Love is not a Choice. Delia Muñoz

Love is not a Choice - Delia Muñoz


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ich komme mit«, beschloss ich und lächelte.

      Louisa sah mich erstaunt an. »Was?«

      »Ich begleite dich bis nach Hause«, wiederholte ich. Dann hatten wir noch eine halbe Stunde zusammen und sie konnte auf ihre letzte Verbindung gehen.

      »Oh… das ist lieb. Bist du dir sicher, dass du nachher noch eine halbe Stunde zurückfahren willst?«

      Ich nickte. Ich war mir sicher. »Ich hab´ Zeit schon schlimmer verbracht«, kommentierte ich trocken.

      Louisa musste lachen und stimmte endlich mit ein, nun schien der Schatten über ihrer Miene wieder verschwunden zu sein. Nebeneinander verließen wir das Kino und Louisa führte mich zu der Straßenbahn, die sie benötigte. Wir unterhielten uns noch etwas über den Film und waren uns beide einig, dass die rebellische Frau der beste Charakter gewesen war. Selbstständig und stark, das gefiel mir. Zwar hatte sie am Schluss den Mann dennoch zurückgewollt, aber nicht, weil sie ihn gebraucht hatte. Ich genoss es, mich mit Louisa zu unterhalten und erst vor ihrer Haustür verstummten wir. Ich hatte mir den Weg zu ihr gut gemerkt, damit ich einerseits zurückfand, aber andererseits auch wieder herfand. Kurz schauten wir uns unschlüssig an, Louisa mit ihrem intensiven Blick, der bis in mein Innerstes ging. Erneut dachte ich daran, dass sie eine wunderschöne Frau war, und ich fragte mich, wie lange sie schon single war. Sie wurde doch bestimmt die ganze Zeit von jungen Männern angesprochen. Wies sie diese jeweils ab?

      »Hm.« Louisa machte ein undeutliches Geräusch, wirkte fast schon nervös. »Also, es war ein schöner Abend, danke für den Vorschlag«, meinte sie und legte mir zur Betonung ihrer Worte die Hand auf den Unterarm, die angenehm warm war.

      »Fand ich auch«, meinte ich und lächelte. »Und gerne.« Ich zögerte kurz, dann nahm ich sie zum Abschied in den Arm. »Gute Nacht, Louisa.«

      »Schlaf gut«, erwiderte sie und als ich mich umdrehte und mich auf den Rückweg machte, spürte ich Louisas Blick, der mir folgte.

      Kapitel 3 – Expartner

      Ich war mit meiner Schwester auf dem Spielplatz und Mia rannte mit so viel Energie wie immer auf die Rutschbahn zu. Ich versuchte, nicht daran zu denken, ob Louisa und Jenny hier waren. Stattdessen konzentrierte ich mich voll und ganz auf Mia und darauf, dass sie nicht von der Rutsche fiel.

      »Ich fange dich unten wieder auf, okay?«, rief ich ihr zu, als sie hinten die kleine Leiter hochkletterte, um auf die Rutsche zu kommen. Zwar konnte Mia auch problemlos die Rutschbahn hinunterrutschen, ohne dass ich sie auffing, aber es war lustiger so.

      »Jaa, du musst unten warten«, verlangte Mia und setzte sich oben hin. »Uuund los …!«

      Sie rutschte auf mich zu und ich fing sie mit beiden Händen auf. Kurz kitzelte ich sie, dann ließ ich sie los und sie rannte wieder zur Leiter. Das ging eine Weile so hin und her und ich fragte sie währenddem darüber aus, was sie im Tagesheim so gemacht hatte. Wir wechselten zu anderen Spielvorrichtungen und ich ertappte mich, wie ich wieder nach Jenny und Louisa Ausschau hielt. Seit gestern Abend hatten wir nicht geschrieben und ich widerstand der Versuchung, auf ihren Chat zu gehen. Es beunruhigte mich, dass ich nicht wusste, wann wir uns wieder sehen würden. Warum hatten wir kein weiteres Treffen abgemacht? So musste ich es dem Zufall überlassen, wann wir uns wieder sahen, oder halt auf ihre Nachricht warten. Aber Geduld war nicht meine Stärke. Was, wenn wir uns nicht wieder trafen und nichts weiter waren als eine Spielplatzbekanntschaft? Ich konzentrierte mich wieder auf Mia, um mich einerseits abzulenken und andererseits sicherzugehen, dass ihr nichts passierte. Ich stand nie weiter als fünf Schritte von ihr weg, um reagieren zu können, falls sie fiel. Ja, ich gab zu, ich war ängstlich, wenn es um meine Schwester ging. Solange sie in meiner Obhut war, hatte ich schließlich die Verantwortung. Nach einer Weile wechselten wir wieder zur Rutsche zurück, da Mia nie genug davon bekommen konnte. Während Mia wieder die Leiter hochkletterte, spürte ich durch eine Vibration, dass mir jemand eine Nachricht geschrieben hatte. In den Augenwinkeln immer noch auf Mia schielend, schaute ich rasch aufs Handy. Vielleicht hatte Nate gerade Internet? Ich hatte schon seit ein paar Stunden nichts mehr von ihm gehört. Doch es war Louisa, die geschrieben hatte.

      »Bist du gestern noch gut nach Hause gekommen?«, fragte sie mit einem pinken Herz dahinter.

      Mein Puls ging in die Höhe und rasch ging ich sicher, dass Mia immer noch unversehrt auf der Rutsche war, bevor ich die Nachricht öffnete. Ich fand es süß, dass sie das fragte, obwohl es jetzt auch zu spät wäre, falls ich verneinen würde. »Ja, es war eine ruhige Fahrt im Dunkeln«, tippte ich ins Handy. »Bin gerade ...« Ich hörte auf zu tippen, als ich eine abrupte Bewegung vor mir sah. Mia hatte sich seitlings auf die Rutschbahn gesetzt und schlitterte runter, hinter ihr ein weiteres Kind, das gefährlich wenig Abstand hielt.

      »Mia, pass auf!«, rief ich und ließ das Handy fallen, während ich auf meine Schwester zueilte. Doch ich reagierte zu spät – ein Meter vor dem Ende der Bahn kippte Mia seitlich über und fiel in den Kies. Fluchend rannte ich zu ihr und ließ mich neben ihr auf die Knie fallen. Mia begann zu weinen und ich setzte sie schnell auf. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie eine weitere Mutter herbeirannte, die sich um das andere Kind kümmerte. Doch ich hatte nur Augen für Mia. Meine Gedanken rasten, aber ich gab mir Mühe, ruhig zu bleiben. Mia liefen Tränen übers Gesicht und ihre Wange blutete, ebenso wie ihre linke Hand. »Mia, Schatz, wo tut es dir weh?«

      Mia hob ihre Hand und streckte sie mir entgegen, über ihre Lippen kamen bloß Schluchzer. Doch ich hatte das Gefühl, dass sie auch etwas unter Schock stand und deswegen weinte. Dennoch schaute ich mir die Hand genauer an. Das Blut kam aus Schürfwunden vom Kies, doch mehr konnte ich nicht erkennen. »Beweg mal deine Hand«, bat ich sie und versuchte, ihr die Tränen wegzuwischen.

      Mia bewegte langsam ihre linke Hand und weinte sogleich heftiger.

      »Tut das weh?«, fragte ich und versuchte, ruhig zu bleiben. Mit einer Hand angelte ich nach meiner Tasche und meinem Handy, das ich in der Hektik fallen gelassen hatte. Am liebsten würde ich jetzt selbst zu weinen beginnen, doch das konnte ich mir nicht leisten.

      Mia nickte wimmernd und ich fluchte innerlich. Was, wenn sie sich ernsthaft verletzt hatte? Ausgerechnet jetzt? Hastig holte ich Taschentücher aus der Tasche und wischte ihr erstmal das Blut von der Hand und der Wange. Die Schürfwunden würden wieder heilen. »Okay Schatz, wir gehen jetzt nach Hause und kühlen deine Hand, ist gut?« Ich packte schnell meine Sachen zusammen, hob das kleine Mädchen hoch und ignorierte dabei alle Blicke auf mir. Mia ließ mich machen und schmiegte sich an meine Schulter. Bestimmt waren meine Kleider nun voller Blut.

      »Das andere Mädchen wollte auch rutschen«, jammerte Mia, als wir aus der Straßenbahn stiegen. Sie weinte nun beinahe nicht mehr und ich hatte Hoffnung, dass nichts Schlimmes passiert war.

      »Wie meinst du? Hat sie dich gestoßen?«

      »Sie wollte sich vordrängen«, erwiderte Mia schniefend. »Aber ich war ja vor ihr dran!«

      Ich seufzte. Ich hätte keine SMS schreiben dürfen! Was bin ich bloß für eine verantwortungslose, schlechte Schwester?! »Mia, du darfst nur rutschen, wenn du alleine bist auf der Bahn, okay?«

      Mia nickte mit großen Augen.

      »Aber du hast recht, das andere Mädchen hätte warten müssen«, fügte ich hinzu. Ich trug sie immer noch im Arm und langsam wurde sie schwer. Es waren nur noch ein paar Schritte bis zu unserer Haustür. Wieder spürte ich, wie ich Nachrichten bekam, aber dieses Mal ignorierte ich sie. Wenn Mia etwas Ernstes zugestoßen wäre, könnte ich mir das nie verzeihen.

      In der Küche wusch ich ihr nochmals das Blut weg, versorgte ihre Schürfwunden und holte dann ein Kühlpad für ihre Hand. Zum Glück waren die Schürfungen nicht sehr tief und würden schon bald kaum mehr sichtbar sein. Auch ihre Hand sah nicht so schlimm aus, wie ich es befürchtet hatte. Sie konnte sie bewegen, wenn auch unter Schmerzen, daher vermutete ich, dass es nicht gebrochen war. Sonst würde sie schreien. Eine Weile lang saßen wir stumm da, ich in Gedanken versunken und den Arm um meine kleine Schwester gelegt. Mein Blick lag auf ihrer Hand, die sie sich auf den Schoss gelegt


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