ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR. Eberhard Weidner

ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR - Eberhard Weidner


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      INHALTSVERZEICHNIS

       COVER

       TITEL

       ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR

       PETERS GEHEIMNIS

       MOVIETOWN

       ERSATZTEILE

       DER ALTE MANN UND DAS MÄDCHEN

       DER ULTIMATIVE KICK

       SCHÄTZE DER FRUCHTBARKEIT

       DER MANN, DER LOVECRAFT SAMMELTE

       NACHBARSCHAFTSHILFE

       UNTER DIE HAUT

       DIE GRABBEIGABE

       DIE EKSTASE DES TODES

       NACHWORT

       WEITERE TITEL DES AUTORS

       LESEPROBE

      ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR

      Max Ackermann, der eigentlich Maximilian hieß, seinen Vornamen aber am liebsten auf amerikanische Art mit einem langen ä in der Mitte aussprach und bei seinem Nachnamen bisweilen das zweite n wegließ, um nicht so kleinbürgerlich deutsch, sondern weltmännischer zu klingen, brachte den schwarzen Porsche Carrera GT in der finsteren Seitenstraße so abrupt zum Stehen, dass die Reifen laut protestierten, ließ den Motor verstummen und löschte die Scheinwerfer. Augenblicklich legte sich wieder wie ein finsteres Leichentuch die Schwärze der Nacht über die gesamte Umgebung, aus der sie die Lichter des Wagens gerade eben gerissen hatten.

      Eigentlich müsste ich hier richtig sein.

      Max ließ den Blick suchend in alle Richtungen schweifen und starrte angestrengt in die Finsternis, die den Wagen wie ein durchscheinendes, schwarzes Seidentuch von allen Seiten einhüllte. Er konnte jedoch nichts entdecken, das darauf hindeutete, dass sich hier tatsächlich eine Bar befand.

      Stattdessen sah alles wie ausgestorben aus. Keine Menschenseele war zu sehen. Und soweit Max es in der Düsternis erkennen konnte, wirkten die umliegenden Mietshäuser allesamt, als würden sie jeden Augenblick einstürzen, sobald jemand in ihrer Nähe nur niesen musste. Wohin er auch blickte, er sah überall nur leere oder vernagelte Fensterhöhlen, kaputte Scheiben und alte Backsteinmauern, von denen längst der größte Teil des schmutzig grauen Verputzes abgebröckelt war. Dieser Ort war entweder schon lange mausetot oder er lag in seinen letzten Zügen und hing am Tropf staatlicher Unterstützungsleistungen, die das Einzige waren, das ihn noch halbwegs am Leben erhielt.

      In der Regel also kein Ort, an dem Max seine bevorzugte Klientel fand. Und falls wirklich irgendein Idiot so verrückt gewesen sein sollte, in dieser abgefuckten Gegend eine Bar zu eröffnen, dann hätte er sein Geld genauso gut im Ofen verheizen können. Diese Alternative hatte in Max’ Augen drei entscheidende Vorteile: Sie ging schneller von der Hand, machte deutlich weniger Arbeit und sorgte darüber hinaus für angenehme Wärme.

      Er sah jedoch weit und breit keine Bar, und das hieß, dass er hier falsch war. Der erfolgreiche Allround-Unternehmer fluchte leise vor sich hin und klopfte aus Verärgerung wie auch aus Ungeduld mit den Fingern aufs Lenkrad. Es ärgerte ihn über alle Maßen, dass er mit der Fahrt hierher vermutlich nur seine Zeit vergeudete.

      Dabei hatte der Anrufer, der ihn an diesen Ort bestellt und mit heiserer Stimme von einem Bombengeschäft gesprochen hatte, in Max’ Ohren noch so überzeugend geklungen. Und wenn Max sich nicht spontan dazu entschlossen hätte, hierher zu kommen, hätte er sich wahrscheinlich ständig gefragt, ob er nicht eine Riesenchance verpasste, und die nächsten drei oder vier Tage sicherlich keine ruhige Minute gehabt.

      Denn Geschäfte, vor allem Bombengeschäfte, waren Max’ Lebensinhalt, solange sie sein ohnehin schon beachtliches Vermögen mehrten. Wenn es um Geld ging – vorzugsweise um das Geld anderer Leute –, dann war er skrupellos. Dass seine Geschäftspartner dabei des Öfteren auf der Strecke blieben und alles verloren, was sie besaßen, störte ihn dabei nicht im Mindesten. Im Gegenteil, es war das Salz in der Suppe und erhöhte nur den Reiz für ihn. Denn seiner Meinung nach gehörte das zum Business. Wo gehobelt wurde, da fielen bekanntlich Späne. Deshalb lautete seine Devise im Geschäftsleben auch: Fressen oder gefressen werden! Und Max gehörte von Natur aus zu denjenigen, die in geschäftlichen Dingen besonders gefräßig waren und das größte Maul und die schärfsten Zähne hatten.

      Dabei hatte Max im Grunde schon alles, was man sich nur wünschen konnte: eine eigene Insel in der Karibik, mehrere prachtvolle Villen, u.a. in Palm Springs, Kapstadt, an der Côte d’Azur und am Genfer See, luxuriöse Eigentumswohnungen in Monte Carlo, New York, London und Paris, eine 49,9 Meter lange Megayacht von Benetti, eine Cessna Citation XLS+ und mehr Nobelkarossen, als er an den Fingern und Zehen all seiner Gliedmaßen abzählen konnte. Darüber hinaus besaß er dicke Aktienpakete diverser internationaler Konzerne, kostbare Kunstsammlungen und Goldreserven in seinen Bankschließfächern sowie unzählige prall gefüllte Bankkonten, vorwiegend in Steueroasen, von denen die Finanzbehörden dieser Welt zum größten Teil keinen blassen Schimmer hatten.

      Doch trotz seines immensen Reichtums, der für mehrere ausschweifende Lebensspannen gereicht hätte, war er noch immer nicht satt und ständig auf der Suche nach vielversprechenden Geschäften und neuen Herausforderungen. Denn im Grunde seines herzlosen Wesens war Max unersättlich. Außerdem liebte er den besonderen Kick, sobald es ihm wieder einmal gelungen war, einen vermeintlichen Geschäftspartner über den Tisch zu ziehen. Ohne das befriedigende Gefühl, im finanziellen Dingen seine Überlegenheit über alle anderen zu demonstrieren, wäre Max’ Leben nämlich leer und öde gewesen. Er könnte seinen Reichtum und die schönen Dinge, die er sich damit leistete, vermutlich gar nicht richtig würdigen und genießen, wenn er sich nicht ständig vergegenwärtigte und immer wieder unter Beweis stellte, auf welche Art und Weise er sich sein Vermögen im wahrsten Sinne des Wortes verdient hatte.

      Und genau aus diesen Gründen war auch in der heutigen Nacht wieder der Jagdinstinkt in ihm erwacht und hatte ihn dazu gebracht, sich trotz der fortgeschrittenen Stunde ins Auto zu setzen und in diese trostlose Gegend zu fahren. Doch diesmal schien er ausnahmsweise kein Glück zu haben. Wenn er sich umsah, dann erwartete ihn hier nur Not und Elend, aber vermutlich kein Bombengeschäft. Nicht in dieser heruntergekommenen Gegend, die seiner Meinung nach die ideale Kulisse für einen Endzeitfilm wäre und nicht einmal dann erfolgreich wiederbelebt werden könnte, wenn man zig Millionen Euro an Steuergeldern hineinpumpen würde. Was in seinen Augen allerdings eine riesige Fehlinvestition wäre. Abreißen wäre die bessere Alternative. Dabei würde wenigstens einer etwas verdienen, und zwar der Abrissunternehmer.

      Angesichts der allmählich verfallenden Häuser ringsum erschien


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