Die Aussenseiter und die Rache des Poltergeists. Nicole Fünfstück

Die Aussenseiter und die Rache des Poltergeists - Nicole Fünfstück


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das Thema und ich ging sofort darauf ein.

      »Es gibt ein neues Café-Restaurant, nur zwei Querstraßen von der Schule entfernt«, berichtete ich ihr. »Es heißt "La Cuisine" und ist himmlisch. Ich habe „Großmutters Linsensuppe“ gegessen.«

      >Und mit einem unglaublich gut aussehenden Typen geflirtet<, sagte die Wächterin und ich konnte sie regelrecht grinsen hören.

      »Wohl kaum«, entgegnete ich wortlos, konnte es aber nicht verhindern, dass mir beim Gedanken an X warm wurde.

      »Ich gehe davon aus, dass sie nur „Großmutters Linsensuppe“ hieß, aber nicht so lecker war, wie die deiner Oma«, sagte meine Mutter, die meinen inneren Austausch Gott sei Dank nicht mitbekommen hatte. Sie öffnete die Haustür und stieg die Treppen zu unserer Wohnung hinauf.

      »Das Verrückte ist, dass sie nicht nur so hieß, sondern auch wirklich so schmeckte«, erwiderte ich, während ich ihr folgte. »Beim nächsten Familientreffen werde ich Oma damit aufziehen. Von wegen altes Familienrezept.«

      Meine Mutter warf mir einen ungläubigen Blick zu. »Das kann ich kaum glauben.« Sie schloss die Wohnungstür auf.

      Wie erwartet schoss Kleine ins Treppenhaus. So etwas machte sie nur, wenn meine Mutter und ich gleichzeitig ankamen. Ich vermutete, dass ihre Freude dann so überschäumend war, dass sie sich nicht entscheiden konnte, wen sie zuerst begrüßen sollte.

      »Probiere die Suppe einfach irgendwann mal, dann weißt du, was ich meine«, schlug ich vor, während ich Kleine einfing und auf den Arm nahm. Sie schnurrte wie ein Rasenmäher.

      »Das sollte ich wohl tun, denn ganz ehrlich, ich glaube es dir nicht.« Meine Mutter zog ihre Winterstiefel aus und öffnete den Schrank, um ihre Jacke reinzuhängen. Kleine erkannte die Chance, den Schal erneut zu attackieren, und sprang von meinem Arm, doch meine Mutter schloss den Schrank, kurz bevor die Katze ihn erreicht hatte. »Vergiss es«, sagte sie und tätschelte Kleine liebevoll den Kopf. Dann ging sie Richtung Küche. »Hast du nach der Suppe überhaupt noch Hunger?«, hörte ich sie fragen.

      »Klar, es war ja nur ein Teller voll.« Ich hängte meine Jacke ebenfalls in den Schrank. Diesmal ohne Probleme, denn Kleine war meiner Mutter längst in die Küche gefolgt. Meine Boots stellte ich auf die Schuhbank unter der Heizung. Ich würde sie morgen eh wieder anziehen. Als ich in die Küche trat, saß Kleine neben der Kücheninsel und ließ meine Mutter nicht aus den Augen. Ich streichelte der Katze übers Köpfchen, gab ihr zu fressen und schaute meiner Mutter zu, die das Abendessen zubereitete.

      »Ich habe kein Problem damit, dass du Jo im Buchladen hilfst«, sagte sie nach einer Weile und reichte mir Teller und Besteck. »Meine Bedingungen ändern sich dadurch aber nicht: Du spielst wieder Tennis und deine Hausaufgaben sind vor dem Abendbrot fertig.«

      Ich nickte. »Das versteht sich von selbst!«

      Als wir am nächsten Tag ins Klassenzimmer kamen, winkte mich Michel zu sich. Überrascht und auf der Hut näherte ich mich ihm.

      »Wir akzeptieren«, sagte er ohne Einleitung. »Mit einer Kondition.« Seine Stimme wurde lauter. »Der Waffenstillstand für den Beckenrandschwimmer und den Hüftharry gilt nur bis zum Turnier. Wenn du gewinnst, bist du von der Liste, die beiden nicht.«

      »Damit kann ich leben«, sagte Noah, bevor ich etwas erwidern konnte.

      »Und ich bin eh nichts anderes gewohnt. Bis jetzt habe ich euch ja erfolgreich überlebt«, fügte Jo lässig hinzu. »Kein Grund zur Panik vorhanden.«

      Dr. Katzhausens Eintreten enthob Michel einer Erwiderung. Bevor unser Klassenlehrer sich setzte, sah er mich fragend an. Ich wurde rot, holte aber tief Luft und sagte: »Am Montag mache ich die Aufnahmeprüfung für das Tennisteam.«

      »Eine reine Formsache«, stellte Herr Dr. Katzhausen lächelnd fest und wandte sich dem Klassenbuch zu.

      »Von wegen!«, murmelte Ramona und warf mir einen finsteren Blick zu.

      Ich lächelte sie fröhlich an. Mir war klar, dass das Dreigestirn auch ohne Sylvia alles daran setzen würde, um zu verhindern, dass ich im Team aufgenommen wurde. Doch obwohl ich die Drei noch nicht hatte spielen sehen, war ich mir ziemlich sicher, dass sie chancenlos waren. Nach dem Unterricht holte Frau Dräxler Jo wie immer ab, um mit ihm zu Hause mittagzuessen, während Noah und ich uns auf den Weg zum "La Cuisine" machten.

      »Wenn das Essen heute genauso gut ist wie gestern, hat der Laden gute Chancen unser Stammlokal zu werden, oder wie siehst du das?« Ich sah Noah an.

      Er nickte. »Definitiv und es wird Zeit, dass Jo ihn kennenlernt.«

      >Dass das "La Cuisine" zu eurem Stammlokal werden könnte, liegt natürlich nur am Essen. Is klar<, sagte die Wächterin und ich konnte sie förmlich grinsen hören.

      Ich ignorierte sie, stellte aber zu meinem Unwillen fest, dass mein Herzschlag mit jedem Schritt, den wir uns dem Café näherten, schneller wurde. Als wir schließlich eintraten, sah ich, dass es bei Weitem nicht so voll war wie am Vortag. Mein Blick wanderte zum Verkaufstresen. Ein Mädchen stand dahinter und nahm die Bestellungen entgegen, von X war nichts zu sehen.

      »Er hat wohl seinen freien Tag«, sagte Noah, der meinem Blick gefolgt sein musste.

      »Das soll in den besten Familien vorkommen«, entgegnete ich.

      >Schade!<, murmelte die Wächterin und insgeheim musste ich ihr recht geben.

      Nach einem ebenso leckeren Mittagessen wie am Vortag machten wir uns auf den Weg zu Mathilde. Als wir in den Buchladen traten, saß sie wie gewohnt auf ihrem Platz am Empfangstresen und las. Jo stand in ihrer Nähe und las den Klappentext eines dicken Buches.

      Er sah auf, als das Glöckchen bimmelte. »Da seid ihr ja.« Es klang vorwurfsvoll.

      »Hallo, ihr zwei«, sagte Mathilde gut gelaunt und nahm die Schlüssel zum Raum der Bücher aus der Schublade. »Heute ist ja der ungeplante Tag, also fällt Bücher sortieren aus und ihr könnt gleich loslegen.«

      »Hallo, Mathilde«, sagten wir im Chor und ich fügte hinzu: »Je nachdem wie schnell wir im Raum fertig werden, sollten wir danach vielleicht doch noch ein bisschen sortieren, denn wir müssen morgen Sylvia im Krankenhaus besuchen. Sie hatte einen Unfall und etwas sagt mir, dass sie nicht nur einfach gestolpert ist.«

      Mathilde sah mich nachdenklich an. »Das Büchersortieren läuft euch ja nicht weg. Es gibt Dinge, die wichtiger sind. Was nicht heißt«, fügte sie mit einem strengen Blick auf Jo hinzu, »dass du jetzt überhaupt nicht mehr sortieren musst. Ich habe nicht vor, deine Mutter zu belügen!«

      »Und ich habe nichts anderes erwartet«, sagte Jo, strahlte sie an und stellte das Buch weg.

      Mathilde lächelte und kam hinter dem Tresen hervor. »Dann los.« Sie machte sich auf den Weg zum Raum der Bücher und wir folgten ihr.

      Diesmal war mir der Weg vertraut und plötzlich wusste ich, dass ich den Raum jetzt jederzeit wiederfinden würde, egal, wohin er sich das nächste Mal verkrümelte. Es war, als würde mich etwas am Bauchnabel in eine bestimmte Richtung ziehen.

      >Erfreulich zu bemerken, dass deine Fähigkeiten doch ab und an zunehmen<, ließ sich die Wächterin vernehmen.

      Als wir im Raum waren, suchten Jo und Noah die Zutaten zusammen, die ich für den Durchsichtigkeitstrank brauchte, während ich die Bewegung einstudierte, die ich mit dem Ritualmesser ausführen musste. Sie war recht einfach und nach ein paar Versuchen hatte ich sie drauf. Auch das Brauen des Trankes war nicht besonders kompliziert. Die einzige Schwierigkeit war, dass die Flüssigkeit jedes Mal exakt die gleiche Temperatur haben musste, wenn eine weitere Zutat hinzugefügt wurde, aber schließlich nahm der Trank die im Buch beschriebene neongrüne Farbe an und wurde dann schwarz. Ich schöpfte die vorgeschriebene Menge, mit dem dafür vorgesehenen silbernen Löffel in eine kleine Glasflasche und stellte sie auf den Tisch. Im Buch stand, dass der Trank farblos wurde, sobald es Zeit war, ihn zu trinken. Das Haarige war, dass ich nur 30 Sekunden hatte, bevor der Trank


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