der Schatz im Acker. Hermann Brünjes

der Schatz im Acker - Hermann Brünjes


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ersten Lächeln gewonnen. Sie bittet mich in die Halle. Wären da nicht sie und das Kinderlachen im Hintergrund, mir wäre kühl und unwohl zumute. Das alte Haus, die Einrichtung mit antiken Möbeln, die Lilientapete und der etwas modrige Geruch wirken auf mich nicht gerade einladend. Außerdem setzt sich der schmuddelige und ungepflegte Eindruck vom Außenbereich des Hauses hier drinnen fort. Die Fliesendiele wurde jedenfalls lange nicht mehr geschrubbt. Vermutlich mangelt es an Personal, vielleicht sind aber auch die Wahrnehmungen verschieden, denke ich.

      Eine der dunklen Eichentüren im hinteren Bereich öffnet sich. Fabian von Heimfeld strahlt mich an.

      »Herr Jahnke, auf Sie ist Verlass! Genau deshalb habe ich mich ja an Sie gewandt.«

      In den eigenen vier Wänden tritt der Jungbauer deutlich selbstsicherer auf als auf fremdem Terrain. Hier trägt er Jeans, Poloshirt und eine dunkelgrüne Fleecejacke.

      »Kommen Sie doch in mein Büro. Rebecca, kannst du uns einen Tee bringen? Oder lieber Kaffee?«

      »Nein, Tee ist okay. Danke.«

      Wir setzen uns in seinem Büro auf Ikea-Sessel, die um einen Ikea-Couchtisch herum gruppiert sind. Billyregale mit Krimis und Literatur zu landwirtschaftlichen Themen, ein Ikea-Schreibtisch, eine Ikea-Lampe und vermutlich auch ein bunter Teppich aus dem schwedischen Möbelhaus zieren den recht großen Raum. Über Geschmack kann man streiten. Oder nicht? Irgendwie stimmt beides. Das Büro des jungen Landwirts bildet ein deutliches Kontrastprogramm zur alt-ehrwürdigen Halle. Es riecht sogar anders, frischer und nach nordischem Holz. An der Wand hängen zwei landwirtschaftliche Diplome. Die Rahmen sind vermutlich auch von Ikea.

      Rebecca kommt mit dem Tee. Ich hatte vermutet, klobige Ikeabecher zu bekommen, habe mich jedoch geirrt.

      Ein friesisches Service bringt frische Farben in den Raum, blau und rot, und strömt ein bisschen von dem aus, was ich mit »adelig« verbinde.

      »Sorry, mich würde ja echt interessieren, was Sie uns raten. Aber ich muss mich um die Kinder kümmern.«

      Rebecca geht wieder.

      Daran erinnert, dass wir uns nicht zum Smalltalk treffen, rührt Fabian zuerst drei Stücke Zucker in seinen Tee und eröffnet dann das Gespräch.

      »Ich habe ja gestern schon angedeutet, worum es geht.«

      Ich stimme ihm zu: »Sie haben gesagt, dass Sie zwei Säcke mit Gold gefunden haben, die wieder weg sind und dass Sie ein Idiot sind.«

      Er lacht etwas verschämt.

      »Da habe ich vermutlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bin ein Idiot.«

      Ich sage nichts, sondern warte, dass er mir seine Geschichte erzählt. Er nickt und legt los.

      »Okay, also erzähle ich es mal von Beginn an. Es begann alles am 14. September, also vor inzwischen knapp drei Wochen. Ich habe oben am Acker hinter dem Pastorenhaus eine alte Buche gefällt. Der Baum war morsch, ist beim letzten Gewitter vom Blitz getroffen worden und war auseinandergebrochen. Mit Hilfe des Treckers, einer Kette und der Motorsäge habe ich Äste und Stamm zerteilt und als Feuerholz beiseitegelegt. So weit, so gut.«

      Ich unterbreche ihn nicht, schaue ihn nur an. Das irritiert ihn offenbar und er nimmt erst einmal einen Schluck Tee.

      »Dann habe ich mich an die Wurzel gemacht. Die Buche stand nicht unmittelbar am Waldrand, sondern im Bereich des Ackers. Wir hatten sie bisher stehenlassen, da es ein extrem alter und schöner Baum war. Nun aber musste auch ihr Stubben weichen, damit er uns nicht bei der Arbeit entlang des Feldrandes behindert. Ja, und da ist es passiert.«

      Er sieht mich an als warte er auf mein »Was?«. Als das nicht kommt, berichtet er weiter.

      »Beim Befestigen der Kette am Wurzelwerk stoße ich auf so etwas wie Plastik oder auch Gummi. Ich wundere mich, derartiges Material unter einer vielleicht hundertjährigen Buche zu finden. Ich buddle weiter und am Ende ziehe ich zuerst ein und dann ein zweites Paket aus einem Loch zwischen den Wurzeln. Sie glauben gar nicht, wie meine Pumpe ging. Adrenalin pur, sage ich Ihnen. Meine Aufregung und Euphorie wurde nur noch getoppt, als ich das erste Paket oder nein, es war eher ein zusammengeschnürter Sack, öffnete.«

      Er fummelt an seinem Handy herum.

      »Hier ist es. Genauso sah es aus.«

      Das etwas unscharfe Foto auf dem Display zeigt einen fast schwarzen Behälter mit einer Art Klappe. Wenn es ein Sack ist, dann ein kleiner, etwa dreißig Zentimeter hoch, zwanzig breit und zehn tief. Unter der geöffneten Klappe schimmert es golden. Ich erkenne mir fremde alte Münzen und ein oder zwei kleine Goldbarren.

      Der Jungbauer hat den Reporter im Netz ...

      »Zu Hause habe ich das Gold dann ausgepackt. Natürlich heimlich. Selbst meiner Frau habe ich es erst nicht gezeigt. Von Beginn an hatte ich Angst, mit dem Gold erwischt zu werden.«

      »Aber Sie haben es doch auf Ihrem eigenen Grund und Boden gefunden!«

      »Trotzdem. Jeder Grundbesitzer weiß, dass solche Schätze meldepflichtig sind. Am Ende kriegt man einen Finderlohn und das war’s dann.«

      Da hat er sich richtig informiert. Ich habe heute Morgen bei meiner Recherche gelesen, dass nach altem Hadrianischen Recht der Landbesitzer und Finder sich den Schatz teilen, sofern der Eigentümer der Wertsache nicht zu ermitteln ist. Die Rechtsprechung in den meisten Bundesländern ist heute allerdings anders: Der Staat bekommt den Schatz und der Finder einen Finderlohn. Im Falle des Goldfundes in Oedeme hat der Sondengänger Florian Bautsch 2.500 Euro bekommen, also nur einen Bruchteil des materiellen Wertes.

      Wer solche Schätze nicht meldet, muss mit erheblichen Strafen wegen Raubgrabung, Unterschlagung und womöglich Hehlerei rechnen.

      Ich habe mein Gegenüber also durchschaut.

      »Sie wollten sich jedoch nicht mit einem schnöden Finderlohn abspeisen lassen.«

      Er bekommt einen roten Kopf und antwortet verlegen.

      »Sie haben recht. Das war dumm. Ich dachte, vielleicht könnte ich auf diese Weise unseren Hof sanieren. Die neue Halle und zwei Maschinen haben ein tiefes Loch in die Kasse gerissen und extrem belastende Schulden hinterlassen. Die Preise unserer Erzeugnisse sind am Boden. Da nützt uns unser Adelstitel auch nichts mehr. Wir müssen uns auf dem Markt behaupten, wie alle anderen auch.«

      »Deshalb haben die Säcke also mitgenommen.«

      »Ja. Ich habe sie hier auf dem Tisch ausgeschüttet und mir den Schatz angesehen.«

      Wieder blättert er in seinem digitalen Fotoarchiv. Das Bild, das er dann zeigt, lässt das Ausmaß des Fundes erahnen. Münzen, etwas Goldschmuck und kleine Goldbarren lagen da auf dem Tischchen. So wertvoll war ein Ikea-Tisch noch nie!

      »562 Goldmünzen aus verschiedenen Ländern, zwölf Goldringe, drei Armbänder und sieben Goldbarren waren in den beiden Behältern. Ich habe sie gezählt und gewogen. Alles in allem wog das Gold knapp vier Kilo.«

      Wir schweigen.

      Ich bin sicher, er kennt den reinen Goldwert des Schatzes. Eben deshalb hat er ihn ja nicht sofort abgegeben. Ich nehme mein Handy zur Hand und gebe »Goldpreis« ein. Das Ergebnis habe ich ähnlich erwartet. Ein Kilo kostet heute knapp fünfzigtausend Euro. In den Säcken war das Vierfache.

      »Und warum sind Sie ein Idiot? Weil Sie den Schatz nicht abgegeben haben?«

      Fabian seufzt. Selbstmitleid klingt durch seine Stimme.

      »Im Gegenteil. Ich bin ein Idiot, weil ich ihn abgegeben habe und vor allem, wem ich ihn gab.«

      »Das erklären Sie jetzt sicher.«

      »Ja, auch wenn es extrem peinlich für mich ist. Drei Tage nach dem Fund, also am Freitag den Siebzehnten, habe ich die Säcke in einen kleinen roten Blechkoffer gepackt und bin zum Bürgerbüro in die Gemeindeverwaltung gefahren.«

      »Warum dorthin und nicht zum archäologischen Amt?«

      »Gute


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