Es geschah in jener Nacht. Walter Brendel

Es geschah in jener Nacht - Walter Brendel


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ab dem 1. April 2011 wohnen Mutter und Sohn auf dem Hof und stellen noch im Laufe des Monats April bei der Berliner Volksbank einen Finanzierungsantrag zum Erwerb des „Goldnebelhofs“ zum obengenannten Preis.

      Im Kaufvertrag vom 17. Juni 2011 wird eine Kauf-preisfälligkeit zum 30. Juni 2011 vereinbart, was illusorisch ist, da die allein angefragte Berliner Volksbank den Kreditantrag noch nicht bearbeitet hat. Nachdem die späteren Angeklagten trotz Erinnerung der Verkäufer keinerlei Zahlung geleistet haben, treten diese am 22. August 2011 vom Kaufvertrag zurück und erklären die fristlose Kündigung des geschlossenen Pachtvertrages. Letztlich verliert Cornelia H. durch den fehlgeschlagenen Kauf des „Goldnebelhofs“ etwa sechsundsechzigtausend Euro.

      Aber es gibt merkwürdige Vorfälle. Der Kredit platzt, der alte Eigentümer geht auf Distanz, und der Kaufvertrag für den Hof muss rückabgewickelt werden. Robin muss im September 2011 ausziehen.

      Mutter und Sohn suchen nach einer neuen Variante, pachten nun ein großzügiges Anwesen in Friesack im Havelland.

      Zwischenzeitlich, am 10. August 2011, besteht Christin erfolgreich ihre Abschlussprüfung als Pferdewirtin und kauft sich ihr neues Auto vom Typ Toyota RAV 4.

      Doch der Gedanke und Wunsch für den eigenen Pferdehof von Robin und Cornelia H. bleibt.

      Am 1. Oktober 2011 pachtet Cornelia H. ein Anwesen in Wutzetz am Dorfring 1. Die Renovierung und der Hausputz werden durch die Familien Rexin und Daebel, die Schwester von Ralf Rexin, durchgeführt. Zweitausendfünfhundert Euro Pacht muss Cornelia H. monatlich zahlen. Eintausend Euro weniger als sie als Baufinanzberaterin verdient.

      Wieder alles umsonst? Das darf nicht sein. Ein Plan muss her. Und Christin. Am 16. Oktober 2011 zieht Christin von Lübars nach Wutzetz.

      Die angehende Schwiegermutter stellt die Freundin ihres Sohnes auf dem erworbenen Hof an und wird ihre Chefin, auch wenn sie Christin den vereinbarten Lohn und die nötigen Krankenkassenbeiträge oft schuldig bleibt.

      Sie organisieren, Christin arbeitet. Oft ist sie allein auf dem Gehöft. Sie sorgt für Ordnung, schippt Leitungsgräben, betreut die Tiere. Zeitweise stehen bis zu acht Fohlen und acht erwachsene Holsteiner-Pferde in den Boxen. Christin arbeitet ohne zu murren, denn sie liebt und vertraut Robin. Es geht ja um ihre Zukunft.

      Ein offenes Stromkabel, das im Stall unter Stroh versteckt liegt, löst einen Kurzschluss aus, als Christin dort sauber macht. Sie bleibt unverletzt.

      Christin liebt Robin, den Springreiter. Dass er hem-mungslos lügt, ahnt sie nicht. „Er kann taktisch mani-pulativ mit anderen umgehen“, so ein Auszug aus der Urteilsbegründung. Auf dem gepachteten Reiterhof denkt Christin, sie und Robin werden sich dort eine gemeinsame Zukunft aufbauen.

      Sie ahnt nicht, dass sie zur Zielscheibe, zum Mordopfer wird.

      „Die saßen hier am Tisch“, sagt Dr. Karl Ziegler, Reitstall-Besitzer und Internist mit Praxis in Berlin, „Mutter und Sohn H. und Christin, die mir als Robins Verlobte vorgestellt wurde.“

      Ziegler will das Gestüt nebenan verpachten, hat es bundesweit inseriert. Es besteht aus den Stallungen mit kleiner Wohnung für den Pferdeknecht, einer Scheune, zwei Reitplätzen, drei Hektar Weideland und einem Haus mit drei Wohnungen.

      Der Pachtvertrag ab Mitte Oktober soll über fünf Jahre laufen. Im gleichen Monat ist Christin im Auftrag von Robin und Cornelia H. eine Woche in Leck, um Pferde anzuschauen und zu filmen. Vermutlich ist es auch in dieser Woche, wo durch Mutter und Sohn der Mordplan entwickelt wird.

      Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklageschrift davon aus, dass Mutter und Sohn bereits im Oktober 2011 den Plan gefasst haben, das Leben von Christin hoch zu versichern, und die junge Frau dann zu töten.

      Doch es gibt viel Ungereimtes in Robins Leben. Sogar verheiratet ist er noch. Anfang November findet deshalb ein Gespräch in Lübars mit Christins Familie über die Ehe mit Sabrina S. statt.

      Mitte November ein weiteres Gespräch, wo es um Altlasten aus Nordrhein-Westfalen und um die eigentlichen Gründe für das Scheitern des Kaufes vom Goldnebelhof geht. Robin H. versteht es blendend, sich durch neue Lügen aus der Affäre zu ziehen.

      Am 24. November 2011 erfährt Christin, dass sie schwanger ist. Am nächsten Tag verlässt sie für zehn Tage das Anwesen in Wutzetz. Als Grund wird ange-geben, dass der Hof von der Landwirtschaftskammer und dem Veterinäramt überprüft wird.

      Des Weiteren solle ein Privatdetektiv zur Beobachtung des Hofes anwesend sein; vermutlich angeheuert von Tino und Matti (ehemalige Beschäftigte, d. A.) wegen des Arbeitsgerichtsprozesses gegen Cornelia H.

      Später stellt sich allerdings heraus, dass dies gelogen war. Der wahre Grund ist die Anwesenheit von Frau S., der angeblichen Ehefrau von Robin auf dem Hof in Wutzetz.

      Das Anwesen sollen Robin und Christin, die inzwi-schen ein Kind erwarten, einmal übernehmen und da-rauf ihre Zukunft aufbauen. Doch die Zukunft gibt es nicht.

      Christin erleidet eine Fehlgeburt und muss sich am 7. Dezember 2011 einer „Ausschabung“ unterziehen.

      Am 13.12.2011 kommt Christin mit zwei Doggen nach Lübars. Die Familie ist angehalten zu sagen, dass die Hunde ein Geschenk von Oma Margarete Rexin seien, falls Frau Cornelia Hinz nachfragt.

      Zunächst beziehen Robin und Christin mit ihren bei-den Doggen die Wohnung im Erdgeschoss. Die Dachwohnung ist das Domizil von Cornelia H. Im Keller ist das Büro der Firma „Gestüt im Havelland/ Brandenburgs Sportpferde“ untergebracht.

      Im Stall stehen zeitweise acht Fohlen und acht erwachsene Pferde, die beritten werden.

      Mutter Cornelia, die mal eine Versicherungsagentur betrieb, ist wochentags als Baufinanzberaterin in einer Bank in Mecklenburg-Vorpommern tätig und Robin ist ständig als Springreiter unterwegs. Das bedeutet, dass das gesamte Gestüt allein auf Christins Schultern liegt, die dafür von früh bis spät auf dem Hof schuftet.

      Am ersten Weihnachtsfeiertag findet dann die Weihnachtsfeier in Wutzetz mit der kompletten Familie von Christins Seite statt. Die Silvesternacht wird in Lübars gefeiert, mit der Anwesenheit von Christin und Robin.

      Überschattet wird aber alles schon durch das desolate Arbeits- und Versicherungsverhältnis von Christin als Angestellte bei Cornelia H., sie wird nämlich nie sozialversichert und – wie auch andere Angestellte – nur teilweise bezahlt. Sie alle erhalten lediglich Abschlagszahlungen, die das vereinbarte Gehalt nicht annähernd erreichen. Seit September gab es deswegen schon mehrere Gespräche über das Arbeitsverhältnis und die ausstehenden Lohnzahlungen zwischen Christin und Robin.

      Im Dezember 2011 trifft dann der Vollstreckungsbe-scheid der DAK über 2502,20 Euro Mitgliedsbeitrag vom 01.07.2011-31.10.2011 für die außenstehenden Beiträge aus Christins Arbeitsverhältnis in Lübars ein.

      Cornelia H. dazu: „Das kläre ich mit dem Steuerberater, wenn ich in Leck bin. Da ist etwas schiefgelaufen.“

      Anke Rexin machte der H. eindeutig klar, Christins Sozialbeiträge zu entrichten, damit Christin krankenversichert ist und die Kostenübernahme hinsichtlich der Fehlgeburt und Nachuntersuchungen erfolgt.

      Und auch am Jahresende treten die Probleme hinsichtlich des Arbeitsverhältnisses zwischen Cornelia H. und den Arbeitnehmern Tino und Matti auf. Diese bitten Christin, dass sie bei Robin und Cornelia H. nachfragen soll, wie es mit ihren Gehaltsabrechnungen und Lohnzahlungen aussieht.

      Cornelia H. dazu: „Das liegt alles beim Steuerberater und wird erledigt.“ Christin bekommt daraufhin eine Abschlagszahlung bar auf die Hand.

      Anfang 2012, bei einem Besuch von Christin und Robin in Lübars, kam das Gespräch zufällig auf den bevorstehenden Gerichtstermin, H. gegen Tino und Matti, beim Arbeitsgericht Neuruppin, zu sprechen. Robin fragt Anke Rexin noch, ob sie wisse, ob denn das Gericht in Neuruppin dafür auch zuständig sei. Anke Rexin spricht Robin dann persönlich auf Gehalt und Lohnabrechnungen für Christin an. Robin dazu: „Das macht alles Mama, die ist für Personal zuständig.“

      Doch das ist noch nicht alles.

      Januar


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