Right in your heart. Isabella Kniest

Right in your heart - Isabella Kniest


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bist wahnsinnig leicht. Und dein Gleichgewichtssinn scheint sehr ausgeprägt.«

      »Lass mich wieder runter.« Evina hörte sich äußerst verschüchtert an.

      Dann hatte er sie doch überrumpelt!

      Meine Fresse!

      Da zeugte ihre Reaktion aber von verdammt guter Selbstbeherrschung!

      »Mit den Beinen voraus, in Ordnung?«

      »Ja.«

      Bedächtig setzte er sie zurück ins Wasser – und sie? Sie begann unvermittelt zu lachen – bekam sich nicht mehr in den Griff.

      »Was ist jetzt los?«

      »Das war –« Sie hielt sich die Hand vor den Mund, kicherte, wieherte, prustete. »Einfach komplett irre.«

      »Wieso?« Ihr herzhaftes Lachen entlockte ihm selbst ein Kichern. »Weshalb ist das witzig?«

      »Das hat mich an Dirty Dancing erinnert.« Ein weiterer Lachanfall unterbrach sie. »Dabei habe ich den Film nie gesehen.«

      »Woher willst du dann wissen, ob diese Hebefigur wie in dem Film ausgefallen ist?«

      Er musste zugeben, er hatte sich den Schinken ebenso wenig gegeben. Schließlich verabscheute er alles, was mit Tanzen in Verbindung gebracht werden konnte. Liebesschnulzen standen ähnlich tief im Kurs … und dann sollte er sich einen Tanzfilm mit einer Lovestory ansehen?

      Nein. Danke!

      »Na, dieses bescheuerte Hochheben«, erklärte sie. »Das wird in einer jeden Programmvorschau gezeigt. Und ebenso oft wird der Umriss dieser Szene als Titelcover verwendet.«

      Jetzt verstand er. »Natürlich … klar.«

      Sie warf sich ihm um den Hals, und er hätte beinahe wieder die Balance verloren.

      Um Evina in ihre tiefgründigen, hypnotisierenden Augen blicken zu können, drückte er sie ein wenig von sich weg. »Dein Lachen ist ansteckend.«

      Sie zog die Brauen hoch. »Dabei hast du gar nicht richtig gelacht.«

      »Nun.« Theo fuhr ihr durchs Haar. »Normalerweise bringt mich niemand schnell zum Lachen. Insbesondere nicht Quatsch veranstaltende Frauen.« Ehe Evina zu einem Protest ansetzen konnte, fügte er schnell hinzu: »Du weißt, ich bin ein Macho.«

      »Ein softer Macho«, vervollständigte sie glucksend.

      Theo nahm ihre Hand in seine. »Schwimmen wir etwas weiter hinaus, oder sollen wir lieber spazieren?«

      »Wie wäre es mit einem Wettschwimmen? Wer zuerst bei den Bungalows eintrifft?«

      Er drehte sich zu den rundlichen an die dreihundert Meter entfernten Häuschen. »In Ordnung. Allerdings weiß ich nicht, ob wir schnell genug sind, um vor der Ebbe anzukommen.«

      »Probieren wir es. Sonst können wir den Rest immer noch laufend zurücklegen.«

      »Gute Idee.«

      Und damit ging’s los.

      Evina zischte ab wie eine Rakete. Sie kraulte, als ging es um ihr Leben. Dies wiederum fachte seinen ausgeprägten Ehrgeiz massiv an.

      Eine Frau würde ihn unter keinen Umständen schlagen! Vor allem nicht in seiner Spitzendisziplin.

      Er spannte seine Muskulatur an, steckte sämtliche Kraft in eine jede Armbewegung, fokussierte sich alleine auf die zwischen ihm und den Wasserbungalows liegende Distanz.

      Atmung, Bewegung, Puls – er fühlte sich eins mit dem Meer, eins mit sich und der Umgebung.

      Langsam aber sicher holte er Evina ein.

      …

      Sonnenuntergänge nach einem Gewitter … Mamas Fürsorge … die harte Ausbildung … Sehnsucht nach Liebe …

      Diese eigenartige Empfindung entwickelte sich. Sie dehnte sich aus, füllte sämtliche Tiefen und Untiefen seiner Seele.

      Nach wie vor misslang es ihm, sie zu benennen oder einzuordnen. Lediglich eines wusste er mit Sicherheit: Ausschließlich durch Evina entstand sie.

      Theo versuchte, sie näher zu bestimmen – konzentrierte sich auf sein Innerstes, erspürte eine jede winzige Veränderung dieser zusehends anwachsenden schleierhaften Emotion. Sein Blick schweifte zu Evina und die nach wie vor beträchtliche Distanz zwischen ihnen.

      Allmählich nahm die Emotion Konturen an – sie veränderte sich, verstärkte sich, festigte sich, wurde vertrauter …

      Er hatte sie bereits gespürt. Vor einer halben Ewigkeit …

      Der raue an seinen Knien schürfende Sand war es, welcher ihn aus den Überlegungen riss.

      Scheiße.

      Gar nicht gut.

      Die nächste automatische Armbewegung nach vorn war ihm nicht mehr abzustoppen möglich – und damit rammte er die Hand in den Meeresboden.

      Fluchend kniete er sich nieder.

      Wo war er andauernd mit seinen Gedanken?

      Derart abgelenkt war er nie gewesen … nicht einmal in seinen Kindheitstagen!

      »Verfluchte Scheiße!«, hörte er Evina toben. »Bescheuerte Ebbe!«

      Er wandte sich ihrer im niedrigen Wasser hochstemmenden und mit den Armen gestikulierenden Gestalt zu.

      Es war zum Brüllen!

      Ihr Bikini und Oberkörper waren von oben bis unten mit Sand verdreckt, selbst in ihrem Gesicht fand sich etwas von den weißen Körnern wider.

      Hatte sie etwa mit dem Gesicht gebremst?

      Er fing zu lachen an – und sie besah ihn giftig.

      »Das ist nicht witzig!« Wutendbrand stapfte sie auf ihn zu. »Du siehst auch nicht eben besser aus!«

      Er schaute auf sich herab. »Nun, wenigstens sind meine Shorts nicht voller Sand.«

      »Dafür deine Haare.«

      »Wie soll das gehen? Ich habe nicht mit dem Kopf gebremst – wie du.«

      Evina bespritzte ihn mit Wasser. »Wie es aussieht, hast du dafür lieber dein Ohr benutzt.«

      Was?!

      Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, berührte seine Ohren.

      Tatsächlich. Auf der rechten Seite spürte er etwas Raues.

      »Siehst du?«

      Etwas Sand vom Meeresboden ergreifend erhob er sich. »Hast recht gehabt.« Dies ausgesprochen, packte er sie und schmierte ihr den Sand in die Haare.

      »Hey! Spinnst du?!«

      Etwas Abstand zwischen einer fuchsteufelswilden Evina und ihn gebracht, musterte er sie eindringlich. »Jetzt passt du wenigstens wieder zu mir.«

      Unvorstellbar schnell – und mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen – trat sie zu ihm und hakte ihre Beine zwischen seine. Zu guter Letzt verpasste sie ihm einen Stoß – und er landete im knietiefen Wasser.

      Breit grinsend setzte sie sich auf seinen Bauch. »Jetzt sind wir gleich.«

      Theo legte seine Arme um ihre Hüften. »Du gibst nicht nach, oder?«

      »Kein bisschen.«

      »Umso besser.«

      Sie kicherte. »Dann wird es nicht langweilig, oder?«

      »Ganz genau.«

      »Ich schlage vor, wir duschen uns erst einmal und führen den Spaziergang im Anschluss daran fort. Der Sand reibt nämlich an Stellen, an denen er nichts verloren hat.«

      Theo musste lachen. »Mir geht’s ähnlich.«

      »Dann komm.«

      Sie


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