Imke, Träume - Tränen - Meistercup. Corinna Behrens

Imke, Träume - Tränen - Meistercup - Corinna Behrens


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verwandelt, der gleichzeitig die Meisterschaft bedeutet hatte.

      »Dachtet ihr, dass ihr nach dieser Meisterschaft bereits am Ziel seid? Uns fehlt die Leichtigkeit, die Spielfreude und die Einstellung der Vorsaison!« Einen Moment schwieg Hannah. Sie strich mit der Hand über die schulterlangen dunkelblonden Haare.

      »Versteht mich nicht falsch«, fuhr sie fort. »Für mich ist eine Tabelle unwichtig. Für mich zählt nur, wie viel Freude und Leidenschaft ich in euch wecken kann und wie ihr euch weiterentwickelt. Wenn ihr auf den Platz geht und bereit seid, alles zu geben, bin ich zufrieden. Mir ist das Ergebnis egal. Aber so bringt mir das Ganze wenig Spaß!«

      Die Mädchen starrten ihre Trainerin betroffen an.

      »Haben wir, sind wir … haben wir dich so enttäuscht?«, stammelte Karin.

      »Ich denke, ihr habt euch vor allem selbst enttäuscht.« Hannah sah in die Gesichter ihrer Mädchen. »Die Rückrunde liegt vor uns. Ich hoffe, ihr besinnt euch!«

      »Warum hast du uns nicht eher kritisiert?«, fragte Tanja.

      »Genau«, schloss sich Tina an. »Vielleicht hätten wir den einen oder anderen Punkt mehr geholt.«

      Hannah lächelte ihre Mädchen an. »Ich bin eure Trainerin und will euch etwas beibringen. Ihr seid freiwillig bei mir. Wenn ihr zum Training kommt, gehe ich davon aus, dass ihr lernen wollt. Wenn ihr zum Spiel fahrt, gehe ich davon aus, dass ihr gewinnen wollt! Ich zwinge euch doch zu nichts. Entweder ich erreiche euch noch mit meiner Art oder wir werden uns trennen müssen!«

      Imkes Herzschlag setzte einen Moment aus. Hannah nicht mehr ihre Trainerin? Undenkbar!

      Sechzehn Augenpaare sahen Hannah flehend an. Die Trainerin atmete tief durch und hob die Schultern. »Ich hasse es, so mit euch zu reden.«

      Sie griff in ihre Hosentasche und wedelte mit einem Zettel.

      »Was ist das?«, fragte Tina.

      »Das ist der Grund meiner Ansprache!« Hannah zwinkerte den Mädchen zu.

      »Etwa ein blauer Brief, weil unsere Versetzung in die nächste Saison gefährdet ist?« Dani, die hochgeschossene Verteidigerin, grinste in die Runde.

      »Nahe dran«, meinte Hannah.

      »Quatsch, oder?«, fragte Karin. »So schlecht sind wir doch auch wieder nicht.«

      Die Trainerin faltete den Zettel auseinander und las ihn laut vor:

      »Liebe Sportkameradin Barowski -«

      »Wer ist das denn?«, fragte Laura, die erst vor sechs Wochen zum SV Winkelbach gestoßen war.

      »Mensch, das ist Hannah«, riefen einige Spielerinnen.

      »Woher soll ich das wissen, ich kenne Hannah nur als Hannah.«

      Die Trainerin fuhr lächelnd fort: »Die C-Juniorinnenmannschaft des SV Winkelbach hat sich um die Teilnahme am Meistercup-Pfingstturnier beworben.« Sie ließ den Zettel sinken. »Ihr könnt euch erinnern, dass wir darüber gesprochen haben?«

      »Na klar«, rief Karin. »Dieses große Turnier bei Hamburg. Wir werden dort übernachten.«

      Sofort erhob sich wieder Stimmengewirr.

      Hannah räusperte sich und sofort war es still.

      »Ja. Auf jeden Fall gab es sehr viele Anmeldungen und im Losverfahren wurde auch der SV Winkelbach gezogen.«

      »Cool«, rief Imke. »Das wird eine super Abschlussfahrt!«

      »Ja, und ihr werdet gleich noch mehr begeistert sein.« Hannah schmunzelte. Sie hob den Zettel und las weiter: »Wie der Ausschreibung zu entnehmen war, gibt es lohnenswerte Preise für alle teilnehmenden Teams. Die Siegerinnen des Turniers werden ein Highlight erleben. Gemeinsam mit der Frauennationalmannschaft werden sie ein Wochenende im Sporthotel Achenberge verbringen und eine Trainingseinheit mit ihnen absolvieren.«

      Hannah sah vom Zettel auf und fragte: »Na, was sagt ihr dazu?«

      Einen Moment herrschte ungläubiges Schweigen. Dann schrien alle durcheinander.

      »Boooah, der Hammer!« Lydia ballte die Faust.

      »Das wäre der absolute Wahnsinn«, rief Tanja.

      »Ein Traum!« Karin grinste über das ganze Gesicht. »Wir sehen die sonst nur im Fernsehen!«

      »Irre, von denen lernen wir bestimmt ein paar Tricks«, jubelte Dani.

      »Genial!« Imke sah sich bereits mit ihren großen Idolen auf dem Platz stehen.

      »Ich werde verrückt!« Tina hüpfte von einem Bein aufs andere. Vielleicht würde sie ja ein extra Torwart-Training bekommen.

      »Beruhigt euch, Mädels!«, rief Hannah. »Wir haben noch nicht zugesagt!«

      »Wir müssen dahin!«, flehte Tina. »Bitte, bitte, bitte!«

      »Tja, aber dann müssen wir uns steigern. In der jetzigen Verfassung brauchen wir uns da nicht blicken lassen.« Bärbel faltete den Brief und steckte ihn in die Hosentasche.

      »Wir reißen uns zusammen.« Karin stemmte die Hände in die Hüften.

      »Ihr müsst das entscheiden! Natürlich würde ich auch gerne der Bundestrainerin beim Training über die Schulter blicken. Das wäre in der Tat ein Traum!«

      »Du sagst doch immer, wir sollen unsere Träume leben!« Imke sah ihre Trainerin fest an. »Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder auf unsere Stärken besinnen. Wir wollen zum Turnier und die Chance nutzen, aber«, Imke schluckte, bevor sie leise weitersprach, »vor allem wollen wir dich nicht als Trainerin verlieren!«

      Die anderen Mädchen nickten zustimmend.

      »Okay«, antwortete Hannah. »Ich sage zu und ihr fragt eure Eltern, ob ihr mitfahren dürft. Der Ausflug kostet ja auch was. Wir hätten noch acht Wochen Zeit, um in Form zu kommen!«

      Die Mädchen jubelten und umarmten sich.

      Nur eine Spielerin hielt sich zurück. Wie sollte sie nur das Geld für die Fahrt zusammenbekommen?

      

       Getrennte Wege

      Die meisten Winkelbacher Spielerinnen besuchten dieselbe Schule. Auf dem Pausenhof gab es nur ein Thema: das Pfingstturnier – und der Traum vom gemeinsamen Training mit den Nationalspielerinnen.

      »Mädels«, mahnte Karin, die immer einen kühlen Kopf bewahrte. »Wir müssen das Turnier erst gewinnen!«

      »Ach, du.« Tanja winkte ab. »Lass uns doch ein bisschen träumen. Außerdem muss man uns erst besiegen.«

      »Na ja, das war in der letzten Zeit nicht so schwer«, sagte Imke. »Wir sollten schnell wieder auf die Erfolgsspur kommen.«

      »Tina, was meinst du?«, fragte Karin die Torhüterin, die schweigend dabeisaß und vor sich hinstarrte. Sie hob den Kopf. Ihre sonst so strahlenden Augen sahen glanzlos aus. »Was ist?«

      »Was ist deine Meinung zum Meistercup? Packen wir das?«

      Tina hob die Schultern und stand auf. »Mir egal.«

      Ihre Mitspielerinnen sahen sich erstaunt an.

      »Was ist los?«, fragte Imke. »Bist du sauer?«

      »Nein«, brummte Tina. »Lasst mich einfach in Ruhe.«

      Langsam drehte sie sich um und schlenderte davon.

      »Mann, hat die eine super Laune.« Lydia schüttelte den Kopf.

      Nachdenklich sah Imke ihrer Freundin hinterher.

      Tina blieb schweigsam und in sich gekehrt.

      »Hast du Lust, dass wir uns später treffen?«, fragte Imke sie nach der Schule. »Wir könnten gemeinsam lernen oder später Fahrrad


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