Grashalme. Walt Whitman

Grashalme - Walt Whitman


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im Haag, in Kopenhagen;

       Warten in Valparaiso, Rio Janeiro, Panama.

      Ich sehe die Geleise der Eisenbahnen der Erde.

       Ich sehe sie in Großbritannien, sehe sie in Europa;

       Sehe sie in Asien und Afrika.

       Ich sehe die elektrischen Telegraphen der Erde.

       Ich sehe die Fäden der Neuigkeiten von Kriegen, Todesfällen, Verlusten, Gewinn, Leidenschaften meines Geschlechtes.

       Ich sehe die langen Flußstreifen der Erde.

       Ich sehe den Amazonenstrom und Paraguay.

       Ich sehe die vier großen Flüsse von China, den Amur, den Gelben Fluß, den Jangtsekiang und die Perle;

       Ich sehe, wo die Seine fließt; wo die Donau, die Loire, die Rhône und wo der Guadalquivir fließt:

       Ich sehe die Windungen der Wolga, des Dnjepr, der Oder;

       Ich sehe den Toskaner den Arno hinabfahren und den Venezianer auf dem Po;

       Ich sehe die griechischen Matrosen aus der ägäischen Bai heraussegeln.

      Ich sehe den Sitz des alten assyrischen Reiches und den des persischen und des indischen;

       Ich sehe den Sturz des Ganges über den hohen Rand von Saukara.

       Ich sehe den Ort, wo man sich die Gottheit dachte als durch Awatâra in menschlichen Formen verkörpert;

       Ich sehe die Stätten der Priester, die auf der Erde einander folgten; Orakel, Opferer, Brahmanen, Sabianer, Lamas, Mönche, Mufti, Beschwörer;

       Ich sehe, wo die Druiden in den Hainen von Mona wandelten, ich sehe Mistel und Eisenkraut;

       Ich sehe den Tempel, wo die Leiber von Göttern starben, sehe die alten Symbole.

       Ich sehe Christus das Brot seines letzten Abendmahles inmitten der Jünglinge und Greise essen;

       Ich sehe, wo der starke göttliche Jüngling, der Herkules, treu und lange diente und dann starb;

       Ich sehe die Stätte des unschuldigen und üppigen Lebens und jammervollen Todes des schönen Nachtsohnes, des blühenden Bacchus;

       Ich sehe den blühenden Kneph, im blauen Gewand, mit dem Federkranz auf dem Haupte;

       Ich sehe Hermes, den wohlgeliebten, unerkannt sterben – er spricht zu dem Volk: »Weinet nicht über mich;

       Dies ist nicht mein wahres Vaterland; ich habe in der Verbannung fern von meinem wahren Vaterland gelebt, jetzt kehre ich dahin zurück;

       Kehre zurück nach der himmlischen Sphäre, wo ein jeder in der Reihe geht.«

      Ich sehe die Schlachtfelder der Erde – Gras wächst drauf, Blumen und Korn;

       Ich sehe die Pfade der alten und neuen Forschungsreisen.

       Ich sehe namenloses Mauerwerk, feierliche Botschaften von dunklen Ereignissen, Helden, Chroniken der Erde.

       Ich sehe die Stätten der Sagen.

       Ich sehe Fichten und Kiefern von nördlichen Stürmen zerrissen;

       Ich sehe Granitblöcke und Klippen, sehe grüne Wiesen und Seen;

       Ich sehe die Grabhügel der skandinavischen Krieger;

       Ich sehe sie am Rande des ruhelosen Ozeans hoch aufgeschüttet, damit die Geister der Toten, wenn sie ihrer Grabesruhe müde, durch den Wald steigen und auf die springenden Wogen blicken können und an den tobenden Stürmen, der Weite, der Freiheit, der Bewegung sich erquicken können.

       Ich sehe die Steppen von Asien.

       Ich sehe die Hügelwohnungen der Mongolen, sehe die Zelte der Kalmücken und der Baschkiren;

       Ich sehe die Stämme der Nomaden und Rinderherden;

       Ich sehe die von Schluchten durchschnittenen Inselländer, die Dschungeln und Einöden.

       Sehe das Kamel, das wilde Pferd, die Trappe, das Fettschwanzschaf, die Antilope und den Minirwolf.

       Ich sehe die Hochländer von Abessinien.

       Ich sehe die Ziegenherden weiden und sehe den Feigenbaum, die Tamarinde und Dattel;

       Sehe die Felder von Taffweizen, grüne und goldige Gelände.

       Ich sehe den brasilianischen Vaquero;

       Sehe den Bolivier den Sorateberg ersteigen;

       Sehe den Vacho die Ebenen durchkreuzen, sehe den unvergleichlichen Reiter mit dem Lasso um den Arm;

       Sehe die Jagd über die Pampas nach dem wilden Getier seiner Häute wegen.

      Ich sehe die Schnee- und Eisregionen.

       Ich sehe den scharfsichtigen Samojeden und den Finnen;

       Sehe den Seehundjäger in seinem Boot, die Lanze in der Hand wägend;

       Sehe den Sibirier in seinem leichten, von Hunden gezogenen Schlitten;

       Sehe den Meerschweinjäger, die Walfischfänger im südlichen Stillen oder im nördlichen Atlantischen Ozean;

       Sehe die Klippen, Gletscher, reißenden Gießbäche und Täler der Schweiz – empfinde die langen Winter und die Abgeschlossenheit.

      Ich sehe die Städte der Erde und mache mich ohne Unterschied zu einem Angehörigen von ihnen;

       Ich bin ein echter Pariser;

       Ich bin Einwohner von Wien, St. Petersburg, Berlin, Konstantinopel,

       Ich bin aus Adelaide, Sidney, Melbourne,

       Aus London, Manchester, Bristol, Edinburgh, Limerick,

       Aus Madrid, Cadix, Barcelona, Oporto, Lyon, Brüssel, Bern, Frankfurt, Stuttgart, Turin, Florenz;

       Gehöre nach Moskau, Krakau, Warschau, oder nordwärts nach Christiania oder Stockholm, oder in das sibirische Irkutsk, oder wohin auf irgendeine Straße in Island,

       Ich lasse mich herab auf alle diese Städte und steige wieder von ihnen auf.

      Ich sehe die Dünste aufsteigen aus unerforschten Ländern,

       Sehe die Symbole der Wilden, Bogen und Pfeil, den vergifteten Splitter, den Fetisch und den Obi.

       Ich sehe afrikanische und asiatische Städte,

       Sehe Algier, Tripolis, Derna, Mogadore, Timbuktu, Monrowia;

       Sehe das Menschengewühl von Peking, Kanton, Benares, Delhi, Kalkutta, Tokio;

       Sehe den Krumann in seiner Hütte, und den Dahomeyer und den Aschanti in ihren Hütten;

       Ich sehe den Türken in Haleb Opium rauchen;

       Ich sehe die malerische Menge auf den großen Messen in Khiwa und Herat;

       Ich sehe Teheran, sehe Maskat und die Sandwüste dazwischen; ich sehe die Karawanen sich mühsam vorwärts schleppen;

       Ich sehe Ägypten und die Ägypter, die Pyramiden und Obelisken;

       Ich betrachte die eingemeißelten Historien, Chroniken von siegreichen Königen und Dynastien, in Sandsteinplatten eingegraben oder in Granitblöcke;

       In Mumiengräbern von Memphis sehe ich einbalsamierte Mumien, in leinene Bänder gewickelt, die viele Jahrhunderte dort gelegen haben;

       Ich betrachte den gefallenen Thebaner; die großen Augäpfel, den auf die Seite geneigten Hals, die über die Brust gefalteten Hände.


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