im Garten und liest mein Buch.

      »Hi, ich bin Justin«, stellt er sich vor und lächelt sehr lieb.

      »Melanie, hi«, sage ich unsicher. Er ist nur wenige Zentimeter größer, als ich es bin und ich muss etwas gegen die Sonne blinzeln, um in seine blauen Augen blicken zu können.

      »Entschuldige noch mal, ich wollte dich nicht anrempeln.«

      »Es ist alles gut und ich bin sogar froh, denn so hab ich dich schließlich kennengelernt.«

      Sehr selbstbewusst von ihm, aber ich denke, er ahnt oder weiß, wie er wirken muss. Seine blauen Augen können einen wirklich in den Bann ziehen. Ich weiß allerdings nicht, was ich erwidern soll. So eine Situation ist mir vollkommen unbekannt. Ich lächle und merke, wie ich erröte. Sein Blick wandert plötzlich zu meiner Tasche, aus der etwas Dekoration hervorblitzt und er schaut mich fragend an.

      »Oh, ich will mein Zimmer umgestalten. Die Schule ist vorbei und ich brauch dringend einen Tapetenwechsel und einfach etwas Neues.«

      »Das kann ich gut verstehen. Hey, magst du vielleicht noch einen Kaffee mit mir trinken?«, fragt er einfach so und deutet auf das Café genau neben uns. Ein paar Tische sind noch frei, ansonsten scheinen viele die Sonne zu genießen. Es ist aber auch wirklich sehr angenehm warm und ich trage auch nur T-Shirt und eine kurze Hose mit Turnschuhen.

      »Mmh, warum nicht?«, antworte ich mehr zu mir als zu ihm, denn er hat bereits einen Stuhl für mich nach hinten gezogen und wartet, bis ich mich setze.

      Wir bestellen schließlich Kaffee und er will wissen, was ich nach der Schule vorhabe, und wir unterhalten uns wirklich sehr lange.

      »Hat mich gefreut, Melanie«, sagt er, nachdem er den Kaffee bezahlt hat. »Vielleicht sehen wir uns bald wieder?«

      Ich habe den Nachmittag auch genossen, muss ich gestehen. Er ist mir sehr sympathisch, aber immer noch nicht mein Typ. Vielleicht wäre er es ja, wenn ich nicht ständig an Julian denken müsste?

      »Gut möglich, Justin«, sage ich und würde mich wirklich freuen. Es wäre schön, einen Freund zu haben. Jemanden, mit dem man sich unterhalten kann und der mich nicht übersieht. Auf einmal klingelt sein Handy und er zuckt entschuldigend die Schultern. Er zieht es raus, schaut aufs Display und sein Gesicht verfinstert sich. Er hat ein schönes Profil, mit einigen Bartstoppeln und einer kleinen Narbe, die ich, während unserer Unterhaltung, entdeckt habe. Sie befindet sich zwischen seinem rechten Auge und dem Ohr, ist schon ausgebleicht und kaum noch zu erkennen, daher vermute ich, dass er sie vor vielen Jahren bekommen hat.

      »Ich muss da leider dran gehen«, murmelt er und ich nicke nur. »Also, wir sehen uns hoffentlich bald.«

      Das glaube ich nicht, denn er wird mich vergessen.

      Er wendet sich ab, nimmt den Anruf an und geht schnell weg. Ich schaue ihm noch lange hinterher, dreht er sich vielleicht um? Tatsächlich, er blickt noch einmal kurz zu mir und dann ist er um die nächste Ecke verschwunden. Langsam gehe ich mit einem Lächeln auf den Lippen zurück. Es war mein erster Nachmittag dieser Art seit … ich weiß es nicht.

      Wenn der Anruf nicht dazwischen gekommen wäre, vielleicht hätten wir dann unsere Nummern getauscht?

      Zuhause angekommen, packe ich erst einmal meinen Einkauf aus und mache direkt eine kleine Instagram Story daraus und natürlich zeige ich es auch in einem Bild auf meinem Feed. Als ich es fertig habe, entdecke ich eine neue Nachricht.

      

       Juliansbookland

      *Hallo Marinette,

      wie ich sehe, warst du heute Shoppen und hast echt tolle Dekorationsmaterialien gekauft.

      Hab dein Buch übrigens fast durch :-)

      Was machst du Schönes?*

       Marinettesbookland

      *Ich will gleich mal mein Deko-Zeug wegräumen und

      noch etwas lesen. Wann kommt eigentlich ein neues

      Video von dir raus?

      Ist das gut oder schlecht, dass du mein Buch schon

      fast durch hast?*

       Juliansbookland


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