Lieben, kämpfen, leiden!. Geri Schnell

Lieben, kämpfen, leiden! - Geri Schnell


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Tänzen etwas Mühe. So ist man sich schnell einig, dass sie die poppigen Tänze eher mit dem sportlichen Rolf aus Basel und die geschlossenen Tänze mit dem blonden Jürgen aus der Ostschweiz, tanzt. Die Gespräche sind eher belanglos, jeder will ein bisschen anonym bleiben. Keiner, ausser Cornelia hat ein Interesse daran, allzu viel Privates preiszugeben.

      Yvonne liebt vor allem die geschlossenen Tänze mit Jürgen. Er wird immer mutiger und spielt mit seinen Händen an ihrem Körper. Sie geniesst diese Streicheleinheiten und ist diesmal nicht schockiert, als sie deutlich die Auswirkungen in seiner Hose spürt. Sie spielt tüchtig mit, so gut es in der Menge eben geht, ohne dass man zu stark auffällt. Gegen Ende des Abends gibt es auch immer mehr geschlossene Tänze, so dass sie sich vermehrt auf Jürgen fixiert. In der nächsten Pause verabschieden sich Yvonne und Jürgen.

      «Wir müssen ein bisschen frische Luft schnappen», meint Jürgen und geleitet Yvonne am Arm aus dem Saal. Draussen schlendern sie engumschlungen durch den kleinen Park. Bei dem kühlen Wetter ist es nicht verwunderlich, dass sie den Park für sich allein haben. Auf einer von hohen Büschen umgebenen Bank, setzen sie sich.

      Jürgens Hand wandert jetzt unter ihrer Bluse und streichelt ihre Brüste. Sie macht sich an seinen Hosen zu schaffen. Auch Jürgens Finger sind sehr fleissig. Beide geniessen die Spielereien und etwas später muss Yvonne ein Taschentuch aus der Handtasche ziehen, um die Folgen ihrer handwerklichen Fähigkeit zu beseitigen. Bald spüren sie die Kälte der Nacht. Schnell richten sie ihre Kleidung und Frisuren zu Recht und gehen zurück in den Tanzsaal.

      Nach einem letzten zärtlichen Tanz mit Jürgen, haben es alle am Tisch eilig, nach Hause zu kommen, denn morgen erwartet alle einen strengen Tag.

      Auf der Fahrt nach Hause, redet vor allem Cornelia. Begeistert schildert sie, wie nett und zärtlich ihr Peter sei, dass er ihre Telefonnummer habe und sie demnächst anrufen will. Dann schwärmt sie, von seinem tollen Job den er hat und ist voller Hoffnung für die Zukunft. Dass er hundert Kilometer weit weg wohnt, scheint sie nicht zu stören.

      Die Offerte

      Seit Morgen um neun Uhr sitzen nun Yvonne, Daniel und Herr Lehner im kleinen Sitzungszimmer. Yvonne bewundert einmal mehr die Geduld von Daniel, denn es ist bereits Nachmittag um drei Uhr. Seit neun Uhr versucht er, Herr Lehner mit den Einzelheiten der Offerte vertraut zu machen. Doch Herr Lehner begreift die Zusammenhänge und deren Tragweite immer noch nicht. Mit Tabellen, Skizzen und kurzen Berichten präsentiert Daniel den in drei Wochen ausgearbeiteten Offertenvergleich. Doch in seiner bekannten, komplizierten Art, weicht Herr Lehner den wirklichen Problemen immer wieder aus. Dabei rechnet er mit seinem Rechner jede Zahl nach und stellt beispielsweise fest: «Das gibt aber mit Mehrwertsteuer gerechnet 5'234'432 Franken und nicht 5'240'000.»

      So wird die ganze Zeit mit sinnlosen Detaildiskussionen vertan, ohne dass Daniel sein Hauptanliegen, ein komplett neues Layout für sämtliche Anlagen, vortragen kann. Sobald Daniel auf diesen Punkt zu sprechen kommt, weicht Herr Lehner aus und hat noch eine Frage zu einem bereits abgeschlossenen Thema. So kann Daniel seine Berechnungen von den entstehenden Kosten, welche durch lange Transportwege verursacht werden, nicht mit dem erforderlichen Nachdruck vortragen.

      «Mit diesen Zahlen kann ich unmöglich zur Direktion gehen, die Maschine strapaziert unsere Finanzen so schon viel zu stark, da ist sicher kein Geld für ein neues Layout übrig. Ich will nicht, dass das ganze Projekt noch scheitert. Mit etwas gutem Willen werden wir schon eine Lösung finden», vertritt Herr Lehner energisch seinen Standpunkt.

      «Die Kosten für ein neues Layout können wir nicht abschätzen. Vom Produktionsausfall während der Umstellphase ganz zu schweigen», damit ist das Thema neues Layout für diese Sitzung erledigt.

      Um acht Uhr abends hat schliesslich auch Herr Lehner genug und meint: «So mit diesen Unterlagen kann ich die morgige Sitzung überstehen. Besten Dank Fräulein Schmid und Herr Gautschi, es freut mich, dass sie so lange ausgehalten haben, ich wünsche euch eine gute Nacht!»

      Jeder räumt noch seine Unterlagen zusammen und geht damit zu seinem Schreibtisch. Mit einem Gefühl von Resignation legt Daniel seine Unterlagen in seinen Schreibtisch. Morgen früh wird er die Akte neues Layout mit einem Vertreter, «Herr Lehner vorgestellt am 14. 4. 96, als zu teuer abgelehnt», abgelegen, dann wird sie in einem Ordner verstaut. Wie so oft, konnte er sich gegen Herr Lehner nicht durchsetzen. Der versteht es meisterhaft, seine Mitarbeiter von der Geschäftsleitung fern zu halten. Eifersüchtig ist er darauf bedacht, dass in seiner Abteilung nichts geschieht, ohne dass es über seinen Schreibtisch läuft. Auf der Heimfahrt überlegt sich Daniel, ob er jemand von der Geschäftsleitung direkt informieren soll. Er verwirft den Gedanken wieder, denn ein Herr Lehner ist nicht zimperlich, schliesslich geht es um die Warnung seiner Interessen. Als Familienvater kann er sich nicht auf Spiele, alles oder nichts! einlassen, er muss die sichere Variante wählen.

      Regula betritt das Restaurant Pigal und schaut sich in der Gaststube um. An einem Tisch sitzen bereits Monica und Paul. Sie setzt sich zu ihnen. Bald treffen auch Silvia und Pascal ein. Gemeinsam wollen sie einen lustigen Abend verbringen. Die Führungstruppe des Technischen Büros ist heute zu einem Nachtessen eingeladen. Nach der ersten Frustration, dass man nicht ebenfalls eingeladen wurde, hat Silvia die Idee, selber einen gemütlichen Abend zu organisieren. So kommt es, dass sich die Fünf, ganz unüblich, am Freitagabend im Pigal treffen. Nach einer ersten Runde Kaffee, kommt man überein, den weiteren Verlauf des Abends, im Dancing Scharfer Egge in Rothrist zu verbringen.

      Mit Pauls Opel Ascona fährt nach Rothrist zum Scharfer Egge. Pascal sitzt hinten, zwischen Silvia und Monica und geniesst die engen Platzverhältnisse. Regula hat vorne neben Paul Platz genommen. Auch sie geniesst die Fahrt. Endlich ist sie einen kleinen Schritt weiter gekommen und sie ist entschlossen, den heutigen Abend zu nutzen, um Paul endlich besser kennen zulernen. Denn, seit Paul im Werk arbeitet, beobachtet sie ihn mit Interesse, doch Paul scheint es nicht zu bemerken, er hat mit seinem Auftrag im Lager viel zu tun und getraut sich nicht bei einem Schwatz, Zeit zu vertrödeln. Im Cafe City taucht er nie auf, obwohl er direkt darüber wohnt. Seit er dem Eishockeyclub beigetreten ist, trainiert er verbissen, denn er möchte unbedingt den Sprung in die erste Mannschaft schaffen. Sicher erlaubt ihm die finanzielle Situation auch keine grossen Sprünge. Den Opel Ascona hat er noch von seinem Vater, für seinen Studiumsabschluss, geschenkt bekommen. Seit er von zu Hause ausgezogen ist, unterstützen ihn die Eltern nicht mehr. Das ist schon alles, was Regula in den kurzen Gesprächen herausgefunden hat.

      Nun sitzt sie also neben Paul. So steigen bei Regula die Erwartungen für den heutigen Abend. Sie platziert ihre Beine so, dass Paul, wenn er in den fünften Gang schaltet, ihr Knie berührt. Regula hat sich verführerisch angezogen. Sie geniesst es, dass endlich wieder kurze Röcke getragen werden dürfen, für ihre Beine ist es die einzige richtige Kleidung.

      In Dancing Scharfer Egge bemühen sich die beiden Herren, dass ihre drei Damen nicht zu kurz kommen. Die Partner werden fleissig gewechselt und keiner der fünf getraut sich, einen der Partner zu bevorzugen.

      Das Hauptgesprächsthema ist natürlich die grosse Bestellung, welche die andere Hälfte des TBs heute feiern darf. Nach einer halbjährigen Auswahlphase hat die Geschäftsleitung entschieden, welcher Lieferant den Auftrag erhält. Der glückliche Maschinenlieferant hat ein Teil des TBs zu einem Nachtessen eingeladen. Die hier im Scharfer Egge versammelten Mitglieder des Technischen Büros haben nicht direkt mit Dino, wie die neue Anlage nun allgemein genannt wird, zu tun, sie bekommen jedoch viel von diesem Grossprojekt mit. Nun sind also die Würfel gefallen, ob die Geschäftsleitung richtig entschieden hat, können sie mit ihrem Informationsstand nicht beurteilen. Die beiden Offerten sind sehr ähnlich und am Ende hatte der Lieferant den Zuschlag erhalten, der schon die letzte Anlage geliefert hatte. Jedem der fünf Kleinen aus dem TB ist klar, dass viel Arbeit auf sie wartet. Welche Anlage nun beschafft wird, ist nun bestimmt. Was das jedoch für das restliche Werk bedeutet, wird sich erst allmählich herausstellen. Alles muss nun auf Dino angepasst werden. Bis zum definitiven Entscheid waren auch diese Nebenprojekte blockiert.

      Je länger der Abend dauert, umso grösser wird die Enttäuschung für Regula. Als Telefonistin weiss sie mehr über das Projekt Dino,


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